Vielleicht kommt eher ein großes Meeresreptil in Frage?
Im Posidonienmeer waren Krokodile, Fischsaurier und Plesiosaurier die Top-Prädatoren. Viele von ihnen sind mit Mageninhalten versteinert erhalten – und zeigen überwiegend eine Vorliebe für Tintenfische.
Die Autoren kommen zu keiner einhelligen Meinung, welcher dieser Top-Prädatoren nun den Speiballen verursacht haben könnte. Aufgrund der Größe vermuten sie allerdings, dass am ehesten ein Temnodontosaurus dafür in Frage kommen könnte: Ein bis zu 12 Meter langer Fischsaurier.

(Quelle: Detlev Thies and Rolf Bernhard Hauff: “A Speiballen from the Lower Jurassic Posidonia Shale of South Germany”, N. Jb. Geol. Paläont. Abh. 267/1, 117–124, Dec. 2012; https://www.urweltmuseum.de/wp-content/uploads/2013/02/Speiballen-0301_Thies_117_124_cmyk_wm.pdf)
Magenprobleme oder Todesangst?

Die Autoren schreiben, dass der Fisch/Saurier den verschlungenen Fisch als unbekömmlich wieder ausgewürgt hat.
Die Frage ist, ob dies zutrifft.
Vielleicht ist es ja auch gar kein echter Speiballen, also die ausgewürgten unverdaulichen Reste einer fast verdauten Meeresgetüms-Mahlzeit.
Sondern ein ein aufgrund von Stress  ausgewürgter Mageninhalt? Dafür würde sprechen, dass die Beute-Fische zumindest teilweise noch relativ gut erhalten waren. Die Dapedium-Reste sind teilweise noch als zusammenhängendes Schuppenkleid erkennbar.

Fische (und auch Vögel) würgen unter starken Stress den Mageninhalt aus.
Raubmöwen und Fregattvögel machen sich das zunutze und überfallen andere Seevögel nach erfolgreicher Jagd, weil diese dann den Mageninhalt freiwillig herausrücken und der Räuber ihn sich schnappen kann.
Auch bei Fischen und Reptilien ist das ein absolut übliches Verhalten, etwa wenn die Tiere gefangen werden und in Todesangst um ihr Leben kämpfen.
Das Fossil-Konglomerat wirft also eine viel interessantere Frage auf: Was ist dem Tier passiert, damit es seinen Mageninhalt schlagartig ausgewürgt hat? Könnte es selbst zum Gejagten geworden sein und in Todesangst den Magen erleichtert haben?
Vor meinem inneren Auge ziehen dramatische Bilder aus dem Jurameer vorbei:
Ein gewaltiger Gegner mit aufgerissenem Maul bedroht unseren Fisch/Fischsaurier.
Ist er hungrig, aber mit dem Leben davongekommen?
Das können wir leider erst beantworten, wenn die erste Zeitmaschine ihr TÜV-Siegel erhalten hat.

Bettina Wurche

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Kommentare (8)

  1. #1 Wolf
    3. Mai 2013

    Meine Katze gibt mir auch häufiger Speiballen. Gerne ins Bett, wenn es gerade frisch bezogen ist. 🙁

  2. #2 Thilo
    3. Mai 2013

    So ein Artikel und dann kein Foto….

  3. #3 Bettina Wurche
    3. Mai 2013

    So, jetzt gibt es ein Photo.
    Ja, Katzenspeiballen kenne ich auch – darum weiss ich das fossile Pendant auch so sehr zu schätzen.
    ; )

  4. #4 Wolf
    3. Mai 2013

    Wieso habe ich nur die Szene mit dem gestiefelten Kater aus Shrek 2 vorm Auge, wo aber als Protagonist ein T Rex vor sich hin würgt? 🙂

  5. #5 Fliegenschubser
    3. Mai 2013

    Ich finde ja, das “Speiballen” ein ganz wunderbares Wort ist. Man sollte es viel öfter verwenden.

    Abgesehen davon ein sehr guter Artikel 🙂

  6. #6 Fliegenschubser
    3. Mai 2013

    Man denke sich ein zweites “s” an das “das”, sodass das “das” ein “dass” wird.

  7. #7 rolak
    3. Mai 2013

    Die Amrumer Lachmöwe wollte doch nur prophylaktisch Platz schaffen, falls doch noch etwas rüberkommt…

    Und wieder ein neues Wort gelernt. Die Dinger kannte ich bisher nur als ‘Gewölle’ (und seit zwei Wochen auch als ‘cast’ aus einer englischsprachigen Doku, was mich wg meiner Fixierung auf Abdruck, Guss, Gips etc anfänglich ziemlich verwirrte).

  8. #8 BreitSide
    3. Mai 2013

    vvv