Der Täter von Hanau und seine Motive führen in der AfD zu bemerkenswerten Windungen. Meuthen und Chrupalla bezeichnen in einem Brief an die AfD-Mitglieder die Tat inzwischen als „rassistisch“ und auch Alice Weidel kam am 21.2. in der Jungen Freiheit zu einer bemerkenswerten Einsicht:

„Das Netz fließt über von Haß – vom Haß derjenigen, die sich durch dieses Narrativ ermuntert sehen, (…) nun erst recht jede Schranke und jede Hemmung fallen zu lassen. Manche sehen sich davon sogar ermächtigt, in Selbstjustiz zur Tat zu schreiten.“

Das könnte nahelegen, dass …. Aber nein, natürlich nicht. In die Auslassungsmarkierung gehört der Halbsatz „im ‚Kampf gegen Rechts‘“. Weidels Einsicht ist nicht selbstreflexiv. Die Hetzreden der AfD von Messermännern, vom Tag der Abrechnung, vom Jagen und Entsorgen von Politikern usw. ermuntern niemanden zu irgendwas, sie sind in den Wind gesprochen, wenn sie nicht gar zum friedlichen Miteinander beitragen. Wer das für kognitive Dissonanz hält, liegt völlig falsch, das ist einfach differenziertes Denken: Für uns gelten andere Maßstäbe.

Die arme Unschuld AfD wird daher ganz zu Unrecht beschuldigt:

„Seit dem entsetzlichen Amoklauf eines offensichtlich Geistesgestörten in Hanau läuft eine maßlose Kampagne über unser Land, die an Hysterie, Niedertracht und zerstörerischer Lust an der Herabwürdigung und Diffamierung Andersdenkender in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ihresgleichen sucht.“

In der ersten Fassung stand vermutlich statt „in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ noch „in der tausendjährigen Geschichte Deutschlands“ und Weidel hat das gestrichen, weil die niederträchtigen Andersdenkenden dann wieder mit dem Vogelschiss anfangen. Nur weil damals die „wohltemperierten Grausamkeiten“ ein wenig übergekocht sind, ja, auch, als man die gefährlichen psychisch Kranken aus dem Verkehr gezogen hat. Aber das war jetzt vielleicht politisch inkorrekt, oder, weil die AfD betreffend, „niederträchtig“. So war es natürlich nicht gemeint.

Kommentare (31)

  1. #1 knorke
    24. Februar 2020

    Moment, ich muss diese Aussagen von Weidel, von denen ich lieber kotzen möchte, erstmal verdauen.

    Ich mag den Geier-artigen Opportunismus in der Politik nicht. Wenn es sich dann noch mischt mit extremistischem, menschenverachtenden Gedankengut, dann bekommt man die AfD. Bis zu Exzessen Marke “NSDAP” fehlt jetzt eigentlich nur noch, dass man eine kollektive Rechtfertigung im Sinne des “Größeren Wohls” erschafft und propagiert.

    Bei Aussagen wie jener der Frau Weidel bin ich mir nicht sicher, ob diese vermeintlich letzte hohe Barriere nicht doch ganz schnell fallen würde. Was einige abhält ist vielleicht sowieso weniger menschlicher Anstand als eher das Fehlen entsprechender Machtmittel.

  2. #2 RPGNo1
    24. Februar 2020

    Was ich in Bezug auf Alice Weidel nicht verstehe:
    Sie ist weiblich, sie ist lesbisch, sie lebt in einer Partnerschaft mit einer aus Sri Lanka stammenden Frau zusammen. Die AfD ist nun nicht unbedingt bekannt dafür, dass sie diesen drei Umständen große Sympathie entgegenbringt.
    Was ist also Frau Weidel für die Partei? Ein Feigenblatt, das Misogynie, Rassismus und Homophobie übertünchen soll? Und warum spielt sie das Spiel mit?

  3. #3 rolak
    24. Februar 2020

    Feigenblatt?

    ~, doch der passende Terminus dürfte Edeljude sein.

    Und warum?

    Alan Posener meinte, sie sei “anscheinend bereit, für die Macht Prinzipien zu opfern.”

  4. #4 knorke
    24. Februar 2020

    @RPGNo1
    Vielleicht das Modell Margot Honecker? Die Greisen der DDR waren ja auch nicht grade für ihre Durchlässigkeit für Frauen in die höchsten Etage der Macht bekannt. Und Röhm wurde unter den Nazis auch nicht seine Homosexualität zum Verhängnis. Nützliche Wasserträger braucht es überall, man kann ja schon “froh” sein, wenn nicht bereits dort die Intoleranz anfängt – Gegenbeispiel katholische Kirche.

  5. #5 Joseph Kuhn
    24. Februar 2020

    “Verbal abrüsten”

    Gauland schlägt jetzt vor, alle müssten “verbal abrüsten”. Was klingt, als ob er Kreide gefressen hätte, ist der Versuch, so zu tun, als sei man nicht anders als alle Anderen, als hätte man nichts Schlimmeres gesagt als alle Anderen. Damit legt Gauland einen AfD-Evergreen auf. Frauke Petry hat das vor Jahren nach den Anschlägen auf Asylbewerberheime in Bautzen und Chemnitz genauso formuliert, Weidel nach dem Lübcke-Mord und viele andere auch, wenn Scharfmacherei gerade mal nicht opportun erschien. Bis zur nächsten Messermänner-Rede wird es nicht lange dauern.

    Im gleichen Atemzug mit dem Vorschlag, “alle” müssten jetzt verbal abrüsten, betonen die AfD-Funktionäre stets, man verwehre sich auf’s Schärfste, mit den jeweils aktuellen Anschlägen in Verbindung gebracht zu werden. Wenn dem so ist und die eigenen Reden eh nichts mit den Anschlägen zu tun haben, warum dann eigentlich verbal abrüsten? Ist das logisch? Oder taktischer Bullshit zur Vernebelung eigener Verantwortung?

    Glaubhafter wäre es gewesen, wenn Gauland seine Aufforderung damit eingeleitet hätte, dass alle, die die Reden der AfD als Aufruf zu Gewalt oder als Legitimation für Gewalt verstanden haben, das missverstanden haben. Aber so weit wollte er dann doch nicht gehen, das würde vermutlich von Höcke & Co. auch gar nicht gutgeheißen.

  6. #6 Alisier
    24. Februar 2020

    Ich kann die AfD schon verstehen.
    Was bleibt denn noch, wenn sie die ganze Hetze, die ganze Ausländerfeindlichkeit und den Rassismus weglassen?
    Gar nichts, außer vielleicht ein paar Regeln die in jeder Kleingartenregelung besser formuliert sind.

  7. #7 Alisier
    24. Februar 2020

    @ RPGNo1
    Es ist relativ einfach: Alice Weidel hasst Ausländer, wenn sie nicht gerade weiblich, asiatisch und niedlich sind sowie ihr zu Willen sind. Es gibt nun wahrlich genug Männer, die genau so drauf sind.

  8. #8 echt?
    24. Februar 2020

    Es bleibt noch jede Menge dummer Zeug, wenn die AfD die Hetze aufgibt.

  9. #9 Alisier
    24. Februar 2020

    @ echt?
    Ja, aber das dumme Zeug interessiert kaum jemanden, und dafür würde sie auch keiner wählen.

  10. #10 Michael
    Stuttgart
    24. Februar 2020

    Ihre Einlassungen zur AfD lesen sich ebenfalls wie Hetze. Sie treiben die Spaltung der Gesellschaft voran.

    • #11 Joseph Kuhn
      24. Februar 2020

      @ Michael:

      Das haben Sie schon mehrfach gesagt. Was genau lesen Sie denn als “Hetze”? Diese Frage beantworten Sie nie.

  11. #12 rolak
    24. Februar 2020

    beantworten Sie nie

    Selbstverständlich nicht – immerhin würde damit (kein passendes Zitat) die Frage nicht nur als überflüssig, sondern sogar als substanzlose, auf der EmoOrgel spielende Agitation entlarvt.

  12. #13 RPGNo1
    24. Februar 2020

    @Joseph Kuhn

    Ich zitiere etwas abgewandelt:
    “Michael ist beleidigt. Nach der Hamburg-Wahl inszeniert er sich erneut als Opfer und beklagt Ausgrenzung. Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle findet nicht statt.”

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-ist-beleidigt-aufstand-der-unanstaendigen-a-fa14f9d8-34f4-401c-9e7f-d2ebbe40768d

  13. #14 RPGNo1
    24. Februar 2020

    @rolak
    Mir lag der Terminus auch auf der Zunge, war dann aber doch zurückhaltener.

    @knorke
    Danke für die Einschätzung.

    @Alisier
    Weidels Partnerin stammt aus Sri Lanka. Sie (die Partnerin) ist dann wohl eher der indoeuröpäische Typ als der von die angesprochene “niedliche asiatische”.

  14. #15 Alisier
    24. Februar 2020

    @ RPGNo1
    Ach komm, Asiatin ist Asiatin, und die sind doch alle gleich niedlich und devot oder etwa nicht?
    Und wenn ich so weiter mache schlägt mich meine Frau grün und blau…
    Ist gar nicht so einfach, die AfD-Weltsicht zu imitieren, ohne an der Realität zu scheitern.
    Und genau das stört ihre Wähler nicht: die können so viel Blödsinn behaupten wie sie nur wollen.
    Hauptsache es sind genug Vorurteile vorhanden, die sich zurückgesetzt Wähnende sich ein einziges Mal überlegen fühlen lassen.
    Mein Fazit: Alle(!) AfD-Wähler sind arme aber gefährliche Schweine.

  15. #16 RPGNo1
    24. Februar 2020

    @Alisier

    Asiatin ist Asiatin

    Ich könnte die Frau eines meiner Cousins fragen. Aber sehr wahrscheinlich würde ich dann wie du ganz großen Ärger bekommen. Sie ist nämlich Thailänderin. 🙂

  16. #17 nihil jie
    25. Februar 2020

    @Alisier

    “Ach komm, Asiatin ist Asiatin, und die sind doch alle gleich niedlich und devot oder etwa nicht?”

    Also meine Frau war alles andere außer devot und niedlich. Sie war zwar klein aber bissig und hatte auch große Klappe, wie man das so allgemein bezeichnet 😉

  17. #18 Alisier
    25. Februar 2020

    Diese Stereotype sind sowieso das Letzte.
    Wenn das jetzt noch die AfD begreift, dann wär das schon mal was.
    Wahrscheinlich haben die Granden das auch teilweise begriffen, aber sie müssen ihre dämlichen Wähler bei der Stange halten. Und was anderes haben sie, wie gesagt, programmatisch eh nicht zu bieten.

    • #19 Joseph Kuhn
      25. Februar 2020

      @ Alisier:

      “die Granden … ihre dämlichen Wähler”

      Die AfD ist so wenig wie jede andere Partei nach einem Schema “hier Funktionäre, die selbst nicht glauben, was sie sagen, da eine Gefolgschaft, die alles glaubt” aufgebaut. Eher wäre zu diskutieren, ob Teile der Parteiführung wie des Parteivolks gemeinsam eine Radikalisierung durchlaufen haben. Aber bevor user unknown jetzt fragt, ob man sich so eine Radikaliserung linear oder logarithmisch vorzustellen hat oder ob, wenn man das nicht sagen kann, so eine Überlegung haltlos ist, höre ich lieber auf.

      Heute freut sich Frau Weidel auf Twitter darüber, dass die FDP in Hamburg aus der Bürgerschaft geflogen ist, also der Partner, den man angeblich aus gemeinsamer “bürgerlicher” Überzeugung in Thüringen gewählt hat. Und sie fordert, die Grenzen wegen Corona zu schließen. So wächst auch bei dem Thema bei der AfD zusammen, was zusammengehört.

  18. #20 Alisier
    25. Februar 2020

    @ Joseph Kuhn
    Manchmal reißt mich Frust und Ärger einfach mit……
    Danach ist dann auch wieder gut.
    Und die Idee, dass sie sich gemeinsam radikalisert haben könnten finde ich sehr interessant und wert weiter entwickelt zu werden, egal was Unbekannte dazu sagen könnten 🙂

  19. #21 Herr Xyz
    25. Februar 2020

    Nun ja, aus Weidels Sicht kann man sich schon hinbiegen, dass ihre Partnerin und ihre Partei zusammen gehen. Weidel / AfD sind ja (vordergründig) “nur” gegen den Islam und die Moslems. Die sind ja alle Terroristen, Messermänner, archaisch, gewalttätig und Asylschmarotzer. Ihre Partnerin ist ja Christin und somit bei den Guten. Erst recht, wenn sie vor Moslems geflohen sind. Dazu kommt, dass sie als lesbisches Paar keine leiblichen Kinder bekommen, ihre Partnerin somit nicht am großen Bevölkerungsaustausch beteiligt sein kann. Passt also alles.

    Bei der AfD ist halt immer irgendwo ein Schlupfloch, sodass es in ihrem Fall gaaanz anders ist. Und wer das anders sieht, ist ein Hetzer, der immer politisch korrekt sein will. Oder so ähnlich…

  20. #22 noch'n Flo
    Schoggiland
    25. Februar 2020

    @ JK:

    Und sie fordert, die Grenzen wegen Corona zu schließen.

    Dafür wird die AfD dummerweise noch ordentlich Brennstoff erhalten: gerade wurde in Italien ein Flüchtlings-Rettungsschiff wegen Corona unter Quarantäne gestellt. Zwar *nur” wegen zwei Besatzungsmitgliedern aus Norditalien, aber solche Details haben die Braunblauen ja noch nie gestört…

  21. #23 nihil jie
    25. Februar 2020

    @ Alisier

    Stereotype bedienen wir eigentlich alle auf unterschiedliche weise. Auch außerhalb Deutschlands gibt es das. Ich weiß das nur all zu gut. Nicht nur weil ich mich selbst bei solchen Denkweisen ertappe aber auch, weil ich selbst eine multikulturelle Mischung bin. Von daher kenne ich viele soziale und soziologische Sachverhalte aus vielen Perspektiven.

    Und es gibt auch unterscheide in dem Wahrnehmen der Stereotypen. Manche sind wirklich sehr beleidigend oder erniedrigend für den der Aufgrund von Stereotypen eingeordnet wird. Manche aber auch eher lustig und zum lachen. Simple Unkenntnis. Beispielsweise über Verhaltensweisen oder von mir aus auch Benimmregeln.

  22. #24 Alisier
    25. Februar 2020

    @ nihil jie
    Natürlich sind Vorurteile und Stereotype nicht auf Deutschland beschränkt.
    Dennoch erwarte ich von Gesprächspartnern, dass sie in der Lage sind den Einzelnen wahr zu nehmen, und nicht in Gruppen zu denken. Wenn derlei zu stark ausgeprägt ist, dann können echte Dialoge kaum noch stattfinden. Wenigstens ist das meine Erfahrung.

  23. #25 nihil jie
    25. Februar 2020

    @ Alisier

    Wie ich schon erwähnt habe. Es gibt durchaus verschiedene Formen der Stereotypen. Und manche machen jegliche Kommunikation absolut unmöglich. Vor allem wenn sie rassistisch motiviert sind.

  24. #26 RPGNo1
    25. Februar 2020

    Und sie fordert, die Grenzen wegen Corona zu schließen.

    Nützt nichts, denn der erste Coronaerkrankte wurde nun auch in BW, Weidels aktuellem Lebensmittelpunkt, diagnostisiert. Der junge Mann kam übrigens aus Norditalien.

  25. #28 Marcus
    27. Februar 2020

    Es ist immer wieder spannend wie die AfD und deren Granden, sich in ihrer Oferrolle suhlen und mit Euphemismen unsinnige Schaupätze eröffnen um Beachtung zu generieren.

  26. #29 RPGNo1
    2. März 2020

    So kann es gehen. Timo Chrupallas Auto wurde angezündet. Der/die Täter wurden noch nicht ermittelt, aber der Verdacht liegt nahe, dass er/sie aus dem linksextremen Milieu kommen.

    Und was macht die AfD-Spitze? Spricht von Stimmungsmache gegen sich, verbalen Attacken und fordert Mäßigung. Die scheinbare Einsicht der Partei nach Hanau wurde ganz schnell ad acta gelegt.

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-auto-von-tino-chrupalla-ausgebrannt-verdacht-auf-brandstiftung-a-0d5802a3-a1e4-4146-bdae-dfcf37a604ef

  27. #30 Uli Schoppe
    3. März 2020

    Eigentlich sollten die sich freuen: stochastischer Terror funktioniert. Nur was Wirkung hat hat Nebenwirkungen.
    Welchem Arzt ist nicht mal eine Therapie nach hinten los gegangen?