Die Überschrift „Puff, puff, pass“ trifft den Kern der Sache…
Eine neue BBC-Doku hat in den Gewässern vor Mozambique gefilmt, wie sich jugendliche Delphine einen Drogenrausch verschaffen:
Sie schnappen sich einen Kugelfisch und nehmen ihn seeehr vorsichtig zwischen die Kiefer. Dann kauen sie leicht darauf herum – ohne den Fisch zu verletzen – und reichen ihn anschließend weiter an einen Kumpel.
Der dann genauso voooorsichtig den Fisch fasst….
„We saw the dolphins handle the puffers with kid gloves, very gently and delicately like they were almost milking them to not upset the fish too much or kill it.” erzählt der Zoologe und Produzent der Sendung Rob Pilley. Die Delphin-Junkies reichen den Fisch wie einen Joint in der Runde herum. Anschließend hängen die bekifften Jungdelphine mit etwas glasigem Blick direkt unter Wasseroberfläche – als ob sie fasziniert von ihren eigenen Spiegelungen seien. „Wie in Trance“, meint Pilley. Ein ähnliches Verhalten ist noch nie zuvor beschrieben worden. Anschließend haben sie den Kugelfisch weiter schwimmen lassen. Der hat zügig Luft angelassen und das Weite gesucht…
Diese Filmsequenz zeigt das Verhalten der kiffenden Delphine detailliert.
Der Kugelfisch (Kugelfische (Tetraodontidae (= Vierzähner)) ist ein sehr langsamer Schwimmer, der mit seinen propellerartigen Brustflossen allerdings sehr wendig ist.
Er lebt in tropischen Gewässern. Bei Gefahr bläst er sich auf, dann richten sich die Bauchstacheln auf und der Fisch passt durch keinen Schlund mehr. Er kann unversehrt bzw. unverzehrt seines Weges schwimmen.
Zur Sicherheit ist er noch sehr giftig: In Haut, Leber und Eierstöcken ist Tetrodotoxin (TXX), ein Neurotoxin.
Wahrscheinlich bilden die Fische das Gift nicht selbst, sondern nehmen es – vermutlich – durch die Nahrung auf. Möglicherweise durch Bakterien, das ist aber noch nicht ganz geklärt.
Bei Gefahr sondert er das Gift ab – und ein im Delphinkiefer festgeklemmter Kugelfisch fürchtet definitiv um sein Leben. Die Delphine nehmen das Gift dann durch die Mundschleimhaut auf. Offenbar richtig dosiert, so dass es nur schwach toxisch wirkt und zu interessanten Erlebnissen oder Gefühlen fühlt. In niedriger Dosierung soll es einen leicht narkotisierenden Effekt haben. Allerdings hat bisher noch kein Naturfilmer einen Delphin nach seinem Trip interviewt.
Die BBC-Dokumentation Dolphins: Spy in the Pod setzt Kunststoff-Tiere mit Kameras ein, um Delphine (und andere Meeresbewohner) zu filmen, ohne sie dabei zu stören oder ihnen die Anwesenheit von Menschen bewusst zu machen. Die Dolphincam, Tunacam, Turtlecam und Squidcam haben ausgezeichnete Dienste geleistet und viele spektakuläre Sequenzen von Meerestieren aufgenommen. Kameramann Schildkröte und Kollegen wirken zwar etwas hölzern, aber sie haben offenbar geschafft, den Delphinen das Gefühl zu vermitteln, völlig unbeobachtet zu sein.
Vor Nachahmung wird ausdrücklich gewarnt:
Kugelfisch ist der Star der japanischen Delikatesse „Fugu“, dabei werden die giftigen Anteile sorgfältig entfernt. Fugu-Köche benötigen eine sehr lange Ausbildung und ein spezielles Zertifikat – bei nicht korrekter Zubereitung könnten die Restaurant-Gäste ihre letzte Mahlzeit nicht überleben.
Mittlerweile werden allerdings Kugelfische in Aquarien gezüchtet. Dort wird ihre Nahrungsaufnahme kontrolliert, sie entwickeln kein Gift und können dann gefahrlos verspeist werden.
Die geben dann allerdings auch kein Dope ab.
Der englische Name Pufferfish des stacheligen, kugeligen Meeresbewohners lädt zu allerlei Wortspielen ein – „Puff, puff, pass“ gefällt mir persönlich am besten.
Quellen:
BBC1: “Spy in the Pod”
https://www.bbc.co.uk/mediacentre/proginfo/2013/53/dolphin.html
Eine wissenschaftliche Publikation dazu habe ich noch nicht gefunden, die dürfte aber bald folgen.
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