Vor etwa einem Jahr hatte ich hier zum Spaß das Grußwort der Politik für den Homöopathie-Kongress 2019 in Stralsund vorformuliert. Nun ist das echte Grußwort online.
Hier zunächst noch einmal meine Prognose:
„Das Grußwort wird damit beginnen, dass sich der Minister freut, dass dieser Kongress mit so vielen Gästen aus aller Welt in Stralsund stattfindet. Die Homöopathie sei eine Behandlungsform, die von vielen Menschen gewünscht wird und als Gesundheitsminister setze er sich dafür ein, die Bedürfnisse der Patienten ernst zu nehmen. Es gehe schließlich darum, den kranken Menschen die bestmögliche Medizin zu bieten. Dazu gehörten selbstverständlich auch ganzheitliche Verfahren der Naturheilkunde wie die Homöopathie, heute mehr denn je. Allerdings sei es notwendig, Wissenschaft und Homöopathie enger zusammenzubringen, ein Gegeneinander helfe niemandem. Wer heile, habe Recht, von ideologischen Streitereien halte er nichts. Stralsund sei, das sei bei dieser Gelegenheit angemerkt, auch ein Hochschulstandort mit Betriebswirtschaftslehre als einem Schwerpunkt. Als Wirtschaftsminister sei ihm daran gelegen, auf das ökonomische Potential der Homöopathie hinzuweisen. Der Umsatz mit homöopathischen Mitteln steige seit Jahren, was auch den Arbeitsplätzen in der Gesundheitswirtschaft zugutekomme, die ebenfalls in seinem Ministerium angesiedelt sei. Hier gebe es enorme Wachstumschancen, die es zu nutzen gelte, gerade in einer strukturschwachen Region wie Mecklenburg-Vorpommern. Die Biomedizintechnik und die Gesundheitswirtschaft seien beispielsweise in Stralsund wichtige wirtschaftliche Standbeine. Den Gästen wünsche er anregende Diskussionen auf höchstem wissenschaftlichen Niveau, die Erfahrung der entspannenden Wirkung des Meeres und er sei sich sicher, dass Stralsund mit seiner großartigen hanseatischen Vergangenheit eine gute Wahl als Kongressort sei und den Gästen auch ein hochwertiges Freizeitangebot während der Kongresstage biete.“
„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,
es ist mir eine große Freude, Sie anlässlich der Jahrestagung des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) im Mai 2019 in Stralsund willkommen zu heißen.
Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die sich mit der Homöopathie beschäftigen und in ihrer täglichen Praxis anwenden, nimmt stetig zu. Das ist Ausdruck der zunehmenden Akzeptanz der Methodik der Homöopathie. Jährlich nehmen ca. 600 Fachleute aus dem deutschsprachigen Raum an Ihrem Kongress teil. Dabei besuchen nicht nur praktizierende Medizinerinnen und Mediziner die Tagung, sondern auch Studierende der Medizin. Die spezifischen Veranstaltungen sind vor allem auch Fortbildungsveranstaltungen.
Die Jahrestagung 2019 des DZVhÄ steht unter dem Motto „Homöopathie und das Meer – Vom Ursprung des Lebens“. Unser schönes Bundesland ist ein Küstenland und geradezu prädestiniert für das Leitthema des Kongresses. Es ist sehr wichtig, zum Beispiel darüber zu forschen, wie im Säuglings- und Kleinkindalter alternative Methoden wie die Homöopathie in der Therapie wirksam eingesetzt werden können.
Mecklenburg-Vorpommern ist ein Gesundheitsland. Alljährlich veranstalten wir die „Nationale Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft“ in Rostock-Warnemünde. Ein Kuratorium mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Medizin berät die Landesregierung bei der Entwicklung der Gesundheitswirtschaft. Dabei ist für uns entscheidend, was der Patientin oder dem Patienten hilft.
Ich wünsche dem Kongress einen erfolgreichen Verlauf und interessante und konstruktive Gespräche. Bitte nutzen Sie die Gelegenheit für einen anschließenden Kurzurlaub auf der schönen Insel Rügen – Deutschlands größter Insel oder auch einem anderen Tourismusort in Mecklenburg-Vorpommern. Sie werden es ganz sicher nicht bereuen.
Herzlichst
Manuela Schwesig
Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern“
So manches aus meinem Vorschlag taucht im Grußwort von Frau Schwesig auf, aber man darf annehmen, dass trotzdem kein Plagiat vorliegt. Der Redenschreiber wird wohl kaum so viel Humor besessen haben, sich bei mir zu bedienen, sondern vielmehr, wie bei solchen Anlässen üblich, mit der Phrasendreschmaschine gearbeitet haben.
Interessant ist, dass nicht Gesundheitsminister Harry Glawe, CDU, die Schirmherrschaft übernommen hat, wie ich erwartet hatte, sondern die Ministerpräsidentin höchstpersönlich. Welche Überlegungen mögen wohl in Mecklenburg-Vorpommern zu dieser besonderen Ehre für die Homöopathie geführt haben?
Verschämte Zuneigung? Bei einer Umfrage der Ruhrbarone 2013 hat man sich Mecklenburg-Vorpommern schließlich um eine klare Positionierung zur Homöopathie herumgedrückt.
Schaut man sich die Umfrageergebnisse für die SPD an, liegt alternativ auch die Vermutung nahe, dass die SPD mit Blick auf ihre Wähleranteile inzwischen eine Seelenverwandtschaft zur Homöopathie fühlt. Hoffnung auf homöopathische Hilfe sollte sie sich aber lieber nicht machen, nach der Erstverschlimmerung könnte sie ganz verschwunden sein.
Falls wirklich die Verzweiflung die SPD zu solchen Aktionen treibt – Ranschmeißen an wen auch immer – hätte also der nächste Kristallkongress auch gute Chancen, eine Schirmherrschaft der Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern zu bekommen?
Oder hat sich am Ende Gesundheitsminister Glawe gedacht, ich kann mich nicht für eine Masern-Impfpflicht aussprechen und gleichzeitig die Schirmherrschaft für einen Kongress übernehmen, bei dem sich die Impfgegner nur so tummeln?
————————
Nachtrag: Offener Brief des Informationsnetzwerks Homöopathie an Frau Schwesig
Kommentare (34)