Heute ist der Tag der Arbeit und das Wetter hier ist mies. Also wird am Blog gearbeitet. Diesmal aber nur kurz: Am 28.4.2020 hat das Statistische Landesamt NRW Daten über die Sterbefälle in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht. Die dazu gehörige Pressemitteilung war so übertitelt: „Keine erhöhte Sterblichkeit im März 2020 in Nordrhein-Westfalen“. Die Aussage ist völlig korrekt. In den Monatsdurchschnittswerten zeigt sich keine erhöhte Sterblichkeit im März für Nordrhein-Westfalen.
Die Publikation ist unmittelbar vor der Abstimmung der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin am 30.4.2020 erfolgt, bei der der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, bekanntlich auf eine schnellere Lockerung der Seuchenbekämpfungsmaßnahmen gedrängt hatte.
Am 30.4.2020 hat das Statistische Bundesamt ein Update seiner Sonderauswertung der Sterbefälle in Deutschland und den Bundesländern veröffentlicht. Dabei werden zwar keine Kreisdaten ausgewiesen, aber dafür findet man hier auch Wochen- und Tageswerte – und vor allem: Eine Auswertung für die unter Mortalitätsgesichtspunkten relevante Altersgruppe ab 65 Jahren.
Wenn man für Nordrhein-Westfalen z.B. die Wochenwerte für die Altersgruppe ab 65 Jahren im Durchschnitt 2016-2019 (der durch die starke Influenzasaison 2017/2018 recht hoch liegt) mit den Werten 2020 vergleicht, kann man zwar bei der Aussage des Statistischen Landesamtes bleiben. Für die letzten beiden vorliegenden Kalenderwochen 13 und 14 sieht man auf Landesebene nur eine marginale Übersterblichkeit von 3 % bzw. 5 %, die normalerweise als zufallsbedingt durchgehen würde. Aber es zeigt sich seit Kalenderwoche 9 ein stetiger Anstieg. Also doch eine erhöhte Sterblichkeit? Die nächste Datenauswertung wird mehr Aufschluss darüber geben. Wer will, kann auch einmal für andere Bundesländer die Sterbefälle 2020 mit dem Vorjahresdurchschnitt vergleichen – vielleicht wird dann auch verständlich, warum der bayerische Ministerpräsident Söder bei den Lockerungen etwas vorsichtiger als Laschet ist.
Es ist verdienstvoll, dass die Sterbefalldaten jetzt zeitnah ausgewertet werden. Geplant war das ursprünglich erst im Rahmen der mit dem Masernschutzgesetz auf den Weg gebrachten Mortalitätssurveillance zum 1. November 2021. Mit dem vorgezogenen Termin gibt es nun für Deutschland auch Daten analog zu Euromomo. Die amtliche Statistik ist der Wahrheit und Transparenz verpflichtet. Ich hoffe, dass Publikationstermin und Publikationsform der Auswertung in Nordrhein-Westfalen das nicht in Zweifel ziehen.
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