Die AfD hat heute in Dachau eine Wahlkampfveranstaltung mit Frau v. Storch durchgeführt. Gesehen hat man die AfD-Leute aber nicht. Vor dem Veranstaltungsraum, der, wie es heißt, bis zu 150 Personen fassen könnte, haben sich etwa 2000 Gegendemonstranten versammelt, ein Querschnitt der Bevölkerung, darunter auch der CSU-Landrat Stefan Löwl und der SPD-Oberbürgermeister Florian Hartmann. Ernst Grube, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, hat in einer kurzen Rede die Verantwortung der Politik im Umgang mit Hass und Ausgrenzung betont. In Dachau wurde das erste KZ der Nazis eingerichtet, es bestand vom 22.3.1933 bis zum 29.4.1945. Es war kein Vernichtungslager, aber die Zahl der Toten wird trotzdem auf ca. 40.000 geschätzt.

Ein Auszug aus der Rede v. Storchs kursiert schon im Netz. Es geht darin vor allem um das Bezweifeln des menschengemachten Klimawandels. Vorher sprach sie über Antisemitismus – ein heikles Thema für die AfD in Dachau, zumal, wenn draußen vor der Tür mit Ernst Grube ein Opfer ihrer NS-Verwandten spricht. Dass Frau v. Storch die Toten von Dachau als Mahnung gegen Hass und Ausgrenzung versteht, muss man wohl nicht annehmen – für die AfD-Spitze ist so etwas ja bestenfalls ein Vogelschiss. Solche Leute kennen keine politische Verantwortung, sie dürfen auch keine mehr erhalten.

Kommentare (28)

  1. #1 RPGNo1
    9. September 2018

    Ich habe Dachau wähernd einer Klassenfahrt 1989 besucht. Ein Eindruck ist mir als 16 jährigen damals am Stärksten hängen geblieben und zwar, wie die Wohn- und Schlafbaracken im Laufe der 12 Jahre immer beengter und schäbiger wurden, weil immer mehr Häftlinge den gleichen Platz teilen mussten.
    Ein sehr bedrückender Anblick.

  2. #2 Markweger
    9. September 2018

    Herr Kuhn Sie sollten sich bei den Linken für Propaganda anstellen lassen.
    Da ist sicher ordentlich was zu verdienen dabei.

    • #3 Joseph Kuhn
      9. September 2018

      @ Markweger:

      Mein Einkommen ist ganz auskömmlich, ich kann mir also unbezahlt eine freie Meinung leisten. Sie haben aber die Botschaft des Blogbeitrags nicht verstanden: Die 2000 Menschen waren ein Querschnitt der Bevölkerung. Mit anderen Worten: milieu- und parteiübergreifend Menschen, die das anständige Dachau repräsentieren. Ich kenne die Linke in Dachau nicht, aber 2000 Leute würden die sicher nicht auf die Beine bringen.

  3. #4 Alisier
    9. September 2018

    Ich war als 17jähriger dort, zusammen mit der Enkelin eines Nazi-Kollaborateurs, auf dessen Kappe einige Deportationen aus meinem nichtdeutschen Heimatdorf gingen. Und die Namen von Zwei der Deportierten und dort zu Tode Gequälten fanden wir dann auch dort, womit wir nicht gerechnet hatten. Die Verwandten der Ermordeten kannte ich, und die Familien hatten nach dem Krieg keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen. Der Sohn des Mitverantwortlichen hingegen war einer der höchsten Richter meiner Heimat geworden….
    Die Diskussionen, die sich nach dem bedrückenden Besuch unter uns Jugendlichen ergaben, waren prägend für mich, und haben mir damals gezeigt, wie wichtig solche Auseinandersetzungen sind. Es wurde unter anderem klar, dass es schwarz oder weiß wohl nicht gibt.
    Genau das stört mich neben vielen anderen Dingen so sehr an der AfD: gut und böse ist bei denen immer klar getrennt, und das Weltbild mutet so extrem primitiv an, dass es schlicht unwahrscheinlich erscheint, dass sie politisch sinnvoll agieren können, selbst wenn sie es wollten.

  4. #5 Markweger
    9. September 2018

    @ Joseph Kuhn
    Nun, ein Querschnitt der Bevölkerung war in Chemnitz auch und wahrscheinlich sogar noch repräsentativer für die Chemnitzer Bevölkerung.

    • #6 Joseph Kuhn
      9. September 2018

      @ Markweger:

      In Chemnitz mag es viele Mitläufer aus der bürgerlichen Mitte gegeben haben, denen in ihrem Frust egal war, wem sie hinterherlaufen. Dass die Hitlergrüßer und Hinternrausstrecker repräsentativ für die Chemnitzer Bevölkerung gewesen sein sollen, dagegen möchte ich die Chemnitzer dann aber doch in Schutz nehmen. Einen neuen Antifaschistischen Schutzwall brauchen wir hoffentlich noch nicht, bzw. wir brauchen ihn in unseren Köpfen, möglichst in allen, selbst in Ihrem.

      Zum Weiterlesen: Auf ZEIT Online gibt es einen aktuellen Artikel des Historikers Michael Wildt zu den Ereignissen in Chemnitz.

  5. #7 RPGNo1
    9. September 2018

    @Joseph Kuhn

    Ich kenne die Linke in Dachau nicht, aber 2000 Leute würden die sicher nicht auf die Beine bringen.

    Für Markweger sind alle Personen, die die AfD ablehnen und auf friedliche Weise bekämpfen, “links”. Das hat er im “Wissenschaftsfeuilleton” ganz deutlich durchblicken lassen.

  6. #8 Joseph Kuhn
    9. September 2018

    Update:

    Inzwischen gibt es einen ausführlichen Bericht der Süddeutschen Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/protestkundgebung-am-ernst-reuter-platz-dachauer-gegen-die-afd-1.4123010

    Demnach hatte Frau v. Storch keine Zeit für einen Besuch der KZ-Gedenkstätte. Vielleicht auch besser so, wer weiß, was dabei herausgekommen wäre.

  7. #9 noch'n Stephan
    9. September 2018

    @markweger

    Nun, ein Querschnitt der Bevölkerung war in Chemnitz auch […]

    Oh ja..und was für ein Querschnitt, aber hoffentlich doch nicht der Bevölkerung.

    Als der “Trauermarsch” mit den Ausländern fertig war, hat man noch schnell an einem jüdischem Restaurant “getrauert”.

    Ob das für die AfD auch zur “Selbstverteidigung” gehörte?

    [Edit: Link repariert. JK]

  8. #10 RPGNo1
    9. September 2018
  9. #11 noch'n Stephan
    9. September 2018

    @RPGNo1
    komisch. Hatte es vor dem Abschicken extra nochmal ausprobiert.

    Danke für die Ergänzung

  10. #12 noch'n Stephan
    9. September 2018

    Hab den Fehler gefunden.
    Hier nochmal der Vollständigkeit halber

    https://www.tagesschau.de/inland/chemnitz-juedisches-restaurant-101.html

  11. #13 Joseph Kuhn
    9. September 2018

    Update:

    Im Münchner Merkur ist jetzt auch ein Bericht über die Demo in Dachau. Der Merkur schätzt die Zahl der Teilnehmer sogar auf 2500 bis 3000.

    Sehr seltsam muss demnach die Rede des AfD-Landtagskandidaten Christoph Steier gewesen sein: “Er griff die „links-grün-versifften-Strukturen“, wie er es nannte, an: Die SPD sei die „Scharia-Partei-Deutschland“, was er damit meint, sagte Steier nicht. Und für den Fall, dass es es zu einer Regierungsbeteiligung der Grünen kommen sollte, entwarf er ein Schreckensszenario: „Dann stellen Sie sich darauf ein, dass Sie Ihr Haus nicht mehr verlassen können, dass Sie Ihr Auto gegen die Pferdekutsche eintauschen müssen und dass es nur noch sonntags erlaubt ist, Fleisch zu essen.“”

    Die Älteren von uns können sich sicher noch daran erinnern, als unter Rotgrün (1998-2005) die Pferdekutschen die Straßen verstopft haben und wochentags nur Müsli auf den Tisch kam. Wer so eine Partei wählt, ist wirklich selber schuld.

  12. #14 Moreno
    9. September 2018

    @ Joseph Kuhn: “Demnach hatte Frau v. Storch keine Zeit für einen Besuch der KZ-Gedenkstätte. Vielleicht auch besser so, wer weiß, was dabei herausgekommen wäre.”

    Vielleicht eine Hetzjagd gegen Frau von Storch aus der Anti-AfD-Demo heraus? Wie einst im Okt. 2015 in Dachau auf den Politologen Hamed Abdel-Samad, als dieser als Redner auf einer AfD-Veranstaltung auftrat. Siehe Beginn vom Video.
    http://www.youtube.com/watch?v=79dZt2qhJPM

    [Edit: Videoeinbindung bearbeitet. JK]

    • #15 Joseph Kuhn
      9. September 2018

      @ Moreno:

      Haben Sie Ihr Video selbst mal angesehen? Da gibt es keine “Hetzjagd”, sondern heftige, unfreundliche Proteste und einen durch Bodyguards und Polizei bestens geschützten Autor, der ganz ungehetzt zu seinem Auftritt geht. Eher hätte ich bei Storchs Besuch in der KZ-Gedenkstätte so was wie bei Weidels Besuchsgruppe in Sachsenhausen befürchtet.

      Die Demo heute in Dachau war übrigens ausgesprochen friedlich. Ein totales Gegenbild zu Chemnitz.

  13. #16 Deutschland
    9. September 2018

    *der Moment in dem Linke checken, dass sie nerven

  14. #17 Moreno
    9. September 2018

    @ Joseph Kuhn: “Warum verteidigen Sie Chemnitz ..”

    Chemnitz verteidigen? In Chemnitz gab es seit dem Mord an Daniel Hillig mehrere Demos. Bitte konkret werden, statt Nebelkerzen werfen.

    Und ja, Hetzjagden, Zusammenrottungen und Mob machen bzw. sind immer nur die anderen.

    • #18 Joseph Kuhn
      9. September 2018

      @ Moreno:

      Den Halbsatz, auf den Sie Bezug nehmen, hatte ich zwischenzeitlich in meinem Kommentar schon wieder gelöscht. Mir war so, als ob Sie die AfD/Pegida-Veranstaltung in Chemnitz verteidigt hätten, hatte mich aber getäuscht. Ob es “Mord” war, ist übrigens nicht geklärt. Das entscheiden in Deutschland Gerichte, nicht Sie. Über Ihren letzten Satz sollten Sie mal nachdenken.

  15. #19 Bayern
    Deutschland
    9. September 2018

    @ Deutschland:

    Satzergänzungsspiel? Mangelnde Deutschkenntnisse? Mausgerutscht?

  16. #20 Moreno
    9. September 2018

    @ Joseph Kuhn

    Gab’s denn auf der AfD/Pegida-Trauer-Veranstaltung in Chemnitz besondere Vorkommnisse, außer dass diese von linken Gegendemonstranten (Mob) als Straftat gegen das Versammlungsrecht mal wieder blockiert wurde?

    • #21 Joseph Kuhn
      9. September 2018

      @ Moreno:

      “Gab’s denn auf der AfD/Pegida-Trauer-Veranstaltung in Chemnitz besondere Vorkommnisse”

      Die Diskussion passt besser nach nebenan. Dort werden ja auch die Zweifel Maaßens diskutiert.

      Ansonsten hat Wikipedia schon einen eigenen Eintrag Ausschreitungen in Chemnitz 2018: “Zu gewalttätigen Ausschreitungen in Chemnitz (Sachsen) kam es während einer Serie von Demonstrationen, die sich vor allem am 26. und 27. August sowie dem 1. September 2018 ereigneten, nachdem rechte und rechtsextreme Gruppen zu Protesten aufgerufen hatten. (…) In der Stadt kam es in der Folge zu fremdenfeindlichen Krawallen mit Angriffen auf tatsächliche oder vermeintliche Migranten, Gegendemonstranten, Polizisten sowie Pressevertreter und unbeteiligte Passanten.”

      Exemplarisch zu der von Ihnen offensichtlich propagierten Friedfertigkeit der AfD-Aufmärsche: https://www.focus.de/politik/deutschland/offener-schulterschluss-mit-pegida-angst-schueren-und-angst-machen-wie-die-afd-in-chemnitz-demonstrativ-nach-rechts-rueckt_id_9518979.html

      In Dachau, das ist hier das Thema, blieb es dagegen friedlich.

  17. #22 Alisier
    9. September 2018

    Ihre Vorstellung beim anderen thread von Joseph Kuhn war so dermaßen erbärmlich, dass Ihnen billiges Linken-bashing da nicht mehr hilft, Moreno.
    Sie haben gewonnen Kredit blitzschnell wieder verspielt.
    Auch eine Leistung.
    Und die Größe für eine Entschuldigung haben Sie leider nicht. Oder sollte ich mich irren?

  18. #23 Christian
    10. September 2018

    Hey, und ich erst.

    Neulich fand ich “Anne Frank” im Wühltisch, las den Klappentext und musste weinen…

    (In Kazimierz im Jüdischen Andenkenladen 2010, 2011 und 2013: dasselbe.)

    Aber ich wähle AfD, ole ole!

    Trotzdem eint uns unsere schöne Haltung.

    MfG

  19. #24 roel
    10. September 2018

    @Christian Aber ich wähle AfD, ole ole!”

    Du wählst die Partei, deren Mitglieder zusammen mit Rechtsradikalen aus dem Umfeld des Nationalsozialistischen Untergrunds (z.B. Maik Arnold ) und rassistischen und islamfeindlichen Verbrechern (z.B. Lutz Bachmann) nationalsozialistische Symbole zeigende Hassbürger gegen Ausländer und Andersdenkende hetzen.

    Einige lernen leider nie!

  20. #25 Wetterwachs
    10. September 2018

    @Krokodilstränen-Christian
    #23 “… und musste weinen… ”

    Ein dummes Schaf heult mit die Wölf
    Und manchmal falsch wie Krokodile
    Er kriegt’s dann aber auf die 12
    Und kreischt der echten Tränen viele
    Sobald der Wolf entdeckt und checkt
    Dass unterm Schafspelz nur ein nackter Hammel steckt.
    Mit zartem Fleisch und ohne Eier
    Au weiah!

  21. #26 Wetterwachs
    10. September 2018

    “Kurz gemeldet: 2000 Menschen in Dachau protestieren gegen die AfD”
    Schöne Mut-mach-Meldung! Tut Gut.
    Ich habe auch was Gutes gefunden – Messeratackenopfer kriegt europäischen Integrationspreis

    https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/wdr-aktuell/video-uno-fluechtlings-award-fuer-buergermeister-hollstein-100.html

    • #27 Joseph Kuhn
      10. September 2018

      @ Wetterwachs:

      “Messerattackenopfer”

      Vorsicht mit solchen Reizwörtern, sonst demonstriert morgen gleich wieder der besorgte rechte Rand. Bis die merken, dass der Tathergang nicht in ihr Empörungsschema passt …

  22. #28 Stephan
    10. September 2018

    Daß Markweger ein ekliger Nazi ist, war ja schon lange bekannt, Moreno war nie weit entfernt, daß Christian auch dazugehört, ist mir neu.
    Schlecht steht’s mit dem Grad der Zivilisation in unserem Land.
    Na ja- der Fisch fängt am Kopf an zu stinken.