Vorkämpfer für Haie und Ozeane in Badehosen
Der Mann posiert nur in Badehose – für die spießige deutsche Nachkriegswelt der 50-er Jahre eigentlich unerhört.
Was war das für eine Zeit, in der ein junger Zoologe auszog, um den Menschen die Furcht vor den Haien auszutreiben?
In den 50-er Jahren machte die Biologie einen gewaltigen Sprung nach vorn:
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs war der Krieg nicht mehr das dominierende Tagesereignis. Die Menschen mussten nicht mehr jeden Tag um ihr Leben bangen und konnten wieder reisen. Auch der Luxus „Forschung“ war auf einmal wieder möglich. Gleichzeitig kamen neue Technologien und Ideen auf.
Das Meer konnte mit neuen Methoden leichter erforscht werden: In den 50-er Jahren machten sich Hans Hass und die US-Amerikanerin Eugenie Clark auf, um Haie und andere Meerestiere zu erforschen.
Eugenie Clark war ebenfalls Meersbiologin und Tauchpionierin, wie Hass arbeitete auch sie viel populärwissenschaftlich mit Büchern und Filmen. 1953 erschien ihr Buch „Lady with a spear“, das erste von vielen.
Jacques-Yves Cousteau war kein Wissenschaftler, sondern engagierte sich populärwissenschaftlich für die Erforschung der Ozeane.
Zu diesen neuen Ideen kam auch ein neuer Blick auf Tiere: Konrad Lorenz begann mit seiner Tierpsychologie und machte bahnbrechende verhaltensbiologische Experimente und Entdeckungen.
Die Zeit war günstig für neue Ideen und wagemutige Frauen und Männer.
Der steigende Wohlstand der Nachkriegsjahre ermöglichte immer mehr Menschen Reisen und auch kostenintensive Hobbies wie das Sporttauchen.
Weltweit wurden in dieser Zeit Tauchclubs gegründet.
Hass und Cousteau – zwei aquatische Heroen in Europa
Der drahtige kleine Franzose Jacques-Yves Cousteau und Hans Hass, der österreichische Hüne, haben nie zusammen gearbeitet.
Sie waren im gleichen Metier tätig – als Taucher, Unterwasserfilmer und Meeresschützer, sollen sich aber nicht sehr gemocht haben.
Die beiden waren auch wirklich sehr unterschiedlich, wie die Zeit in ihrem Beitrag über Cousteau “Der Mann im Meer” schreibt.
Hans Hass, der Sohn wohlhabender Eltern, der aus gesundheitlichen Gründen keinen Kriegsdienst leisten musste, stattdessen Zoologie studierte und seinen ersten Unterwasserfilm drehte. Seine aquatischen Abenteuer waren wissenschaftlich unterfüttert.
Jacques-Yves Cousteau hatte als Marineoffizier Karriere gemacht, war natürlich in der Résistance aktiv und wurde hoch dekoriert. Darum wurde er auch später noch immer respektvoll „Commandant“ genannt – das entspricht dem englischen Captain.
Ihm ist später oft vorgeworfen worden, dass er vorgab, wissenschaftlich zu arbeiten und sich Urteile und Problemlösungen anmaßte, deren Probleme für ihn eine Kragenweite zu groß waren.
Hass und Cousteau waren echte Pioniere beim Tauchen und Filmen unter Wasser, und entwickelten unabhängig voneinander bahnbrechende neue Technologien: „Hans Hass begann ab 1938 mit der Erforschung des Unterwasserlebens. Er entwickelte vom Boot aus belüftete Plexiglas-Taucherhelme, Unterwasserkameras, und nutzte ab 1942 ein umgebautes Dräger-Kreislauftauchgerät.
Jacques-Yves Cousteau entwickelte mit Georges Commeinhes und Emile Gagnan ab 1942/43 einen den ersten modernen, kompakten Atemregler: „Der Atemregler entnimmt das unter Druck stehende Atemgas einer Flasche und gibt das Gas geregelt, mit nahezu Umgebungsdruck, an den Taucher ab. Die ausgeatmete Luft wird ins Wasser abgegeben.“ (wikipedia: Hans Hass).
Ein Veteran der Xarifa-Expedition
Als Kind der 70-er Jahre habe ich zwar gebannt die „Geheimnisse des Meeres“ von Cousteau verfolgt, ja verschlungen. Hans Hass war mir aber nur vom Namen her bekannt, das Unternehmen „Xarifa“ sagte mir nichts.
Erst während meines Volontariats in der Zoologischen Abteilung des Hessischen Landesmuseums (HLMD) traf ich 2001 auf die „Xarifa“-Expedition.
Ein längst pensionierter Wissenschaftler des HLMD hatte nämlich daran teilgenommen, es gab die Reste von Ausstellungen und die Erzählungen der anderen Museumsmitarbeiter.
Und Herrn Dr. Scheer!
Dr. Georg Scheer, ein Ingenieur, hatte sich auf die Korallen spezialisiert und im Roten Meer die Riffe erforscht. Er war in der Nachkriegssituation durch den Mangel an qualifizierten Fachkräften in die glückliche Situation gekommen, sich ein fremdes Fachgebiet wissenschaftlich erschließen zu dürfen. Scheer wählte die Korallen, ging als Biologe und Techniker mit Hass auf Expedition ins Rote Meer und baute eine wissenschaftliche Sammlung in Darmstadt auf.
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