Vor ein paar Tagen hatte ich hier das Buch „Linke Daten Rechte Daten“ von Tin Fischer vorgestellt. Das Buch will dafür sensibilisieren, nicht zu leichtgläubig Geschichten zu folgen, die scheinbar eindeutig von den Daten erzählt werden.
Derzeit macht in coronaskeptischen Kreisen eine Preprint-Studie von Chandra & Høeg über den Nutzen von Masken die Runde. Es geht dabei um die (Cave!) Korrelation zwischen Maskenpflicht und Coronafällen in Schuldistrikten in den USA. Sie wird als Reanalyse einer CDC-Studie von Budzyn et al. (2021) gehandelt, mit mehr Schuldistrikten, also besserer Datengrundlage.
Die Ergebnisse der Studie von Chandra & Høeg sind in den folgenden zwei Grafiken zusammengefasst. Die erste Grafik zeigt die Ergebnisse der vorausgehenden CDC-Studie, die zweite Grafik die Daten der Reanalyse, die Zeitachse bezieht sich auf die Schulöffnung:
Während die erste Grafik einen Nutzen der Masken direkt nach der Schulöffnung zu zeigen scheint, ist das bei der zweiten Grafik nicht der Fall. Es gibt viele Gründe, bei der Interpretation der Daten sowohl in der ersten als auch in der zweiten Grafik vorsichtig zu sein und insbesondere der Schlussfolgerung, der Autoren, aus Beobachtungsstudien ließen sich aufgrund der vielfältigen Verzerrungsmöglichkeiten dieses Studientyps nicht umstandslos kausale Schlussfolgerungen ableiten, ist nur zuzustimmen. Zumal wenn es auch noch Korrelationsstudien auf ökologischem Niveau sind. Wer sich für den Nutzen von Masken interessiert, von einfachen Stoffmasken bis hin zu den FFP-2-Masken, der wird nicht darum herumkommen, die relevante Studienlage insgesamt zu Rate zu ziehen.
Aber der eingangs angesprochene Bezug auf das Buch „Linke Daten Rechte Daten“ wäre mit diesem etwas trivialen Fazit zur begrenzten Tauglichkeit mancher Studiendesigns für Wirkungszusammenhänge nur halb so interessant. Daher also zu den alternativen Sichtweisen auf die Daten: Querdenkende Freunde der Reanalyse möchten, die Mahnung der Autoren ignorierend, in den neuen Daten den Beleg dafür sehen, dass Masken nichts nützen. Aber schauen Sie sich einmal die Veränderung der Differenzen zwischen den Schuldistrikten vor und nach der Schulöffnung in der zweiten Grafik genau an. Zeigen sie nicht, dass die Maskenpflicht augenscheinlich in Schuldistrikten mit hohen Infektionszahlen eingeführt wurde und dann eine Angleichung an Schuldistrikte mit niedrigen Infektionszahlen stattgefunden hat, also doch wohl durch die Masken bewirkt wurde? Welcher der Geschichten möchten Sie glauben?
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Edit: Im letzten Absatz war versehentlich zuerst von “vor und nach der Maskenpflicht” statt “Schulöffnung” die Rede.
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