In den Medien wird gerade mit viel Verve über eine Petition „Manifest für Frieden“ von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer diskutiert.
Wortmeldungen dieser Art sowie Kritik daran gab es bereits mehrfach und diese Diskussion muss auch geführt werden. Ein wilhelminischer Burgfrieden ist heute so falsch wie zu Beginn des Krieges, genauso, wie Forderungen falsch sind, die Ukraine solle sich angesichts der vielen Toten endlich dem russischen Aggressor fügen.
Was statt dessen in der aktuellen Situation richtig ist, ist nicht klar, daher sind Diskussionen darüber wichtig, auch wenn die meisten von uns das nur auf der Basis veröffentlichter Informationen und Meinungen tun können. Zuletzt gab es beispielsweise Nachrichten, Brasilien wolle eine Vermittlungsinitiative mit China zusammen starten sowie Berichte über angeblich auf Druck der USA und Großbritanniens abgebrochene Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland.
Man sollte der „Gegenseite“, die andere Meinungen vertritt, sofern es nicht sehr gute Gründe dafür gibt, nicht den guten Willen absprechen, nach Auswegen aus der verfahrenen Situation zu suchen, und schon gar nicht das Recht, die eigene Meinung kundzutun.
Vielleicht ist es unvermeidlich, dass dabei gerade angesichts der bestehenden Unsicherheit über das, was richtig ist und dem für uns „normale“ Bürger:innen eingeschränkten Zugang zu wichtigen Informationen die Diskussion polarisierend geführt wird: Man ist eben gerne auf der „richtigen“ Seite. Und seitens der Politik ist Zustimmung zur Position der jeweils eigenen Fraktion mit Abwehr gegenläufiger Argumente ohnehin der übliche Diskussionsmodus, da ist der Ukrainekrieg keine Ausnahme.
Das alles erspart uns nicht das Nachdenken und die Diskussion, weil wir sonst nur sprachlos dem Grauen gegenüberstehen würden. Das wäre gewiss nicht im Sinne einer demokratischen Meinungsbildung. Politische Mündigkeit ist nur deliberativ zu erreichen.
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