Am vergangenen Montag hat sich die Enquete-Kommission des Bundestags „Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse“ konstituiert, mit 14 Mitgliedern des Bundestags und 14 Sachverständigen. Mit Michael Nehls hat es auf dem Ticket der AfD auch ein Mitglied des Querdenkervereins MWGFD in die Kommission geschafft. Ein weiterer von der AfD benannter Sachverständiger, Stefan Homburg, taucht aktuell auf der Seite des Vereins zwar nicht mehr als Mitglied auf, war aber Gründungsmitglied und zeitweise sogar im Vorstand des Vereins. Der dritte, Tom Lausen, hat sich einen Namen durch kreative Interpretationen von Corona-Daten gemacht, ob er Mitglied des Vereins ist, weiß man nicht.
Seit die Corona-Pandemie, der Gründungsanlass des Vereins, zu Ende ist und der transrationale Allrounder Harald Walach vor einem Jahr den Vorsitz des Vereins von Sucharit Bhakdi übernommen hat, sind beim MWGFD vermehrt thematische Diversifikationsbemühungen erkennbar. Man gibt sich z.B. friedensbewegt, veröffentlicht absonderliche Darstellungen zu Hiroshima oder beschäftigt sich mit anderen Infektionskrankheiten, einschließlich kritischer Debatten in der eigenen Szene, etwa zwischen Michael Palmer und den Impfkritikern Engelbrecht und Tolzin zur Frage, ob es das Poliovirus gibt. Auch unter Querdenkern gibt es offensichtlich Regeln, was von wem wann gesagt werden darf und was nicht.
Außerdem hat man eine Arbeitsgruppe zu den Masern eingerichtet. Kritik an der Masernimpfung ist ein Klassiker der Impfgegner, das verspricht dauerhaften Zulauf und Aufmerksamkeit in der Obskurantenszene. Geht man auf die Seite zu diesem Thema, findet man diese Passage von Ronny Weikl, Urgestein und stellvertretender Vorsitzender des Vereins:
„Dieses Masernschutzgesetz (…) liefert (…) eine gute Blaupause (…) für etwaige weitere angedachte Impfpflichten. Das war wohl auch der Grund, weswegen es 2019 noch schnell vor der Pandemie verabschiedet wurde, damit man schon mal eine Vorlage hatte, für die geplante allgemeine COVID-Impfpflicht (…).“
Was bedeutet das? Schon bei der Vorbereitung des Masernschutzes im Laufe des Jahres 2019 wusste „man“, dass kurz danach die Corona-Pandemie kommt und man dort eine Impfpflicht will. Aber damit nicht genug: Die Corona-Pandemie war, wie der Name es sagt, ein weltweites Geschehen. Haben die deutschen Corona-Macher demnach die Pandemie geplant? So muss es gewesen sein, und wenn man quer genug denkt, erklärt das Einiges. Und ist das nicht ein Anlass, stolz zu sein? Dass ein Land, das es nicht schafft, die Bahn pünktlich fahren zu lassen oder irgendein größeres Bauvorhaben halbwegs im Zeitplan abzuwickeln, derart präzise eine weltweite Epidemie inszenieren kann und generalstabsmäßig die Gesundheitsbehörden aller Länder, ungeachtet aller weltpolitischer Rivalitäten, hinter sich vereint – Hut ab. „Statistisch fast unmöglich“, möchte man sagen.
Ob die drei „Sachverständigen“ in der Kommission solche Räuberpistolen aus der eigenen Szene, es gibt darüber hinaus jede Menge mehr, etwa die angeblich noch nie beobachteten zweiten Wellen bei Atemwegsinfektionen oder die aus dem Datenhut gezauberten massenhaften Impftoten mit exotischen Diagnosen stillschweigend übergehen, selbstkritisch reflektieren oder unbeirrt daran festhalten? Man darf gespannt sein. Aber unser living text book „Corona verstehen – evidenzbasiert“ werden wir wohl so oder so nicht umschreiben müssen.



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