Das Jahr 2018 geht zu Ende. Ein Jahr, in dem Trump dem nordkoreanischen Diktator seine Liebe erklärte und sie den Kurden in Syrien dafür aufkündigte, in Brasilien ein rechtsradikaler Bewunderer der Militärdiktatur Präsident wurde, Assad das Blatt in Syrien endgültig zu seinen Gunsten gewendet hat, der saudische Kronprinz bewies, dass man nicht nur im Jemen massenhaft Kinder ohne Folgen totbomben darf, sondern auch zerstückelte Journalisten nach kurzer Zeit vergessen werden, die Brexitiers dem Land einen Scherbenhaufen hinterlassen haben, der Klimawandel erkennbar ins Bewusstsein der Leute drang, bevor sie sich einen neuen SUV gekauft haben, und ein Jahr, in dem das Parteiengefüge auch in der Bundesrepublik sichtbar ins Rutschen kam.
Was wird da wohl das Jahr 2019 bringen? Der unverbesserliche Optimist Hans Rosling hätte vermutlich gesagt, insgesamt wird alles gut. Ihm würde man es auch eher glauben als dem notorischen Ich-mache-alles-gut-Twitterer Trump. Politische Heilsversprecher sind zudem oft symptomatisch für Zeiten, in denen es nicht wirklich gut um die Dinge steht. Eins bedingt das andere.
Ich habe hier im Blog schon mehrmals das Gedicht „Weltende“ von Jakob van Hoddis zitiert. So schlimm wird es hoffentlich nicht kommen, auch wenn manches, wie der Klimawandel, zu ziemlich düsteren Prognosen Anlass gibt. Dass die wilden Meere hupfen, um dicke Dämme zu zerdrücken, ist jedenfalls unübersehbar. Die Demokratie hat auch bei uns an selbstverständlicher Zustimmung verloren, viele spüren, dass die großen Weichen anders gestellt werden und der Zug über Jahre in eine Richtung fuhr, in die sie nicht wollten, in der die Reichen reicher wurden und andere den Wohlstand ihrer Eltern nicht mehr erreichen. Statt von links wird falsches politisches Bewusstsein jetzt von rechts kritisiert, aber die Trumps und Bolsonaros, die Putins und Erdogans, die Assads und al-Baschirs dieser Welt sind nicht die Propheten einer besseren und gerechteren Welt. Wer eine Hundekrawatte trägt, erst recht nicht, da wäre fürs Erste schon eine Modeberatung ein Fortschritt.
Vielleicht müssen wir doch selbst ran. Vielleicht geht es ohne Demokratie einfach nicht. Ohne klares Bild einer anderen Zukunft muss es aber gehen, dieses Bild steht am Ende, nicht am Anfang eines gesellschaftlichen Häutungsprozesses. Neu ist das nicht. Peter Weiss – ich lese gerade die Weiss-Biografie von Werner Schmidt – schrieb 1960: „Die Übergriffe des Kapitalismus lassen sich noch anprangern (…), doch die Alternativen hierzu stehen nicht auf festem Boden.“ Der Weg dorthin ist nicht die Revolution nach dem Bild einer fertigen Welt, sondern ein Gang durch unsicheres Gelände, mit offenen Augen für die Gefahren und Chancen rechts und links des Weges.
In diesem Sinne: Ein gutes Jahr 2019, möge es zumindest die nächsten Schritte in die richtige Richtung erkennen lassen.
Kommentare (96)