Nachdem inzwischen die Behauptung, es gäbe 2020 keine Auffälligkeiten bei den Sterbefällen, angesichts von inzwischen fast 60.000 mit oder an Corona Gestorbenen ziemlich unhaltbar geworden ist, werden neuerdings mal mehr, mal weniger gut berechnete altersstandardisierte Sterbeziffern zum Vergleich 2020 mit den Vorjahren angeführt. Altersstandardisiert, also die Alterung der Bevölkerung statistisch bereinigt, sei die Übersterblichkeit 2020 gar nicht so aufregend, heißt es dann.

Dazu nach langer Zeit einmal wieder eine Übersterblichkeitskurve, beruhend auf den Daten des Statistischen Bundesamtes vom letzten Freitag:

Man sieht, wie auf Gesundheits-Check bereits mehrfach erläutert, Anfang 2020 eine Untersterblichkeit, bedingt durch die starken Grippewellen in den Vorjahren (d.h. der Durchschnitt 2016-2019 ist keine ideale Baseline). Es folgt eine deutliche Übersterblichkeit während der ersten Infektionswelle, dann der Rückgang der Sterblichkeit auf das Durchschnittsniveau im Sommer. Man sieht im Sommer des Weiteren einen kurzen, aber heftigen Ausschlag nach oben: eine Übersterblichkeit durch Hitzetote, wie bereits in manchen früheren Jahren (allerdings nicht in den Baseline-Jahren Edit: Der Satz ist schlicht falsch). Im Herbst zeigt sich schließlich mit der zweiten Infektionswelle ein massiver Anstieg der Übersterblichkeit, in der Kalenderwoche 52 sind es mehr als 30 %, in Bundesländern wie Sachsen noch viel mehr. Trotz Maßnahmen. Mit dem “Präventionsparadox” ist jedoch schwer zu argumentieren, wenn andere einwenden, bei den Maßnahmen handle es sich um Cargo-Cult, dazu vielleicht ein andermal.

Im Jahresdurchschnitt kommt auch ohne Altersstandardisierung nicht viel heraus: Bis zur Kalenderwoche 52 gab es 2020 knapp 5 % mehr Sterbefälle als im Durchschnitt 2016-2019. Aber am Durchschnitt ist bekanntlich dem alten Statistikerwitz zufolge schon die Kuh ersoffen, als sie einen im Mittel 50 cm tiefen Fluss durchquerte – dummerweise an einer 2 m tiefen Stelle. Wenn im Durchschnitt in den Krankenhäusern viele freie Betten sind, aber womöglich in einem Monat nicht, wissen Sie, was das mit der Kuh im Coronafall bedeutet. Im Durchschnitt sind wir auch alle ziemlich vermögend, und im Durchschnitt sind wir alle ein bisschen schwanger, haben etwas weniger als zwei Beine und sind halb Mann, halb Frau. Das ist aber wieder eine andere Geschichte.

Und die Altersstandardisierung? Soll man hier überhaupt altersstandardisieren? In der ersten Version des Beitrags habe ich das klar mit „nein“ beantwortet. Beim nochmal Nachdenken bin ich allerdings, das soll vorkommen, nachdenklich geworden. Ich habe den forschen alten Passus aus dem Text genommen, weil er zumindest so, wie er dastand, nicht haltbar ist. Insofern Asche auf mein Haupt. Mein Nachdenken hält allerdings noch an, es könnte also eine weitere Revision folgen.

Kommentare (40)

  1. #1 hto
    31. Januar 2021

    “Wenn in Deutschland auf geheimnisvolle Weise 2020 plötzlich die Hälfte der Bevölkerung im Hochrisikoalter wäre, hätten …”

    Wenn das Virus über die Jahre mutiert, die Impfseren ständig neu angepasst wurden, und das Immunsystem der Menschen durch die ständige Belastung …, dann wird das “Weissagen” über Geheimnisvolles und Alter wohl noch spannender werden!?

  2. #2 Rob
    Oberland
    31. Januar 2021

    Mich würde interessieren, ob man einen signifikanten Rückgang der Todesfälle durch Grippe und andere Viren sehen wird. Die Corona-Maßnahmen sind ja auch gegen andere Infektionen wirksam.

    • #3 Joseph Kuhn
      31. Januar 2021

      @ Rob:

      Die Maßnahmen sind in in der Tat gegen manche andere Infektionen wirksam, ausgeprägt z.B. bei Noroviren. Daten für meldepflichtige Infektionen sind unter Survstat verfügbar.

      Was den Rückgang der Influenza-Sterbefälle angeht, bin ich auch mal gespannt, was das RKI sagt. Die Influenza-Sterblichkeit wurde ja stets durch Übersterblichkeitsbetrachtungen bestimmt (die laborbestätigten Fälle waren nur ein kleiner Teil). Im Frühjahr 2020 war das kein Problem, weil da die Influenzasaison zu Ende war, bevor es Coronasterbefälle gab. Jetzt überschneidet sich die traditionelle Influenzasaison mit der anhaltenden zweiten Coronawelle.

  3. #4 Statist
    Hamburg
    31. Januar 2021

    Sterbefallvergleiche zu Monaten des Vorjahres oder zu Vorjahren, oder die Berechnung von Mittelwerten aus 5 Jahren, sind eine Täuschung.

    Die Langszeitkurven z.B. 1980 bis 2020 machen das deutlich. In Deutschland ist die Sterbefallzahl von 1980 bis 2004 gesunken. Der Unteschied liegt bei rund 130.000 Sterbefällen. Die Kurve hat einen Boden gebildet und ist 2005 angezogen. Wir sind fast da angekommen, wo wir 1980 schon einmal waren. Die Sterbfallzahlen lagen in den 60er und 70er Jahren übrigens erheblich höher.

    Fast alle Sterbekurven in Europa, aber auch in den USA und Mexiko, befinden sich im Aufwärtstrend. Viele recht steil. Ursachen für den Aufwärtstrend sind wachsende Bevölkerungen wie z.B. in den USA, UK, Deutschland .. oder Überalterungserscheinungen wie fast überall in Europa.

    Der Engpaß in den Spitälern konnte vorausberechnet werden anhand der der Kurven, der Alterspyramiden, der Aufwärtstrends.

    Wenn Irland einen Bettenmangel beklagt, liegt das in erste Linie am Aufwärtstrend der Sterbefallzahlen wegen der wachsenden Bevölkerung, der Alterspyramide und daran, daß es im Verhältnis zu Deutschland nur 2,6 Spitalbetten zu 1000 hat, während Deutschland 8,4 zu 1000 stehen.

    Die Kurven lassen sich sehr einfach selber herstellen, wenn man bei Wikipedia den gesamten Block markiert und dann in die Tabellenkalkulation kopiert. Mit “suchen ersetzen” können die Zahlenkolonnen genauso einfach bereinigt werden (Leerstellen, Anführungszeichen etc. ).

    “Statist” bezieht sich nicht auf Statistik, sondern auf die Frage, ob wir Bürger nur Statisten sind?

    • #5 Joseph Kuhn
      31. Januar 2021

      @ Statist:

      Haben Sie den Blogbeitrag nicht gelesen oder nicht verstanden? Insbesondere auch vor dem Hintergrund des coronaspezifischen Verlaufs der Sterbefallzahlen im Jahr 2020, wie er in der Grafik abgebildet ist?

  4. #6 Alisier
    31. Januar 2021

    Schönste Schlagzeile zum Thema, von der BILD:
    “Experte kritisiert RKI-Statistik:
    Es sterben weniger Menschen als täglich gemeldet wird!”
    Auf Verlinkung verzichte ich, mochte aber meine Empörung zum Ausdruck bringen. Ist es jetzt auch hier soweit, dass Tote gemeldet werden, die es gar nicht sind? So wie die hunderttausenden toten Fake-Wähler in den USA? Trump hilf!

  5. #7 RPGNo1
    31. Januar 2021

    @Alisier

    Wie heißt denn der BL*D-“Experte”? Stefan Homburg? Harald Walach?

  6. #8 Joseph Kuhn
    31. Januar 2021

    @ Alisier:

    Leider ist der Artikel unter der Schlagzeile nicht zu ergoogeln. Ein Narrativ, das von manchen desinformierten Kreisen immer wieder mal gepflegt wird, ist die Kritik an den Meldungen über die “Gestorbenen des Vortags”.

    Natürlich ist richtig: Die täglich vom RKI neu gemeldeten Sterbefälle sind nicht die Gestorbenen des Vortags, genauso wie die täglich neu gemeldeten Infektionen nicht die Infektionen des Vortags sind, sondern eben neue Meldungen.

    Bei den Gestorbenen liegt das Sterbedatum zum Teil schon länger zurück. Mit anderen Worten: Die 399 Coronatoten, die das RKI heute neu gemeldet hat, sind nicht alle gestern gestorben und die, die gestern gestorben sind, sind heute noch nicht alle gemeldet worden.

    Wenn der Trend der Sterbefälle rückläufig ist, dann enthält die Zahl der Meldungen des Vortags aufgrund dieses Nachlaufeffekts tendenziell mehr Fälle als wirklich am Vortag gestorben sind, wenn der Trend zunehmend ist, weniger. Bei den Meldungen am Wochenende kommen noch die bekannten Sondereffekte hinzu, d.h. die 399 von heute sind möglicherweise trotz rückläufigen Trends zu wenig. Es geht hier eigentlich lediglich um die korrekte Sprache.

    Mit den Daten hier hat das übrigens gar nichts zu tun, weil den Sonderauswertungen des Statistischen Bundesamtes nicht die RKI-Meldungen zugrunde liegen, sondern die von den Meldeämtern unabhängig von der Todesursache beurkundeten Sterbefallmeldungen. Und tot ist tot, da gibt es auch kein “mit oder an gestorben”.

  7. #9 Herr ɟuǝs
    auf Zeitreise
    31. Januar 2021

    wir haben heute den 31.1.2021
    die Sonderauswertung ist aber vom 29.2.2021, den es dieses Jahr nicht gibt 😉
    ist das ein statistischer Vorlauf? oder Verlauf? vlt kennt sich statist aus?

    • #10 Joseph Kuhn
      31. Januar 2021

      @ Herr ɟuǝs:

      Ich hatte vergessen, nach meiner Zeitreise die Uhr zurückzustellen. Ist erledigt. 😉
      Danke für den Hinweis.

    • #12 Joseph Kuhn
      31. Januar 2021

      @ Herr Senf:

      Wenn Alisier das gemeint hat, dann hat es nichts mit der Kritik an der Formulierung mit den Gestorbenen “in den letzten 24 Stunden” zu tun, sondern dann ist mein Blogbeitrag einschlägig.* Allerdings ist Herr Kauermann kein Coronaleugner oder dergleichen, auch wenn seine Analysen von den Leuten fälschlicherweise in diesem Sinne vereinnahmt werden. Er bestreitet auch in keiner Weise den Sinn der Infektionsschutzmaßnahmen.

      —–
      Nachtrag 1.2.2021: Aber nur bedingt. Meine ursprüngliche Kritik, hier altersstandardiert zu argumentieren, nehme ich zurück.

  8. #13 Alisier
    31. Januar 2021

    Es war eine typische (bewusst?) missverstehende, den falschen vereinnahmende Deppenschlagzeile, genau.
    Und sowas bringt die B— regelmäßig, ihre Leser bedienend, die Unsicherheit schürend.

  9. #14 Intensivpfleger
    1. Februar 2021

    Interesse an absoluten Zahlen einer Covid19-ITS?
    Januar 2021: 37 Todesfälle, macht >1/Tag, allein heute waren es drei.
    Ich finde diese Diskussionen über Todeszahlen immer recht seltsam, kaum jemand der sich an so einer Diskussion beteiligt macht sich wirklich Gedanken darüber, was das denn tatsächlich bedeutet. Durch meine Arbeit ist mir die Übersterblichkeit durch Covid19 kein abstrakter Begriff, sondern eine bittere Wahrheit, die nur schwer zu ertragen ist.
    Es ist mir natürlich bewußt, dass ich bei meinen PatientInnen eine Negativauswahl an Verlaufsformen sehe, aber das macht es nicht einfacher…

  10. #15 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2021/01/31/rhinovirus/
    1. Februar 2021

    Bis zur Kalenderwoche 52 gab es 2020 knapp 5 % mehr Sterbefälle als im Durchschnitt 2016-2019.

    Das habe ich in der Tagesschau so ähnlich auch gehört und als Grafik aufbereitet gesehen.

    Eine Frage stellt sich mir da aber, auf die ich nicht selbst gekommen bin, obwohl man selbst hätte draufkommen können, mit etwas mehr Misstrauen: Wieso wird die Zahl mit einem 4-Jahres-Durchschnitt verglichen? Um ¼ Schaltjahr mit drinzuhaben? Weil man in Olympiaden zählt? Ist das Usus im Gesundheitswesen?

    Ich kam drauf durch eine krude Coronaskeptikerseite auf der viel Bockmist verbreitet wird, aber ich denke, da haben sie einen Punkt. Vergleicht man nämlich den Durchschnitt der letzten 10 Jahre, sehen die Zahlen sehr viel weniger dramatisch aus. Allerdings wohl nicht, wenn man den Dezember rauspickt. Und letztes Jahr Jan./Feb. ging es ja erst langsam los mit Corona, deswegen, und weil wir bei den gewöhnlichen Grippen keine Lockdowns veranstalten oder Masken tragen, taugt der Vergleich natürlich nicht, die Harmlosigkeit von Covid19 zu belegen.

    Aber die Historie so zurechtzuschneiden, dass man gerade 4 Jahre mit eher geringer Sterbezahl herausgreift, zugegeben mit einem Jahr mit erhöhter, riecht schon nach willkürlicher Überdramatisierung und würde ins Bild der Manipulation passen, die einige Medien gerne üben, wenn sie meinen, sie tun es für die gute Sache, die aber leicht zur Schlechten Sache des verspielten Vertrauens gehört.

    Daher die Frage: Ist es üblich, Sterbezahlen über 4 Jahre zu mitteln?

    Wo das war, mit den Sterbezahlen über 10 Jahre, kann ich leider nicht mehr finden.

    Ändert sich die Altersstruktur so rasant, dass größere Intervalle problematisch sind? Als jemand, der seinen Hauptwohnsitz im Dezimalsystem hat würde ich dann aber dennoch 5-Jahresintervalle erwarten.

    Dieses Eindruckschinden mit handoptimierten Intervallen kennt man übrigens vom Fußball. Wenn eine Mannschaft 4x Unentschieden gespielt hat, und dann gewinnt, heißt es: 5 Spiele ohne Niederlage! und man kann darauf wetten, dass es genau 5 sind, und das Spiel davor eine Niederlage war. Das Intervall wird genau so weit ausgedehnt, dass es den größten Eindruck macht.

    Bei Börsenkursen hat man das auch oft: Es geht auf und ab, und über 15 Monate sieht man insgesamt einen Aufwärtstrend. Aber über 20 Monate würde man einen Abwärtstrend sehen, über 30 Monate wieder aufwärts. Wer immer mit wechselnden Intervallgrößen hantiert, will eine Message verkaufen.

    Aber wie gesagt, ich bin nicht vom Fach Übersterblichkeit, vielleicht ist es da ja Usus.

  11. #16 Joseph Kuhn
    1. Februar 2021

    @ user unknown:

    “Ist es üblich, Sterbezahlen über 4 Jahre zu mitteln?”

    Meines Wissens gibt es keinen Standard in dieser Hinsicht. Warum das Statistische Bundesamt Daten für die Jahre 2016-2019 als Vergleich bereitstellt, und nicht ein Jahr mehr oder weniger, oder 10 Jahre, weiß ich nicht. Für die amtliche Sterbetafel werden immer drei Jahre gemittelt.

    Allerdings sind es gerade keine “4 Jahre mit eher geringer Sterbezahl”, 2016/2017 (mit ca. 23.000 Toten) und 2017/2018 (mit ca. 25.000 Toten) gab es zwei der in den letzten Jahrzehnten härtesten Grippewellen. Deswegen ja auch die Untersterblichkeit Anfang 2020. Als “normale” Baseline ist der Durchschnitt dieser 4 Jahre daher nicht gut geeignet und deswegen rechnen manche auch komplexere Sachen. Aber der unterjährige Kurvenverlauf bringt trotzdem auch bei diesem einfachen Vergleich die zwei Coronawellen zum Vorschein.

    Bei 10 Jahren müsste man zwingend auch in der unterjährigen Darstellung die Alterung der Bevölkerung berücksichtigen. Mit Blick auf die Differenzierung zwischen allgemeiner Sterbefallentwicklung und zusätzlichen Coronatoten war dann eben auch meine erste Version des Blogartikels mit dem (je nach Vergleichsfragestellung an sich richtigen) Hinweis, man soll reale Sterbefälle nicht wegstandardisieren, vermurkst.

    @ Intensivpfleger:

    “kein abstrakter Begriff”

    Ein wichtiger Punkt insbesondere bei der Frage, ob auf den Intensivstationen nur Patienten liegen, die jetzt eben als “Coronafälle” etikettiert werden und sonst auch da wären. Leute wie Sie sehen täglich das klinische Bild hinter den Statistiken. Ich bin froh, dass ich das nicht sehen und aushalten muss.

  12. #17 hto
    1. Februar 2021

    #16
    Ich WÄRE froh, wenn diese starken Menschen endlich sehr viel mehr Kollegen/Kolleginnen haben dürften, damit das Sehen, Aushalten und Pflegen erträglicher ist – Genau bei diesen Menschen sollte die Veränderung zu einer neuen/menschenwürdigen Weltordnung OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik anfangen, dafür müsste allerdings vorher eine entsprechende, nicht heuchlerische und nicht abgestumpfte Kommunikation in die wirklich-wahrhaftige Richtung beginnen!?

  13. #18 echt?
    1. Februar 2021

    Nach neuesten Forschungen der Covidi0ten werden sogar alte Grabsteine mit “2020” übermeisselt um Panik zu schüren.

  14. #19 foobar407
    1. Februar 2021

    Beim nochmal Nachdenken bin ich allerdings, das soll vorkommen, nachdenklich geworden. Ich habe den forschen alten Passus aus dem Text genommen, weil er zumindest so, wie er dastand, nicht haltbar ist. Insofern Asche auf mein Haupt.

    Haben Sie sich am Elfenbeinturm den Zeh gestoßen?

    Ich habe nach einer Nacht drüber schlafen, gerade auf diesen Absatz antworten wollen, aber Ihr Haupt war anscheinend schneller als meins.

    Aber am Durchschnitt ist bekanntlich dem alten Statistikerwitz zufolge schon die Kuh ersoffen, als sie einen im Mittel 50 cm tiefen Fluss durchquerte – dummerweise an einer 2 m tiefen Stelle.

    Wurde denn im Gesundheitswesen im letzten Jahr irgendwas dafür getan, dass man lokale Spitzen besser auffangen kann? In Berlin wurde eine Notfall-Coronastation in den Messehallen aufgebaut, wobei fraglich ist, welches Personal dort bei Bedarf überhaupt arbeiten soll.
    Aber ansonsten habe ich nichts mitbekommen.

    • #20 Joseph Kuhn
      1. Februar 2021

      @ foobar407:

      „Ihr Haupt war anscheinend schneller als meins.“

      Eher träge rinnen da bei mir die Gedanken 😉

  15. #21 Intensivpfleger
    1. Februar 2021

    Wurde denn im Gesundheitswesen im letzten Jahr irgendwas dafür getan, dass man lokale Spitzen besser auffangen kann? In Berlin wurde eine Notfall-Coronastation in den Messehallen aufgebaut, wobei fraglich ist, welches Personal dort bei Bedarf überhaupt arbeiten soll.
    Aber ansonsten habe ich nichts mitbekommen.

    Die Charité in Berlin Mitte hat ein Verwaltungsgebäude zu einer Intensivpflegeeinheit umgebaut, dort können stufenweise mehrere ITS-Bereiche bis zu einer Gesamtbettenzahl von 135 Intensivbetten zusätzlich aufgebaut werden, aktuell werden auch fast alle diese Betten betrieben. Das Personal rekrutiert sich aus den anderen ITS-Bereichen und vor allem aus OP- und Anästhesiepersonal, das nur deshalb zur Verfügung steht, weil die OP-Kapazitäten maximal heruntergefahren wurden. Im Moment zeichnet sich so etwas wie eine leichte Entspannung der Situation ab, so dass das OP-Programm seit ein paar Tagen wieder dezent hochgefahren wird. Der wirtschaftliche Schaden, den das reduzierte Programm verursacht hat, wird sicher nicht vollständig refinanziert werden. Alle fürchten sich vor allem vor der post-Covid-Zeit, in der die aufgestauten OPs nachgeholt werden, da wird es monatelang 24/7 OPs geben…
    Im Gegensatz zur Klinik auf dem Messegelände sind diese zusätzlich aufgebauten Betten voll betriebsbereit und auch ausgeschöpft worden, und zwar als Intensivbetten, und nicht so, wie es im Messegelände gewesen wäre, dort wäre nur eine Versorgung von leichten, nicht intensivpflichtigen Fällen möglich gewesen, bzw. reine Palliativversorgung bis zum Tod.
    Der Weg – OP-Kapazitäten reduzieren, zusätzliche ITS-Betten aufbauen – wurde an vielen Standorten in Deutschland vorgenommen, nur so ließ sich diese zweite Welle noch irgendwie bewältigen.
    Solche Wege, wie das Messezentrum, hätte man wohl besser dem Militär überlassen. Die wissen, wie man lokal schnell Versorgungseinheiten aufbaut, und sollten solche Versorgungseinheiten je gebraucht werden, hätten wir sowieso jede Regelversorgung verlassen und würden uns im Katastrophenfall befinden. So weit ist es bislang zum Glück nie gekommen.

  16. #22 foobar407
    1. Februar 2021

    @Intensivpfleger

    Vielen Dank für den Einblick.

    Das Personal rekrutiert sich aus den anderen ITS-Bereichen und vor allem aus OP- und Anästhesiepersonal, das nur deshalb zur Verfügung steht, weil die OP-Kapazitäten maximal heruntergefahren wurden.

    Kann man das nicht auch besser machen? Zum Beispiel auch dort Bundeswehrkräfte einsetzen?

  17. #23 werner
    1. Februar 2021

    Googeln unter “BILD Es sterben weniger Menschen, als täglich gemeldet wird” und Zack! ein Treffer.

  18. #24 Uli Schoppe
    1. Februar 2021

    @Josef

    Schreib bitte nie wieder “an oder mit”. Wenn ich das in Deinem Blog lesen muss bekomme ich echt Kopfschmerzen.

  19. #25 PDP10
    1. Februar 2021

    Interessant ist, wie unterschiedlich die Überschriften aktuell bei den einschlägigen Online-Medien zum Thema sind.

    Spiegel:

    Keine deutliche Übersterblichkeit in Deutschland

    Der Artikel selbst (leider hinter Paywall) ist dann allerdings deutlich differenzierter und gibt im wesentlichen wieder, was oben im Artikel hier steht.

    Welt:

    “Keine Übersterblichkeit” – Hinter Paywall. Ziemlich wirres – ich nehme an, weil “offensiv” gekürztes – Interview mit einem Statistiker der Uni-München. Teils klare Ansagen, was die Übersterblichkeit insbesondere im November und Dezember angeht – insbesondere in Sachsen mit fast 100% – und dann wieder laue Kritik daran, dass das RKI Rohdaten veröffentlicht. Hä? Was denn sonst? Seltsam.

    Dann wieder (ausgerechnet) die FAZ:

    “Starke Zunahme der Sterbefallzahlen durch Corona”

    Man sollte wirklich mal untersuchen, ob die “Präsentation” solcher Artikel auf der Startseite des jeweiligen Mediums korreliert ist mit den Statistik-Kenntnissen des zuständigen Redakteurs / der zuständigen Redakteurin.

  20. #26 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    2. Februar 2021

    > Man sollte wirklich mal untersuchen, ob die “Präsentation” solcher Artikel auf der Startseite des jeweiligen Mediums korreliert ist mit den Statistik-Kenntnissen des zuständigen Redakteurs / der zuständigen Redakteurin.

    Ein ziemlich müßiges Unterfangen. Sinnvoller ist es, sich mit den Tatsachen zu beschäftigen. Hier kann es losgehen:

    https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbefallzahlen.html

  21. #27 Uli Schoppe
    2. Februar 2021

    @foobar407

    Kann man das nicht auch besser machen? Zum Beispiel auch dort Bundeswehrkräfte einsetzen?

    Wenn man das so schlau macht wie in meiner Stadt ist das umsonst: sieben Soldaten für das Gesundheitsamt, keine Schreibtische, kein Telefon (Nicht mal ein billiges Tragetelefon ^^), Kein 150 Euro Rechner (Ohne Schreibtisch auf dem Boden ist ja auch doof ^^). Und ich bin mir sicher die hätten auch ohne zu jammern ihre Arbeit gemacht. Obwohl ich Zuvieldienstleistender war. Nur Gelegenheit muss man geben…

  22. #28 noch'n Flo
    Schoggiland
    2. Februar 2021

    Nebenan bei CC wurde ja kürzlich über die Erweiterung des Computerspiels “Plague Inc.” namens “The Cure” berichtet.

    Im Gegensatz zum bisherigen Spiel, in dem man mit einem Bakterium/Virus/Pilz/etc. die Menschheit ausrotten muss, geht es diesmal um die Rettung der Menschheit vor einem solchen Keim. Dafür kann man diverse Optionen wie z.B. Quarantäne, Lockdown, Forschung, Aufklärung, diverse Anordnungen (Händewaschen, Maskenpflicht, Grenzschliessungen usw.) und noch vieles mehr einsetzen.

    Ich habe mich heute an meinem freien Nachmittag mal an das Spiel gewagt – mit sehr frustrierendem Ergebnis:

    https://scienceblogs.de/bloodnacid/2020/12/31/olt-5-zur-goldenen-krone/#comment-370528

    Probiert es mal aus, da trennt sich bei den Diskutanten echt die Spreu vom Weizen…

  23. #29 foobar407
    2. Februar 2021

    @Schoppe

    Das ist aber ein besonderes Problem in Ihrer Stadt?

    Die ganze Hardware zu organisieren scheint mir jedenfalls generell leichter zu sein als das Personal dafür. Wie @Intensivpfleger berichtet, kann man relativ schnell Betten, Geräte und ganze Gebäude finden, aber wenn man die Mannstärke konstant hält, muss man woanders sparen und ist in seinen Reserven sehr begrenzt.

    Ansonsten zielte meine Frage darauf, inwieweit mehr oder weniger geschulte Aushilfen überhaupt im medizinischen Bereich unterstützen können.

  24. #30 PDP10
    2. Februar 2021

    @Karl Mistelberger:

    Ein ziemlich müßiges Unterfangen. Sinnvoller ist es, sich mit den Tatsachen zu beschäftigen.

    Was hat das mit meinem Post zu tun? Und warum denkst du, dass ich die einschlägigen Daten nicht kennen würde?

  25. #31 Intensivpfleger
    3. Februar 2021

    Ansonsten zielte meine Frage darauf, inwieweit mehr oder weniger geschulte Aushilfen überhaupt im medizinischen Bereich unterstützen können.

    Das wird sogar einigermaßen erfolgreich umgesetzt: KollegInnen aus den Normalpflegebereichen, die gerade aufgrund reduzierter OP-Zahlen weniger Betten betreiben, werden im Intensivbereich als Aushilfen eingesetzt und sind auf jeden Fall eine Entlastung. Auch Medizinstudierende werden so eingesetzt und können, obwohl idR keinerlei pflegerische Ausbildung besteht, bei Außenarbeiten hilfreich sein und auch für aufwändige Lagerungsmaßnahmen mit eingesetzt werden. Positiver Nebeneffekt: die Studierenden lernen den echten Klinikalltag kennen und entwickeln evtl. auch ein bißchen Wertschätzung für die Pflege.
    Selbst medizinferne Aushilfen, meist Studierende anderer Fachrichtungen, können bei der Schnittstelle Isozimmer-Labor noch hilfreich eingesetzt werden. Aktuell ist tatsächlich jede zusätzliche Hilfskraft willkommen.

    Gruß vom
    Intensivpfleger

  26. #32 Dr. Markus Veit
    Kaufering
    4. Februar 2021

    Nach den Ausführungen in Ihrem Beitrag Herr Kuhn kann man nur konstatieren, dass Sie mit den Zahlen als “Gesundheitswissenschaftler” offensichtlich überfordert sind … soll vorkommen …

    • #33 Joseph Kuhn
      4. Februar 2021

      @ Dr. Markus Veit:

      Es wäre natürlich schön, wenn Sie sagen würden, worauf konkret Sie Bezug nehmen und wie sich dann dieser Punkt aus Ihrer Sicht darstellt.

      Sie werfen mir nebenan vor, ich hätte Herrn Sönnichsen verunglimpft, statt mich mit ihm inhaltlich auseinanderzusetzen, obwohl ich im Blogbeitrag doch meine Kritikpunkte ganz konkret benenne.

      Finden Sie das nicht selbst etwas komisch?

  27. #34 Alisier
    4. Februar 2021

    Wenn jemand manchmal einen Professorentitel anführt, ihn beim nächsten Kommentar aber wieder weglässt, dann ist größte Vorsicht geboten.
    Und zu glauben so ganz ohne Argument durchzukommen, nur weil man süffisant blafft ist ebenfalls kein Gütesiegel.

  28. #35 RPGNo1
    4. Februar 2021

    Prof. Dr. Markus Veit ist Inhaber einer Firma, die GxP-Beratung (*) durchführt. An der Uni Frankfurt wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt und hält dort eine Vorlesung “Anforderungen an Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Phytopharmaka”, auch ein GxP-Thema. Einen ähnlichen Kurs “Quality and Efficacy of Herbal Medicinal Products (Botanicals)” gibt er an der University of Florida.

    Das erklärt selbstverständlich seine Expertise in Gesundheitswissenschaften. 😉

    (*) Macht das Prof. Hockertz nicht auch? Kleiner Scherz.

  29. #36 dzp-nerd
    5. Februar 2021

    Hat jemand hier auch eine Meinung zum eigentlichen Thema des Beitrags?

    Übersehe ich etwas oder warum sollte eine altersstandardisierte Sterbeziffer die Übersterblichkeit reduzieren?

    Die (durchaus vorhandene) Alterung der Bevölkerung in Deutschland kann meiner Ansicht nach nicht wirklich die Übersterblichkeit erklären. Dafür ist der Zeitraum einfach zu kurz.

    • #37 Joseph Kuhn
      5. Februar 2021

      @ dzp-nerd:

      Die Alterung erklärt einen kleinen Teil des Zuwachses an Sterbefällen. Man muss sich aber immer vergegenwärtigen, was eine Altersstandardisierung für eine konkrete Fragestellung bedeutet, in dem Fall hier bei einem neu auftretenden Risikofaktor. Da bin ich in der ersten Version im besserwisserischen Überschwang einfach darüber hinweggaloppiert.

      Dass anhand einer altersstandardisierten Betrachtung das Thema Übersterblichkeit aber keineswegs ad acta gelegt werden kann, zeigt unmissverständlich der spezifische unterjährige Kurvenverlauf in der Grafik. Der wird durch eine Altersstandardisierung ja nicht eingeebnet.

  30. #39 UMa
    7. Februar 2021

    @Joseph Kuhn: Ich könnte eine wesentlich genauere Baseline und Übersterblichkeit für die Jahre 2016 bis 2020 bereit stellen.

    • #40 Joseph Kuhn
      7. Februar 2021

      @ UMa:

      Da wird es sicher in der nächsten Zeit immer mehr gute Analysen geben. Aber falls Sie es schon fertig haben, vielleicht sagen Sie kurz, wie Sie Ihre Baseline bereinigt haben und was das für die zwei Corona-Wellen im Frühjahr und zum Jahresende bedeutet?