Bayern bringt immer wieder ein eigenes Format des „Weltpolitikers“ hervor. Hier nicht als generisches Maskulinum gemeint, sondern als bairisches, als in sich widersprüchlicher Ausbruch des „Mia san mia-Mannsbilds“ aus seinen regionalen und intellektuellen Grenzen. Hubert Aiwanger ist so ein Mannsbild. Einer, der SPD-Frauen bei der Umarmung die Rippen bricht und im Bierzelt richtig austeilen kann, und gleichzeitig mit höchster emotionaler Dialektik auf Kritik wie die Mimose im Topf reagiert, oder weniger defensiv interpretiert, wie Trump in seiner Opferrolle.
Aiwanger findet die pfundige Kulturkampf-Ansage von Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz gut. Er schreibt passenderweise auf Icks, wie Vance in Frontstellung gegen die Parteien der politischen Mitte:
“Kernaussage war, die Regierenden müssen in einer Demokratie auch unbequeme Meinungen aushalten und dürfen diese nicht unterdrücken. Was ihr offenbar nicht könnt und wollt wie eure beleidigten Reaktionen zeigen.”
Hubert, das war nicht die Kernaussage von Vance. Vance hat die Rechtspopulisten zu den wahren Volksvertretern erklärt und ihre Beteiligung an der politischen Macht eingefordert – damit seine Kumpels Musk, Zuckerberg & Co. in Europa ohne jede Regulation Geschäfte machen können und Trump mit Putin Deals auf Kosten Europas. Ihm geht es nicht um Meinungsfreiheit und Demokratie, sondern um die Zersetzung derselben, um ihre Auflösung von innen, nur genau andersrum als er sagt.
Schau in die USA, wo diese Regierung die freie Presse rauswirft und selbst die Stimme der Wissenschaft nicht mehr hören will, wenn sie stört.
Du hast es einfach nicht verstanden, weil du dachtest, Vance will mit dir „die Demokratie zurückholen“ und erteilt dir auch noch die Absolution für das berüchtigte Flugblatt mit seinen „unbequemen Meinungen“.
Dein Chef Söder hat’s kapiert: „Mit wem wir koalieren, entscheiden wir selbst.“ Basta. Dabei hat er natürlich implizit fein differenziert zwischen der Weltpolitik, um die es gerade geht, und den innerpolitischen Zwängen, in denen er sich bei solchen Entscheidungen schon befand. Für dich, Hubert, ist Weltpolitik eine Nummer zu groß. Hat Niederbayern denn gar keine Reize mehr für dich?
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