Dass manche Leute ganzheitlich daneben sind, ist inzwischen hinreichend bekannt. Wer an die Homöopathie glaubt, findet nicht selten auch Rudolf Steiners höhere Welten interessant und manchmal auch die Astrologie, rechtsverdrehten Kreisen zufolge plant Merkel eine Umvolkung, die Juden streben noch immer die Weltherrschaft an und der Klimawandel ist frei erfunden, und vermutlich erschöpft sich der Irrsinn in Sekten am anderen Ende des politischen Spektrums auch nicht im Glauben daran, dass überall die CIA ihre Finger im Spiel hat, auch wenn mir scheint, dass sie in Sachen mehrdimensionalen Wahnsinns nicht so recht mithalten können.
Ein schönes Beispiel für ganzheitliche Desorientierung habe ich in einem Artikel über die neue politische Lage in Brasilien in den „Blättern für deutsche und internationale Politik“ gefunden. Der Journalist Luiz Ruffato schreibt dort über Olavo de Carvalho, einen einflussreichen Berater von Präsident Bolsonaro:
„Carvalho ist ein ultrakonservativer Katholik und verbissener Antikommunist. Bevor er zum Mentor der extremen Rechten Brasiliens wurde, war er schon Astrologe und Anhänger der esoterischen Muslim-Sektor Tariqa und hatte mehrere Aufenthalte in psychiatrischen Anstalten hinter sich. Carvalho, ein glühender Trump-Anhänger, vertritt ungeheuerliche Standpunkte: Er leugnet die Erderwärmung ebenso wie die Evolution, die Wirksamkeit von Impfungen ebenso wie das heliozentrische Weltbild. Er bezweifelt den fossilen Charakter fossiler Brennstoffe, hält Zigaretten nicht für krebsauslösend, sieht dagegen in Homosexualität den Auslöser von Aids. Er lehnt Schwangerschaftsabbrüche kategorisch ab und bezeichnet Feminismus als ‚Geisteskrankheit‘ (…)“.
(Luiz Ruffato: Brasilien über alles. Blätter für deutsche und internationale Politik 3/19, S. 59)
Das ist in etwa so, wie wenn sich die Bundesregierung von einer Zukunftskommission aus Hans Tolzin, Stefan Lanka, Jürgen Elsässer und Wolfgang Gedeon beraten ließe – einer allein würde das gar nicht alles abdecken können.
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