Wenn es ein Projekt gibt, das Spahn wirklich am Herzen liegt, dann ist es die Erschließung von Daten für die Wirtschaft. Oder in Politikersprech: für bessere Therapien, im Interesse der Patienten, für neue Arbeitsplätze in der Gesundheitswirtschaft und um den Anschluss im internationalen Wettbewerb nicht zu verlieren.
Je mehr Daten, desto besser. Daher sieht das Digitale Versorgung-Gesetz vor, dass künftig alle Patientendaten anonymisiert über den GKV-Spitzenverband verfügbar gemacht werden, ohne Einspruchsmöglichkeit seitens der Versicherten. Genauer gesagt, die Daten der gesetzlich Versicherten. Die der Privatversicherten bleiben geschützt, sind ja privat. Von der PKV bekommt man nicht einmal gesundheitspolitisch relevante Daten, z.B. regional aggregierte Diagnosen oder Impfquoten.
Etwas böse könnte man sagen, mein Gott, das „Datengold-Gesetz“ ersetzt doch eh nur den Umweg über die Apps, die Patientendaten sowieso weiterleiten. Aber das sieht vielleicht nicht jeder so. Mir wäre ansonsten daran gelegen, aus den Daten, die wir schon haben, z.B. zu den 10 Jahren Unterschied der Lebenserwartung zwischen Arm und Reich, den Folgen von Tabak und Alkohol oder dem Pflegenotstand, endlich einmal Konsequenzen zu ziehen. Auch wenn ich verstehe, dass es unternehmerisch gesehen lukrativer ist, an Produktinnovationen zu arbeiten als an sozialen Innovationen.
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Zum Weiterlesen:
• Spahn, die Digitalisierung und das Stockholm-Syndrom
• Unsere Gesundheitsdaten – Unsere Entscheidung?!
• Zu Besuch in der Zukunft: die Telematik-Infrastuktur im Gesundheitswesen
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