… ist Deutschlands heilige Kuh. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gibt an, dass der Umsatz der Automobilindustrie 2022 bei 506 Mrd. Euro lag. Er hat damit das Vor-Corona-Niveau übertroffen. 2021 lag der Umsatz mit 411 Mrd. Euro noch deutlich unter Vor-Corona-Niveau. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt lag damit 2022 bei satten 13 % – eine Schlüsselindustrie für die deutsche Wirtschaft also wie keine andere. Die Arbeitsplätze gehen dagegen weiter zurück, von 786.109 im Jahr 2021 auf 774.339 im Jahr 2022. Das waren knapp 2 % der Erwerbstätigen 2022.
Bei den Summen versteht man, warum es bei Diskussionen über Dieselabgasnormen oder ein Tempolimit hierzulande nicht einfach nur um einen rationalen Austausch von Argumenten geht. Da kommen Motive ins Spiel, wie man sie auch aus der Genderdebatte oder dem aktuellen Markenstreit im Fußball kennt: quasireligiöse, identitätspolitische, patriotische Rückenmarksmotive.
Und natürlich weckt das Autofahren Phantasien der Reise aus dem irdischen Elend in bessere Welten. Diese Sehnsucht teilen heutzutage Reiche und Arme.
Titelseiten von Zeitungen haben eine besondere Funktion. Sie sollen Aufmerksamkeit erzeugen, Themen setzen, zum Kauf anreizen. Die Süddeutsche Zeitung hat heute die Wochenend-Ausgabe so arrangiert, dass die erste Seite einer vierseitigen Audi-Werbung als Titelseite der Zeitung erscheint. „Vorsprung durch Technik“ heißt es bei Audi traditionell, und auf der letzten Seite: „Schönheit liegt im Auge des Verfolgers“. Ob damit BMW gemeint ist, die es seinerzeit nicht auf die erste Seite gebracht hatten?
So eine prominente Platzierung wird man für eine Werbung der Pflegebranche, der Wohnungsgenossenschaften oder auch nur der Bahn wohl nie sehen. Deutschland ist eben Autoland. Das abgebildete Modell Q6 e-tron-Fahrzeug gibt es übrigens schon ab 75.000 Euro, Schnäppchenpreis für manche Einkommensgruppen.
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