Heute ist der Tag der Arbeit und das Wetter hier ist mies. Also wird am Blog gearbeitet. Diesmal aber nur kurz: Am 28.4.2020 hat das Statistische Landesamt NRW Daten über die Sterbefälle in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht. Die dazu gehörige Pressemitteilung war so übertitelt: „Keine erhöhte Sterblichkeit im März 2020 in Nordrhein-Westfalen“. Die Aussage ist völlig korrekt. In den Monatsdurchschnittswerten zeigt sich keine erhöhte Sterblichkeit im März für Nordrhein-Westfalen.

Die Publikation ist unmittelbar vor der Abstimmung der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin am 30.4.2020 erfolgt, bei der der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, bekanntlich auf eine schnellere Lockerung der Seuchenbekämpfungsmaßnahmen gedrängt hatte.

Am 30.4.2020 hat das Statistische Bundesamt ein Update seiner Sonderauswertung der Sterbefälle in Deutschland und den Bundesländern veröffentlicht. Dabei werden zwar keine Kreisdaten ausgewiesen, aber dafür findet man hier auch Wochen- und Tageswerte – und vor allem: Eine Auswertung für die unter Mortalitätsgesichtspunkten relevante Altersgruppe ab 65 Jahren.

Wenn man für Nordrhein-Westfalen z.B. die Wochenwerte für die Altersgruppe ab 65 Jahren im Durchschnitt 2016-2019 (der durch die starke Influenzasaison 2017/2018 recht hoch liegt) mit den Werten 2020 vergleicht, kann man zwar bei der Aussage des Statistischen Landesamtes bleiben. Für die letzten beiden vorliegenden Kalenderwochen 13 und 14 sieht man auf Landesebene nur eine marginale Übersterblichkeit von 3 % bzw. 5 %, die normalerweise als zufallsbedingt durchgehen würde. Aber es zeigt sich seit Kalenderwoche 9 ein stetiger Anstieg. Also doch eine erhöhte Sterblichkeit? Die nächste Datenauswertung wird mehr Aufschluss darüber geben. Wer will, kann auch einmal für andere Bundesländer die Sterbefälle 2020 mit dem Vorjahresdurchschnitt vergleichen – vielleicht wird dann auch verständlich, warum der bayerische Ministerpräsident Söder bei den Lockerungen etwas vorsichtiger als Laschet ist.

Es ist verdienstvoll, dass die Sterbefalldaten jetzt zeitnah ausgewertet werden. Geplant war das ursprünglich erst im Rahmen der mit dem Masernschutzgesetz auf den Weg gebrachten Mortalitätssurveillance zum 1. November 2021. Mit dem vorgezogenen Termin gibt es nun für Deutschland auch Daten analog zu Euromomo. Die amtliche Statistik ist der Wahrheit und Transparenz verpflichtet. Ich hoffe, dass Publikationstermin und Publikationsform der Auswertung in Nordrhein-Westfalen das nicht in Zweifel ziehen.

Kommentare (26)

  1. #1 UMa
    1. Mai 2020

    Ich mir die Daten gerade mal angesehen. Bundesweit habe ich für den Zeitraum bis zum 5.4.2020 vorläufig eine Übersterblichkeit von etwa 137% der gemeldeten Corona-Todesfälle ermittelt. Ist in den Wochenmitteln zu sehen, wenn auch nicht so deutlich wie die Influenza Epidemien 2017 und 2018.

  2. #3 Joseph Kuhn
    1. Mai 2020

    @ UMa:

    “Übersterblichkeit von etwa 137% der gemeldeten Corona-Todesfälle”

    Was ist damit gemeint? In der Sonderauswertung des Stat. Bundesamtes gibt es keine Corona-Todesfälle, nur die Sterbefälle insgesamt, und mit “Übersterblichkeit” bezeichnet man normalerweise die über einer Baseline (z.B. einem Durchschnitt) liegende Sterblichkeit einer Population, siehe z.B. https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2020/04/04/stichwort-exzessmortalitaet/

  3. #4 UMa
    1. Mai 2020

    Die Sonderauswertung des Stat. Bundesamtes gibt die täglichen Sterbefälle ab dem Jahr 2016 an. Das ist ein bisschen kurz, wünschenswert wären deutlich mehr Jahre, aber zur Not geht es.
    Die Baseline, die ich für meine Bestimmung der Übersterblichkeit im Zeitraum ab 7.3.2020 verwendet habe, ist der 2016 – 2019 Median. Zuvor habe ich die wöchentlichen Schwankungen entfernt.

    • #5 Joseph Kuhn
      1. Mai 2020

      @ UMa:

      Ich verstehe trotzdem nicht, was Sie meinen. Der Median der täglichen Sterbefälle in den Jahren 2016-2019 ab 7.3. und das mit dem Median der Sterbefälle ab 7.3.2020 verglichen? Wozu soll das gut sein? Und wie kommen Sie von da auf “Übersterblichkeit von etwa 137% der gemeldeten Corona-Todesfälle”? Wie kommen da überhaupt “gemeldete Corona-Todesfälle” ins Spiel, die gibt es in den Daten des Stat. Bundesamtes nicht.

      ——-
      Edit: Kommentar geändert, von Durchschnitt auf Median. So oder so verstehe ich es nicht.

  4. #6 Fluffy
    1. Mai 2020

    Mit Erstaunen habe ich vor ca 2 Tagen einer Pressekonferenz mit Beteiligung des RKI entnommen, dass die Gesundheitsämter ab jetzt auch verpflichtet werden die Anzahl der negativ getesteten und die Anzahl der genesenen Personen gemeldet werden müssen. Ich frage mich auf welcher epidemologischen Datenbasis Datenbasis die bisherigen staatlicherseits beschlossenen Einschränkungen und jetzigen Lockerungen beruhen.
    Täglich reportiert werden die täglichen Neuerkrankungen, sowie die kumulative Zahl aller bisher Infizierten. Wichtig ist aber die aktuelle Zahl der Infizierten.
    Da seit kurzem auch die geschätzte Anzahl der Genesenen genannt wird, komme ich durch etwas Subtraktion auf eine Zahl von ca. 30.000 aktuell Erkrankten. Das heißt, wir schützen uns mit den Kontaktsperren bis hin zum engsten Familien- und Bekanntenkreis vor ca. 0.5 Promille der Bevölkerung.
    Desweiteren wurde gesagt, dass man bei der Berechnung des R von einem 3-Tages-Mittel zum 4-Tagesmittel übergegangen ist. Tut mir leid, aber ob das jetzt so ein Ding ist? Bei der Entwicklung des R-Algorithmus würde wohl jeder den Einfluss des Zeitmittelfensters aufmerksam testen, da ja schon der 7-Tage Einbruch am Wochenende offensichtlich ist.

    p.s. Ich weiß immer noch nicht, wie aus obigem Datenmaterial der R-Faktor überhaupt geschätzt wird.

    Qintessenz: Das bisher präsentierte Datenmaterial kann mich von der Qualität nicht überzeugen und lässt viele Fragen offen.

    • #7 Joseph Kuhn
      1. Mai 2020

      @ Fluffy:

      “Da seit kurzem auch die geschätzte Anzahl der Genesenen genannt wird”

      Seit kurzem ist relativ. Seit 30.3.2020 wird die Zahl der Genesenen in den RKI-Lageberichten täglich genannt, für jedermann einsehbar. Viel früher wäre nicht sinnvoll gewesen, weil es vom Erkrankungsbeginn bis zur Genesung oder dem Tod eine Weile dauert.

      “Ich frage mich auf welcher epidemologischen Datenbasis Datenbasis die bisherigen staatlicherseits beschlossenen Einschränkungen und jetzigen Lockerungen beruhen.”

      Die Maßnahmen: Auf der Basis der Zunahme der Fallzahlen und der Sterbefälle im März, der Situation in Ländern wie Italien und der nach den Modellierungen zu befürchtenden Entwicklung, auch was die Bettenkapazität angeht.
      Die Lockerungen: Auf der Basis der Entwicklung der Fallzahlen in der zweiten Aprilhälfte.

      “Das bisher präsentierte Datenmaterial kann mich von der Qualität nicht überzeugen”

      Vorschlag: Machen Sie einfach besser und überzeugen Sie das RKI.

  5. #8 RainerO
    1. Mai 2020

    @ Fluffy

    … wir schützen uns mit den Kontaktsperren bis hin zum engsten Familien- und Bekanntenkreis vor ca. 0.5 Promille der Bevölkerung.

    … wenn da nicht die immer noch unbekannte Dunkelziffer wäre.
    Die ca. 30.000 sind je bekanntermaßen Infiziert und hoffentlich zu Hause oder im Krankenhaus. Geht man davon aus, dass es tatsächlich ca. 3x so viele Infizierte gibt, laufen derzeit ca. 60.000 Menschen frei herum, die potentiell andere anstecken können. Ist noch immer nicht einmal ein Promille, aber doch doppelt so viele. Ist die Dunkelziffer höher, dann natürlich noch mehr.

  6. #9 Bbr
    Niedersachsen
    1. Mai 2020

    @ Fluffy: Aus 0,5 Promille der Bevölkerung werden ohne Kontaktsperre in nur 4 Tagen 1,5 Promille. Dann 4,5 Promille, dann 1,3 Prozent entsprechend fast einer Millionen Infizierter, und das Gesundheitssystem ist am Ende. Das ist keine Theorie, sondern bereits in mehreren Ländern passiert, unter anderem Italien, USA, Frankreich.

    Und zur Sterblichkeit: Zum einen werden sicher Corona-Todesfälle übersehen, weil die Symptome untypisch waren. Ich schätze, dass sind deutlich mehr als die, welche man fälschlicherweise Corona zuschiebt. Dann gibt es Fälle, die nicht an sondern wegen Corona gestorben sind, z.B. weil sie sich nicht ins Krankenhaus getraut haben und dadurch ihr Herzinfarkt übersehen wurde. Dann Selbstmorde wie der von Minister Schäfer. Auf der anderen Seite gibt es weniger Autounfälle, die Grippewelle endete vorzeitig und durch die Verschiebung von Operationen verschieben sich auch die damit einhergehenden Todesfälle.

    Sehr schwer einzuschätzen, wie sich das alles auswirkt.

  7. #10 Joseph Kuhn
    1. Mai 2020

    @ Fluffy, RainerO, Bbr:

    Nur mal interessehalber: Haben Sie eigentlich verstanden, um was es im Blogbeitrag geht oder interessiert das nur nicht?

  8. #11 RainerO
    1. Mai 2020

    @ Joseph Kuhn
    Wir werden wohl alle etwas dünnhäutiger heutzutage. Ich entschuldige mich untertänigst für die Unterstützung des Derailings. Und ja, ich habe verstanden, um was es im Beitrag geht. Nachdem ich dazu aber derzeit nichts Konstruktives beizutragen habe, werde ich mich hier subtrahieren. Gute Nacht.

  9. #12 Fluffy
    1. Mai 2020

    Auf der Basis der Entwicklung der Fallzahlen

    Ein sehr einfaches Modell.

    Vorschlag: Machen Sie einfach besser und überzeugen Sie das RKI.

    Ein Totschlagargument für jede Art von Frage oder Kritik

    … wenn da nicht die immer noch unbekannte Dunkelziffer wäre.

    Die Dunkelziffer hat nichts mit oben erwähntem zu tun.

  10. #13 Uli Schoppe
    2. Mai 2020

    Wenn man für Nordrhein-Westfalen z.B. die Wochenwerte für die Altersgruppe ab 65 Jahren im Durchschnitt 2016-2019 (der durch die starke Influenzasaison 2017/2018 recht hoch liegt) mit den Werten 2020 vergleicht, kann man zwar bei der Aussage des Statistischen Landesamtes bleiben.

    Ist es denn unsinnig einen Vergleichszeitraum zu nehmen in dem ebenfalls eine nicht ganz so harmlose Infektionswelle durchrauscht? Die eigentlich keiner groß beachtet hat?

    Für die letzten beiden vorliegenden Kalenderwochen 13 und 14 sieht man auf Landesebene nur eine marginale Übersterblichkeit von 3 % bzw. 5 %, die normalerweise als zufallsbedingt durchgehen würde. Aber es zeigt sich seit Kalenderwoche 9 ein stetiger Anstieg. Also doch eine erhöhte Sterblichkeit?

    Ja klar, etwas anderes zu erwarten wäre ziemlich dämlich oder?
    Ich sehe jetzt echt nicht das Problem. Politische Statistik? Da finde ich eher das Verhälten von Söder bedenklich. Der will halt Kanzler und da geriert er sich als im Moment gern gesehener starker Mann. Koste es was es wolle.

    • #14 Joseph Kuhn
      2. Mai 2020

      @ Uli Schoppe:

      “Ist es denn unsinnig einen Vergleichszeitraum zu nehmen in dem ebenfalls eine nicht ganz so harmlose Infektionswelle durchrauscht?”

      Unsinnig nicht, aber besser wäre natürlich eine bereinigte Baseline. Das macht das RKI, wenn es die Exzessmortalität bei der Influenza berechnet und das werden Wissenschaftler auch machen, wenn sie die Exzessmortalität bei Corona berechnen. Aber jetzt hat man halt erst einmal nur die Zeitreihe mit den Sterbefällen und kann sich mit dem Durchschnitt der Vorjahre behelfen. Der Effekt der Influenzawelle ist ja außerdem auch klar: Würde man das glätten, träte das Jahr 2020 stärker hervor.

      “Die eigentlich keiner groß beachtet hat?”

      Die man schon beachtet hat, weil die Arztpraxen überlaufen waren. Influenazwellen wie 2017/2018 gibt es immer wieder mal, so richtig außergewöhnlich war das nicht. Und das Virus ist bekannt, es gibt eine Impfung etc., also aus den schon oft genannten Gründen nicht mit dem aktuellen Corona-Geschehen gleichzusetzen.

      “Ja klar, etwas anderes zu erwarten wäre ziemlich dämlich oder?”

      Jain. Es war zu erwarten, dass man früher oder später und bei entsprechender Auflösung nach Regionen und Alter in der allgemeinen Sterblichkeit etwas sieht. Aber dass man nichts sehen würde, ist ja ein häufig gehörtes Argument, selbst auf der politischen Bühne, wie die Publikation aus NRW zeigt. Und wenn man die Bezugspopulationen groß genug macht (z.B. alle Altersgruppen, auf zwei Jahre kumuliert …) wird man auch nichts sehen: die berühmte Verdünnung von Effekten im Durchschnitt. Alter Statistikerwitz: “Am Durchschnitt ist die Kuh ersoffen” – sie ging durch einen Fluss mit durchschnittlich 50 cm Tiefe, außer da, wo sie durchging, da war er 3 m tief.

  11. #15 UMa
    2. Mai 2020

    Hallo Joseph Kuhn,

    zunächst warum Siezen Sie mich? Üblich war doch bisher hier auf Scienceblogs oder sonst in Blogs und Foren ein Du?

    Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern ab dem nächsten Post auf Du wechseln.

    Ich beziehe mit auf Ihre Posts #3 und #5:

    Ich verstehe nicht, warum Sie nicht verstehen.

    Es wäre interessant und wichtig zu erfahren, wie hoch die Anzahl der zusätzlich gestorbenen Menschen ist.

    Dazu kann man die sogenannte Exzessmortalität, die Übersterblichkeit, bestimmen.

    Diese kann man dann mit den in diesem Zeitraum gemeldeten Coronatodesfällen, Daten vom RKI, oder auf der Worldometerseite, (aber nicht in der Sonderauswertung des Stat. Bundesamtes), vergleichen.

    Beides habe ich getan.

    Hier
    https://scienceblogs.de/geograffitico/2020/04/22/lesetipp-die-echten-zahlen-der-todesopfer/
    hat Jürgen Schönstein auf einen Beitrag in der New York Times verwiesen, in dem für einige Länder, Staaten und Städte, der Vergleich der 2020 gestorbenen mit der historischen Baseline durchgeführt wurde.

    Damals war Deutschland nicht dabei, inzwischen wurde der Artikel geupdatet.

    Die aktualisierten Daten vom 30.4. der Sonderauswertung des Stat. Bundesamtes vom ermöglichen es mir, sowohl die historischen Baseline, als auch die Exzessmortalität für Deutschland zu bestimmen.
    Beides habe ich gestern getan.
    Ich vermutete, dies sei Ihnen offensichtlich.
    Führen Sie nicht beruflich ähnliche Auswertungen durch?

    Diese von mir bestimmte Exzessmortalität, die für Deutschland als ganzes, wenn auch nicht für alle einzelnen Bundesländer, signifikant ist, kann man mit den Coronasterbefällen im entsprechenden Zeitraum, Quelle z.B. die Worldometerseite oder RKI, vergleichen.

    Dies habe ich auch getan und mein Ergebnis berichtet.

    Ich hoffe es war dieses mal verständlich.

    • #16 Joseph Kuhn
      2. Mai 2020

      @ UMa:

      “zunächst warum Siezen Sie mich? Üblich war doch bisher hier auf Scienceblogs oder sonst in Blogs und Foren ein Du?”

      Was sonst so üblich ist, ist sonst so üblich. Ich sieze in der Regel, vor allem, wenn ich nicht weiß, mit wem ich es zu tun habe. Außerdem gehöre ich einer Generation an, die sich altersstarrsinnig nicht mehr so recht an das sonst in Blogs Übliche gewöhnen will. Es stört mich aber nicht, wenn Sie mich duzen, fühlen Sie sich frei.

      “Ich verstehe nicht, warum Sie nicht verstehen.”

      Das sehe ich.

      “Es wäre interessant und wichtig zu erfahren, wie hoch die Anzahl der zusätzlich gestorbenen Menschen ist.”

      Ja natürlich. Siehe das Stichwort Exzessmortalität und die Ergänzung dazu hier im Blog.

      “Diese von mir bestimmte Exzessmortalität … kann man mit den Coronasterbefällen im entsprechenden Zeitraum, Quelle z.B. die Worldometerseite oder RKI, vergleichen.”

      Das habe ich vermutet, aber es war nicht klar. Also im Prinzip analog, wie wenn man die vom RKI berechnete Exzessmortalität einer Influenzawelle mit den während dieser Welle gemeldeten Influenza-Sterbefällen in Beziehung setzt? Aber welches Zeitfenster Ihrer Zahl zugrunde liegt, ist mir immer noch nicht klar. Die ganzen ersten drei Monate 2020? Das wäre nicht sinnvoll. Die letzte beim Stat. Bundesamt ausgewiesene Woche? Je nachdem, wie eng man das Zeitfenster fasst, kann es Probleme damit geben, dass die Zeitbezüge der beiden Datenquellen nicht übereinstimmen – das eine sind die Todesbescheinigungen, die über die Standesämter an die Stat. Landesämter gehen, das andere Meldungen der Gesundheitsämter im Survnet-System.

      “Führen Sie nicht beruflich ähnliche Auswertungen durch?”

      Berechnungen zur Exzessmortalität bei Infektionskrankheiten mache ich nicht. Das ist auch nicht ganz so trivial, die Baseline müsste man z.B. idealerweise anders bestimmen als aus dem einfachen Durchschnitt von 4 Jahren vorher (siehe z.B. das auch von Uli Schoppe schon angesprochene Influenzathema 2017/2018), die Festlegung des Zeitfensters ist wichtig usw. Aber klar, als Überschlagsrechnung hilft es, Euromomo macht das auch so.

  12. #17 UMa
    2. Mai 2020

    Gut, ich hatte schon befürchtet, ich hätte mich irgendwie unbeliebt gemacht, da ich gesiezt wurde.

    Das Zeitfenster ist ab dem ersten bestätigen Todesfall in Deutschland bis zum Ende der verfügbaren Daten.

    Mehr Jahre zur Bestimmung der Baseline wären besser, stehen mir aber im Moment nicht zur Verfügung. Ich denke, dass der Median besser ist als dass Mittel, sonst erhöhen die Influezasterbefälle die Baseline zu stark.

    Das RKI gibt für die Exzessmortalität der Influenzawellen konservative Werte an, gibt es noch andere und was ist daran konservativ? Ich vermute es meint damit niedrige Schätzwerte oder untere Schranken. Meine Ergebnisse für die Exzessmortalität der Influenzawellen für 2017 und 2018 sind etwas höher. Vermutlich ist meine Baseline insbesondere im Februar niedriger wegen des Medians. Oder 4 Jahre sind einfach zu kurz. Oder die RKI Werte geben nur die Übersterblichkeit gegenüber einer durchschnittlichen Influenzawelle an.

    • #18 Joseph Kuhn
      2. Mai 2020

      @ UMa:

      “Median besser”

      Vielleicht bin ich ja begriffsstutzig, aber Median von was?

      “Das RKI gibt für die Exzessmortalität … konservative Werte an, … was ist daran konservativ?”

      RKI, EpiBull 3/2015: “Zieht man einen Unsicherheitsbereich ab, der einer Standardabweichung der Differenzen (Residuen) zwischen Modell und Beobachtungswerten der influenzafreien Monate entspricht, erhält man die „konservative“ (vorsichtigere) Schätzung.”

  13. #19 Fluffy
    2. Mai 2020

    Worum es ihnen im Blogbeitrag eigentlich geht?
    Nein weiß ich nicht genau. Kann ich obigem nicht entnehmen.
    Vielleicht, dass aus gleichen, zugänglichen Daten, unterschiedliche Leute unterschiedliche Schlüsse ableiten, je nach Ziel.

  14. #20 Hugo
    2. Mai 2020

    Die Graphik erstaunt mich ein wenig, haben die Viren 2018 mehr Menschenleben gefordert als die Viren 2020?

    Herr Kuhn sie schreiben lapidar: “der durch die starke Influenzasaison 2017/2018 recht hoch liegt”

    Wenn sie der Meinung sind, die Zahlen in Deutschland 2020 sind nur aus dem Grund geringer als 2017/2018, weil wir eine Ausgangsbeschränkung haben, dann möchte ich zu bedenken geben, dass in den meisten Ländern der nordlichen Halbkugel die Fallzahlen sinken, unabhägig davon ob und welche Ausgangsbeschränkung angeordnet wurden. Bestes Beispiel ist Iran, wie sie unter worldometers.info/coronavirus/country/iran/ nachschauen können, obohl sich Rohani gegen strikte Einschränkungen ausgesprochen hatte. Rohani wählte die Praxis der sozialen Distanzierung und der Einhaltung der Hygieneregeln.

    “Verhält” sich COVID-19 nicht so, wie jede saisonale Grippe?
    Sie kommt von alleine und in wenigen Monaten geht sie von alleine.

    • #21 Joseph Kuhn
      2. Mai 2020

      @ Hugo:

      “Die Graphik erstaunt mich ein wenig”

      Von welcher Grafik sprechen Sie?

      “Sie kommt von alleine und in wenigen Monaten geht sie von alleine.”

      Wenn Sie das sagen. Begründen wäre schön, “von alleine” ist ja keine gute Begründung.

      “nur aus dem Grund geringer … weil wir eine Ausgangsbeschränkung haben”

      Zu konkreten Maßnahmen habe ich mich meines Wissens nie geäußert. Die Evidenz mancher Maßnahmen ist fraglich. Dass es egal gewesen wäre, ob man überhaupt etwas tut oder nicht (“geht von alleine”), glaube ich allerdindgs in der Tat nicht.

      “Bestes Beispiel ist Iran”

      Nun denn, jeder glaube, was er will. Alles was man zu dem Thema über den Iran weiß, ist, dass das Regime fürchterlich versagt hat und lügt wie gedruckt.

  15. #22 Joseph Kuhn
    3. Mai 2020

    Ähnliche Überlegungen

    Das der Versicherungswirtschaft nahestehende “Deutsche Institut für Altersvorsorge” äußert explizit die Vermutung, dass die Daten des Stat. Landesamtes NRW eine politische Agenda unterstützen sollen:

    “Sie sollen es der Politik vielmehr einfacher machen, über weitere Lockerungen der Einschränkungen in Gesellschaft und Wirtschaft zu entscheiden. Es ist bekannt, dass der NRW-Ministerpräsident im Reigen der Regierungschefs der Bundesländer dazu eine etwas „forschere“ Einstellung hat als zum Beispiel die Verantwortlichen in Bayern.”

  16. #23 Hugo
    3. Mai 2020

    > Von welcher Grafik sprechen Sie?

    Von der Grafik die sie in ihrem Artikel verlinkt haben, was denn sonst?

    https://www.it.nrw/sites/default/files/data/image/103_20.png

    Und die sie lapidar kommentieren mit: “der durch die starke Influenzasaison 2017/2018 recht hoch liegt”

    • #24 Joseph Kuhn
      3. Mai 2020

      @ Hugo:

      “Von der Grafik die sie in ihrem Artikel verlinkt haben, was denn sonst?”

      In meinem Artikel selbst war keine Grafik und der Link nach NRW war wichtiger wegen den auf der verlinkten Seite abrufbaren Daten, nicht wegen der Grafik für schnelle Leser.

  17. #25 Hugo
    3. Mai 2020

    > Nun denn, jeder glaube, was er will.
    Diesen Eindruck habe ich auch gewonnen

    Erst heißt es Masken nutzen nichts, dann werden sie doch empfohlen. Dann werden sie Pflicht.

    Erst wird nichts gemacht, die Grenzen am Flughafen in Deutschland wurden bis Ende März nicht einmal ansatzweise kontrolliert, dann wird die Ausgangsbeschränkung eingeführt. Jetzt wird sie aber wieder gelockert 5 Personen dürfen sich im Freien treffen. Geschäfte werde immer weiter geöffnet.

    Und all dies, obwohl es kein Impfstoff oder Medikament gibt.

    Wenn der Corona Virus nicht von alleine im Sommer weg geht, so wie die saisonla Viren es jedes Jahr machen. Dann müßten die Fallzahlen in den nächsten Wochen wieder rasant ansteigen.

  18. #26 UMa
    3. Mai 2020

    @Joseph Kuhn (#18):
    Der Median der gleitenden 7-tägigen Mittel der anderen Jahre als Baselinie.

    Beispiel: Also für die Baselinie des 15. März die Mittelwerte vom 12. bis 18. März aller Jahre ausrechnen und dann den Median des Resultats der Jahre 2016,2017,2018 und 2019 bilden und als Baslinie mit dem 7-tägigen Mittel von 2020 vergleichen. Das ganze für jeden Tag des Jahres.

    Ist noch etwas komplizierter, wegen Schaltjahren und möglicherweise Übersterblichkeit in mehreren Jahren, aber im Prinzip ist es das.