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Erinnern Sie sich noch an Frau Stark-Watzinger? Die hat mal im Bundesministerium für Bildung und Forschung gearbeitet. Was sie genau gemacht hat, ist hier nicht so wichtig. Von einer Sache abgesehen: Im letzten Frühjahr wollte sie schauen, ob man politisch missliebigen Wissenschaftler:innen die Fördermittel streichen lassen kann. Sie hatte, anders als Aiwanger, keinen Bruder, ihre Staatssekretärin war’s schließlich.

Jetzt gehen CDU und CSU einen ähnlichen Weg. Kulturkampf ist gerade in Mode. Schon in ihrer „Bayern-Agenda“ zur Bundestagswahl 2025 hatte die CSU einen Passus, der ein etwas einseitiges Misstrauen gegenüber zivilgesellschaftlichem Engagement erkennen ließ:

„Alle Förderungen von Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) durch die Bundesregierung auf den Prüfstand stellen. Keine Finanzierung linker Vorfeldorganisationen durch Steuermittel.“

Nach der fatalen Hauruck-Aktion von Friedrich Merz im Bundestag zur Migrationspolitik, die die AfD ins parlamentarische Spiel holte, kam es in vielen Städten zu großen Demonstrationen für die liberale Demokratie und gegen Rechts. Für Merz waren das nur, in Abgrenzung zur „Mehrheit der Bevölkerung, die gerade denken kann und die auch noch alle Tassen im Schrank haben” in übler Abwertung „irgendwelche grünen und linken Spinner“. Das hätte ihm so auch die AfD aufschreiben können.

Im Bundestag macht die Union jetzt ernst und lässt nach dem Vorbild Stark-Watzinger prüfen, was im Kulturkampf auf der finanziellen Ebene geht. Im Fokus stehen nicht Wissenschaftler:innen, sondern, der Bayern-Agenda der CSU folgend, die NGOs sowie bestimmte journalistische Recherchenetzwerke. In einer Kleinen Anfrage im Bundestag, Drucksache 20/15035, lässt sie verschiedene NGOs durchleuchten, beispielsweise Correctiv, die Omas gegen Rechts, die Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace oder den BUND. Dabei geht es explizit um die Beteiligung dieser Organisationen bei den Demonstrationen gegen Rechts und die Medienberichterstattung dazu:

„Nach Auffassung der Fragesteller stellen die Proteste gegen die CDU Deutschlands eine gezielte parteipolitische Einflussnahme unmittelbar vor der nächsten Bundestagswahl dar, was nicht mehr vom Gemeinnützigkeitsrecht gedeckt ist.“

Die CDU wurde bei den Demonstrationen, die Merzens Abstimmungsaktion im Bundestag zum Anlass hatten, natürlich nicht gelobt, aber waren es „Proteste gegen die CDU“?

Die Kleine Anfrage geht noch etwas mehr in Richtung AfD-Agitation und raunt vom „tiefen Staat“ hinter den Türen der NGOs:

„Die Kritik an der Einflussnahme gemeinnütziger Organisationen geht jedoch über einzelne Proteste hinaus. Manche Stimmen sehen in den NGOs eine Schattenstruktur, die mit staatlichen Geldern indirekt Politik betreibt. Laut einem Bericht der „Welt“ erhalten zahlreiche NGOs, die sich öffentlich politisch links positionieren, finanzielle Mittel aus Ministerien. Dies stellt ein Spannungsverhältnis dar, denn wenn diese Organisationen aktiv in politische Meinungsbildung eingreifen, könnte dies ein Verstoß gegen die demokratische Grundordnung sein (www.welt.de/debatte/plus255395416/NGOs-Der-deutsche-Deep-State-und-seine-gefaehrliche-Macht.html).“

Eine der 551 Fragen, die mehr oder weniger identisch für die einzelnen NGOs formuliert sind, fragt auch nach „Kooperationen“ mit den parteinahen Stiftungen, und zwar nur den „linken“ und der der AfD:

„Gibt es Kooperationen zwischen der CORRECTIV gGmbH und parteinahen Stiftungen wie der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Heinrich-Böll-Stiftung, der Friedrich-Ebert-Stiftung oder der Desiderius-Erasmus-Stiftung?“

Das Bundesinnenministerium beschreibt die Aufgabe der öffentlich geförderten parteinahen Stiftungen – die der AfD gehört bisher nicht dazu – so:

„Die politischen Stiftungen sind ein wichtiger Wirkhebel der gesellschaftlichen und demokratischen Bildungsarbeit. Ihre Angebote stehen dabei jeder Bürgerin und jedem Bürger offen. Rechtsgrundlage für die Förderung ist das Stiftungsfinanzierungsgesetz (StiftFinG).
Sie nehmen ihre Aufgaben selbständig, eigenverantwortlich und in geistiger Offenheit wahr. Sie sind von den ihnen nahestehenden Parteien rechtlich und tatsächlich unabhängig. Die Förderung ihrer gesellschaftspolitischen und demokratischen Bildungsarbeit ist Bildungsförderung im gesellschaftlichen Pluralismus. Politische Stiftungen sind ein wichtiger Teil der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland.“

„Kooperationen“ mit ihnen sind also verdächtig?

Im Grunde spricht nichts dagegen, zu prüfen, ob Förderrichtlinien sowie steuerrechtliche Vorgaben der Gemeinnützigkeit eingehalten werden. Aber wäre es nicht angemessen, das nicht politisch einseitig, als Kulturkampf gegen alles, was man als „Links“ empfindet, zu tun? Warum beispielsweise nicht auch einmal den „Bund der Steuerzahler“ auf den Prüfstand stellen? Oder die „Hayek-Gesellschaft“? Die Liste ließe sich fortsetzen.

So wie die Union bei ihrer Bundestagsanfrage mag man vielleicht Politik „für die Mehrheit“ ausbuchstabieren können, aber das dahinter stehende Demokratieverständnis ist unreif und populistisch, es vermag nicht zwischen Parteipolitik und zivilgesellschaftlichen Engagement zu unterscheiden und, last but not least, es verströmt den Geruch Trumpscher Rachepolitik.

Kommentare (43)

  1. #1 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    27. Februar 2025

    Unabhängig von einer Gesinnungsprüfung sollte eine Non-Governmental-Organisation ja nun wirklich nicht von Zuwendung des Governments abhängig sein, sonst liegt ja ein Widerspruch in sich vor.

    Wenn die Regierung Organisationen finanziert, die gegen die Opposition agitieren, ist das zudem aus demokratischer Sicher höchst fragwürdig.

    • #2 Joseph Kuhn
      27. Februar 2025

      @ Volker Birk:

      Die Diskussion um “Staatsknete” geht seit mindestens 40 Jahren. Manchmal wird sie mehr unter dem Aspekt der sozialtechnologischen Befriedung zivilgesellschaftlicher Kritik geführt, manchmal mehr “böckenförde-inspiriert” mit Blick auf eine erwünschte Unterstützung sozialen Kapitals, manchmal, wie jetzt, mehr unter dem der parteipolitischen Einseitigkeit. Ich habe nichts dagegen.

      Auch die Gelder für die Kirchen stehen ja schon unter politischer Beobachtung von oben, bisher hatte man mehr von der Beobachtung von unten wahrgenommen, von zivilgesellschaftlichen Forderungen, die staatlichen Zahlungen an die Kirchen einzuschränken.

      Von mir aus auch das.

      Und von mir aus darf auch jeder meinen, quot licet Hayek-Gesellschaft, non licet Greenpeace. Wir sind ein freies Land und ich bin froh, dass ich noch schreiben darf, was ich denke. Sollten die Erben Musks dereinst einmal Neuralink für alle durchsetzen, muss man sich über all das keine Gedanken mehr machen.

      ————-
      Nachtrag: Interessant ist, dass der CCC nicht auf der Liste der Union war. Gilt der trotz seiner Geschichte nicht als “linke Vorfeldorganisation” oder ist er nur nicht gelistet, weil er mit den Demos nichts zu tun hatte?

  2. #3 Oliver Gabath
    27. Februar 2025

    “Finanziert” in diesem Kontext meint eher nicht finanzielle Zuwendungen, sondern Steuerbegünstigungen, z.B. durch die Gemeinnützigkeit.

    • #4 Joseph Kuhn
      27. Februar 2025

      @ Oliver Gabath:

      Es geht um beides, um direkte Zuwendungen wie um Steuerbefreiung im Zuge der Gemeinnützigkeit. Des Weiteren um Gelder der parteinahen Stiftungen.

  3. #5 Oliver Gabath
    27. Februar 2025

    Ich verstehe, dass parteinahe Stiftungen NGOs sind, aber ich tu mir schwer damit, sie mit gemeinnützigen Vereinen in denselben Kontext zu setzen (zugegebenermaßen stell ich aber auch keine Kleinen Anfragen).

    • #6 Joseph Kuhn
      27. Februar 2025

      @ Oliver Gabath:

      Nicht die parteinahen Stiftungen selbst stehen auf dem Prüfstand, sondern eventuelle Gelder der Stiftungen für die gelisteten NGOs. Die Union geht davon aus, wenn “linke” Stiftungen (oder die der AfD) NGOs unterstützen, dann verletzt das die politische Neutralität der NGOs.

      Ob die parteinahen Stiftungen von Union und FDP eventuell auch “Kooperationen” mit den gelisteten NGOs haben, wird nicht einmal gefragt.

  4. #7 hto
    wo die Geister die gerufen werden ...
    27. Februar 2025

    @Kuhn

    Es ist also mal wieder so, daß es euch besonders Stumpfsinnige nur ärgert, wie sehr sich die Gewinner der “Demokratie” ZU OFFENSICHTLICH den zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf des stets und überall gleichermaßenen imperialistisch-faschistischen Erbensystems zu Nutze machen!? 😉

    • #8 Joseph Kuhn
      27. Februar 2025

      @ hto:

      Ganz ruhig. Atmen Sie ein, atmen Sie aus. Da Ihre Kommentare nicht gefördert werden und nicht als gemeinnützig gelten, müssen Sie sich keine Sorgen machen.

  5. #9 M. Hahn
    27. Februar 2025

    NGO bedeutet: Das ist eine Organisation, die nicht Teil des Staates, nicht Teil der Regierung ist.
    Nicht mehr als das.
    Und selbstverständlich kann auch solch ein zivilgesellschftlicher Interessenverband staatliche Förderung nach Entscheidung von Regierung und Parlament erhalten.
    Nach Ihrer “Widerspruchs”-Logik dürfte die Regierung ausschließlich für staatliche Stellen/Organisationen Geld ausgeben.
    Also auch nicht als Kulturförderung. Vielleicht mit Ausnahme der Sächsischen Staatstheater. Solange die nicht auf offener Bühne gegen die Reg….
    Hätte mancher gern. Schon klar.

  6. #10 M. Hahn
    27. Februar 2025

    #9 ging an Volker Birk.

  7. #11 Ron
    27. Februar 2025

    Diese kleine Anfrage kommt von einer Partei, deren eigene Jugendorganisation sich teilweise aus Fördermitteln der Kinder- und Jugendhilfe nach dem SGB VIII finanziert.

  8. #12 Joseph Kuhn
    27. Februar 2025

    Kooperationen mit den parteinahen Stiftungen

    Correctiv hat, soweit es ihm möglich war, die Fragen auch mal beantwortet. Sehr schön die Antwort auf die oben im Blogbeitrag auch zitierte Frage nach Kooperationen mit den parteinahen Stiftungen, ungefragt das gesamte Spektrum der Stiftungen einbeziehend:

    “Wir arbeiten mit der Konrad Adenauer Stiftung, der Friedrich Ebert Stiftung, der Heinrich Böll Stiftung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Friedrich Naumann Stiftung punktuell zusammen, etwa im Rahmen von Workshops oder durch die Teilnahme an Diskussionsveranstaltungen zu Themen unserer Recherchen oder zu allgemeinen Themen wie Pressefreiheit oder der Rolle der Medien in der Demokratie.”

    Die Frage nach dem Unterschied “zwischen der Correctiv gGmbH und klassischen Wohltätigkeitsorganisationen wie dem Roten Kreuz oder den Tafeln” hat Correctiv professionell knapp und sachlich so beantwortet?

    “CORRECTIV verfolgt laut Satzung andere gemeinnützige Zwecke der Abgabenordnung (siehe oben).”

    Hier hätte man auch etwas inhaltsvoller antworten können, etwa dergestalt, dass das Rote Kreuz und die Tafeln vor allem staatsentlastende caritative Tätigkeiten wahrnehmen, correctiv dagegen demokratiefördende. Das hätte deutlicher gemacht, dass in der Anfrage der Union auch das grundsätzliche Selbstverständnis zivilgesellschaftlichen Engagements thematisiert wird.

  9. #13 naja
    27. Februar 2025

    Eigentlich ist doch die Frage, ob die NGOs zu Demos gegen die CDU oder gegen Rechts aufgerufen haben, oder? Wenn die Omas gegen Rechts zu Demos gegen Rechts ausrufen und die CDU sagt, das ist unfair… ist das komisch. Die CDU ist doch die Brandmauer gegen Rechts, also…

    • #14 Joseph Kuhn
      27. Februar 2025

      @ naja:

      “Wenn die Omas gegen Rechts zu Demos gegen Rechts ausrufen und die CDU sagt, das ist unfair… ist das komisch.”

      Ja. Aber in der Wahrnehmung der Union ging es eben nicht nur “gegen Rechts”, sondern auch gezielt gegen die Union. Ich bin kein Jurist, da kommt es sicher auf rechtliche Feinheiten an, wer hat wozu konkret aufgerufen usw.

      In den beiden Blogbeiträgen zu den Demos hatte ich jeweils kurz auf das Dilemma der Demos hingewiesen, im letzten hieß es: “Sie teilen nicht zwischen Demokraten und AfD, sondern sie teilen zu weit in der Mitte der Gesellschaft, eine Trennlinie, die durch die unnötige Abstimmungsaktion von Merz im Bundestag vor gut einer Woche entstand”. Im Grunde spiegelt die Bundestagsanfrage der Union genau dieses Dilemma von der anderen Seite her.

  10. #15 Oliver Gabath
    27. Februar 2025

    @#6 (Joseph):

    Das macht Sinn. Unser kleiner OV bekommt zwar auch immer mal wieder Spenden im zweistelligen Eurobereich, aber zum Glück nie unter Parteivorzeichen.

  11. #16 Umami
    Karlsruhe
    27. Februar 2025

    Correctiv scheint mir ein sehr unterstützenswerter Verein zu sein.

  12. #17 BPR
    27. Februar 2025

    Mit Wandel des Parteienspektrums wandelt sich die vorherrschende Ansicht, was “politisch korrekt” sei. Das signalisiert Mangel an politischer Grundausbildung.
    Probleme der repräsentativen (Parteien-)Demokratie bei Ausweitung gesellschaftlicher Partizipationschancen analysiert Philip Manow in seinem Essay “(Ent-)Demokratisierung der Demokratie” (2020). Manow hat wesentliche Aussagen in einem Artikel für APuZ, die Zeitschrift der Bundeszentrale für politische Bildung, zusammengefasst.

  13. #18 Alisier
    27. Februar 2025

    Zur Ehrenrettung der CDU zumindest der lokalen: hier wurden die Leute an Wahlständen so dermaßen bedroht und teilweise direkt attackiert, dass sie Polizeischutz brauchten.
    Nun könnte man argumentieren, dass sie das irgendwie verdient haben. Aber das hatten diese Wahlkämpfenden eben nicht. Und auch sonst sind Straßenkämpfe nicht produktiv.
    Wir riskieren auf eine gersellschaftliche Spaltung zuzusteuern, an der auch die CDU nicht unschuldig ist.
    Abrüstung und Dialog wäre jetzt wichtig. Von allen Seiten.

    • #19 Joseph Kuhn
      27. Februar 2025

      @ Alisier:

      Was lernt man für die Bewertung der Bundestagsanfrage, wenn man in deinem Kommentar “CDU” durch eine beliebige andere Partei ersetzt?

  14. #20 RGS
    27. Februar 2025

    Gemeinnützige Zwecke nach der Abgabenordung:
    https://www.gesetze-im-internet.de/ao_1977/__52.html

    Laut Satzung von Correctiv gGmbH sind sie wegen mehrerer Zwecke vom Finanzamt als steuerbegünstigt anerkannt:
    https://correctiv.org/wp-content/uploads/2021/01/170502_Satzung-der-Gesellschaft-Correctiv-gGmbH.pdf

    Es dürfte schwierig werden alle abzuerkennen. Einer reicht um die Gemeinnützigkeit zu behalten.

  15. #21 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    27. Februar 2025

    Joseph: so wie ich den CCC kenne, wird der nicht extern finanziert. Bin zwar viele Jahre nicht mehr im deutschen CCC Mitglied, aber das hat sich höchstwahrscheinlich nicht geändert.

    • #22 Joseph Kuhn
      27. Februar 2025

      @ Volker Birk:

      Danke für die Einschätzung. Hab mal im Bundeslobbyregister geschaut, da steht in der Rubrik “Zuwendungen oder Zuschüsse der öffentlichen Hand” für das Jahr 2023: “Keine Zuwendungen oder Zuschüsse über 10.000 Euro erhalten.” Als gemeinnützig anerkannt scheint er auch nicht zu sein, so dass er in der Tat nicht auf Liste gehören würde.

  16. #23 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    27. Februar 2025

    Lieber M. Hahn

    Es geht hier nicht um Kultureinrichtungen, sondern um politische Organisationen, die sich “Nicht-Regierungs-Organisationen” nennen, aber von der Regierung finanziert und oft auch finanziell abhängig sind.

    Wie es im politischen Betrieb oft ist, beschweren sich nur diejenigen darüber, die einen Nachteil davon haben, und die anderen schauen angestrengt weg.

    Die CDU ist diesmal betroffen, und prompt beschwert sie sich auch und möchte eine Überprüfung.

    Ehrlicher wäre es, wenn politische Organisationen, die keine Parteien sind, grundsätzlich keine Finanzierung vom Staat bekämen. Hier in der Schweiz sind sie sogar von der Gemeinnützigkeit ausgenommen, aus gutem Grund: Sie dienen gerade nicht der Allgemeinheit, sondern eben nur einer politischen Strömung.

  17. #24 wereatheist
    Berlin
    27. Februar 2025

    Also ein Äquivalent der “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” wäre in dr Schwyz nicht mal gemeinnützig?

  18. #25 Alisier
    27. Februar 2025

    @Joseph Kuhn #19
    Wie immer:
    Man lernt, was man lernen will und sieht, was man sehen will.
    Eines scheint mir aber klar sichtbar zu werden: Sticheleien und Spaltungstendenzen nehmen zu.
    Ich finde, dass wir alle gefordert sind dem entgegenzuwirken.
    Die zu lösenden Probleme betreffen uns alle. Was ich sehe ist eine zunehmend vergiftete Atmosphäre, und die hilft niemandem.

  19. #26 Oma gegen Rechts
    27. Februar 2025

    Die Omas gegen Rechts aus Hamburg erklären sich die Anfrage der Union mit einem mangelnden Verständnis von Friedrich Merz für solidarisches Engagement: »Es gibt Dinge, die Merz nicht versteht und nie verstehen wird: dass man sich ohne Bezahlung und nur aus Überzeugung für etwas einsetzt, das keinen materiellen Gewinn bringt. Sowas wie Grundgesetz und Demokratie.«

    (letzter Absatz):
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1189356.brandmauer-bezahlte-antifa-fragen-gegen-die-zivilgesellschaft.html

    • #27 Joseph Kuhn
      27. Februar 2025

      … ob’ so einfach ist?

      Ich fürchte, uns steht ein Kulturkampf bevor, der die Koordinaten des politisch Selbstverständlichen verschieben will, in den Worten Kohls: “eine geistig-moralische Wende”. Die soll die anstehenden sozialpolitischen Auseinandersetzungen flankieren.

      Auch wenn man Friedrich Merz abnehmen darf, dass er keine Koalition mit der AfD anstrebt, wird man davon ausgehen müssen, dass er die neue rechtskonservative Mehrheit politisch nutzen will. Im Grunde spricht er doch Klartext, wenn er sagt, mit “linker” Politik sei es vorbei, also mit einer Politik, die zumindest noch ein schlechtes Gewissen dabei hat, nicht wirklich viel für die “kleinen Leute” zu tun. Die Zeiten sind günstig für eine Politik der sozialen Kälte und Merz und seinesgleichen werden diese Chance nutzen.

      Wie es ausgeht, wird man sehen, wie immer hängt das von vielen Dingen ab, auch von den zivilgesellschaftlichen Ressourcen, die er gerade ins Visier nimmt, auch von den Gewerkschaften, auch vom Sozialflügel der CDU usw.

  20. #28 Joseph Kuhn
    27. Februar 2025

    @ wereatheist:

    “Also ein Äquivalent der “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” wäre in dr Schwyz nicht mal gemeinnützig?”

    Sie ist es hierzulande auch nicht. Aber sie profitiert von steuerbegünstigten Trägerverbänden.

    Es ist aber kein Mangel an unmittelbar als gemeinnützig anerkannten Organisationen aus dem gleichen politischen Spektrum, mit dessen politischer Tätigkeit die CDU kein Problem hat.

    @ Alisier:

    Unsere Verantwortung in diesen Zeiten kann man immer einfordern und sie ist ja auch immer wieder Thema hier im Blog.

    Dazu gehört auch, sich klar auszudrücken und zu versuchen, Argumente in der Sache treffsicher zu formulieren. Als Orakel oder Mirakel des Kommentariats aufzutreten, hilft da nicht weiter, Sticheleien zuweilen schon. Das Thema hatten wir ja auch schon öfter.

  21. #29 wereatheist
    28. Februar 2025

    Das hat mich jetzt echt positiv überrascht.
    Wieder was gelernt.

  22. #30 Joseph Kuhn
    28. Februar 2025

    Missbrauch des parlamentarischen Fragerechts?

    Ich hatte oben im Blogbeitrag auf die Einseitigkeit der Anfrage abgehoben, die Zulässigkeit der Fragen aber nicht infragegestellt.

    Auf dem “Verfassungsblog” ist nun ein Beitrag der Verfassungsrechtlerin Sophie Schönberger zu lesen, der genau diese Zulässigkeit thematisiert:

    “Einige Fragen in der kleinen Anfrage beziehen sich auf die Arbeit der Regierung und sind daher auch vom Fragerecht umfasst. Ein Großteil der Punkte weist diesen Bezug zur Regierungsarbeit aber gerade nicht auf, sondern richtet sich der Sache nach ausschließlich gegen bestimmte NGOs. (…) Die Prüfung, ob einzelne Bürgerinnen und Bürger sich steuerlich rechtmäßig verhalten, ist hingegen gerade keine Aufgabe des Parlaments, sondern der Finanzbehörden (…). Zum Schutz der Grundrechte der betroffenen Vereinigungen hätte die Bundestagspräsidentin die Anfrage daher in dieser Form zurückweisen müssen und nicht veröffentlichen dürfen.”

    (En passant kritisiert sie außerdem, dass der Entschließungsantrag der Union zur Migrationspolitik kurz vor der Wahl zur Abstimmung zugelassen wurde – mit einem interessanten Argument: er verletze die Rechte der AfD. Aber das nur nebenbei)

    Wie so oft wird es vielleicht auch hier unter den Jurist:innen unterschiedliche Auffassungen geben, aber solche Divergenzen legen zumindest nahe, dass die Kleine Anfrage inhaltlich und vom Instrument her nicht gut durchdacht war, vielleicht weil sie unlautere Absichten verfolgt?

    Sophie Schönberger hebt in ihrem Beitrag den Einschüchterungseffekt der Anfrage hervor. Das ist plausibel, nicht nur durch die Einseitigkeit der Anfrage, sondern – cave, hier spekuliere ich als juristischer Laie – auch vom Instrument her: Eine “Kleine Anfrage” wird im Allgemeinen ohne Recherchen aus dem vorliegenden Wissensstand der Regierung beantwortet. Das kann sie aber absehbar hier bei vielen Fragen gar nicht, was auch den Fragestellern bewusst gewesen sein dürfte. Wenn es aber nicht um die Antwort geht, dann wohl um etwas anderes, z.B. die gelisteten NGOs an den Pranger zu stellen.

  23. #31 Dietmar Hilsebein
    28. Februar 2025

    @ Kuhn @ Alisier

    “Wenn es aber nicht um die Antwort geht, dann wohl um etwas anderes, z.B. die gelisteten NGOs an den Pranger zu stellen.”

    Der Vorwurf, daß die Konservativen ein Problem damit haben, vom Ende her zu denken, ist durchaus richtig. Das vermeintlich “Böse” (von Sicht der Konservativen das links-grüne Spektrum) direkt anzugreifen, führt nur dazu, daß es stärker wird. Besser ist es, Verständnis für die Ängste aufzubringen, die zu den Demonstrationen gegen Rechts führten. Denn die Ängste sind durchaus nachvollziehbar, daß die Diskutierenden um die Migration falsch abbiegen. Vom Schaden an der Gesellschaft hin zum Schädling ist es nur ein kleiner Schritt. Der Rest dürfte bekannt sein. Daß manche Plakate dabei überzogen haben, sollte nicht dazu führen, daß die Konservativen die Ruhe verlieren.

  24. #32 naja
    28. Februar 2025

    @ Joseph Kuhn #30
    Weil in dem Entschließungsantrag die AfD explizit als politischer Gegner bezeichnet wird?

  25. #33 hto
    28. Februar 2025

    @Hilsebein: “Daß manche Plakate dabei überzogen haben, sollte nicht dazu führen, daß die Konservativen die Ruhe verlieren.”

    Für das “Überzogene”, also für das Dumme und Konfuse, haben die Konservativen ihre Figuren wie Michael Blume!
    Jetzt können sie das tun was sie eigentlich schon immer getan haben aber eben wegen der Bremswirkungen der “Demokratie” in der “Nachkriegszeit” nicht oder nur sehr bedingt tun/versuchen konnten.

  26. #34 naja
    28. Februar 2025

    @ Joseph Kuhn
    Habs nachgelesen, ist ja verlinkt.
    Interessant.

  27. #35 RGS
    28. Februar 2025

    @ Joseph Kuhn #30

    Wenn die Bundestagspräsidentin diesen Verstoß gegen das GG nicht gesehen hat, wäre es zum Schutz des Parlaments und der Bürger*innen vor solchen Verstößen gut, wenn das Bundesverfassungsgericht sich einmal zügig mit solchen Fällen oder diesen Fällen beschäftigen würde.
    Sonst reißt das noch mehr ein.

  28. #36 Allvis
    Berlin
    28. Februar 2025

    Wenn staatliche Gelder “widerrechtlich” “missbraucht” werden, um politische “Mitbewerber/Gegner” zu bekämpfen und diese “Beeinflussung” ungeprüft von den “staatlichen und regierungstreuen” Medien (oft von staatlichen Geldern finanziert) verbreiten, bezahlen dann die “Opposition”, bezahlen “Andersdenkende” ihre eigene “Verfolgung” und “Vernichtung”?

    Erinnert dies nicht stark an die “Auferlegung von “Erschießungs- und Verbrennungskosten” von Kritikern des 3. Reich und deren Familien (den damaligen) “Antifaschisten”)?

    Hat sich nur die Perspektive verschoben oder wurde durch die “Beeinflussung” der Medien RECHTS und LINKS” verdreht?

  29. #37 Joseph Kuhn
    28. Februar 2025

    Die Süddeutsche kommentiert naiv

    In der Süddeutschen ist heute ein reichlich naiver Kommentar von Henrike Roßbach zur der Kleinen Anfrage der Union zu lesen.

    Sie kann keine unguten Absichten der Union erkennen. Es sei doch eine “relevante Frage”, wie man schon an der Aberkennung der Gemeinnützigkeit für attac vor einigen Jahren sehen könne. Und weiter:

    “Der Union wegen ihrer Kleinen Anfrage einen Angriff auf die Zivilgesellschaft vorzuwerfen, ist daher überzogen.”

    Das, so Henrike Roßbach, sollte auch Sven Gigold von den Grünen wissen, wenn er von einem “Einschüchterungsversuch” spricht. Gut, den Beitrag von Sophie Schönberger hat sie vielleicht nicht gelesen. Sie findet die Anfrage taktisch trotzdem nicht klug und endet mit einem gutgemeinten Rat an die Union:

    “Die Union müsste jetzt eigentlich zu einer großen Charmeoffensive in Richtung der Sozialdemokraten ansetzen. Statt dessen arbeitet sie intensiv daran, selbst diejenigen Vorurteile ihrer Kritiker zu bestätigen, die gar nicht stimmen.”

    Was für ein Satz. Warum soll es lediglich um Signale an die Sozialdemokraten gehen? Waren die etwa Adressat der Kleinen Anfrage? Und wenn ja, was bedeutet das für die “Vorurteile, die gar nicht stimmen”? Woher meint sie überhaupt zu wissen, dass die Vorurteile hier nicht stimmen? Zumal wenn die Union sie doch durch die Kleine Anfrage “bestätigt”?

    Logisch denken scheint manchmal eine Herausforderung zu sein.

  30. #38 Joseph Kuhn
    28. Februar 2025

    Lobbysten fordern Transparenz

    Nett auch eine PM des Lobbyistenverbands “Die Familienunternehmer e.V.”:

    “Die Frage nach öffentlichen Geldern für NGOs ist mehr als legitim. (…) Die Steuerzahler haben ein Recht auf diese Auskunft. (…) Es sind die Steuern der Arbeitnehmer, die da verschwenderisch an die NGOs verschenkt werden. (…) Es ist unstrittig, dass sich diese Organisationen massiv in die politische Meinungsbildung einmischen. Für Lobbyisten und Interessenvertreter gibt es das Lobbytransparenzregister, um Transparenz zu schaffen. Die Durchschaubarkeit von Meinungsbildungsprozessen in der Demokratie ist elementar für die Akzeptanz. Dass einige Vertreter der NGOs diese Nachfrage als Angriff werten, muss schon stutzig machen. Transparenz schafft Akzeptanz.“

    So eine PM muss immer kurz sein. Daher ist wohl der Passus, dass man auch bei den diversen “freiheitlichen” NGOs mal genauer nachsehen sollte, aus Platzgründen entfallen. Man wird ja sicher nicht absichtlich einseitig sein.

  31. #39 Dietmar Hilsebein
    1. März 2025

    @ hto

    Nietzsche meinte einmal, daß man sich nicht von den Spinnfäden einer Metaphysik abhängig machen sollte. Ich bin mir heute nicht mehr ganz so sicher. So manche Verschwörungshektik käme nicht zustande, wenn wir von den Spinnfäden völlig unabhängig wären. Was interessiert es einer metaphysischen Welt, was wir unter “Gut” und “Böse” verstehen? Schon Abraham war ein Dealmaker: und wenn es zehn Gerechte gibt? Nietzsche hätte gleich erwidert: Gerächte! Aber egal, wir amüsieren uns nicht, sondern echauffieren uns zu Tode. Aber lassen wir das, sonst schimpft Herr Kuhn. Und das wollen wir doch nicht -gell?

  32. #40 hto
    1. März 2025

    Es ist vor allem nicht die “Metaphysik”, es ist die einfache Logik, die ein Zusammenleben/uns besser machen würde.

  33. #41 noch'n Flo
    Schoggiland
    4. März 2025

    @ Alisier:

    Sticheleien und Spaltungstendenzen nehmen zu.

    Kurze Frage: wenn ich jetzt dazu schriebe “Eine Aussage aus berufenem Munde.”, machte ich mich dann selber der Stichelei und/oder Spaltung schuldig?

    • #42 Joseph Kuhn
      5. März 2025

      @ noch’n Flo:

      Ja, weil der Kommentar keinen Bezug zum Thema hat, nur zum Kommentator Alisier. Klärt eure Konflikte bitte woanders. Danke.

  34. #43 Joseph Kuhn
    13. März 2025

    Update: Antwort der Bundesregierung

    Den Medien liegt das Antwortschreiben der Bundesregierung auf die Anfrage der Union vor. Beim Bundestag selbst ist es, Stand heute vormittag, noch nicht als BT-Drucksache online.