Das Thema Einsamkeit, das in letzter Zeit intensiver auch unter gesundheitlichen Aspekten diskutiert wird, hatte ich vor zwei Jahren hier schon einmal angerissen, mit der damals noch etwas ungewöhnlichen, inzwischen auch empirisch beforschten Frage eines Zusammenhangs mit politischer Radikalisierung.

Im Oktober ist nun ein Schwerpunktheft des Bundesgesundheitsblatts zu „Einsamkeit und Gesundheit“ erschienen. Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass es „die Einsamkeit“ nicht gibt. Einsamkeit ist eine phänomenale Kategorie für viele Einsamkeiten ganz unterschiedlicher Art. Ob es analog dazu auch viele Gesundheiten gibt? Vermutlich nicht, aber wer weiß.

Wenig verwunderlich ist während Corona das Einsamkeitsempfinden in der Bevölkerung sprunghaft angestiegen, begleitet von gesundheitlichen Folgen, die aber hoffentlich nicht dauerhaft anhalten. Wer einmal in das Schwerpunktheft reinblättern will: Die meisten Artikel des Schwerpunkthefts sind open access.

Kommentare (9)

  1. #1 hto
    2. November 2024

    Einsam-/Heilsam-/Behutsamkeit(en) – In der wettbewerbsbedingt-konfusen Symptomatik kaum-garnicht möglich!?

  2. #2 N
    2. November 2024

    “Ob es analog dazu auch viele Gesundheiten gibt? ”
    Die gibt es und nicht nur phänomenologisch.
    Aber sie sie laufen parallel zu einem Lebensabschnitt wie das auch die Liebensabschnittgefährten (neudeutsch für Lebenspartner) tun.
    Einsamkeit bezieht man auf Menschen , die am Alleinsein leiden. Man kann sogar am Alleinsein sterben. Manche Vogelarten sterben oder werden nicht so alt, wenn sie allein gehalten werden.
    Zurück zur Gesundheit. Manche strotzen vor Gesundheit, manche verdienen mit Gesundheit Geld,
    und dann gibt es noch die Gesundheit des Körpers mit einem kränkelnden Geist (geisteskrank) .
    Warum gibt es dann kein Gegenstück wie “körpergesund.”
    hto, ob es zwischen Körper und Geist auch einen Wettbewerb gibt ? Ein Theaterstück gibt es schon “der eingebildete Kranke”.

  3. #3 hto
    wo Mensch den geistigen Evolutionssprung ...
    2. November 2024

    @N: “ob es zwischen Körper und Geist auch einen Wettbewerb gibt ?”

    Wenn Dir bei Deinen stumpfsinnigen Kirchgängen die wahre Lehre der biblischen Philosophie vermittelt werden würde, dann …!?
    😉

  4. #4 Uli Schoppe
    2. November 2024

    Bitte nicht Einsamkeit und Alleinsein mischen. Einsamkeit hat Krankheitswert. Sie ist als Gefühl unerwünscht, oft an emotionale Defizite geknüpft. Einsamkeit wird nicht positiv erlebt.
    Alleinsein wird auch positiv erlebt: Als bewusste Entscheidung zur Selbstreflexion oder zur Erholung zum Beispiel.

    Fast ein Fünftel aller Depressionen bei Menschen über 50 Jahren hängt mit Einsamkeit zusammen:

    Guck mal https://www.spektrum.de/news/psyche-zusammenhang-zwischen-einsamkeit-und-depression-im-alter/1792100

  5. #5 N
    2. November 2024

    Uli.Schoppe zu #3 aus deinem Link
    “Dabei zeigte sich unter anderem, dass Einsamkeit nichts mit der Zahl zwischenmenschlicher Kontakte zu tun hat – die Tiefe und Bedeutung dieser Beziehungen ist demnach viel wichtiger.”
    Das ist interessant.
    Gut ist auch die Unterscheidung von Alleinsein und einsam sein. Viele ältere Frauen, deren Ehemann verstorben ist, wollen nicht mehr eine zweite Beziehung eingehen. Die treffen sich regelmäßig zum Kaffeekränzchen mit anderen Frauen und genießen ihren Lebensabend.
    (mit Sahnetorte)

    • #6 Joseph Kuhn
      4. November 2024

      @ N, @ Uli Schoppe:

      Ja, die Unterscheidung zwischen Einsamkeit und Alleinsein ist wichtig. Damit fängt daher auch fast jeder Artikel zu dem Thema an.

      Ein gutes Beispiel für die Wichtigkeit der Unterscheidung ist Mobbing. Die Opfer haben hier intensive soziale Kontakte, aber es sind toxische Kontakte, die sie gezielt einsam machen.

      Auch der selbsternannte „Vater der Befruchtung“ dürfte – irgendwo in einem tiefen Winkel seiner Seele – recht einsam sein, obwohl ständig von Leuten umgeben, Leuten, die ihn umschmeicheln und manipulieren, Leuten, die Kontakt zu ihm halten müssen, ihn aber verachten oder die Angst vor ihm haben …

      Was die Frage aufwirft, ob man einsam sein kann, ohne es zu wissen, wenn doch Einsamkeit als das subjektive Gefühl definiert ist, weniger soziale Kontakte zu haben als gewünscht. Und einsam fühlt sich Trump selbst vermutlich nicht.

  6. #7 N
    4. November 2024

    zu #6 kann man einsam sein ohne es zu wissen ?
    Als Beispiel einer der bekanntesten Männer des 18. Jahrhunderts, Giacomo Casanova
    “In seinen Memoiren erwähnte er namentlich 116 Frauen –Historikerinnen und Historiker vermuten jedoch, dass Jean-Jacques Chevalier de Seingalt, wie sich Casanova selbst nannte, wohl einige Tausend „Amouren“ hatte. Seine zahlreichen Liebschaften in ganz Europa machten ihn weltbekannt.”
    Und trotzdem bekannte er zum Ende seines Lebens: Ich bin sinnlos durch die Welt gerannt.
    auch Paul Morphy, der bekannteste Schachspieler des 19. Jahrhunderts erklärte das Schachspiel am Ende seines Lebens als sinnlos.
    Das lässt den Verdacht zu, dass der Erfolg eines Menschen seine Einsamkeit zudecken kann.

  7. #8 Uli Schoppe
    5. November 2024

    @Joseph Kuhn
    4. November 2024

    Ein gutes Beispiel für die Wichtigkeit der Unterscheidung ist Mobbing. Die Opfer haben hier intensive soziale Kontakte, aber es sind toxische Kontakte, die sie gezielt einsam machen.

    Das ist zwar jetzt ab vom Thema, aber danke. Das hat mir gerade in meinem persönlichen Leben was klar gemacht. So habe ich da die Situation noch nicht betrachtet…

  8. #9 hto
    5. November 2024

    “Vater der Befruchtung” – “Es war seit jeher den Epigonen vorbehalten, befruchtende Hypothesen des Meisters in starres Dogma zu verwandeln und satte Beruhigung zu finden, wo ein bahnbrechender Geist schöpferische Zweifel empfand.” (Rosa Luxemburg)
    😉 🙂