Plagiate sind nicht nur im wissenschaftlichen Bereich eine zeitsparende Methode des Publizierens. In den unendlichen Weiten des Internets gibt es eine Seite namens “Breaking Latest News“ mit einem interessanten Geschäftsmodell: Sie kopiert Beiträge anderer Leute aus dem Internet und gibt sie als eigene aus. Und, vielleicht abhängig von den Klickzahlen, auch mehrfach. Mein Beitrag über die Todesursache der Queen ist – natürlich ohne Quellenangabe – schon viermal dort recycled worden, zum ersten Mal kurz nach dem Erscheinen hier im September 2022, zuletzt am 12. März 2023:

Man findet auf der Seite noch mehr Beiträge von den Scienceblogs. Ein Impressum gibt es naheliegenderweise nicht, nur eine Kontakt-E-Mail. Dafür werden, Frechheit ist Trumpf, Copyright-Ansprüche auf die geklauten Seiten geltend gemacht: “This website and its content is copyright of Breaking Latest News”. Vielleicht sollte ich mal anfragen, ob ich meine Artikel übernehmen darf und was das kostet?

Falls Konradin-Medien, die die Scienceblogs hosten, die Scienceblogs einmal abschalten sollte, verschwinden bei den Plagiatoren die Bilder, weil die Seite direkt auf die Mediathek bei scienceblogs zugreift. Unfreiwilig komisch: Im Seitenquelltext beginnt die Befehlszeile dazu mit „property“.

Das Geschäftsmodell hat Zukunft. Jetzt arbeitet die Seite noch mit einfachem Copy & Paste, mit Übersetzung ins Englische. Demnächst werden die Texte vielleicht von einer KI inhaltlich umgeschrieben. Das Urheberrecht würde dann noch raffinierter umgangen. Ob im Geschäftsmodell „Abmahnen“ dann auch nachgerüstet wird und eine KI umgeschriebene Texte als solche identifiziert und auf abmahnfähige Inhalte, z.B. die Bilder, untersucht?

Wer weiß. Bis es so weit ist kann man schon mal ChatGPT fragen:

Prompt: Ist die Internetseite www.breakinglatest.news eine seriöse Seite?

„Als KI-Sprachmodell habe ich keinen subjektiven Standpunkt oder Meinungen. Ich kann jedoch einige Kriterien aufzählen, die bei der Beurteilung der Seriosität einer Webseite hilfreich sein können.

1. Überprüfen Sie die Domain: Die Domain “breakinglatest.news” ist eine relativ neue Domain und wurde erst im Jahr 2021 registriert. Es ist immer ratsam, vorsichtig zu sein, wenn es um neue Domains geht, da sie möglicherweise nicht etabliert oder vertrauenswürdig sind.
2. Überprüfen Sie den Inhalt: Es ist wichtig, den Inhalt der Webseite zu überprüfen, um festzustellen, ob er objektiv und sachlich ist oder ob er sensationell und sensationalistisch ist. Wenn die Webseite viele Schlagzeilen oder Clickbait-Überschriften verwendet, kann dies ein Indikator für unzuverlässigen Inhalt sein.
3. Überprüfen Sie die Autoren: Wenn die Webseite Artikel veröffentlicht, sollten Sie prüfen, wer die Autoren sind und welche Erfahrung und Qualifikationen sie haben. Seriöse Webseiten veröffentlichen normalerweise Informationen über ihre Autoren.
4. Überprüfen Sie die Quellen: Eine seriöse Webseite sollte Quellen für ihre Informationen angeben. Überprüfen Sie die Quellen und stellen Sie sicher, dass sie vertrauenswürdig und zuverlässig sind.
5. Überprüfen Sie die Rechtschreibung und Grammatik: Eine Webseite, die viele Rechtschreib- und Grammatikfehler enthält, kann ein Anzeichen für unprofessionelle Arbeit sein.

Basierend auf diesen Kriterien und einer schnellen Überprüfung der Webseite “breakinglatest.news” würde ich empfehlen, vorsichtig zu sein und weitere Recherchen durchzuführen, bevor Sie der Webseite vertrauen.“

Ob demnächst auch dieser Blogartikel auf breakinglatest.news zu finden ist? Es würde mich freuen. Wann ruft schon mal ein Dieb „ich war’s und das ist der Beweis”? Und natürlich auch, weil sich meine Gedanken auch auf diese Weise verbreiten. Vielleicht wird mit der Zeit aus solchen Sachen eine kleine Clandestine Dissemination-Sammlung.

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Nachtrag 14.4.2023: Die Frage, ob auch dieser Beitrag demnächst auf der Seite breakinglatest.news zu finden sein wird, ist beantwortet. Am 17.3. schon, also einen Tag nachdem mein Blogbeitrag online war, gab es ihn dort auf Englisch übersetzt: https://www.breakinglatest.news/health/steal-and-pass-it-off-as-your-own-as-a-business-model-health-check/

Kommentare (8)

  1. #1 Beobachter
    18. März 2023

    Ist sowas nicht justiziabel?
    Zumal es ja kein Einzelfall ist, sondern das Geschäftsmodell dieser “News”-Internetseite.

    Apropos Geschäftsmodelle im Internet:

    Perfider und zynischer geht es nicht mehr:

    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/scheinheilige-youtube-philantropen-500-euro-fur-obdachlosen-sehr-emotional-9425345.html

    “Scheinheilige Youtube-Philantropen: „500 Euro für Obdachlosen (sehr emotional)“
    Junge, schicke Influencer generieren Klicks mit Videos, in denen sie armen Menschen Geld schenken. Wie zynisch ist das bitte?
    … ”

    Es werden hier die Ärmsten der Armen vorgeführt und dabei gefilmt, wie “emotional” sie bei “Spenden”- Angeboten reagieren –
    und die hohen Klick-Zahlen sorgen dafür, dass der “edle Spender”/Influencer damit dick Geld “verdient”.
    Profitgier und Menschenverachtung unterm Charity-Deckmantel !

    Wer schaut sich warum solche Videos an ?!

    • #2 Joseph Kuhn
      18. März 2023

      @ Beobachter:

      “Ist sowas nicht justiziabel?”

      Vermutlich. Aber eine Website ohne Impressum in den USA zu verklagen, wäre sicher nicht einfach und kostspielig dazu. Das lohnt sich in dem Fall einfach nicht.

      “Wer schaut sich warum solche Videos an ?!”

      Wahrscheinlich die gleichen Leute, die voyeuristische Formate des Reality-TVs im Fernsehen genießen. Die Motive werden unterschiedlich sein.

  2. #3 Beobachter
    18. März 2023

    @ JK:

    Ja, Voyeurismus steckt in jedem Fall dahinter.

    Aber welche Motive lassen sich bei den vielen Zuschauern/Anklickern der beschriebenen Videos im Tagesspiegel-Artikel vermuten?
    Es sind immerhin so viele Klicks, dass sich daraus ein finanziell lohnendes Geschäftsmodell machen lässt und die vom smarten Influencer investierten “Spenden” für Obdachlose mehr als locker bzw. als satter Gewinn “wieder reinkommen”!

  3. #4 Andreas Kroemer
    10. April 2023

    @ Beobachter

    Warum fällt ihnen das jetzt erst auf, dass es diese zynische Art und Weise gibt? Damit haben wir Tag für Tag zu tun, und das auch schon Jahrzehntelang.
    Ist es denn soviel anders, wenn sich Reiche zu Spendengalas treffen, um dort für jeden sichtbar, eine größere Spende abgeben, die sie ohnehin steuerlich absetzen können? Das ist doch an Scheinheiligkeit gar nicht zu übertreffen. Politiker treiben es ähnlich bunt und werden nicht einmal mehr rot, wenn sie das Blaue vom Himmel lügen und solche Gelegenheiten für Eigenwerbung nutzen.
    Warum, so frage ich mich, sollten andere dieses Erfolgsmodell nicht auch für sich nutzen? Es wird doch wie gesagt schon Jahrzehnte praktiziert!
    Die Übersetzung des Begriffs Influencer sollte doch eigentlich alles erklären – wörtlich übersetzt bedeutet es doch nichts anderes wie »Einflussnehmer«, und genau das machen diese Leute, die für jeden Unfug Abnehmer finden. Sie manipulieren ihre Gefolgschaft, die es nicht einmal merken.
    Die Motive der Zuschauer sind auch nicht weiter schwierig zu erkennen, denn je nachdem, was der jeweilige Influencer als sein »Thema« ausgibt, geht es um grundsätzlich verschiedene Absichten.
    Die einen machen, ein kleines bisschen »versteckt« eine regelrechte Verkaufsveranstaltung: So wird z. B. von einer jungen Frau auf Instagram von Urlauben berichtet und ganz nebenbei dann »fragt«, wie den Zuschauern denn ihre Hose gefallen würde, die sie dort getragen hat. Und damit das ganze nicht ins Leere läuft, gibt es auch gleich einen Link auf den hingewiesen wird, damit sich der interessierte (manipulierte) Zuschauer auch diese Hose bestellen kann. Diese Influencerin bekommt vom Verkäufer eine recht anständige Provision für jede Hose, die man über ihre Plattform verkauft hat. Davon kann man prima leben. Es gab einmal ein Video dazu, wie Influencer arbeiten, welchen Aufwand sie betreiben und wie viel sie daran verdienen. Dieser Influencer hat beispielsweise – auch belegt – monatlich im Schnitt ca. 7000,- € (!) verdient.
    Die »Arbeit« der Influencer ist also im Grunde nur eine etwas andere Art der Produktwerbung, wobei die Zuschauer ernsthaft glauben, dass dieser Influencer tatsächlich ausgerechnet dieses Produkt selbst verwendet. Witzig ist dann insbesondere, wenn die weiblichen Influencer plötzlich zehn oder mehr (identische) Körperpflege-Produkte von unterschiedlichen Herstellen benutzen.
    Andere bekommen für Klicks eine Menge Geld, wobei die über sogenannte »Lifehacks« berichten. Hin und wieder stöbere ich schon mal ein wenig bei YouTube, um mir mal anzuschauen, welche Lebensweisheiten dort angeboten werden.
    Richtig gelacht habe ich, als ich ein Video entdeckt habe, in dem man dem Zuschauer erklärt hat wie man – und das ist kein Scherz – Kartoffeln kocht.
    In einem anderen Video wollte jemand ganz besonders schlau sein und hat erklärt, wofür denn diese Öffnung am Rand eines Schneidebretts sei. Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass es nur ein Griff sei, an dem man dieses Brett auch an einem Haken aufhängen könnte.
    Nein, es ist eine Öffnung, um das Schneidgut direkt in eine Schüssel, Topf, Pfanne usw. zu füllen.
    Dass das grober Unfug ist, ist den Zuschauern überhaupt nicht bewusst, was auch einen ganz besonderen Grund hat. Viele Jugendliche und junge Erwachsene haben nur noch »ausgelagertes Wissen«, sprich sie wissen nicht mehr wirklich etwas, sondern greifen lieber auf Google zu.

    Noch interessanter sind übrigens diejenigen die ihr Geld in der Hauptsache von Computerspiel-Herstellern, weil man ihnen Spiele gibt, die sie dann im Netz vorstellen und natürlich auch »vorspielen«.
    Billiger kann man Werbung gar nicht bekommen.
    Und damit alles perfekt funktioniert haben auch die Hersteller von Hardware ihre Werbeplattform entdeckt, um z. B. extrem teure Grafikkarten anzupreisen. Man erklärt dem geneigten Zuschauer dann, was diese Grafikkarte für Vorteile hat – nämlich ein Spielvergnügen ohne das geringste Ruckeln und einer Auflösung, dass man fast glauben könnte, es wäre real.
    Das was wir heute im Netz finden ist daher nichts Neues; neu ist nur die Art wie diese Werbung betrieben wird. In anderen Videos scheint es, als wäre es kein solche »Werbefilm«, doch irgendwo im Hintergrund befinden sich sogenannte Produktplatzierungen, was man früher als Schleichwerbung bezeichnet hat.

    Es ist also vollkommen egal, ob ein Influencer medienwirksam einem Obdachlosen 500,-€ in die Hand drückt oder ab medienwirksam bei einer Spendengala scheinheilig größere Beträge »gespendet« werden, die am Ende vom Steuerzahler gezahlt wurden, weil Spenden steuerliche Berücksichtigung finden.
    DAS finde ich zynisch!

  4. #5 Joseph Kuhn
    14. April 2023

    Künstliche Dummheit oder natürliche Geschäftstüchtigkeit am Werk?

    Schon am 17.3., also einen Tag, nachdem mein Blogbeitrag online war, gab es ihn auf Englisch: https://www.breakinglatest.news/health/steal-and-pass-it-off-as-your-own-as-a-business-model-health-check/

    Interessanterweise sind die ursprünglichen Links in meinem Blogartikel gelöscht, dafür sind haufenweise interne Links auf breakinglatest.news eingefügt.

    Es gibt auf der Seite eine Kommentarfunktion. Ob ich mich dort mal für den unfreiwilligen Humor des Bots, meinen Beitrag über geklaute Beiträge auch zu kopieren, bedanken sollte? Mir gefällt so viel künstliche Dummheit sehr.

    Wenn die Leute künftig KI einsetzen und nicht mehr nur kopiert wird, wird es diese wunderbar skurrilen Dinge nicht mehr geben. Das macht mir die vor kurzem geforderte Entwicklungspause bei KI irgendwie sympathisch.

  5. #6 Joseph Kuhn
    15. Mai 2023

    Und weiter geht’s:

    Mein Blogbeitrag vom 10. Mai über Josef Stralau ist schon auf der Seite: https://www.breakinglatest.news/health/a-late-but-necessary-correction-of-the-reputation-of-a-man-of-honor-health-check/

    Wieder sind alle Originallinks entfernt, statt dessen überall dort, wo das Wort Gesundheit vorkommt, ein Link auf die Rubrik Health bei Breakinglatest.news gesetzt.

    Was für eine blöde Textklau-Programmierung ist das denn?

  6. #7 Joseph Kuhn
    26. Mai 2023

    Und auf Französisch:

    Es gibt auch eine französische Ausgabe, u.a. mit meinen neuesten Beiträgen:

    Stralau: https://www.nouvelles-du-monde.com/une-correction-tardive-mais-necessaire-de-la-reputation-dhomme-dhonneur-bilan-de-sante/

    Bhakdi: https://www.nouvelles-du-monde.com/le-prophete-persecute-bilan-de-sante/

    Ich bin gespannt, wie das weitergeht. Ob da mit der Zeit alle Weltsprachen erreicht werden? Unter dem Aspekt der Verbreitung meiner Gedanken kann ich das nur gutheißen.

    Aber ob auf solchen Foren mit von überall her zusammengeklautem Zeug wirklich jemand liest? In manchen Fällen wohl schon. Zumindest in einem Fall wird die Seite sogar als Quelle in einem wissenschaftlichen Artikel zitiert: Wang et al. A Demographic Analysis of Hearing Impairments among People of Uyghur and Han Ethnicity in Xinjiang, China. Iran J Public Health. 2022 Apr; 51(4): 770–778, dort Literaturreferenz 11.

  7. #8 john Albert
    Houston
    21. März 2024

    It’s disheartening to see the blatant plagiarism occurring on “Breaking Latest News.” Protecting intellectual property is crucial, and such practices undermine the integrity of academic work. Considering reputable router brands for secure internet access could help safeguard against unauthorized use of content online, reinforcing the importance of digital security in combating plagiarism.

    [Edit: Werbe-URL gelöscht. JK]