„Da das thier viele tage
wenig oder nichts gegessen
wenige Milch in den ersten
tagen, aber zuletzt
viles Wasser getruncken v. […]
wurde der Cörper der
sehr schwer war, nur
um weniges leichter,
wegen der großen Menge
fettes.“
notierte der besorgte Senckenberg die Symptome des siechen Katers genauso gewissenhaft wie die seiner menschlichen Patienten.
Dann ging es schließlich dramatisch zu Ende:
„Kurtz vor dem todt lief er
noch so schwach er war im
straucheln, unter den
waschkessel, so s.
privet war, kam
wieder in die stube,
legte sich nieder, schrye
wohl 6mahl laut,
bekam Convulsiones
v. starb schnell à meridie
hora 4 die Mercurii (Mittwoch) 15 April 1761.“
Seine Schlussfolgerung: Ein Tier stirbt genauso wie ein Mensch. Tiere und Menschen sind Geschöpfe Gottes.
„Catus“: Der Sektionsbericht
Senckenberg wäre nicht Senckenberg gewesen, wenn er den geliebten Kater nicht auch noch seziert hätte. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Kißner machte er sich noch am selben Tag an die Pathologie: Sie waren erstaunt bis entsetzt, wie sich die Adipositas des Vierbeiners auch in den inneren Organen fortsetzte. Das Wort „fett“ (pinguis) taucht im Sektionsbericht jedenfalls sehr häufig auf:
„voll fett, renes lagen
völlig bedeckt in fett.
mesenterium voll fett
panniculus […] voll
fett überall erschröckl.
stomachus war von
galle gelb […]
Hepar war klein
v. braunroth, vertrock-
net. decolor. […]
In pectore
pulmones flaccidi
valde
am Hertzen fett
cor klein […]
zu der gröse des thiers
keine feste dicke
Knochen, aber gros.
das fett allein hatte das
thier so dick v.
ansehnlich gemacht.“
Nachruf auf „Catus“
18 Jahre sind für eine Katze auf jeden Fall ein kapitales Alter – trotz Fettleibigkeit und Bequemlichkeit ist „Catus“ sehr alt geworden.
Der treue Kater wurde dann in seinem Körbchen liegend im „Blumenstück“ eines Gartens am Eschenheimer Tor vom dortigen Gärtner bestattet „tief an einem weinstock der der beste im garten“, wobei Senckenberg noch akribisch notiert, dass er dem Gärtner dafür 12 Kreuzer gezahlt habe und der „Kehrfrau so das thier hinaus getragen“ 20 Kreuzer.
Zum Abschied schrieb Senckenberg noch einen Nachruf:
„Etwa 18 Jahr alt,
sehr fett,
fraß er zuletzt sehr viel,
lag viel und schlief viel,
14 Tage vor dem Tod fraß er nicht mehr,
war eben fett und alt.
Hörte und sah zuletzt nicht recht mehr,
so er sollte Mäuse fangen,
ließe er sie laufen.
Fraße Brot, Fleisch, am liebsten Kalbfleisch,
trank nicht Milch, zuletzt Wasser.
Lag viel.
Hätte vielleicht noch länger gelebt,
so er nicht so wohl und fett gehalten,
item mehr Motion gehabt hätte.
War immer lustig und
fienge s. Ratten v. ward so
wie die alte thiere sind
sehr klug.“
Irgendwie scheint Senckenberg es ohne Katzenvieh doch nicht ausgehalten zu haben, jedenfalls berichtet er im Jahre 1763, dass er sich einen Kater angeschafft habe… doch wie es mit diesem weiterging?
Die Tagebücher bergen bestimmt noch viele Geheimnisse – es bleibt spannend.
“puls.” dankt Frau Dr. Veronika Marschall und Herrn Dr. Jehn herzlich für das herrliche Interview!
Der Cat-Content ist ein kleines Dankeschön für die LeserInnen, die in der vergangenen Woche die abstrakten Themen über das Wesen der Science-Blogs mitdiskutiert haben. Dabei kamen wir ja dann auch irgendwann auf Cat-Content : )
Dieser Artikel erschien am 04.04.2014 in “puls.”, dem Online-Magazin für Medizinstudierende der Goethe-Universität. “puls.” wurde im Mai 2014 eingestellt, das Archiv befindet sich auf puls.meertext.eu
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