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In der vergangenen Legislaturperiode gab es viele Gesetzesvorhaben, und vieles ist auf der Strecke geblieben, vor allem im Bereich Public Health. Das Gesetz zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit kommt nicht mehr, der Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsversorgung in der Kommune ist nach schrittweiser Amputation aller Glieder nur als Entbudgetierungs-Torso durchgekommen – ohne jede „Stärkung der Gesundheitsversorgung in der Kommune“ wie beispielsweise die Gesundheitskioske, das Herzgesetz ist gottseidank tot, könnte sich aber in seinen pharmafreundlichen Teilen als Wiedergänger erweisen und was die Krankenhausreform unter Public Health-Gesichtspunkten bringt, muss sich noch zeigen. Gleiches gilt für die Digitalgesetze, das Gesundheitsdatennutzungsgesetz und das Medizinforschungsgesetz.

Was in Deutschland nach wie vor fehlt, ist eine konsistente Public Health-Strategie. Die Wahlprogramme der Parteien stimmen in dieser Hinsicht nicht euphorisch, auch wenn in einzelnen Programmen einzelne Punkte enthalten sind, an denen man in den Koalitionsverhandlungen ansetzen könnte.

Das Zukunftsforum Public Health, ein Zusammenschluss der wichtigsten Akteure aus Wissenschaft und Praxis, hat heute noch einmal in einem kurzen „Spotlight“ auf den Bedarf an einer solchen Strategie hingewiesen:

Allzu große Hoffnungen für mehr Public Health wird man sich für die nächste Legislaturperiode wohl nicht machen dürfen, die großen politischen Räder drehen sich derzeit woanders, aber man wird erst nach dem Wahltag am 23. Februar etwas besser einschätzen können, was in den Koalitionsverhandlungen vielleicht doch erreichbar ist oder ob Public Health in der nächsten Legislaturperiode irgendwie überwintern muss.

Zur Diskussion dazu wird es kurz nach der Wahl, am 26. Februar, in München ein Public Health Forum geben, mit diesen Leitfragen:

• „Was folgt aus der Wahl für Public Health in Deutschland?
• Welche präventiven Ansätze zeichnen sich ab? Kommt das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit wieder?
• Wie sehen die finanziellen Rahmenbedingungen aus? Wird es weniger Sozialstaat und mehr Eigenverantwortung geben?
• Was würden Disruptionen der unter der Ampel eingeschlagenen Wege bedeuten?“

Und wer weiß. Wie heißt es doch schön: Man muss mit allem rechnen, auch mit dem Guten.

Kommentare (8)

  1. #1 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    5. Februar 2025

    Nach der Corona-Farce ist das Vertrauen in Public Health zurecht bei den meisten vollständig weg.

    Vielleicht ist auch so das Konzept gescheitert. Man müsste es mal neu denken, oder es geht halt unter.

    • #2 Joseph Kuhn
      5. Februar 2025

      @ Volker Birk:

      Ihre Meinung zu Corona ist bekannt, schützen Sie sie gut vor Erosion und Revision. So eine eigene Meinung ist manchmal wie ein guter Freund.

      Ansonsten ist Public Health kein “Konzept”, sondern die Einsicht, dass Gesundheit ein gesellschaftliches Thema ist und dass es nicht reicht, wenn jeder für sich selbst sorgt. Lärmschutz, Arbeitsschutz, Lebensmittelsicherheit, Krankenversicherung, Unfallversicherung, Pflegeversicherung usw. sind alles Dinge, die nicht jeder für sich regeln kann, und auf der wissenschaftlichen Ebene lässt sich die Sozialepidemiologie auch nicht durch individuelle Gesundheitsuntersuchungen ersetzen.

      Insofern kann das nicht “untergehen”, nicht mal mit Trump und Milei. Auch die müssen ständig Public Health-Entscheidungen treffen, und sei es destruktiver Natur. Aber wenn Sie Ideen haben, wie man da etwas “neu denken” kann: nur her damit.

  2. #3 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    5. Februar 2025

    Lieber Joseph

    Meine Meinung zu Corona ist hier völlig unerheblich. Es geht darum, dass das Vertrauen breitflächig zerstört wurde.

    Schau Dir mal aktuelle Impfquoten an z.B. Kaum noch jemand vertraut dem Staat, was das angeht. Es wurde einfach zuviel Porzellan zerschlagen.

    Wenn man das wieder anders haben möchte, wird man:

    – die Zensur der Journals auflösen müssen, oder alternative Wege der wissenschaftlichen Diskussion etablieren
    – Doppelblindstudien zu Impfstoffen, die nicht von den Herstellern gemacht oder bezahlt werden, zur Zulassungsvoraussetzung machen müssen
    – Hochkompromittierte Personen wie die EMA-Präsidentin aus den Behörden entfernen müssen
    – die GAVI Alliance und ihre Arme zerschlagen müssen, um die Korruption der Zulassungsbehörden zurück zu nehmen
    – fehlgeschlagene Technologien wie modRNA, die massiv Schäden erzeugen und praktisch keinen Nutzen haben, wieder verbieten müssen

    Das sind nur ein paar Punkte. Sicher wird man von Prof. Jay Bhattacharya demnächst konkrete Schritte vernehmen. Er hat sich ja das Wiederherstellen des Vertrauens in Public Health zur Aufgabe gemacht, und die Position dafür bekommen, in der er das Thema angehen kann.

    • #4 Joseph Kuhn
      5. Februar 2025

      Ihr Verständnis von Public Health reicht nur bis zu Ihrem Querdenker-Horizont. Das ist zu wenig, selbst was die Aufarbeitung der Pandemie angeht.

      “die Zensur der Journals”

      Wer sollte eine solche “Zensur” ausüben? Ich bin selbst zum Beispiel im wissenschaftlichen Beirat des Bundesgesundheitsblatts. Bei den Heften, die ich (mit-)koordiniert habe, auch zu kontroversen Themen wie zuletzt dem Schwangerschaftsabbruch, hat sich die Regierung nie bei mir gemeldet. Leider. Und für meine vielfache Kritik an Spahn oder Lauterbach hier im Blog scheint sich “da oben” auch niemand zu interessieren.

      “Schau Dir mal aktuelle Impfquoten an z.B. Kaum noch jemand vertraut dem Staat, was das angeht”

      Die Impfquoten der Kinder werden regelmäßig im EpiBull veröffentlicht. Da ist kein Vertrauensverlust zu erkennen.

      Ansonsten ist es natürlich richtig, Vertrauen beim Thema Impfen ist fragil, es kann sowohl durch ideologische Impfgegner als auch durch unkritische Befürwortung gefährdet werden.

      “Doppelblindstudien zu Impfstoffen, die nicht von den Herstellern gemacht oder bezahlt werden”

      Ich wäre dafür. Der Finanzminister ist dagegen.

      Ansonsten freut mich, welche umfassende Expertise Sie zu dem Thema haben. Da kann ich nicht mithalten. Schade, dass es aus Ihrem Labor so wenig Publikationen gibt, aber das liegt vermutlich nur an der “Zensur der Journals”.

      Sorry für den Sarkasmus, aber auf die Dauer ist Ihre gedankenlose Jammerei wirklich etwas nervig, zumal, wenn Sie jedes, aber auch wirklich jedes Thema damit totschlagen wollen. Halten Sie sich doch an Ihre eigenen Worte: “Meine Meinung zu Corona ist hier völlig unerheblich.”

  3. #5 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    5. Februar 2025

    XXX

    [Kommentar gelöscht. Vor Themenpiraterie habe ich nun oft genug gewarnt. JK]

  4. #6 Joseph Kuhn
    6. Februar 2025

    Public Health neu gedacht

    In Kommentar #1 hat Volker Birk gemeint, Publik Health sei ein “gescheitertes Konzept”, das man “neu denken” müsse.

    In den USA wurde mit dem Rückenwind des neuen Denkens von Trump & Co. ganz neu ein Journal auf den Markt gebracht, bei dem alle, die irgendwie anders meinen, publizieren können: Das Journal of the Academy of Public Health. Wie bei vielen anderen open access Journals müssen die Autor:innen bezahlen.

    Es gibt schon länger ein paar ähnliche Zeitschriften, in denen z.B. Harald Walach seine zurückgezogenen Artikel wiederveröffentlichen konnte. Das neue US-Journal hat ein durchaus renommiertes, aber etwas einseitiges Editorial Board. Vielleicht entsteht da, wie bei den Homöopathen, auch für Public Health ein Zeitschriften-Biotop für besondere An- und Absichten?

    Man darf auf die ersten Artikel gespannt sein. Die ersten Artikel sind bereits online.

    Nachtrag 24.3.2025

    Ein anderes Journal aus dem Biotop für besondere An- und Absichten hat gerade den Zorn von Peter Gøtzsche provoziert: “The journal, Science, Public Health Policy, and the Law, should be ignored. It is a WordPress blog that claims to be a scientific journal.”

  5. #7 Joseph Kuhn
    11. Februar 2025

    BIÖG per Erlass

    Das BMG benennt die BZgA in BIÖG um. Geld gibt es nicht, aber vielleicht muss man mit Blick auf die Zeit nach der Wahl froh sein, dass etikettorisch ein Merkposten gesetzt ist, auch für kommende Koalitionsverhandlungen: Da war doch was, mit Public Health.

  6. #8 Joseph Kuhn
    19. Februar 2025

    Ein Blick in die USA

    New York Times, Feb. 18, 2025:

    “Our overall wellness must begin with a spiritual question: How do we relate to ourselves, to each other, to the community, to our communities and to the planet?” he said, adding, “Inside of us, we know that love and self-knowledge are the only true paths to good health.”

    Ob da Arbeitsschutz, Klimaschutz, Krankenversicherung oder Impfungen noch so wichtig sind? “All you need is love” sangen schließlich auch die Beatles.