Alle Jahre wieder gibt es einen „wissenschaftlichen“ Homöopathie-Kongress. 2022 hat Münster das Vergnügen. Weniger Vergnügen haben die Ministerialreferent/innen, die ihrem Minister dazu ein Grußwort schreiben müssen. Inhaltlich ist der Spielraum bei dem Thema naturgemäß begrenzt, auf echte wissenschaftliche Fortschritte kann man ja nicht verweisen und mit Hahnemanns „geistartigen Kräften“ wollen heutzutage auch Ministerialreferent/innen mit viel Humor nichts zu tun haben. Im Kern kreisen die Grußworte daher immer darum, dass die Homöopathie einem Bedürfnis vieler Menschen nachkommt, Brücken zwischen der wissenschaftlichen Medizin und der Homöopathie gebaut werden müssten und die Stadt, in der der Kongress stattfindet, historisch und touristisch viel zu bieten hat.
Aus diesen bewährten Grundzutaten wird sich auch 2022 ein Grußwort zubereiten lassen. Substanzlosigkeit ist in dem Fall schließlich kein Makel. Ich bin gespannt, was man Karl-Josef Laumann, derzeit Gesundheitsminister in Nordrhein-Westfalen, aufschreibt. Einen Aufhänger für die Phrasendreschmaschine liefert das Kongressprogramm schon mal: Es ist ein Beitrag zur Frage „Was ist Wissenschaft“ vorgesehen. Darüber sollten Homöopathen in der Tat nachdenken, aber es ist befürchten, dass dabei so viel herauskommt wie … naja, Sie wissen schon.
Eigentlich würde sich ja anbieten, dass jemand vom „Münsteraner Kreis“ den Vortrag hält. Aber so integrativ wird die Kongressorganisation wohl nicht denken. Stattdessen ist anzunehmen, dass der Vortrag die immerwährende Ankündigung wissenschaftlicher Fortschritte der Homöopathie wiederholen wird. Die Zukunft bringt bekanntlich den Trost allen Elends. Ich habe gehört, dass man den berühmten Münsteraner Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne für den Vortrag gewonnen hat. Das „Inhalt folgt“ ist das abstract seines Vortrags.
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