Im SPIEGEL 39/2020 schreibt Marco Evers über die rege Publikationstätigkeit des Dresdner Dermatologen Uwe Wollina. Unter anderem geht es dabei um einen Artikel im „Open Access Macedonian Journal of Medical Sciences“. Klingt schon so. So wie. Als Erstautor firmiert ein Herr namens Massimo Fioranelli von einer Uni Marconi in Rom. Die Uni heißt wirklich so, nicht etwa Uni Maccaroni.
Der Artikel handelt von einem schwarzen Loch im Innern der Erde, das aus DNA-ähnlichem Material besteht. Es ist für das Magnetfeld der Erde und die Gravitation verantwortlich und tauscht Information mit dem Wasser aus. Da wäre doch immerhin einmal die Sache mit dem Wassergedächtnis der Homöopathen geklärt und so manches, was Attila Hildmann schreibt, ist mir jetzt auch klarer.
Ein paar Kostproben:
„We show that the existence of life on the earth may be a reason that this black hole like object is a black brane that has been formed from biological materials like DNA. Size of this DNA black brane is 109 times longer than the size of the earth’s core and compacted interior it. By compacting this long object, a curved space-time emerges, and some properties of black holes emerge. This structure is the main cause of the emergence of the large temperature of the core, magnetic field around the earth and gravitational field for moving around the sun.“
„In this paper, we have shown that the earth’s core is the biggest system of telecommunication which exchanges waves with all DNAs and molecules of water.“
„On the other hand, DNA black brane of the earth could emit some special waves to molecules of water and extract dark DNAs from extra dimensions. This means that the origin of life could be a system of telecommunication which is formed by DNA black brane interior of the earth, dark DNAs, waves and molecules of water.“
An dem Artikel finde ich neben solchen Welterklärungen auch die vielen Formeln beeindruckend, und natürlich die netten Infografiken mit Bonbon-Bildchen zur DNA. Offen ist für mich noch, wie sich die Erkenntnisse von Herrn Wollina mit denen der bahnbrechenden Forschungen aus Hogwarts an der Oder zum Kozyrev-Spiegel vertragen. Die dort untersuchten Zeitwellenmuster stellen einen ernstzunehmenden alternativen Ansatz zur Erklärung mancher Dinge dar. Das ruft förmlich nach einem Kooperationsprojekt, zumal der Artikel im Macedonian Journal auf den 30.9.2020 datiert, also eindeutig über eine Zeitwelle aus der Zukunft kommt*.
Marco Evers berichtet im SPIEGEL noch über einige andere bahnbrechende Studien, an denen Herr Wollina beteiligt ist, z.B. über Vögel, die ohne Hirne Hindernissen ausweichen. Ob es auch Universitätsprofessoren ohne Hirne gibt, die Artikel veröffentlichen? Oder ob sich hier ein unterbeschäftigter Dermatologe einen Sokal-Scherz nach dem anderen erlaubt?
Artikel ähnlicher Substanzhaltigkeit lassen sich mit SCIgen herstellen, einer Software, die auf Knopfdruck Nonsens-Artikel produziert, damit man das Peer Review-Verfahren von Zeitschriften testen kann. Die SCIgen-Artikel haben leider immer einen pseudoinformationswissenschaftlichen Inhalt. Zu gerne würde ich ab und zu auch einmal Public Health-Zeitschriften auf ihre Nonsens-Sensibilität testen. Bei manchen Artikeln dort hat man nämlich auch den Eindruck, dass der Informationsaustausch mit dem schwarzen Loch im Erdkern gestört war. Aber das ist eine andere Geschichte.
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* So sah es bei ersten Hinsehen aus. Aber der Artikel ist vom 30.9.2019, also aus der Vergangenheit, eine unerklärliche Veränderung der Zeitschleife. Siehe auch Kommentare #5, 6.
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