Gefahren

Auf Gefahren reagieren wir in der Regel nicht gelassen. Vielmehr sehen wir sie als Alarmsignale, tautologisch, sonst würden wir sie nicht als „Gefahren“ titulieren. Wir stellen uns dann z.B. tot und hoffen, dass die Gefahr an uns vorübergeht, oder wir flüchten, oder greifen an, oder verdrängen die Gefahr. Die Verdrängung sieht äußerlich wie Gelassenheit aus, gehört aber eher in die Rubrik Dummheit.

Das ist sicher nicht alles, was wir im Verhaltensrepertoire haben, aber es sind gängige Reaktionen, die jeder kennt und in unterschiedlichen Situationen wohl auch schon einmal praktiziert hat. Dass es vier sind, wie Jordan Petersons vier grundlegende Ängste des Menschen, dürfen seine Fans gerne als Rache des Schicksals an meinem Blogbeitrag über seine Horoskop-Psychologie interpretieren. Wer ihnen das nicht gönnen will: Eine fünfte Verhaltensweise wäre z.B. Beten, eine altbewährte magische Tradition, um Gott zum Eingreifen zu bewegen. Wer so was glaubt, müsste natürlich auch einmal darüber nachdenken, ob Gott nicht auch für die Gefahr verantwortlich ist, warum er also jetzt eingreifen sollte. Aber ich schweife vom Thema ab.

Gegenwärtig hält das neue Corona-Virus aus China die Medien und auch einen Teil von uns in Atem. Es kommt aus einer großen Familie von Viren, die auch sonst bei uns umlaufen. Was es besonders macht: Es ist genetisch mit dem SARS-Virus verwandt, das 2002/2003 mit mehr als 8.000 Erkrankten und mehr als 800 Toten weltweit Ängste vor einer tödlichen Pandemie ausgelöst hat.

Reaktionen

Inzwischen sind mehr als 1.300 Infektionen in China mit dem neuen Corona-Virus bestätigt, mehr als 40 Menschen sind gestorben, bei täglich steigenden Zahlen. Gestern waren es noch 900 Infizierte und knapp 30 Tote. Die chinesische Regierung hat mit drakonischen Maßnahmen fast 60 Millionen Menschen unter Quarantäne gestellt, mit Straßensperren und gravierenden Einschränkungen des Bahn- und Flugverkehrs in der Region Wuhan. Dafür bekam sie sowohl den Beifall des Herrn Trump aus dem Land der unbegrenzten Freiheiten als auch das Lob der Weltgesundheitsorganisation. Seuchen waren schon immer ein Fall für die Polizei und je nach Angstpegel in der Bevölkerung könnten auch Peter Gauweilers seinerzeitige Phantasien zum Umgang mit AIDS-Erkrankten wieder Zuspruch bekommen. Ich habe meine Zweifel, ob die chinesischen Maßnahmen die Verbreitung des Virus wirklich eindämmen können, aber nicht wenigen Leuten gefällt das, als Beispiel dafür, wie man „Führung zeigt“. Die Weltgesundheitsorganisation hat darüber beraten, ob man einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausrufen müsse und sich vorläufig dagegen entschieden. Aber das kann morgen schon anders sein, wenn man mehr über das Virus und die Erkrankung weiß.

Unsicherheit und Angst

Damit ist man auch bei einem zentralen Punkt der aktuellen Ereignisse: Was wissen wir über das Virus und die Erkrankung? Nicht sehr viel. Wir wissen nicht, woher es kam, vermutlich aus dem Tierreich, wir wissen nicht, seit wann es auf den Menschen übergesprungen ist, wir wissen nicht wirklich, wie viele Menschen in China infiziert sind, wir wissen nicht, unter welchen Bedingungen die Übertragung von Mensch zu Mensch zustande kommt und wir wissen auch nicht, ob seine tödlichen Folgen jeden treffen können oder bevorzugt Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen.

Angst macht aber offensichtlich nicht, dass wir all das nicht wissen. Das könnte ja genauso gut Anlass zu mehr Gelassenheit sein: Lassen wir mal die Wissenschaftler und die Behörden ihre Arbeit machen und sehen dann weiter. Aber so läuft es nicht. Das Virus macht vielen Menschen Angst, weil es neu, unbekannt und unsichtbar ist und daher hinter jeder Straßenecke lauern könnte. Und vor den Chinesen hatten wir auch schon immer Angst, aber das nur nebenbei.

Ob wir Angst davor haben, dass es sich schnell ausbreitet? Es ist ja schon in mehreren Ländern aufgetreten, zuletzt auch in Frankreich, also vor unserer Haustür. Also wird es früher oder später auch bei uns ankommen. Medien berichten schon von einem Verdachtsfall im niedersächsischen Peine. Hochkontagiös, also hochgradig ansteckend, sind z.B. auch die Masern, in einem weitaus höheren Maße als das neue Corona-Virus. Aber die Masern machen uns keine Angst. Wir verharmlosen sie eher als Kinderkrankheit. Gut, Jens Spahn hat sie bei der Masernimpfpflicht etwas gehypt, aber er lässt keine Städte absperren, in denen die Masern kursieren. Bei den Masern könnten wir uns außerdem noch zusätzliche Sorgen über versäumte Impfungen machen. Gegen das neue Corona-Virus gibt es noch keine Impfung.

Ob wir Angst davor haben, dass das Virus viele Todesopfer in der Bevölkerung verursacht, also mit einer hohen Mortalität einhergeht, und dass es uns nicht gelingt, es effektiv einzudämmen? So wie weltweit z.B. die Tuberkulose, die Masern oder – auch bei uns immer wieder – die Influenza? Dann hätten wir berechtigte Sorge. Seit sich das neue Corona-Virus ausbreitet, hat die Influenza bei uns wohl schon eine ganze Reihe von Menschen getötet, unauffällig, ältere Menschen mit Vorerkrankungen. Wir wissen es nicht und den meisten von uns ist es egal. Obwohl die „Zielgruppe“ des neuen Corona-Virus vermutlich der gleiche Personenkreis ist.

Ob wir Angst davor haben, dass es im Erkrankungsfall viele Todesfälle verursacht, also eine hohe Letalität hat und wie praktisch alle Viruserkrankungen nicht gut behandelbar ist? Zu Recht hat uns das bei den wiederholten Ebola-Ausbrüchen umgetrieben. Die Letalitätsrate lag da, je nach Population und den konkreten Umständen, bei bis zu 80 %. Das scheint beim neuen Corona-Virus nicht der Fall zu sein. Vielleicht liegt die Letalität in einer ähnlichen Größenordnung wie die der Influenza? Wir werden sehen.

Haben wir also Angst davor, das neue Virus könnte so sein, wie andere Infektionskrankheiten, die wir kennen und vor denen wir uns nicht weiter fürchten? Zu Recht oder zu Unrecht? Oder haben wir Angst vor dem Gespenst der Epidemiologie, dem unbekannten Unsichtbaren? Zu Recht oder zu Unrecht? Hätte die Sache mit BSE oder der Schweinegrippe nicht auch ganz anders ausgehen können, als so vergleichsweise harmlos, wie es aus heutiger Sicht kam, und wie es die mit genug hindsight bias gesegneten Leute schon immer wussten? Komischerweise ist das unbekannte Unsichtbare in anderen Fällen nicht die Quelle von Angst vor Krankheit, sondern Quelle der Hoffnung auf Heilung. Der Mensch ist schon ein seltsames Wesen.

Sicherheit und Ignoranz

Das gilt auch für sein Verhalten gegenüber Gefahren, die ihm so gemächlich begegnen, dass Zeit wäre, überlegt darauf zu reagieren. Seit mindestens 30 Jahren reden wir über den menschengemachten Klimawandel. Wäre der Klimawandel ein Virus, ein neues, unbekanntes Virus, das droht, das Ende der Welt, wie wir sie kennen, herbeizuführen, würden wir dann zu chinesischen Maßnahmen greifen? Lassen wir es mit dem Klimawandel nur deshalb so weit kommen, weil wir uns, wie der berühmte Frosch im langsam erhitzenden Wassertopf, daran gewöhnt haben und nicht herausspringen, bis es zu spät ist? Allein danach zu fragen, kann unbequem werden. Das Bewirtschaften von Ängsten ist ein Markt, der eigenen Regeln folgt.

Eins ist jedenfalls ziemlich sicher: Das neue Corona-Virus wird nicht das Ende der Welt bringen. Wir müssen wachsam sein, aber der Klimawandel sollte uns mehr Angst machen.

————————–
Zum Weiterlesen:

• Ortwin Renn: Das Risikoparadox. Warum wir uns vor dem Falschen fürchten. Frankfurt 2014.
• Joseph Kuhn, Manfred Wildner (Hrsg.) Gesundheitsdaten verstehen. 2. Aufl., Bern 2019.
• Das RKI zum neuen Corona-Virus: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html

Kommentare (51)

  1. #1 Kai
    25. Januar 2020

    Woah, der Spiegel-Link ist ja der Hammer.
    <<
    Infizierte und Kranke, schlug der CSU-Bundestagsabgeordnete Horst Seehofer vor, müßten künftig "in speziellen Heimen" gesammelt werden. Er sprach von "konzentrieren"
    <<
    Horst Seehofer war also auch früher schon ein Scharfmacher.
    Es ist mir ja bis heute ein Rätsel, wie die Bayern bis heute einen Menschen wie Franz Josef Strauß verehren können.

  2. #2 Dr. Webbaer
    25. Januar 2020

    Die Unterscheidung zwischen Gefahr und Risiko, einiges ist Risiko, also auf eigener Handlung beruhend und teils auch direkt in Kauf genommen durch Handelnde, bietet sich, nicht nur Luhmann folgend, an.
    Bei aktueller Entwicklung der in­fek­ti­ösen Krankheit kann gehofft werden, dass sie lokal begrenzt bleibt, Vergleiche mit dem Klimawandel bieten sich möglicherweise dagegen nicht an.
    Es darf gehofft werden, dass die Volksrepublik China hier der Krankheit passend zureichend isoliert.
    Die Berichte deuten darauf hin.

    MFG – WB

  3. #3 rolak
    25. Januar 2020

    Und wer hat einsam, aber schneller ins Horn geblasen? Der Postillion!

    Ansonsten genau das Richtige: entpaniken.

  4. #4 Stefan
    25. Januar 2020

    Was mir bei Meldungen so solchen Erkrankungen immer ein bisschen fehlt, ist die ein Vergleich mit ähnlichen, aber bereits bekannten Erkrankungen. Also, wie viele Menschen sterben in China in einem vergleichbaren Zeitraum und einer vergleichbaren Jahreszeit an einer “normalen” Grippeerkrankung (die ja für einige Menschen Jahr für Jahr ebenfalls tödlich verläuft).
    Wenn ich mir beispielsweise die Spiegle-Artikel zu dem Corona-Virus im Spiegel anschaue (im Ressort “Wissenschaft” ist momentan kaum noch etwas anderes zu lesen), kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es hier hauptsächlich um Panikmache und das Generieren von Klicks geht, weniger um eine seriöse Berichterstattung (allerdings muss ich zugeben, nicht jeden der Artikel dazu gelesen zu haben).

    • #5 Joseph Kuhn
      25. Januar 2020

      @ Stefan:

      “Vergleich mit ähnlichen, aber bereits bekannten Erkrankungen”

      Das mit den “ähnlichen” Erkrankungen einmal dahingestellt, in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen gibt es ein paar interessante Vergleichszahlen.

      Was Influenza in China angeht: Derzeit ist auf der ganzen Nordhalbkugel der Erde Influenza-Saison, also auch in China. Es gab dort in den letzten Tagen sicher mehr Influenza-Sterbefälle als Sterbefälle durch das neue Corona-Virus. Aber man weiß eben nicht, wie sich die Sache entwickelt, daher ist eine konsequente Seuchenkontrolle mit Isolation der Erkrankten sinnvoll. Ob das Absperren von Millionenstädten auch sinnvoll ist, ist eine andere Frage.

      Um Klicks (oder Auflage) darf es dem SPIEGEL übrigens meiner Meinung nach gehen: Er lebt vom Verkauf seiner Produkte wie andere Unternehmen auch. Dass er deswegen unseriös über den Ausbruch berichten würde, ist mir nicht aufgefallen.

  5. #6 Joseph Kuhn
    25. Januar 2020

    Kurioses am Rande:

    Auf den Seiten von Verschwörungstheoretikern wird behauptet, das Virus sei aus einem Labor und habe schon Millionen infiziert, die Leichen würden einfach verbrannt. Bei Mimikama gibt es dazu einen Faktencheck.

    Vor diesem Hintergrund ist der oben von “rolak” verlinkte Unernst des Postillons vielleicht auch als Hinweis darauf zu sehen, dass unser Verhaltensrepertoire im Umgang mit Gefahren auch ein Reich ganz sonderbare Reaktionen umfasst. Wie lange wird es wohl dauern, bis die ersten sagen, der Angriff der Reptiloiden habe begonnen? Oder ein Computervirus in chinesischen Huawei-Bauteilen für das 5G-Netz sei mutiert?

  6. #7 DocCarlos
    25. Januar 2020

    @Kai
    Franz Josef Strauß ist eine unglaubliche Figur, keine Frage. Hat sein berühmter Milliardenkredit (https://www.br.de/nachricht/inhalt/strauss-kredit-ddr100.html) die Lebensdauer der DDR verlängert, oder hat er indirekt zu dem beigetragen, was 1989 passierte?
    Wenn die Aussage in einem Wikipedia-Artikel zutrifft, hat Strauß Hermann Esser am 29.7.1980 als bayerischer Ministerpräsident offiziell zum Geburtstag gratuliert. Wer war Hermann Esser? Er gehörte nach dem ersten Weltkrieg zum engsten Kreis um Adolf Hitler, beteiligte sich an dessen Putschversuch im November 1923 und veröffentlichte 1927 die antisemitische Hetzschrift “Die jüdische Weltpest”.
    Aber der Geburtstagsgruß für Hermann Esser wird noch übertroffen von der Verhaftung des Journalisten Conrad Ahlers’ 1962 in Spanien, die Strauß während der Spiegel-Affäre mit einem Anruf bei der deutschen Botschaft in Madrid forcierte. Laut Thomas Ramge “Die großen Politskandale” (S. 79) sagte Strauß am Telefon: “Ich komme soeben vom Bundeskanzler, und dies ist ein dienstlicher Befehl zugleich im Namen des Bundeskanzlers. Augstein ist in Kuba, und deshalb kann der Generalbundesanwalt nur durch Herrn Ahlers erfahren, wo das Loch im Verteidigungsministerium ist. (…) Der Haftbefehl ist auf dem Interpolweg unterwegs.” Kein Wort davon stimmte, aber eine solche Beweglichkeit im Umgang mit der Wahrheit gehört ja auch heute zum Handwerkszeug von Politikern, die weiterhin in Amt und Würden sind.

  7. #8 Alisier
    25. Januar 2020

    Danke für den guten Post!
    Und eine kurze Rückmeldung: in China herrscht gerade blanke Panik. Das unter Quarantäne stellen von Wuhan und weiteren Städten lässt die Menschen vermuten, dass alles viel schlimmer ist als die Regierung zugibt. Dass Transparenz eine Stärke ist kann sich in der CCP noch immer niemand vorstellen.
    Und das in einem Land in dem der Klimawandel nicht ernst genommen wird, zumindest nicht von den staatlichen Medien. Und andere gibt es nicht.

  8. #9 RPGNo1
    25. Januar 2020

    @Alisier

    Stimmt, du hast ja gute Connections nach China. Danke für die inoffizielle Information.

  9. #10 rolak
    25. Januar 2020

    Verhaltensrepertoire

    Es scheint zumindest auf der Panikseite kaum Variationen zu geben – die ‘aus einem Labor ausge(setzt|brochen)’-Nummer gabs jedenfalls bei AIDS auch schon.
    Das mit dem Virusausbruch Computer→Mensch ist in irgendeinem alten SciFi umgesetzt worden. Der Rechner nutzte da zwar irgendwelche quasi- bis halborganischen Bestandteile, doch die spätere Entwicklung war sehr ungewollt. Dagegen kann bei der in SnowCrash beschriebenen Variante eigentlich nicht von Ausbreitung gesprochen werden, zumindest nicht auf der menschlichen Seite: einmal angeguckt, schon ausgebrannt. Ausreichend Vorgekautes für eine neue VT wäre jedenfalls reichlich vorhanden.

    blanke Panik

    Kein Wunder unter den dortigen politischen Umständen, nach dem bereits Durchlebten.

    Spiegle-Artikel

    Das wäre dann die schwäbische Ausgabe, oder? ;•)

  10. #11 Alisier
    25. Januar 2020

    @ RPGNo1
    Es ist gerade Frühlingsfest, fast alle haben frei, dürfen nicht reisen oder verkneifen sich zu reisen, und WeChat glüht. Verschwörungsmythen haben Hochkonjunktur, und wenn man als in Westeuropa lebender darauf aufmerksam macht, dass das doch alles gar nicht so schlimm ist kommt ein “Du hast gut reden!”
    Naja, immerhin ein Verdachtsfall in Peine, 26 km entfernt….jetzt werde ich dann vielleicht ernster genommen 🙂

  11. #12 Joseph Kuhn
    25. Januar 2020

    Ein Update:

    Die WELT meldet, dass China für die Erkrankten innerhalb weniger Tage ein zweites Krankenhaus bauen will, und dass die Franzosen und die Amerikaner ihre Staatsangehörigen und deren Angehörige aus der Region Wuhan holen.

    Man mag sich nicht vorstellen, wie es den Menschen geht, die dort festsitzen. Wenn das so weitergeht, gibt es am Ende womöglich mehr Tote durch Suizid als durch das Virus.

  12. #13 Alisier
    25. Januar 2020

    @ Joseph Kuhn
    Es ist ja nicht nur das Festsitzen, sondern die Tatsache dass viele in Wuhan und Umgebung gerade die Möglichkeit verlieren ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und staatliche Hilfen gibts nicht.
    Insofern fürchte ich, dass Du mit Deiner Suizidbemerkung absolut richtig liegst.

    • #14 Joseph Kuhn
      25. Januar 2020

      @ Alisier:

      Hast du konkretere Nachrichten? Zum Beispiel, was die ärztliche Versorgung dort angeht? Oder über welche Krankheitsverläufe dort gesprochen wird?

  13. #15 Alisier
    25. Januar 2020

    @ Joseph Kuhn
    Nein, leider nicht: nach Wuhan und Umgebung direkt habe ich keinen Kontakt.
    Mit Shanghai, Hangzhou und der Insel Hainan könnte ich dienen, wobei auf Hainan die Lage bald prekär werden könnte.
    Die Krankenhäuser funktionieren aber wohl normal: die größte Gefahr besteht wohl wirklich darin, dass die Menschen aus Furcht nicht mehr ins Krankenhaus gehen(niedergelassene Ärzte außerhalb von Krankenhäusern gibts so gut wie gar keine mehr), einerseits weil sie Ansteckungen fürchten, andererseits weil sie bei positivem Befund befürchten müssen, dass ihre gesamte Verwandtschaft unter Quarantäne kommt.
    Die Gefahr, dass sich das Virus jetzt eher im Verborgenen blitzschnell ausbreitet ist wohl konkret.

  14. #16 Alisier
    25. Januar 2020

    P.S.: Zu den Krankheitsverläufen frage ich mal direkt nach.

    • #17 Joseph Kuhn
      25. Januar 2020

      Danke. Aber außerhalb der Region Wuhan wird kaum jemand persönlich einen Kranken gesehen haben (selbst dort ja nur im Ausnahmefall).

  15. #18 Alisier
    25. Januar 2020

    @ Joseph Kuhn:
    ein infizierter Arzt hat einen Selbsterfahrungsbericht veröffentlicht: ich lasse ihn mir gerade übersetzen.

  16. #19 Oliver Gabath
    25. Januar 2020

    Gibt es eigentlich ein Beispiel dafür, dass solche Maßnahmen tatsächlich die Ausbreitung einer Krankheit verhindert hätten? Selbst wenn der Erreger nur direkt von Mensch zu Mensch übertragbar ist, sind Maßnahmen wie in China in der Praxis doch genauso aussichtsreich wie der Versuch, ein großes Küchensieb voll Wasser mit den Händen abzudichten.

  17. #20 Alisier
    25. Januar 2020

    Junger Arzt, ca. 30 aus Wuhan:
    “Symptome ab 21 Januar: plötzliches Fieber und Schüttelfrost, extreme Schwäche, Schwindel, Durchfall und Husten. In der Reihenfolge.
    Fast permanentes Fieber.
    Kein Schnupfen, keine Schleimhautschwellung, keine Atemnot. Lunge kaum betroffen, auch beim Patienten nicht. Virus nachgewiesen.
    Ab dem zweiten Tag Besserung, niedrigeres Fieber.
    Tag 3: noch besser, Fieber fast weg.
    Tag 4: Husten wird akuter, aber der Allgemeinzustand ist gut und stabil.
    Ansteckung: er hatte einen Patienten am 17.1. mit extrem hoher Herzfrequenz zu behandeln, der zudem Fieber hatte: der Patient verneinte aber auf dem Markt (dem Markt in Wuhan, der ursächlich war) gewesen zu sein oder Kontakt zu Marktbesuchern gehabt zu haben. Dann aber gab er zu Koch zu sein und oft Tiere des besagten Marktes zu verarbeiten. Dann gabs ein richtiges Verhör.

    • #21 Joseph Kuhn
      25. Januar 2020

      Danke. Bei Symptomen ab dem 21.1. und fünf Tagen Verlauf ist das demnach ein Bericht von heute. Wird er fortgeschrieben? Was bedeutet “Verhör”? Das Ermitteln von Kontaktpersonen ist Routine bei Ausbruchsmanagement, ging es hier um etwas anderes?

  18. #22 Alisier
    25. Januar 2020

    Ja, der Bericht ist von heute, richtig. Ob er fortgeschrieben wird, ist unklar. Ich bleibe dran.
    Verhör bedeutete einfach nur, dass der Arzt einen Kollegen dazugeholt hat und beide den Koch dann in die Zange nahmen. Ansonsten ist das Ausbruchsmanagement wohl wirklich ähnlich wie man es hier handhaben würde…….außer Städte sperren, wobei ich annehme dass das eine Maßnahme der Regierung war, um Stärke zu demonstrieren, nachdem Vorwürfe wegen Untätigkeit laut wurden.

  19. #23 RPGNo1
    25. Januar 2020

    “Eine Welle schlechter Nachrichten aus Wuhan verunsichert Chinas Mittelschicht. Die Zensur scheint überfordert, die Staatsmedien ringen mit der Frage, wie offen sie über das Coronavirus berichten sollen.”

    https://www.spiegel.de/politik/ausland/medien-in-china-ueber-coronavirus-virale-berichterstattung-a-1f22719c-84f2-4765-a8a8-2cc6f283e5e5

  20. #24 RPGNo1
    25. Januar 2020

    @Alisier

    Naja, immerhin ein Verdachtsfall in Peine

    Das ist nun auch nicht mehr weit von Hildesheim entfernt.

  21. #25 Oliver Gabath
    25. Januar 2020

    @#23 (RPGNo1): Da stellt sich mir die Frage, ob die chinesische Regierung jetzt überhaupt noch anders kann als die Maßnahmen zu eskallieren. Wie sähe es denn aus, wenn man eine Region mit mehr Einwohnern als die meisten Staaten unter Qurantäne stellt und dann kommt raus, dass es entweder unnötig oder sinnlos war? Nicht, dass ich nicht das Risiko sehe – die Maßnahme scheint mir nur an der Wirklichkeit vorbei zu gehen.

  22. #26 Joseph Kuhn
    25. Januar 2020

    @ RPGNo1:

    “Das ist nun auch nicht mehr weit von Hildesheim entfernt.”

    Gut 30 km. Gestern soll es zwar eine Explosion in Hildesheim gegeben haben, aber das war nicht das Virus. Der Verdachtsfall in Peine hat sich ohnehin nicht bestätigt: https://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/1983741/niedersachse-mit-coronavirus-infiziert-ergebnis-negativ.

    Das aufregendste Ereignis des heutigen Tages: Selbst die AfD fordert bisher nicht die Zwangsuntersuchung einreisender Chinesen. Fast könnte man meinen, da könnten doch auch die Medien etwas gelassener mit dem Thema umgehen 😉

    @ Oliver Gabath:

    Die drakonischen Maßnahmen in China sind möglicherweise eher politische Signale als dass sie zur Seuchenkontrolle nötig wären, aber dass man dort angesichts des chinesischen Neujahrsfests und des damit verbundenen Reisefiebers versucht, der reisebedingten Verbreitung des Virus gegenzusteuern, ist an sich ja nicht verkehrt.

    Warum das Thema bei uns derart die aktuellen Meldungen dominiert, ist schon weniger verständlich. In den letzten 24 Stunden gab es bei uns in Deutschland statistisch gesehen ca. 10 Verkehrstote, 25 Suizide (lt. Todesursachenstatistik), über 100 vorzeitige Sterbefälle durch Feinstaub (lt. UBA) und über 300 vorzeitige Sterbefälle durch Tabakkonsum (lt. DKFZ). Der eine oder andere dieser Sterbefälle wäre durch entsprechende gesundheitspolitische Maßnahmen vielleicht vermeidbar gewesen. Aber das finden wir nicht so aufregend, daran haben wir uns eben gewöhnt.

  23. #27 Alisier
    25. Januar 2020

    Update:
    Offizielle Kanäle in China ließen verlauten, dass die Krise bis Mai dauern könne, woraufhin auf Hainan Läden geplündert wurden und es Prügeleien um die letzten Säcke Reis gab.
    Gleichzeitig gab es kein Update der Infektions- respektive Todesfälle, was zu Spekulationen führte, dass es wahrscheinlich inzwischen richtig viele geben müsse, so viele, dass die Regierung sich nicht traut überhaupt Zahlen herauszugeben.
    In den sozialen Medien spricht man in dieser Nacht, da die Zensoren teilweise schlafen, von über 100 000 Infektionen in Wuhan. Mit dem Löschen der Panikposts kommt man eh kaum hinterher.
    Interessant, was passieren kann, wenn es keine freien Medien gibt……

  24. #28 Alisier
    25. Januar 2020

    @ Joseph Kuhn
    Tja, wenn mal in Hildesheim ein Sack Reis explodiert….
    Die AfD kommt sicher noch, und wenn, dann mit richtig drakonischen Vorschlägen;
    “Alle Schwarzhaarigen internieren!” oder “Jeder unter 1,64 muss zuhause bleiben!”, worauf sämtliche Kindergärten schließen müssen, weil die anderen Parteien sich aus lauter Schiss vor der Panikmache den Forderungen anschließen, und die Wirtschaft anschließend zusammenbricht…….
    Und ganz so weit hergeholt ist die Wichtigkeit des Themas für Deutschland nicht, denn es geht in Wuhan auch den deutschen Ablegern von zig Firmen an die Existenz, falls das Virenembargo nicht aufgehoben wird, und wenn dann VW der Absatzmarkt wegbricht Gnade uns Gott……selbst wenn natürlich das eine Chance sondergleichen wäre, aber eben nicht aus Sicht der Scheuklappenindustrie.

    • #29 Joseph Kuhn
      25. Januar 2020

      @ Alisier:

      “denn es geht in Wuhan auch … zig Firmen an die Existenz”

      Stoff für Spekulationen, die einem den Schlaf rauben können. Hoffen wir mal, dass das nicht das Motiv der chinesischen Maßnahmen war.

  25. #30 RPGNo1
    25. Januar 2020

    @Joseph Kuhn.

    Gut 30 km.

    Danke für den Hinweis, aber ein bisschen kenne ich mich in meiner alten Heimat doch noch aus. 🙂

  26. #31 Alisier
    25. Januar 2020

    @ Joseph Kuhn
    Nein. Das halte ich für ausgeschlossen.
    Kolateralschäden, solange sie “nur” Menschen betreffen, werden akzeptiert, aber wenn es um Wirtschaft geht ist Schluss mit lustig. Da ähnelt die chinesische Führung den europäischen und allgemein westlichen Führungsriegen übrigens sehr.
    Das zeigt auch wie irrlichternd die CCP gerade agiert.
    Ich bin ehrlich gespannt auf die weiteren Entwicklungen und auch wenn die Einwohner Wuhans gerade wie Ratten in der Falle sitzen, könnte dies einen Wendepunkt darstellen, dessen Tragweite noch gar nicht einzuschätzen ist.
    Ich hoffe, dass ich bei meinen Einschätzungen richtig liege und das hier nicht ohne positive Konsequenzen bleibt, für fast alle. Aber erst mal wirds haarig, diesmal für wirklich alle.

    • #32 Joseph Kuhn
      25. Januar 2020

      @ Alisier:

      Ich meinte, hoffentlich greift die chinesische Regierung nicht deshalb so hart durch, damit die Wirtschaft bald wieder ungehindert ihren Geschäften nachgehen kann. Das wäre viel unheimlicher, als wenn sie es täte, um gegenüber dem eigenen Volk stark zu erscheinen.

  27. #33 Alisier
    25. Januar 2020

    @ Joseph Kuhn
    Es wirkt eher so, als hätten sie gar keinen Plan.
    Und das spüren die Menschen sehr genau.
    Das Vertrauen ist verspielt. Es wieder aufzubauen wird schwierig, und auf Dauer alles zu unterdrücken wird kaum möglich sein.
    Spannende Zeiten, und dann habe ich mir auch noch in den Kopf gesetzt genau jetzt hinzufliegen……

  28. #34 rolak
    26. Januar 2020

    Passend, doch wahrscheinlich ungeplant kam generell gestern ultrafrühmorgens und speziell hier bis grad eben die [¡Autostart!] Doku “Viren – Die unsichtbaren Feinde“. Trotz des dubiosen Titels¹ eine recht gut gemachte Übersicht über ausgewählte Erreger, ihre Verbreitungsgeschichte, ihre Auswirkung auf Befallene und ihre Umgebung.

    [hier] ähnlich .. außer Städte sperren

    Zum ‘hier’ ist mir nichts bekannt, doch von der 2015/6er EbolaEpidemie ist mir noch ‘Straßensperren’ etc im Ohr. Ist ja auch ein bekanntes Szenario ;·)
    Bei der Umschau fand sich übrigens ein historisches Beispiel² für abstruse SeuchenVTs.

    ____________________
    ¹ die Kategorie ‘Feind’ ist mit ihrer inneren Intentionalität unpassend für Nichtbewußtes, ‘..unsichtbare Heimsuchung’ oä käme der Sache wohl näher

  29. #35 nota.bene
    26. Januar 2020

    Solange wir den Kontagionsindex und die Letalität des nvCV nicht genauer kennen, ist es schwierig, es mit anderen Viren zu vergleichen. Sicher, die Masern sind hochansteckend, aber ihre Letalität ist eher gering. Mitentscheidend für die Ausbreitung sind auch die Inkubationszeit sowie die die Dauer der asymptomatischen Infektiosität eines Erkrankten. Die eigentliche Gefahr aber stellt die Letalität dar, und die kennen wir eben noch nicht.

    • #36 Joseph Kuhn
      26. Januar 2020

      @ nota.bene:

      So ist es. Wobei man Anhaltspunkte für die einzelnen Parameter hat, die eine Einordnung im Vergleich mit anderen Infektionskrankheiten durchaus zulassen. Die Letalität scheint in der Größenordnung der Influenza zu liegen. Da es mutmaßlich unentdeckte/unregistrierte Verläufe mit leichten Symptomen gibt, vielleicht sogar niedriger. Zur Kontagiosität* kommt eine Modellierung des Imperial College London auf 2-3 Menschen, die jeder Infizierte ansteckt, auch das natürlich vorläufig. Zum Vergleich: Bei den Masern geht man von 12-18 aus. Bei der Inkubationszeit geht das RKI von bis zu vierzehn Tagen aus.

      Aber Sie haben natürlich völlig Recht, es gibt noch viele Unbekannte, z.B. das Mutationsverhalten des Virus. Ich bin bei all diesen Themen kein Fachmann. Aus meiner halbinformierten Laiensicht halte ich, wie gesagt, aufgrund dessen, dass wir es wohl mit einer SARS-Variante zu haben, ein konsequentes Ausbruchsmanagement für durchaus geboten, aber bei den chinesischen Maßnahmen stellen sich doch Fragen, ebenso bei der in manchen (!) Medien zu aufgeregten Berichterstattung. In der Sache stimme ich mal Spahns Bewertung zu: “Wir nehmen das sehr ernst, wir sind wachsam, aber gleichzeitig auch mit kühlem Kopf”.

      Nimmt das Thema denn in Ihrem Arbeitsalltag schon nennenswert Zeit in Anspruch, z.B. für Medienanfragen oder Vorbereitungen auf den hypothetischen Ernstfall, dass bei Ihnen ein Verdachtsfall gemeldet wird?

      ——–
      * Edit 29.11.2020: Genau genommen müsste man bei diesem Sachverhalt von “Infektiosität” sprechen, aber auf diese Feinheiten kommt es hier nicht an.

  30. #37 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/
    26. Januar 2020

    Warum das Thema bei uns derart die aktuellen Meldungen dominiert, ist schon weniger verständlich. In den letzten 24 Stunden gab es bei uns in Deutschland statistisch gesehen ca. 10 Verkehrstote, 25 Suizide …

    Ganz einfach, weil es die Verkehrstoten jeden Tag gibt und die Suizide auch nichts Neues sind.

    Wie man Grippesymptome erkennt und wie man sich schützen kann, das kann jeder inzwischen wissen – über Corona müssen wir uns erst schlau machen. Dabei helfen die Medien, die natürlich nebenbei geschäftliche Interessen verfolgen, aber Medien haben wir ja auch nicht erst seit gestern.

    Da Krankheiten heute mit dem Flugzeug kommen ist die Entfernung nicht beruhigend.

  31. #38 Omnivor
    An 'Nordpol' von NRW
    26. Januar 2020

    Warum das Thema bei uns derart die aktuellen Meldungen dominiert, ist schon weniger verständlich.

    Es ist aber wichtiger und für die wirtschaftliche/gesundheitliche Zukunft von Hiesigen relevanter als die wochenlangen Berichte und Spekulationen über Familienquerelen auf einer nicht mehr zur EU gehörenden kleinen Insel.

  32. #39 Joseph Kuhn
    26. Januar 2020

    @ user unknown:

    “Ganz einfach, weil es die Verkehrstoten jeden Tag gibt und die Suizide auch nichts Neues sind.”

    So was Ähnliches steht im letzten Satz meines Kommentars. Schön, dass wir uns mal einig sind, falls Sie mir nicht zustimmend widersprechen wollten 😉

    @ Omnivor:

    “wichtiger … als die wochenlangen Berichte … über Familienquerelen auf einer nicht mehr zur EU gehörenden kleinen Insel”

    Das ist sicher richtig, aber möglicherweise sehen das Millionen Leser/innen von Friseurzeitschriften anders?

  33. #40 Joseph Kuhn
    27. Januar 2020

    Update:

    Im Blogbeitrag sprach ich vom Beten als möglicher Reaktion auf Angst. Papst Franziskus bittet nun in der Tat Gott um Hilfe beim Seuchenschutz: “Der Herr (…) unterstütze den großartigen Einsatz Chinas, um die Epidemie zu bekämpfen”. So ändern sich die Zeiten. Früher galten Seuchen als Strafe Gottes.

  34. #41 Hans
    27. Januar 2020

    “The Politics of the Coronavirus Outbreak”, ein Artikel mit ein paar interessanten Punkten, wie ich finde:

    https://www.thinkglobalhealth.org/article/politics-coronavirus-outbreak

    Our herd instinct is magnified by existential fear, leading to a pivotal role for governments to break vicious cycles. What political choices can they make during crises?

    First, transparency is crucial. We must be sensible but not over-react, with governments setting the tone for appropriate levels of public concern. […]

    Transparency could be challenging for paternalistic Asian governments, especially those that rely on output legitimacy (e.g. legitimacy from delivering effective public services) more than input legitimacy (e.g. legitimacy from elections). Governments will be tested by high-pressure and high-stakes outbreaks, and any mismanagement could carry political cost as their legitimacy and competence are called into question.

    Pandemics could be globally catastrophic, and nation-state governments must give up some sovereignty and control in order to save themselves. The planetary health commons require multilateral collaboration in several ways. The most obvious is to build an information exchange system founded on trust, transparency, speed, and comprehensiveness.

  35. #42 Alisier
    27. Januar 2020

    Deutschland fliegt deutsche Staatsbürger aus?
    Das wäre angesichts der bekannten Datenlage eine unangemessene Reaktion…….oder wissen die mehr als sie zugeben?
    Das Thema läuft gerade in China ziemlich heiß in den inoffiziellen Kanälen.

  36. #43 Hans
    27. Januar 2020

    @alisier
    ” Man prüfe und bereite sich auf alle Optionen vor. ”
    (Stand 27.01.2020 11:30 Uhr)

    https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-evakuierung-von-deutschen-aus-wuhan-100.html

    Ich kann mir vorstellen, dass alleine schon der “Lockdown” an sich Probleme für Reisende aus dem Ausland schafft, unabhängig von der eigentlichen Infektionsgefahr.

    Frankreich hat offenbar vor, seine Staatsbürger nach der Evakuierung bis zu 14 Tage in Quarantäne zu stecken. K. A ob das sinnvoll / nötig ist (vermute aber schon..).

  37. #44 noch'n Flo
    Schoggiland
    27. Januar 2020

    @ Hans:

    Als ob es inzwischen noch darum ginge, ob etwas sinnvoll oder nötig wäre.

  38. #45 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/
    29. Januar 2020

    @Joseph Kuhn, #39:

    Tut mir leid, dass sich bei mir so oft der Widerspruchsgeist meldet, wenn ich Deine Texte lese – so auch hier wieder:

    Warum das Thema bei uns derart die aktuellen Meldungen dominiert, ist schon weniger verständlich. In den letzten 24 Stunden gab es bei uns in Deutschland statistisch gesehen ca. 10 Verkehrstote, (…). Der eine oder andere dieser Sterbefälle wäre durch entsprechende gesundheitspolitische Maßnahmen vielleicht vermeidbar gewesen. Aber das finden wir nicht so aufregend, daran haben wir uns eben gewöhnt.

    Das wir uns daran gewöhnt haben klingt für mich, als ob Du bedauerst, dass deswegen nicht berichtet wird. Als sollte es einen Maßstab geben, der sich einfach nach der Zahl der Toten pro Tag richtet.

    Zwar wäre das ein objektiver Maßstab und leicht zu überprüfen aber leider wäre es eben auch eindimensional.

    Ich bin dagegen sehr froh, dass nicht jeden Tag gemeldet wird, wie viele Leute im Verkehr gestorben sind, wie viele vom Rauchen, wie viele vom Saufen.

    Wenn es gut geht, dann bleibt die Gefahr, dass ich als Radfahrer dieses Jahr in Berlin umkomme viel größer, als die, am Coronavirus zu sterben. Aber ist ausgeschlossen, dass die zweite Gefahr am Ende des Jahres wie die größere aussieht?

    Abgesehen von leicht überdurchschnittlichen Mathematikkenntnissen qualifiziert mich gar nichts, zum Coronavirus Stellung zu nehmen. Das genügt mir jedoch, um eine frühe Panikmache zu begrüßen.

    • #46 Joseph Kuhn
      29. Januar 2020

      @ user unknown:

      “Tut mir leid, dass sich bei mir so oft der Widerspruchsgeist meldet, wenn ich Deine Texte lese”

      Der Widerspruchsgeist ist ja an sich etwas Positives. Im Idealfall wird er durch Interesse an der Sache motiviert, nicht durch Widerspruch um des Widerspruchs willen.

      “Das wir uns daran gewöhnt haben klingt für mich, als ob Du bedauerst, dass deswegen nicht berichtet wird.”

      Es war nicht so gemeint, dass über Unfälle oder Rauchertote jeden Tag berichtet werden soll, sondern so, dass wir damit zu gelassen umgehen – weil wir uns daran gewöhnt haben. Siehe oben im Blogbeitrag. Ein klassischer Befund der Forschung zur Risikowahrnehmung, siehe das ebenfalls oben erwähnte Buch.

      “Aber ist ausgeschlossen, dass die zweite Gefahr am Ende des Jahres wie die größere aussieht?”

      Nichts ist ausgeschlossen, wenn Unsicherheiten im Spiel sind, wie üblich, bei zukünftigen Entwicklungen. Aber wahrscheinlich ist es – nach allem, was wir bisher wissen – nicht.

      “Coronavirus … eine frühe Panikmache zu begrüßen.”

      Da kommen wir nicht zusammen. Panik auf der Basis des grundsätzlich Denkbaren ist kein guter Ratgeber.

  39. #47 rolak
    29. Januar 2020

    Reptiloiden

    Anscheinend doch nur wieder die alteingesessene SündenbockZielsuche…

  40. #48 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/
    30. Januar 2020

    Da kommen wir nicht zusammen. Panik auf der Basis des grundsätzlich Denkbaren ist kein guter Ratgeber.

    Immerhin schaffen wir es diesmal offenbar, unsere Differenzen sachlich auszutragen – ich beglückwünsche uns. 🙂

    Vielleicht differieren wir bzgl. der Panik auch nur graduell. Ich meine, dass man es als Panikmache bezeichnen kann, wenn hier, obwohl es am Ende des Jahres deutschlandweit nur 10 Tote gegeben haben wird (spekulativ), vorher so einen Aufriss macht, aber es kann ja die Folge der Panik sein, dass Asienreisende einer Erkrankung frühzeitig hohe Aufmerksamkeit schenken, dass mittelbar Betroffene (Mitarbeiter, Angehörige) und Kontaktpersonen (Flughafenpersonal, …) besonders vorsichtig sind und diese Umsicht überhaupt erst verhindert, dass es so schlimm kommt, dass eine Panik gerechtfertigt wäre.

    Panik nicht in dem Sinne: Wir stürzen jetzt alle kreischend das Treppenhaus hinunter und rennen bis wir außer Puste sind durch die Straße um uns dann zu fragen, was wir da machen, aber wenn man eine große Masse informieren will, und auch die Phlegmatiker in den letzten Reihen noch erreichen will, dann drehen die Sensiblen schon am Rad und kaufen sich Notstromaggregate, Kerzen und Atemschutzmasken.

    Nur eine vernünftige, relaxte Minderheit in der Mitte des Nervösitätsspektrums wird die Botschaften so verstehen, dass sie subtil alarmiert sind, aber nicht hysterisch.

  41. #49 zimtspinne
    30. Januar 2020

    @ uu

    Ich find deine Argumentation hier total widersprüchlich.
    Einerseits willst du bei der saumiesen Infrastruktur, was Radwege in D angeht und es deshalb immer wieder Verletzte bis Tote gibt, wegschauen, ebenso bei Folgen von Tabakkonsum, Alkohol im Straßenverkehr und Alkoholmissbrauch und dessen Auswirkungen auf die ganze Gesellschaft (Stichwort Straftaten) überhaupt.

    Um Asienreisende machst du dir aber plötzlich große Sorgen…. und schlängelst dich so doppelzüngig um die Themen herum, bis es für dich passt.

  42. #50 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/
    1. Februar 2020

    @zimtspinne:
    Da bin ich aber überrascht. Wo habe ich behauptet bei Radwegen wegschauen zu wollen?

    Wo bei den Folgen des Tabak- oder Alkoholkonsums?

    Alkohol im Straßenverkehr habe ich überhaupt nicht thematisiert.

    Ich habe lediglich behauptet, dass wir glücklicherweise nicht mit täglichen Wasserstandsmeldungen dazu gelangweilt werden.

    Und um Asienreisende mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Das sollen Asienreisende bitte selbst wissen, ob sie sich Sorgen machen sollten. Ich habe nicht die Kapazitäten mir um alles Sorgen zu machen, um das ich mir Sorgen machen könnte. Es ist auch ziemlich nutzlos sich um andere Leute zu sorgen, auf die man keinen Einfluss hat.

    Zumindest verstehe ich unter sich Sorgen machen, dass man emotional involviert ist, sich emotional ansprechen lässt, bis dahin, dass man nicht mehr schlafen kann. Das ist im Krisengewitter moderner Medien unmöglich. Man kann sich um seine Liebsten sorgen, um Leute die man kennt, mit denen man zu tun hat – damit ist man schon ausgelastet, emotional.

    Als jemand der Kontakt zu Chinesen hat und zu Leuten, die Kontakt mit Chinesen oder Chinareisenden haben, will man natürlich wissen, was los ist, ob was auf einen zukommt und was. Ich will informiert sein und rational handeln aber ich will mich nicht sorgen.

    Um die Australier mit ihren Waldbränden mach ich mir auch keine Sorgen oder die Amerikaner mit ihren Politclowns. Ich glaube, den meisten Menschen geht es da ähnlich, sie scheuen vielleicht nur stärker, öffentlich zu bekennen, wie kalt sie da sind. Man heuchelt lieber sogenannte Betroffenheit, obwohl man das ja gerade nicht ist: betroffen davon.
    Jedenfalls wäre mir lieber, die Leute heucheln nur emotionale Anteilnahme, als dass sie wirklich ergriffen sind von dem, was allabendlich über die Mattscheibe flimmert. In letzterem Fall müsste ich befürchten, dass sie noch anfälliger sind für Manipulationen, als ich ihnen ohnehin unterstelle und dass auch erschreckend dysfunktional wären, wenn sie sich ständig Sorgen machen, aber so wenig an Zuständen ändern.

  43. #51 Onkel Michael
    https://onkelmichael.blog
    29. Februar 2020

    Horst Seehofer war also auch früher schon ein Scharfmacher.
    Es ist mir ja bis heute ein Rätsel, wie die Bayern bis heute einen Menschen wie Franz Josef Strauß verehren können.

    Nicht “die Bayern” verehren Strauß bis heute, die CSU und ihre Mandatsträger sind es, die sich noch heute dreimal gen Rott am Inn verneigen. In der Gesamtbevölkerung dürfte die Verehrung dieses Herrn rapide gesunken sein, seit Bücher wie bspw. von Herrn Schlötterer in Bayern Bestseller waren.