Am vergangenen Wochenende habe ich auf der FedCon 22 in Düsseldorf, der größten SF-Convention Europas, zwei populärwissenschaftliche Vorträge gehalten und viele spannende Gespräch geführt.
Was hat Science Fiction jetzt mit Science-Blogs zu tun?
Eine ganze Menge…
Science-Blog und Science Fiction
Es macht mir Spaß, Spezial-Wissen, das nur wenigen Wissenschaftlern zugänglich ist, vielen Menschen zu erzählen!
Es war für mich ein Privileg, Zoologie und Paläontologie studieren zu dürfen: Für mich war es der Schlüssel zu geheimnisvollen Welten, die mich seit meiner Kindheit begeistert haben. Walschutz, Meeresschutz und wissenschaftliche Inhalte sind mir wichtig und ich möchte meinen Teil zum Erhalt unserer Umwelt beitragen. Mit populärwissenschaftlichen Vorträgen, museumspädagogischen Veranstaltungen und mit journalistischen Beiträgen.
Science Fiction begleitet mich seit langer Zeit, mit Betonung auf „Science“. Vor allem Star Trek Next Generation mit der Utopie von einer besseren Zukunft hat mich als junger Mensch begeistert und für mich Maßstäbe gesetzt. Aber erst seit Kurzem treibe ich mich in echten „Hardcore-SF-Fan-Kreisen“ herum, auf sogenannten Conventions. Auf den Conventions tummeln sich mittlerweile so einige Wissenschaftler, auch die ESA ist oft vertreten.
Angefangen habe ich mit Vorträgen zur Astrobiologie – vor allem der Jupitermond Europa mit seinem Ozean unter Eis ist natürlich ein gefundenes Fressen für mich. Ozeanische Ökosysteme, Eis, Extremophile und Astrobiologie sind eine rasante Mischung aller meiner Lieblingsthemen.
Der Vortrag wurde ein voller Erfolg!
Im Publikum waren eine Menge naturwissenschaftlich und ökologisch Interessierte dabei:
Der Chemiker, der mich fragte: „Die Abbildung mit dem Walskelett auf dem Meeresboden habe ich doch neulich in einer „Spektrum der Wissenschaft“-Ausgabe gesehen…“
Die Molekularbiologin, die noch ein paar Nörgeleien zu einer Abbildung hatte.
Ein SF-Fan und ESA-Kenner, der einige Details zu einer bestimmten NASA-Mission ergänzen konnte.
Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass nicht nur Astrobiologie, sondern auch die Biologie der guten alten Erde hier ein williges Auditorium hat.
Star Trek und die Wale und Jules Vernes Tentakeltiere
Am letzten verlängerten Wochenende war die FedCon in Düsseldorf, von Donnerstag bis Sonntag.
Und ich war (wieder) mit zwei Vorträgen dabei:
„Star Trek und die Wale“ und „Jules Verne, der Steampunk und die Kopffüßer“.
In „Star Trek und die Wale“ geht es um die Geschichte des Walfangs und Walschutzes, mit viel Insiderwissen über „Moby Dick“, Pottwale und Buckelwale. Und natürlich Star Trek. Es geht um die Veränderung unseres Blicks auf den Wal, von der marinen Ressource zum fühlenden Mit-Wesen. Während des ganzen langen Wochenendes kamen immer wieder Leute zu mir, fragten mich weiter über Wale aus, diskutierten über die Abschaffung des Walfangs und den Walschutz.
In „Jules Verne, der Steampunk und die Kopffüßer“ steht Jules Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“ im Mittelpunkt. Verne hat weniger Science Fiction geschrieben, sondern vielmehr über damals aktuelle Entwicklungen in Wissenschaft und Technik, spannend und belehrend gleichzeitig. Er hat ein phantastisches Science-marketing betrieben und wirkt bis heute nach. Außerdem ist er der erste moderne Autor, der Kraken und Kalmaren eine dramaturgische Bühne bietet. Verne stellt die Tentakeltiere noch als echte Monster dar.
Steampunk ist eine retrofuturistische Unterströmung der SF, die ich zurzeit fasziniert beobachte. Kraken, Kalmare und Nautilus sind Ikonen des Steampunk, sie werden etwa als Schmuck getragen. Allerdings werden sie als intelligente Eigenbrötler dargestellt, oft intelligent und amüsant – unser heutiges Bild der Kopffüßer unterscheidet sich eben stark von dem zu Vernes Zeiten.
Science-Performance
Im SF-Bereich inszeniere ich manche Vorträge als Performance in dazu passenden Kostümen – als vulkanische Astrobiologin oder als Steampunk.
In der Museumspädagogik wird eine solche Unterstützung der vermittelten Inhalte durch Sprache, „Gewandung“ und andere Hilfsmittel als theatralische Inszenierung bezeichnet. Durch ihre außergewöhnliche Authentizität reißt sie das Publikum besonders stark mit, die vermittelten Inhalte bleiben durch die emotionale Ansprache verschiedener Sinne nachhaltig im Gedächtnis. Die theatralische Inszenierung ist also eine anerkannte didaktische Methode zur Wissensvermittlung.
Damit hatte ich schon in mehreren Museen experimentiert, etwa mit einer Medusen-Performance in der langen Nacht der Museen im Hessischen Landesmuseum Darmstadt.
Mein Anliegen, für den Schutz unserer Ozeane und seiner Bewohner zu kämpfen, ist in SF-Kreisen gut aufgehoben.
Die Themen sind für viele Menschen der Szene ohnehin interessant. Die Einarbeitung meiner Botschaften und Gedanken in narrative Inszenierungen ziehen noch mehr Publikum an. Mittlerweile habe ich schon einen richtigen Fan-Kreis. Und ich fühle mich in der Szene mit interessierten und interessanten Menschen einfach unglaublich wohl.
Und – Hand aufs Herz – es macht einfach Spaß, ab und an mal das Alien in mir ´rauszulassen ; ).
Bettina Wurche
Kommentare (10)