Eine riesige, zylindrische Walze kommt auf den Betrachter zu, an ihrem entfernten Ende schwebt ein Taucher im Wasser. Der Größenvergleich macht deutlich, dass das milchig-durchscheinende “Ding” mehrere Meter lang sein muss.
Eine Feuerwalze!
Diese Bilder und die dazu gehörende Story waren heute auf einem meiner Lieblingsblogs zu sehen: In den DeepSea-News unter der Überschrift:
“The 60 foot long jet powered animal you`ve probably never heard of”.
Die Autorin R. R. Helm war bei einem Forschungstauchgang auf der Jagd nach Plankton irgendwo vor der afrikanischen Küste unterwegs und hatte eine denkwürdige Begegnung:
Sie traf auf eine gigantische Feuerwalze (Pyrosome)!
Dieser Anblick ist nicht vielen Tauchern vergönnt und die wenigsten dürften dann wissen, was sie da eigentlich vor sich haben.
Eine Feuerwalze ist eine Kolonie aus Hunderten bis Tausenden von Tieren, die sich zu einer walzenförmige Struktur verbunden haben. Die Tiere sind Salpen oder Manteltiere, die einzeln recht unscheinbar aussehen. Ein fast durchsichtiger Hohlkörper mit ein bißchen Inhalt, wie dieses Feuchtpräparat aus der Berliner Zoologischen Sammlung zeigt.
Lebende Salpen sind durchsichtig (das Sammlungs-Feuchtpräparat ist durch die konservierende Flüssigkeit milchig geworden), man kann im Innern das korbartige Gerüst des Kiemendarms sehen.
Ihren Namen haben sie von ihrer Bioluminiszenz – sie enthalten als Endosymbionten Bakterien der Gattung Photobacterium und rufen das Meeresleuchten hervor. Ihr Entdecker, der französischen Naturforscher François Péron beschrieb 1804 das Meeresleuchten als ein breites Band von Phosphor, das ausgebreitet auf den bewegten Wellen trieb.
Salpen gehören zum Plankton, ernähren sich per Filtration von kleinerem Plankton und sind ansonsten eher unauffällig.
Erst als Kolonie fallen sie dann ins Auge: Eine Kette von Klonen, die körperlich miteinander verbudnen sind und gemeinsam filtrieren und sich bewegen.
Fressen und Bewegen ist bei den Salpen eine fließende Bewegung.
Oder vielmehr ihr gemeinsamer Raketenantrieb: “suck and blow”
“And it’s this filter feeding that gives pyrosomes their rocket power. Well, almost. My friend, aerospace engineer turned biologist, Henry Astley, put it like this: “jets have to do four things: Suck, squeeze, bang and blow.” Suck in air, compress it, explode some fuel, and blow the resulting force in the direction opposite where you want to go. The squeeze and bang part need compressible gas and fuel. Two things pyrosomes don’t have. But the other two, suck and blow, are expert territory for these guys.” schreibt die Autorin.
Eine Feuerwalze dieser Größe ist schon ungewöhnlich und sieht sehr fremdartig aus. Die Autorin (offenbar auch ein SF-Fan) meint dazu, die Salpenkolonie sähe für sie aus wie eine Kreuzung aus Clone Wars und Borg – mehr Alien geht kaum noch.
Die Manteltiere gehören übrigens zu einer Untergruppe der Chordaten. Chordaten sind alle Organismen mit einer Chorda dorsalis – auch wir gehören dazu.
Leute und Feuerwalzen sind also irgendwie verwandt.
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