Gigantische Summen nehmen die Regierungen derzeit in die Hand, um die Coronakrise zu bewältigen. Das Herumgeknausere aus der Zeit v. C., als ein paar Millionen für die Kitas oder die Pflege schon als Bankrottgefahr für das System galten – vorbei, einfach vorbei. Als ob die Politik einen Goldesel zur wunderbaren Geldvermehrung gefunden hätte.
Aber was wird mit dem ganzen Geld gemacht? 9 Milliarden bekommt beispielsweise die Lufthansa und sagt trotzdem, sie habe 26.000 Beschäftigte zu viel. Die Autoindustrie bekommt zwar keine Kaufprämien für ihre alten Verbrenner, selbst die Wirtschaftsweisen waren dagegen, aber z.B. Mehrwertsteuervorteile und andere Hilfen, auch der dickste SUV soll eine Zukunft haben. Die IG-Metall ist trotzdem sauer auf die prämienkritische SPD. Für Kreuzfahrtschiffe steht der deutsche Steuerzahler den internationalen Reedereien gegenüber mit 25 Milliarden Euro im Feuer, und es sollen weiter schwimmende Vergnügungsstädte gebaut werden. Was soll sonst aus den Werften werden? Wo man hinschaut Pfadabhängigkeiten. Dass die Bundesliga einfach so wieder anfängt, ohne extra Staatsgeld obendrauf, verwundert fast schon ein wenig. Aber wie haben wir sie vermisst, die Ansage nach den Katastrophenmeldungen in den Nachrichten – „und jetzt zum Fussball“. Jetzt ist sie wieder da, wie früher. Dass die Pflege kein Rieseninvestitionsprogramm bekommt, ist nur gerecht. Die hatte schließlich schon den Beifall vom Balkon und die Bundesliga wird ihn demnächst in vollen Stadien auch wieder bekommen. Kreuzfahrtschiffe lassen sich damit nicht betreiben. Deren Zukunft braucht Bares.
Welche Zukunft wird da gesichert? Die liebgewonnene und vertraute? Die bisher profitable? Die von gestern? Mit dem Geld der Leute, die morgen davon leben müssen? Werden die nicht eines Tages fragen, ob man nicht mehr in eine neue Zukunft hätte investieren müssen? In ihre Zukunft? „Das soll nun alles gewesn sein – das bisschen Fußball und Führerschein“? Bezahlen werden sie es jedenfalls müssen, egal was es gewesen sein wird, ihr und unser donnerndes Leben. Oder was es nochmal gewesen ist. Aber auch dieses Gewesen-Sein ist ein Sein, das das Bewusstsein bestimmt. Die Fragen kommen noch. Und wenn sogar der fussballspielende Senegalese seinen BMW X5M gegen einen i3 tauscht, wird auch Andreas Scheuer erkennen, dass eine neue Zeit begonnen hat.
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