Wahr ist, dass Hubert Aiwanger, Chef der Freien Wähler, vor ein paar Tagen mit folgender Behauptung gegen die geplante Cannabis-Legalisierung polemisierte: „1000 Jahre hamma Bier g’soffen, das hat uns nicht geschadet.“

Unwahr ist, dass er dabei nicht mehr ganz nüchtern war und schlicht vergessen hat, dass in Bayern dem Epidemiologischen Suchtsurvey zufolge ca. 250.000 Erwachsene alkoholabhängig sind, das Statistische Bundesamt 2021 in Bayern über 40.000 Krankenhausfälle aufgrund einer alkoholbedingen Erkrankung verzeichnete, davon fast 6.000 Fälle mit alkoholischer Leberkrankheit, und dass zwischen 6.000 und 12.000 Menschen jährlich in Bayern vorzeitig aufgrund von Alkoholkonsum sterben.

Kommentare (14)

  1. #1 Alisier
    20. August 2023

    Klammer auf, mal kurz ganz ohne wahr und unwahr:
    Was will uns der gute Hubert eigentlich genau sagen?
    Dass er botanisch fit genug Hopfen der Hanffamilie zuzuordnen?
    Dass jede Veränderung des Teufels ist, weil früher eh alles besser war?
    Man kann ja durchaus auf psychotische Zustände durch Cannabiskonsum bezug nehmen aber derartig billig und merkbefreit herumzuschwadronieren soll bitte wen beeindrucken? Seine potenziellen Wähler?
    Das ganze Zeug was er von sich gegeben hat ist so dermaßen stammtischblöd, dass ich hoffe……ok, Nein, es gibt solche Wähler wahrscheinlich wirklich zuhauf.
    Wahr ist, dass ich Demokratie manchmal ganz schön anstrengend finde.
    Unwahr ist, dass ich mir deswegen wünsche, dass sie abgeschafft wird.
    Im Gegensatz zu manchen Aiwanger-Fans wie man so hört…..

    • #2 Joseph Kuhn
      20. August 2023

      @ Alisier:

      “Was will uns der gute Hubert eigentlich genau sagen?”

      Er fordert dazu auf, für ihn Partei zu ergreifen und zu erkennen, wo der Feind steht. Aiwanger macht Identitätspolitik. Dabei kommt es nicht darauf an, ob eine Aussage wahr ist, sondern ob sie Duftmarken setzt, ein Revier markiert, bei Bedarf dann auch geeignet ist, zu spalten. Wie das geht, haben Weltpolitiker wie Trump oder Putin lehrmeisterhaft vorgeführt – die Wahrheit ihrer Aussagen interessiert niemanden mehr, Lösungen erwartet von ihnen schließlich auch niemand.

      Anders als Trump oder Putin ist Aiwanger aber nicht darauf aus, die Unterscheidung von Wahrheit und Unwahrheit in der Politik systematisch zu zerstören, er berauscht sich nur selbst an seinem demagogischen Talent. Wohin das führt, weiß ich nicht. Probleme werden damit jedenfalls nicht gelöst.

  2. #3 Neumann
    20. August 2023

    XXX

    [Edit: Kommentar gelöscht. Durchatmen, Nachdenken, dann kommentieren. Danke, JK]

  3. #4 Neumann
    20. August 2023

    Bei Patienten kann der Arzt eine eindeutige Diagnose stellen. Bei Politikern wie Aiwanger oder Söder scheitern auch Sie .
    Wahrheit und Unwahrheit wird im Wahlkampf instrumentalisiert.
    Ich denke nicht , dass statistische Fakten zum Alkoholmissbrauch in einem Wahlkampf Gehör finden.

    Leute wie Aiwanger zu toppen ist schwer, da war nur der selige FJS noch besser.
    Übrigens, besuchen Sie sein Grabmahl in Rott am Inn einmal.

  4. #5 BPR
    20. August 2023

    Identitäts-Politik
    Zum “mia san mia” gehört das Bier,
    Evidenz brauchts nicht dafür.

  5. #6 RainerO
    20. August 2023

    @ Alisier
    Wahr ist, dass ein nicht kleiner Teil der Menschheit (auch in Bayern) einfach zu blöd für die Demokratie ist.
    Falsch ist, dass ich der Hoffnung bin, dass sich das noch zu meinen Lebzeiten ändern wird.

  6. #7 PDP10
    20. August 2023

    Unwahr ist jedenfalls, dass dem Hubsi bewusst ist, dass Hanf rauchen früher – in der guaden, oalden Zeit – weit verbreitet war. Besonders im 19 Jahrhundert und auch davor. Tabak war halt teuer und Hanf konnte jeder selber anbauen. Auch in Bayern. Insbesondere bei der Landbevölkerung soll das “Knaster” rauchen beliebt gewesen sein. Sicher auch in Bayern …

    Und? Hoats g’schad? … man weiß es nicht.

    • #8 Joseph Kuhn
      21. August 2023

      @ PDP10:

      Ob es sich bei “Knaster” wirklich um Hanf gehandelt hat, scheint nicht ganz klar, siehe Wikipedia. Vielleicht ist das nur eine moderne Wandersage. Hanfanbau für unterschiedlichste Zwecke gab es früher auch in Bayern, auch den Einsatz von (überwiegend importiertem) Cannabis als Arzneimittel, aber eine Volksdroge wie Alkohol war Hanf wohl hierzulande nicht. Es gibt dazu einiges im Netz, u.a. einen kurzen BR-Beitrag aus dem letzten Frühjahr oder beim Handelsblatt einen Bericht über die Geschichte des Cannabisverbots.

  7. #9 Uli Schoppe
    23. August 2023

    @Alisier
    20. August 2023

    Man kann ja durchaus auf psychotische Zustände durch Cannabiskonsum bezug nehmen

    Gibt es dafür wirklich vernünftige Evidenz? Ich gebe ja zu das ich da nicht wirklich mit Zahlen glänzen kann. Aber für mich hat das den Charakter einer Korrelation. So wie die Zahlen der Zunahme von Todesfällen mit Beginn der Impfung. Quer gedacht ist klar: Mehr Impfungen -> mehr Todesfälle. Das mehr Todesfälle zu mehr Impfungen führen können… Undenkbar… ^^
    Mehr Cannabis Konsum -> mehr Psychosen. Oder neigen vieleicht doch Menschen mit Anlage zur Psychose eher zu Cannabis Konsum? Und ich tu mal unbedarft: Saufen war für die weiße Herrenrasse. Kiffen tun die Schwarzen und Opium ist für Chinesen. Klar was kriminalisiert wird. Für mich hat das schon ein rassistisches Geschmäckle.

  8. #10 Alisier
    23. August 2023

    @ Uli Schoppe
    Puuuh……da lass ich jetzt doch lieber andere antworten.

  9. #11 Herr Senf
    Abseits
    23. August 2023

    Das ist wie mit dem Rauchen, viele Raucher sterben gesund,
    hätten sie nicht geraucht, wären sie vielleicht krank geworden.

  10. #12 Uli Schoppe
    23. August 2023

    @ALisier
    Darum schreib ich es ja hier. Wie bekommt man denn raus ob man falsch liegt ausser durch Gegenargumentation? 🙂

    @Herr Senf
    Genau das bezweifle ich ja 🙂 Als Raucher bin ich mir bewusst das das ein bescheuertes Argument ist. Ich werde mir nicht vormachen das ich schon Glück haben werde. Wie kommt man nur auf das schmale Brett das man ganz bestimmt einer von denen ist die es nicht erwischt bei so klarer Evidenz für die Folgen?
    Nach meinem Dafürhalten ist beim Cannabis Gebrauch und Psychose der Zusammenhang eher nicht belegt. Aber ich bin echt kein guter Statistiker… Und ich kiffe nicht mal ^^

    Wahr ist das Hubert Unsinn redet.

    Unwahr ist das ich ganz sicher keinen Unsinn rede…

  11. #13 Joseph Kuhn
    23. August 2023

    @ Uli Schoppe:

    Hier ist eine neuere Übersichtsarbeit zum Thema Cannabis und Psychosen: “Cannabis use and psychosis: a review of reviews”

    Es gibt inzwischen recht viele Reviews zu dem Thema, auch neuere, man kann damit viel Zeit verbringen. Die Frage ist: worauf will man hinaus und was bringt der Vergleich mit Alkohol? Auch exzessiver Alkoholkonsum steht mit Psychosen in Zusammenhang und wenn man an einer alkoholinduzierten Lebererkrankung stirbt, ist das auch nicht unbedingt schöner als wegen einer cannabisinduzierten Psychose in die Klinik zu kommen.

    Die Cannabis-Legalisierungsdiskussion hatten wir vor vier Jahren ausführlich hier im Blog.

    In dieser Folge von “Wahr und unwahr” wollte ich eigentlich nur auf die absurde Rhetorik Aiwangers aufmerksam machen. Er würde sich vermutlich sofort dagegen verwehren, er wolle alle Maßnahmen der Alkoholprävention und Suchttherapie abzuschaffen, weil Alkohol ja angeblich nicht schadet. Aber würde er auch einräumen, dass er seinen Spruch nur losgelassen hat, um Stimmung zu machen? Dass er als Bullshiter im Sinne Harry Frankfurts unterwegs ist, dem die Wahrheit seiner Sätze ganz egal ist, Hauptsache sie krachen?

  12. #14 Uli Schoppe
    27. August 2023

    Nein, das würde Herr A. bestimmt nicht einräumen. Der Spruch dient nur dazu schludriges Denken hoffähig zu machen (wenn das erst mal Gang und Gäbe ist kann man noch ganz andere Sachen an den Mensch bringen) und das Gefühl zu verbreiten der in meinen Augen rechtsradikale Sprecher wäre “einer von uns”…