Am 04.10.2014 sprach Dr. Edwin „Buzz“ Aldrin im Technikmuseum Speyer.
Jawoll, DER Buzz Aldrin.
Mit 84 Jahren engagiert er sich immer noch für den Raumflug und versucht, junge Menschen dafür zu begeistern.
Für harte Arbeit und für Teamarbeit.
Außerdem hat er ein paar nette Anekdoten dabei gehabt.
Einen Teil seines Vortrags möchte ich hier wiedergeben. Mit ein paar schönen Originalzitaten, die in Anführungsstrichen stehen.
Dr. Rendezvous: „We need to keep the passion for space alive!“
Ein kleiner älterer Herr mit weißem Vollbart geht hoch aufgerichtet zum Rednerpult auf dem Podest – der 2. Mann auf dem Mond, Buzz Aldrin.
Einer von insgesamt 12 Moonwalkern insgesamt.
Mit fester Stimme beginnt er seinen Vortrag.
Was ihn zum Mond gebracht hat?
Ausbildung, harte Arbeit, Wagemut und zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein!
Raumfahrt kann nur gelingen, wenn viele Leute in einem Team zusammenarbeiten – dafür sind ja auch genügend Beispiele im Technikfahrtmuseum. An dieser Stelle hält er den Daumen hoch. Schließlich steht in diesem privaten Museum Europas größte Raumfahrtausstellung.
Die Menschheit träumt seit Jahrhunderten davon, den Mond und die Sterne zu erreichen, im 20. Jahrhundert war es endlich soweit.
Er war schon als Zweijähriger um ersten Mal geflogen, mit seinem Vater. Der arbeitete mit vielen Flugpionieren zusammen. Damit war der Kleine Luftfahrt- infiziert und wollte unbedingt Aviator werden. Er entschied sich für eine militärische Karrierre und ging als Kadett nach Westpoint. Als Jetpilot diente er dann u. a. im Koreakrieg. (Als er seine Abschüsse aus dem Korea-Krieg nennt, klatscht nur ein einsamer Zuschauer – da ist das deutsche Publikum vielleicht doch anders als das US-amerikanische.)
Später war er in Bitburg Air Base stationiert und flog die F-100 Super Sabre.
1963 Aldrin schloss er sein Studium in Astronautik mit einer Doktorarbeit ab. Er hatte sich überlegt, dass Raumfahrt die nächste große Herausforderung sein würde!
Seine Doktorarbeit schrie er über: “Line-of-sight guidance techniques for manned orbital rendezvous”.
In der Widmung stand:”In the hopes that this work may in some way contribute to their exploration of space, this is dedicated to the crew members of this country’s present and future manned space programs. If only I could join them in their exciting endeavors!”
1957: „beep-beep-beep“: Der Start des Sputnik in den Orbit war ein unerwarteter Schritt der Sowjetunion! “And the spacerace began“.
1961: Der sowjetische Kosmonaut Gagarin war der erste Mensch im Weltraum!
1961 startete die erste Mercury-Mission: „Alan Shephard touched the space“. Es war “nur ein ballistischer Flug“, kein echter Raumflug.
1961 gab Präsident John F. Kennedy die Parole aus: Die USA würden noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond zu landen und sicher zur Erde zurückzubringen. „Space was our new frontier!“ fasst Aldrin diesen Weltraum-Konkurrenzkampf auf der Höhe des kalten Kriegs zusammen.
Damit war das Gemini-Programm geboren, das wesentliche Grundlagen für die Mondlandung entwickelte und erprobte.
Buzz Aldrin war erst in der zweiten Runde ins Astronautenkorps aufgenommen worden, und zwar aufgrund seiner Doktorarbeit. Immerhin hatte er sich mit dem Koppeln zweier Raumfahrzeuge im Weltraum befasst, mit dem so genannten Rendez-vous. Er bekam also den Beinamen „Dr. Rendez-vous”.
Aldrin musste nun lernen, wie er sich im Weltraum bewegen sollte – das wurde im Swimming-Pool trainiert. Wie heute auch noch.
Und dann durfte er fliegen.
Mit Jim Lovell.
Bei diesem Flug machte er, mit der Erde im Hintergrund, den ersten „inter space selfie“ .
Im Geminiprogramm haben 400.000 Menschen zusammengearbeitet, um den Traum von der Raumfahrt voranzubringen.
Dann kam mit dem Apollo-Programm schließlich der Flug zum Mond!
1969 fuhren er und seine Kollegen Neil Armstrong und Michael Collins im Fahrstuhl zur über 110 Meter hohen Saturn V-Rakete hoch. Buzz stand in der Mitte – Neil rechts von ihm und Michael links – und betrat als letzter die Rakete. Dann startete die Rakete mit drei glücklichen Astronauten.
Lebendig erzählt er von seinen Eindrücken in den Minuten direkt nach dem Start.
Man hatte ihnen gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit auf eine glückliche Landung auf 60% geschätzt war. Die Chance auf eine glückliche Heimkehr lag bei 59%.
Aber das kümmerte sie natürlich nicht.
Der Abstieg der Landefähre zum Mond war der gefährlichste Abschnitt der Mission. Bei der Landung auf der Mondoberfläche war noch für 15 Sekunden Sprit übrig.
Natürlich stieg Neal als erster aus: Schließlich war er der Kommandant. „The leader goes first!“ Außerdem saß er näher an der Tür.
Das Aussteigen selbst war überhaupt nicht einfach, schließlich gab es kein Treppengeländer.
Auf ihrem Landeplatz im Meer der Ruhe (Mare Tranquillitatis) war kein Zeichen von irgendwas zu sehen. Neil hat ein großartiges Bild von Buzz aufgenommen, in seinem Helmvisier spiegelt sich die Landefähre. Warum das Bild so großartig ist? “In three words: Location, location, location“.
Dann tauchte ein kleines Problem auf. Ein abgebrochener Knopf! Wo gehörte der nur hin?
Sie meldeten an Houston: „Houston, YOU have problem.“
6 Stunden vor dem Start zurück zur Raumkapsel.
Den Knopf hätten sie für die Zündung der Landefähre drücken müssen.
Man konnte auch nicht einfach einen Finger in die Instrumententafel stecken, schließlich floss dort Strom.
Nach längerem Nachdenken kamen sie darauf, dass ein an Bord befindlicher Filzstift dafür genutzt werden konnte – der Filz war eine gute Isolierung gegen den Strom.
Später wurde er gefragt, wie er sich gefühlt habe, als er auf dem Mond lief. “Fighter pilots have no feelings“.
Danach wird er gleich wieder ernst: „You can´t always predict, what will happen. Even when you planned very good.“
Aber Houston war die ganze Zeit bei ihnen und sie sprachen auch miteinander.
Beim Rückstart fragte Houston „Are you ready to launch?“
Und Neil antwortete wie ein Flugkapitän: „Houston, Eagle 1 is clear on the runway“.
Eine kurze Erwähnung von SF-Evergreens wie Star Trek und Star Wars wärmt natürlich ganz besonders die Herzen der vielen SF-Fans im Publikum. Und ist ganz besonders gut platziert, weil am Wochenende davor ein großer SF-Event im Technikmuseum stattgefunden hatte : ).
Kompetenz, wissenschaftliche Entdeckungsfreude und das Gefühl der Gemeinsamkeit ermöglichten, dass diese Gemeinschaft das Unmögliche möglich machte.
Das betont er mehr als einmal.
Es ist deutlich zu merken, dass Buzz diesen Vortrag auch hält, um jüngeren Leuten ins Gewissen zu reden und sie zu motivieren.
Dann geht es um die Zukunft der bemannten Raumfahrt. Aldrin propagiert den Mars als nächstes Ziel. Er hat dazu 2013 das Buch „Mission to Mars – My Vision for Space Exploration“ publiziert. Er schlägt einen schrittweisen Aufbau künftiger Raumfahrtmissionen über künstliche Habitate und Stationen vor.
Dabei sollten auch private Raumfahrtanbieter mit einbezogen werden. Er betont noch einmal, dass von den technischen Errungenschaften der Raumfahrt alle Menschen profitieren.
„We need to keep the passion for space alive!“
Da hat er recht!
Aber die Leute, die man davon überzeugen muss, sitzen nicht in dieser Halle – gefühlt waren mindestens 1/5 der Besucher ein Konglomerat aus ESOC-Mitarbeitern, Profi- und Amateurastronomen und SF-Fans.
Seinen Ausspruch, dass die Menschheit dringend ins All expandieren müsse, um neue Ressourcen zu finden, teile ich allerdings nicht. Ich lehne sie sogar ab.
Ich denke ans Energiesparen und Recyceln, an einen effektiveren und sparsameren Einsatz der vorhandenen Ressourcen. Und ein weiteres Runterregeln meines persönlichen Ressourcenverbrauchs.
Bei meinem bisher einzigen USA-Aufenthalt war ich von der offensichtlichen und ungenierten Energieverschwendung wirklich schockiert.
Ich denke und lebe da grundsätzlich anders.
Ein Raumfahrtprogramm halte ich aber trotzdem für sehr wichtig.
Den 2. Moonwalker persönlich zu erleben, war auf jeden Fall denkwürdig!
Ein herzliches Dankeschön an Rainer Kresken für die beiden schönen Bilder.
PS: Hier noch einmal mein Lieblings-Video mit Buzz, weil es so schön war:
Der Mondlandungs-Leugner Sibrel nervt Buzz damit, auf die Bibel zu schwören, dass er wirklich auf dem Mond war.
Der Ex-Astronaut war dazu nicht bereit, sondern versuchte, die Nervensäge zu verscheuchen.
Dann ergab sich folgender Dialog:
Sibrel: “You ar a coward, and a liar and a thief…”
Dann machte es “Buff!”.
Neil Armstrong hat in der gleichen Situation übrigens ganz anders reagiert: Er erwiderte, die Bibel (auf die er hätte schwören sollen) sei gefälscht.
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