Ralf Brauksiepe hat ein schönes Amt. Er ist Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten. Nach § 140h SGB V liegen seine Aufgaben u.a. darin, auf eine gute Beratung und Information der Patient/innen zu achten:

„Aufgabe der beauftragten Person ist es, darauf hinzuwirken, dass die Belange von Patientinnen und Patienten besonders hinsichtlich ihrer Rechte auf umfassende und unabhängige Beratung und objektive Information durch Leistungserbringer, Kostenträger und Behörden im Gesundheitswesen und auf die Beteiligung bei Fragen der Sicherstellung der medizinischen Versorgung berücksichtigt werden.“

Manchmal kann das zur intellektuellen Herausforderung werden, z.B. wenn Patientenvereine, die Lobbyarbeit machen, ein Jubiläum feiern und man ein Grußwort liefern soll. Der Verein „Hahnemannia“, ein Verein zur Förderung der Homöopathie, also ein Lobbyverein, ist im Frühjahr 150 Jahre alt geworden. In einem Grußwort schreibt Brauksiepe:

„Die vielfältigen Seminare und Vorträge über Homöopathie (…) dienen der Information und tragen so zu einer höheren Gesundheitskompetenz in der breiten Bevölkerung bei.“

Die Formulierung findet sich übrigens fast wortgleich in einem Hinweis von Homöopathie-Online auf das Jubiläum wieder, wer immer da von wem abgeschrieben hat.

Hahnemannia_150

Scan: https://www.homoeopathie-online.info/hahnemannia-feiert-150-jaehriges-jubilaeum, Abruf 8.9.2018

Glaubt Brauksiepe wirklich, dass ein Lobbyverein geeignet ist, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu verbessern? Traut er ihm am Ende gar eine „umfassende und unabhängige Beratung und objektive Information“ über Homöopathie zu? Bleibt zu hoffen, dass Herr Brauksiepe nicht demnächst irgendwelchen Zirkeln zur Förderung von MMS oder zur Geistheilung für deren Seminare und Vorträge dankt.

Aus dem Umfeld des Netzwerks Homöopathie hat man ihm heute einen offenen Brief geschrieben, der durchaus geeignet sein könnte, seine Gesundheitskompetenz im Sinne eines kritischen Umgangs mit Lobbyinteressen zu verbessern.

Kommentare (3)

  1. #1 RPGNo1
    8. September 2018

    Laut Wikipedia “absolvierte Brauksiepe ein Studium der Wirtschaftswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum, welches er 1990 als Diplom-Ökonom beendete.”

    Der Herr Diplom-Ökonom tut nur das, was er gelernt hat. Homöopathie ist ein wichtiger ökonomischer Faktor in Deutschland, sonst würde die DHU nicht Geld in ihre aktuelle Social Media Kampagne investieren oder eine Apothekerin würde nicht massiv von Kollegen/Kolleginnen attackiert, weil sie homöopathische Artikel verbannt hat.

    Zudem ist er erst seit dem 11.04. Patientenbeauftragter, also knapp seit 5 Monaten. Da hat er halt noch nicht den richtigen Überblick, was so sein Job ist.

    *Ironie off*

  2. #2 ChemDoc
    8. September 2018

    Hoffen wir mal, dass Herr Brauksiepe nach all seinen Studienjahren noch eine Rest-Lernfähigkeit übrig behalten hat.
    Falls ja, dann möge er mal mit dem Lernen anfangen.

  3. #3 Joseph Kuhn
    1. November 2018

    Und schon vorbei:

    Das Deutsche Ärzteblatt meldet heute, dass Brauksiepe das Amt des Patientenbeauftragten schon wieder aufgibt und in die Immobilienwirtschaft wechselt. Eine ehrliche Entscheidung.

    Er firmiert bei vivawest schon als Mitglied der Geschäftsführung. Aufsichtsratschef ist Helmut Linssen, früher mal NRW-Finanzminister und danach CDU-Schatzmeister, im Zusammenhang mit Steueroasen-Geschäften zurückgetreten.