In der Zeitschrift Suchtmedizin 20 (5) 2018 ist kürzlich ein Artikel von Isensee et al. erschienen: „Zigarette, Shisha, E-Zigarette und Tabakerhitzer: Häufigkeit und Muster des Konsums unterschiedlicher Nikotinprodukte im Jugendalter“. Der Artikel beschreibt die Ergebnisse einer Befragung von Jugendlichen der Klassenstufen 9-12 in ausgewählten Regionen Nordrhein-Westfalens. 44 % der befragten Jugendlichen hatten schon einmal Shisha geraucht, 42 % E-Zigaretten, 35 % Zigaretten und 3 % Tabakerhitzer. Bei der Konsumhäufigkeit steht allerdings die Zigarette weit vorn. So weit, so gut.
Die Autor/innen diskutieren vor diesem Hintergrund u.a. auch die Frage, welche Rolle die jeweiligen Konsumformen als Einstieg in den dauerhaften Konsum nikotinhaltiger Produkte spielen. Dabei stellen sie fest:
„Kritisch kann auch hinterfragt werden, ob das einmalige Probieren einer nikotinhaltigen Substanz überhaupt ein klinisch bedeutsamer Parameter ist. Zumindest für das einmalige Probieren von herkömmlichen Zigaretten kann dies bejaht werden. Eine Metaanalyse von 8 repräsentativen Surveys untersuchte den Übergang vom initialen Experimentieren hin zum täglichen Rauchen von Zigaretten jemals im Leben (Birge et al. 2017). 216 314 Personen konnten in die Analyse eingeschlossen worden, von denen 60,3 % jemals in ihrem Leben eine Zigarette probiert hatten. Von diese[n] schritten 68,9 % weiter zum täglichen Rauchen.“
Einerseits ist natürlich wenig verwunderlich, dass das Probieren dem Dauerkonsum vorausgeht: 100 % der Dauerkonsumenten müssen einmal probiert haben. Wer nie probiert hat, kann logischerweise später auch nicht rauchen. Andererseits ist es durchaus interessant, dass gut zwei Drittel derer, die jemals in ihrem Leben eine Zigarette probierten, danach weiterrauchten. Es hätte ja z.B. auch nur ein Drittel sein können. Oder noch weniger.
Aber was ist dann das wirkliche Agens für den Einstieg? Das Probieren an sich kann es nur zum Teil sein. Man kann „auf den Geschmack“ kommen. Aber was hält die Probierer bei der Stange? Was hat die 30 % Probierer, die nicht zu Dauerkonsumenten wurden, davon abgehalten? Und was hat die 40 % Nichtprobierer dazu gebracht, gar nicht erst zu probieren? Kann davon etwas für ein schönes Lebens ohne Qualm gelernt werden? An der Stelle merkt man, dass die 68,9 % von 60,3 % doch nicht viel Information liefern. Dass eine deutliche Reduktion des Anteils der Probierer zwingend auch die Einsteigerquoten reduziert, könnte man jedenfalls auch ohne Metaanalyse vorhersagen.
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