Es ist wieder so weit: Heute um 12.00 Uhr begann in München das Oktoberfest 2023. O‘zapft is, oans, zwoa gsuffa. Das Wort „O‘zapft“ stammt übrigens nicht aus der Aiwangerschen Sprachwelt. Solche billigen Witze würden nicht zum Oktoberfest passen, da ist alles hochpreisig.
Vermutlich werden um die 6 Mio. Besucher:innen aus aller Welt, samt und sonders adrett in Landhausmode gekleidet, kulturelle Aneignung hin oder her, das Fest besuchen und Bier ohne Ende trinken. Während der Wiesn, wie das Fest auf bairisch heißt, ist die Alkoholprävention ausgesetzt. Im Gegenteil, da werben im Landtagswahlkampf sogar Oppositionsparteien für ungehemmten Lösemittelkonsum.
Der Oktoberfeststatistik zufolge wurden im letzten Jahr 5,6 Millionen Maß Bier ausgeschenkt. Allerdings ist nicht klar, ob damit eine Maßeinheit von je einem Liter oder eine Maßeinheit von je einer Krugfüllung, also einem Liter minus X, gemeint ist. Der Preis pro Maß liegt in diesem Jahr zwischen 12,60 Euro und 14,90 Euro, bezogen auf die Krugfüllungseinheit. Fast genauso viel kostet der Liter Wasser, etwa 10 Euro. Im Supermarkt kostet ein Liter Bier ca. 2 Euro. Wiesn-Ökonomen sehen hier einen wirtschaftlichen Anreiz zur Finanzierung des Initialrausches im Supermarkt, dann Wiesnbesuch zur Aufrechterhaltung des Promille-Pegels. Für manche ist der Rausch ohnehin der Naturzustand während der Wiesn. Den Bayern schadet das nicht, die saufen angeblich seit 1000 Jahren folgenlos, wie Hubert Aiwanger vor kurzem festgestellt hat. Allerdings können sich manche dann nicht mehr so gut an ihre Jugend erinnern.
Wie Gäste aus dem Ausland das Bier vertragen, weiß man nicht. Vielleicht sind die mit drei Maß Bier wirklich nicht mehr fähig, Auto zu fahren. Bei Polizeikontrollen wurden im letzten Jahr 572 verkehrsuntüchtige Verkehrsteilnehmer erwischt, torkelnde Fußgänger nicht mitgerechnet, 284 waren absolut fahruntüchtig, 311 Führerscheine wurden einkassiert. Kurioserweise gab es 2022 auch 184 Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit illegalen Betäubungsmitteln, vor allem wegen Cannabis. Saufen erlaubt, kiffen verboten. Diese drogenpolitische Dialektik versteht man problemlos nach der zweiten oder dritten Maß. Angeblich ist Karl Lauterbach so auf die Idee zur Cannabislegalisierung gekommen.
Bis zum 3. Oktober geht die Wiesn 2023. Dann werden wir auch wissen, wie viele Tonnen gebrannter Mandeln diesmal verzehrt wurden. 41 Tonnen waren es im letzten Jahr.
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Zum Weiterlesen: Oktoberfest-Statistik
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