(Demnächst gibt es wieder einen Kraken-Freitag – versprochen!
Aber heute muss ich für meine kleinen Lieblinge, die Wale, schreiben.)
Walfang ist gerade (mal) wieder ein Thema.
Japanische Fischer schlachten ganze Delphinherden in der Bucht von Taiji ab – trotz internationaler Proteste.
Der Japanische „Forschungs“-Walfang ist von einem UN-Gericht für unrechtmäßig erklärt worden – weil es ein kommerzieller Walfang unter dem Deckmäntelchen der Pseudoforschung ist.
Isländische Fischer setzen mal wieder eine hohe Fangquote an – auch für Finnwale. Der nordatlantische Finnwal-Bestand steht auf der Roten Liste und hat immer noch den Status „Endangered“ (Gefährdet).
In keinem der drei Länder sind Wale ein wichtiger Teil der Ernährung, es gibt genügend andere Nahrungsmittel.
Der Verzehr von Walfleisch war ohnehin nur in kleinen Küstenregionen üblich, die meisten Menschen haben im Leben kaum jemals Wal gegessen. Ich habe in Nordnorwegen als Whale-Guide gearbeitet und mit vielen Norwegern darüber gesprochen. Höflich und sachlich. Die meisten Norweger lehnen den Walfang heute ab. Sie mögen es allerdings auch gar nicht, wenn man sie zu diesem Thema belehrt.
Walfleisch ist gesundheitsschädlich!
„Menschen, die häufig Wal- und Delfinfleisch essen, leiden häufiger an Gedächtnisstörungen, Parkinson-Erkrankungen und Immunschwächen. Dies zeigt ein Bericht, den die Artenschutzorganisation Pro Wildlife auf der Internationalen Walfangkonferenz vorstellt. Inuit in Kanada, Alaska und Grönland sind besonders betroffen, aber auch die Bevölkerung von Industriestaaten wie Japan und den dänischen Färöer-Inseln.“
Ob diese Behauptung, Menschen, die häufig Wal- und Delfinfleisch essen, häufiger an Gedächtnisstörungen, Parkinson-Erkrankungen und Immunschwächen leiden, so stimmt, kann ich nicht abschließend beurteilen. Das hört sich für mich etwas zu stark nach ökologischer Propaganda an.
Aber Fakt ist: In Walprodukten werden Grenzwerte für Quecksilber, PCB oder DDT weit überschritten.
Auf den dänischen Färöer-Inseln forderte die oberste Gesundheitsbehörde im vergangenen August die Regierung auf, Walfleisch nicht länger als Nahrungsmittel zu nutzen. Das ist eine deutliche Ansage!
Der Grund für die hohe Schadstoffbelastung: Wale sind Top-Prädatoren, sie stehen am Ende der Nahrungskette. Langlebig und jagend reichern sie Schadstoffe in erschreckend hoher Menge an.
1. Quecksilber und andere Schwermetalle
Schwermetalle sind eine schwere Bürde für die Gesundheit. Sie greifen unter anderem die Nieren und das Zentralnervensystem an.
2. PCB, 3. DDT und 4. PAH
„Polychlorierte Biphenyle (PCBs) und DDTs (Dichloro-Diphenyl-Trichlorethan-Verbindungen) schädigen Fruchtbarkeit und Immunabwehr und gelten als krebserregend.“
Diese Schadstoffe reichern sich im Fettgewebe besonders stark an. In Japan wird der „Blubber“ von Walen, also die Speckschicht, als eigene Delikatesse verzehrt.
Belugas im St.Lorenz-Strom haben besonders hohe Raten an tödlichen Krebserkrankungen, gerade Krebs im Verdauungsendtrakt wird mit den regional ansässigen Aluminiumhütten in Verbindung gebracht.
Übrigens: Wale aus der Nordsee mussten lange Zeit als Sondermüll entsorgt werden!
Das weiß ich aus erster Hand, schließlich habe ich oft genug gestrandete Tiere mit vermessen und beprobt, vor allem Schweinswale und Pottwale.
4. Brucellose-Bakterien
Gerade der Verzehr von rohem Walfleisch ist bei Inuit und in Japan verbreitet.
„Fast 40 Prozent des Zwergwal-Fleisches aus dem japanischen Walfang im Nordpazifik sind Brucella-verseucht. Der Regierung in Tokio ist dies bekannt. Trotzdem wird das Fleisch verkauft“, sagt Pro Wildlife-Sprecherin Sandra Altherr.
Brucellose ist bei Delphinen übrigens auch eine häufige Todesursache. Im Golf von Mexiko sind die von der Ölpest immer noch angeschlagenen Delphine besonders stark von Brucellose betroffen.
5. Wale können schwerlich nachhaltig bewirtschaftet werden.
Wale bekommen nur wenig Nachwuchs und die Kälber bleiben lange bei der Mutter.
Die Tragzeit ist bei den meisten Arten über ein Jahr lang, meistens wird noch einmal so lange gesäugt. Dann können sie ein hohes Lebensalter erreichen, kleinere Spezies können in freier Wildbahn bis um 20 Jahre alt werden, größere Spezies bis zu 80 Jahren und mehr.
Die von Island angestrebte nachhaltige Nutzung mariner Ressourcen kann bei langlebigen Arten wie Finnwalen unmöglich klappen.
In der Diskussion um die Überfischung der Meere gehört eine nachhaltige Nutzung der marinen Ressourcen aber unbedingt ins Pflichtprogramm.
6. Walfang lohnt sich auch aus wirtschaftlichen Gründen immer weniger.
In Island, Norwegen und Japan wird mehr Wal gefangen, als auch verzehrt wird.
Die Nachfrage ist stark zurückgegangen.
Dabei sei angemerkt, dass vor allem Touristen sich gern mal dem Thrill hingeben, von verbotenen Delikatessen zu naschen.
7. Einen lebenden Wal kann man jeden Tag neu verkaufen.
In allen drei Ländern und vielen anderen) ist Whale-Watching mittlerweile ein ernst zu nehmender Wirtschaftszweig.
Aus Japan und von den Färöer-Inseln waren bereits einzelne Studien zur Belastung von Walfleisch bekannt. Einen Überblick über die Giftstoffkonzentrationen von der Arktis bis zur Antarktis gibt nun erstmals der Bericht „Toxic Menu“ von Pro Wildlife und der Schweizer Organisation OceanCare. Das Ergebnis: Ob Arktis oder Nordpazifik – die Schadstoffmengen in Walen und Delfinen sind so hoch, dass ihr Fleisch für den Verzehr nicht geeignet ist. „Vor allem die indigene Bevölkerung isst immer noch Walfleisch. Ihre Gesundheit ist besonders gefährdet“, so die OceanCare-Präsidentin Sigrid Lüber. Der Bericht zeigt auch, wie die Regierungen in den Walfangländern die Gesundheitsrisiken verharmlosen.
Das Fazit ist klar:
Der Verzehr von Walfleisch ist eine wirklich dumme Idee.
Dafür muss man nicht einmal eine Diskussion führen, welche Arten wie bedroht sind oder ob es aus ethischen Gründen statthaft ist. Darüber kann man streiten, denn es ist eine ideologische Diskussion.
Die Waljagd muss bereits aus rein ökonomischen und gesundheitlichen Gründen abgelehnt werden.
Das Pseudo-Argument, es handele sich bei der Waljagd um eine Tradition, greift ebenfalls nicht.
In der EU ist der Handel mit marinen Säugetieren (Walen und Robben) und Teilen von ihnen verboten.
Und das ist gut so.
PS: Ich habe die Auswirkungen der Schadstoffe nicht detailliert beschrieben und belegt, weil dies den Umfang des Beitrags gesprengt hätte. Mit der Eingabe weniger Schlagworte finden sich aber schnell viele Publikationen zu jedem Unterpunkt.
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