Vor einem Jahr gab hier der Philosoph Markus Gabriel mit seinen etwas eigenwilligen Anmerkungen zur Coronakrise Anlass zum Nachdenken über das „Präventionsparadoxon“. Er war im Herbst 2021 auch einer der Interviewpartner der Querdenker-Initiative „Allesaufdentisch“, mit dem Thema „Wahrheit“. Gut, warum nicht.
Jetzt eröffnet er den Homöopathiekongress 2022 in Münster, mit anschließender Diskussion über die Wissenschaftlichkeit der Homöopathie gemeinsam mit Herrn Frass und Herrn Baumgartner. Ende letzten Jahres hatte ich geunkt, dass die Homöopathen für den Eröffnungsvortrag Prof. Karl-Friedrich Boerne gewonnen haben, den berühmten Münsteraner Pathologen. Markus Gabriel wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Was es nicht alles gibt! Ob er seine Überlegungen zum Präventionsparadoxon dort auf die Wirksamkeitsbehauptungen der Homöopathie überträgt und diese infrage stellt, sich also als Kritiker in die Höhle des Löwen wagt? Oder führt sein Weg in den Obskurantismus über Münster? Ich fürchte, dieser Frage haftet etwas Rhetorisches an.
Über die Wissenschaftlichkeit der Homöopathie lässt sich natürlich diskutieren, empirisch wie philosophisch. Die Frage ist nur, ob man darüber mit Leuten wie Herrn Frass oder Herrn Baumgartner gewinnbringend, also intellektuell gewinnbringend, diskutieren kann. Bei der Diskussion ist einer der Beteiligten noch unbekannt – „N.N.“ Ich vermute mal, den Münsteraner Kreis haben sie dabei nach wie vor nicht auf der Liste, obwohl der gerade ein Memorandum „Wissenschaftsorientierte Medizin“ veröffentlicht hat, würde also gut passen.
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Update 23.4.2022:
Markus Gabriel eröffnet den Kongress doch nicht. Jetzt steht “PD Dr. med. Florian Strasser” als Eröffnungsredner im Programm. Auch bei der Session über die Wissenschaftlichkeit der Homöopathie ist Gabriels Name verschwunden. Über die Gründe des Wechsels ist bei den Homöopathen nichts zu lesen.
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