Ein Cuvier Schnabelwal (=Cuvier-Wal, Ziphius cavirostris) ist bei seinem Tauchgang vor der südkalifornischen Küste ausspioniert worden:
2992 Meter Tiefe und 137,5 Minuten Tauchdauer.
Ein neuer Tauchrekord!
Damit haben sie den Südlichen See-Elefanten vom Siegerpodest geschubst.
Über drei Monate hinweg hatte ein Wissenschaftler-Team um Gregory Schorr insgesamt 8 Cuvier-Wale „verfolgt“ und ihre Ergebnisse jetzt in PLOS publiziert.
Die Wale waren mit einem Saugnapf-Dive-Tag nahe der Rückenflosse versehen worden, der die Daten an die Wissenschaftler übermittelte.
7 Wale waren ausgewachsen (4 Weibchen und 3 Männchen), 1 Wal war noch nicht ausgewachsen, sein Geschlecht ist unbekannt.
Die Wale sind jeweils bei 25 bis 263 Tauchgängen „gestoppt worden: Die mittlere Tiefe beim Tieftauchen lag unter 1160 Meter und dauerte durchschnittlich mindestens 59 Minuten. Dabei waren einzelne extreme Tauchgänge. Die flachen Tauchgänge in bis zu 300 Meter Tiefe waren wesentlich häufiger und dauerten durchschnittlich nur um 20 Minuten. Interessant ist, dass die Tiere nur sehr kurz an der Oberfläche waren: Durchschnittlich nur um 2 Minuten nach jedem Tauchgang.
Nachts überwiegen die flachen Tauchgänge, die Wale haben dann offenbar einen „Ruhe-Modus“. Der Tag-Nacht-Rhythmus war signifikant.
Ebenfalls sehr interessant ist, dass Schorr et al starke individuelle Unterschiede beim Tauchen gemessen haben.
Schnabelwale und Mid-Frequency Active Sonar
Weiterhin haben Schorr et al auch beobachtet, wie die markierten Wale auf Sonar reagieren. DerUS-Navy und anderen Seestreitkräfte wird vorgeworfen, mit dem Einsatz von U-Boot-Abwehr-Technologie (s. u.) offenbar bereits mehrfach tödliche Massenstrandungen von Cuvier-Walen hervorgerufen zu haben.
Darum wird jetzt vermehrt der Zusammenhang von Sonar-Aktivität und Wal-Reaktionen erforscht: Die Wissenschaftler möchten nachweisen, dass dies eine schwere Störung bin hin zum Tod der Wale ist, die Marine möchte nachweisen, dass sie nichts damit zu tun haben. Dadurch ergeben sich nun neue Geldquellen für Wal-Forscher, die zu phantastischen neuen Ergebnissen führen. Und hoffentlich irgendwann auch zu einer Lösung für den Sonar-Tod der Wale.
Der Cuvier-Wal kommt in allen Ozeanen weltweit vor, die einzelnen Populationen haben ihren geographischen Wirkungskreis. Sie leben auch in europäischen Gewässern, etwa in der Ligurischen See im Mittelmeer und vor den Kanarischen Inseln. Diese bis 7 Meter großen Schnabelwale haben schwere Verluste durch den Einsatz von Mid-Frequency Active Sonar (U-Boot-Abwehr) der Marine erlitten. An Cuvier-Walen aus dem Mittelmeer, die an der griechischen Küste gestrandet waren, hatte der griechische Wal-Experte Frantzis erstmals schon 1996 den Sonartod beschrieben und seitdem leider auch noch andere Sonar-Events (“meertext: Schnabelwal-Strandungen durch Sonar (1)?”).
Alle seriösen Wissenschaftler halten den Zusammenhang für offenkundig, die spanische Regierung hat den Einsatz dieses spezifischen Sonars durch die Marine in den Gewässern um die kanarischen Inseln mittlerweile verboten.
Die kalifornische Küste ist ideal für die Beobachtung hochozeanischer Arten, weil der Kontinentalschelf schnell abfällt und das Meer schon dicht vor der Küste sehr tief wird. Außerdem gibt es dort reichlich Nahrung und dementsprechend auch die restlichen Vertreter der Nahrungskette. Ein großer logistischer Vorteil – die Meeresforscher müssen keine langen Fahrten „ins Blaue“ machen, Schiffszeit ist teuer.
Supertaucher auf hoher See
Schnabelwale und Pottwale leben überwiegend auf hoher See und sind seit den Zeiten der Walfänger als extreme Taucher bekannt. Ihre Lebensweise fernab der Küsten macht sie zu schwierigen Forschungsobjekten.
Bei den Schnabelwalen kommt noch dazu, dass sie wesentlich kleiner und unauffälliger als Pottwale sind und Schiffe oft vermeiden. Das heißt, dass sie beim Nahen eines Schiffes abtauchen und vom Schiff aus gar nicht sichtbar werden.
Bei Pottwalen wissen wir heute, dass nur die Bullen diese extremen Tauchgänge unternehmen. Die Bullen und Mutter-Kind-Gruppen leben geographisch meist getrennt, dadurch kann man die Tauchgänge dann leicht zuordnen.
Die Schnabelwale leben – nach derzeitiger Kenntnis – in gemeinschaftlichen Familienverbänden, das macht es viel schwieriger, herauszufinden, ob ein Männchen oder Weibchen taucht.
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