Wie ist es möglich, dass ein Hobbit (Halbling) und ein paar ebenso halbgroßer Zwerge ganze Armeen von Orks, Trollen, Wargen und anderen düsteren Wesen besiegen?
Wie können Bilbo und später sein Neffe Frodo Gollum überwältigen?

Das haben sich der englische Arzt und Wissenschaftler  Joseph A Hopkinson und sein Sohn Nicholas S Hopkinson auch gefragt und nach den Ursachen geforscht.
Ihre Ergebnisse haben sie gerade im The Medical Journal of Australia publiziert: „The hobbit — an unexpected deficiency” (Med J Aust 2013; 199 (11): 805-806; 10.5694/mja13.10218).

Die Ausgangshypothese:
Vitamin D werden eine Reihe von förderlichen Effekten zugeschrieben, insbesondere der Knochenaufbau soll dadurch beeinflußt werden.
Die Hobbits, Zwerge und Elben ernähren sich abwechslungsreich und gesund und halten sich häufig in der Sonne auf: Dadurch haben sie eine ausgezeichnete Konstitution und sind kräftiger und ausdauernder als Orks. Die im Dunkeln lebenden Orks und andere Vertreter der Finsternis leiden aufgrund des Lebens in Dunkelheit und schlechter Ernährung an Vitamin-D-Mangel.
Dadurch haben sie eine schwache Konstitution.

Methode:
Zur Bestätigung der dieser Hypothese haben Hopkinson und Hopkinson in einer sorgfältigen Literaturanalyse von J R R Tolkiens „The Hobbit“ die Ernährungsgewohnheiten, moralischen Attribute und Kampfstärke verschiedener Bewohner von Mittelerde aufgelistet.
Die Tugend und der Kampferfolg der Charaktere wurden auf einer binären Skala ausgewertet. Außerdem wurden aus der Nahrungszusammensetzung und der Dauer der täglichen Sonnenexposition der Vitamin D-Versorgung berechnet, auf einer Skala von 0 bis 4.

Der Hobbit Bilbo Beutlin (engl.: Bilbo Baggins) lebt in einem Haus mit Fenstern und hält sich gern in seinem Garten auf. Dort tankt er Sonne. Seine Nahrung besteht u. a. Kuchen, Tee, Bier, Rotwein, Himbeermarmelade, Minz-Pie, Käse, Schweinefleisch, Salat, Geflügel, Gemüse und Apfelkuchen und ist damit recht abwechslungsreich
Die Zwerge leben zwar gern unterirdisch, sind aber immer noch oft genug in der Sonne unterwegs und genießen auch herzhaftes Essen, etwa zu Gast bei Bilbo.

Die düsteren Gestalten der Orks und anderer „böser“ Gestalten leben hingegen fern der Sonne. Ihre helle, ungesunde Hautfarbe weist auf eine ungesunde Lebensweise hin. Trolle müssen das Sonnenlicht sogar ganz vermeiden, weil sie sonst versteinern. Über ihre Nahrung schreibt Tolkien nichts.
Auch Gollum lebt in Höhlen fernab der Sonne, er isst allerdings mitunter Fisch, wodurch er zumindest eine gewisse Vitamin D-Quelle nutzt.

Resultate:
Das Ergebnis dieser Pilotstudie zeigt, dass die „Guten“ einen signifikant höheren Vitamin-D-Spiegel (3 bis 4) haben als die „Bösen“ (0 bis 2).
Die Autoren regen gleichzeitig an, weitere Forschungen auch an anderen Publikationen des Fantasy-Genres zu betreiben, um die Resultate noch deutlicher zu untermauern.

Das Medical Journal of Australia hat diese Forschungsarbeit übrigens in der Rubrik „Christmas crackers“ gebracht.
Eine treffliche Weihnachstgeschichte…

(Dieser Artikel erschien in einer leicht geänderten Version am 20.12, bereits in puls., dem Online-Magazin für Medizinstudierende der Goethe-Universität.)

Kommentare (13)

  1. #1 Hobbes
    23. Dezember 2013

    “…Elben ernähren sich abwechslungsreich und gesund”

    Ist zwar schon ein Weilchen her, als ich die Bücher gelesen hatte, aber ernähren sich die Elben bei Tollkien nicht komplett Vegan?

  2. #2 MartinB
    23. Dezember 2013

    Super-Analyse.
    Aber Tolkien schreibt einiges über die Nahrung der Trolle: Sie fressen Fleisch, bevorzugt das von Humanoiden, aber auch Pferdefleisch. Ähnliches gilt für die orks.

  3. #3 Stefan K.
    23. Dezember 2013

    Ich möchte doch stark bezweifeln, dass sich Zwerge für gewöhnlich “häufig an der Sonne” aufhalten, wie in der Ausgangshypothese behauptet wird.
    Es heißt nicht umsonst Königreich unter!! dem Berg und Moria war wohl auch zu keiner Zeit für seine vielen Sonnenstunden bekannt.

  4. #4 Bettina Wurche
    23. Dezember 2013

    Ihr habt natürlich völlig recht, die Auswertung war nicht ganz vollständig und etwas zurechtgebogen:
    Zwerge leben de facto eher im Dunklen und über ihre Ernährung, wenn sie nicht gerade bei Bilbo essen, ist wenig geschrieben worden.
    Gollum isst ab und an Fisch und die Orks essen manchmal Fleisch.
    Ob die Elben Veganer sind, vermag ich aus der Erinnerung nicht mehr zu beantworten. Außerdem bin ich mir nicht so sicher, ob Hobbit-Ernährungsgewohnheiten so gesund sind: Für mich sieht es nach zu viel, zu süß und zu fett aus.

    Ich fand die Publikation aber zu schön, um sie jetzt nicht als Weihnachtsgeschichte zu bringen.

    Möglicherweise gibt es für das ungesunde Aussehen und die schlechte Konstitution der dunklen Gestalten ja noch andere Erklärungen?
    Etwa psychosomatische Ursachen, weil sie destruktiv ´drauf sind?
    Oder die schlechte Luft in den Ork-Bastionen?
    Das schreit nach einer weiteren Publikation : )

  5. #5 rolak
    23. Dezember 2013

    Ob die Elben Veganer sind

    Tolkiens Elben sind nicht mal Vegetarier, sie jagen nicht nur, sondern bieten ihren Gästen auch Pökelfleisch an, iirc.

    Leider ist der Schriftsteller bekanntermaßen nicht mehr dazu gekommen, den lange erwarteten Ergänzungsband zu schreiben, in dem sämtliche Besonderheiten von Mittelerde im Rahmen der lokalen magischen Wissenschaften aufgedröselt werden, so auch die gesundheitsförderlichen Effekte weißer und die grotesk schädlichen Auswirkungen schwarzer Magie. Mir ist allerdings völlig unklar, wie darüber Uneinigkeit bestehen kann – schaut doch Gollum an, vorher, nachher. Irgendwelche Fragen offen?

    Sonne, Ernährung – phht, gegen Magie ist dergleichen doch völlig nebensächlich. Es wurde ja auch reichlich diskutiert, wieviele Engel auf einer Nadelspitze Platz hätten, aber doch nicht, worüber sie sich während des Rekordversuches wohl unterhielten.

  6. #6 Bettina Wurche
    23. Dezember 2013

    @ rolak: Danke für die Aufklärung.
    Dann wäre die Frage zu diskutieren, ob die Auswirkungen Weißer oder Schwarzer Magie evidenzbasiert nachweisbar sind.

    Gollums Verfall könnte aber auch psychosomatisch erklärbar sein: Sein unrechtes Tun und die Gefährlichkeit des Ringes sind ihm durchaus bewußt, ermacht schon den Eindruck einer innerlich zerrissenen Person. Etwa in der Diskussion mit sich selbst, ob er Frodo töten soll.

  7. #7 rolak
    23. Dezember 2013

    evidenzbasiert nachweisbar?

    Erkläre mich für die Klärung verfügbar. Zwei, drei Jahre für die Tests nach Mittelerde – käme jetzt genau richtig.
    Schon wegen des zurecht erfolgten Verweises auf die Auswirkungen der Psychosomatik, zusätzlich begründet durch eine jahrzehntelange Zuneigung würde ich als Basislager (falls er nichts dagegen hat) die Wohnstätte Tom Bombadils vorschlagen.

    Ich geh dann mal packen.

  8. #8 Bettina Wurche
    23. Dezember 2013

    Elbenernährung: Meine Recherche in gut informierten Kreisen hat ergeben: Tolkiens Elben sind omnivor.

    @ rolak: Wacker! Eine hervorragende Idee. Ich empfehle auch die Mitnahme eines GPS (ist immer nützlich) und von Ohropax (Tom Bombadil singt sehr viel). In einem Haus mit wasserlilien zu wohnen, hat viel Charme. Hmmm…vielleicht komme ich nach : )

  9. #9 Trottelreiner
    14. Januar 2014

    Ich halte die Vitamin D-Hypothese eher für schlecht belegt, aber andererseits legt der Konsum anderer Humanoider ja eine Prionenerkrankung nahe. Liegen eigentlich schon populationsgenetische Untersuchungen über den PRNP-Locus bei Orks vor, eventuell mit einem Vergleich der Isengard-, Moria- und Mordor-Populationen?

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12690204

    Zu Gollum, da gibt es schon eine andere Untersuchung:

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC535969/

  10. #10 Bettina Wurche
    14. Januar 2014

    @ Trottelreiner:
    Danke für den link zum Gollum-Paper, den kannte ich noch nicht.
    : )
    Ansonsten kam ja die Idee zu einer Feldforschung in Mittelerde auf, dabei könnte man dann auch wahrscheinlich genügend Proben für populationsgenetische Untersuchungen nehmen.
    Wir hatten bloss noch nicht entschieden, wer die Beprobung dann durchführt.

  11. #11 Trottelreiner
    14. Januar 2014

    Scheint beim BMJ nebenbei so eine Art Tradition zu sein, eventuall könnte man noch andere Dezemberausgaben durchforsten…

    Ansonsten gäbe es bei der Zusammenstellung der Expedition kleinere Probleme mit dem Musikgeschmack, Hippies und Metalheads haben zwar beide lange Haare, aber…

    https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/HeavyMithril

  12. #12 Bettina Wurche
    14. Januar 2014

    lol

  13. #13 stone1
    23. Januar 2014

    Kein Wunder, dass Saurons Schergen immer so mies drauf sind… die hören wahrscheinlich zu oft das Mittelerde-Pendant von Paradise Lost o. ä. 😉