Hummingbird Bobtail Squid

Hummingbird Bobtail Squid

Die Kolibri-Bobtail-Sepia – Euprymna berryi (Hummingbird Bobtail Squid) lebt vor der Küste Ost-Timors im Indo-Pazifik. Die ungewöhnliche Färbung entsteht durch schillernde Chromatophoren – das sind Zellen, die Farbstoff enthalten. Diese Zwergtintenfische (s. u.) leben in einer Symbiose mit bioluminiszenten Bakterien der Art Vibrio fischeri. Die Bakterien wohnen in einem Leuchtorgan im Mantel der Sepia, dort werden sie vom Wirt mit einer Zucker-Aminosäure-Lösung versorgt. Zum Dank für den leckeren Cocktail senden die Bakterien soviel Licht aus, dass die Sepia-Silhouette im einfallenden Licht verschwindet. Jedenfalls, wenn man von unten guckt. Das ist ein guter Schutz vor Fressfeinden, die das proteinreiche Weichtier sonst von unten überraschen könnten. Schließlich sind Tintenfische begehrte Snacks bei fast allen Ozeanbewohnern.

In diesem Video von “Nautilus live” ist eine flüchtende Bobtail-Sepia zu sehen. Sie eilt vor der Kamera davon, mit flappenden Flossen und gestreckten Tentakeln. Um sich dann ein wenig entfernt wieder in den Sand zu kauern, Tentakel und Flossen einzuklappen und aus großen Augen in den Ozean zu gucken. Diese Augen und die rundliche Figur sorgen selbst bei einem wirbellosen Tier für ein regelrechtes Kindchenschema.
Da kann man nur noch sagen: “Ohh…wie süüüüß!“.

Sepien sind sehr eng mit Kalmaren verwandt. Der Sepia-Schulp in Wellensittich-Käfigen ist eine gekammerte Kalkkonstruktion, die unter der Haut liegt und für  Auftrieb sorgt. Sepien sind leicht pummelig mit ovalem Körperumriss und schwimmen eher entschleunigt. Bobtail-Squids gehören zu den Zwergtintenfischen (Sepiolidae).

Kommentare (16)

  1. #1 Gerhard
    17. Oktober 2014

    Schön! Danke fürs Video und die Erklärungen.

  2. #2 Bettina Wurche
    17. Oktober 2014

    @ Gerhard: Das passte so schön zum Stichwort “Kolibri”, dass Du in der letzten Woche genannt hattest : )

  3. #3 Fliegenschubser
    17. Oktober 2014

    Vielen Dank! Dieses Tierchen hat mir ein Lächeln und gute Laune gebracht 🙂

  4. #4 nihil jie
    17. Oktober 2014

    Da ich ein Liebhaber der blauen Farbe in allen Variationen bin, begeistert mich der Anblick dieser Kreatur 😉

  5. #5 inge schuster
    Wien
    17. Oktober 2014

    produzieren diese Bakterien nicht auch Tetrodotoxin? Dann wäre die bildhübsche Kolibri-Sepia nicht nur für Feinde unsichtbar sondern dazu noch “schön giftig”.

    Übrigen: da Sie, liebe Frau Wuche, an den >2 Mrd Jahre alten Gabonionta interessiert waren: einige Details dazu sind in unserem Blog nun online: https://scienceblog.at/artentstehung-artensterben#.

    .

  6. #6 Bettina Wurche
    17. Oktober 2014

    Liebe Frau Schuster,

    danke für den Tipp mit den Gabonionta – die schaue ich mir noch einmal genauer an!

    Sie haben völlig recht, Vibrio fischeri produziert Tetrodotoxin. Bisher ist TTX bei Tintenfischen nur beim blaugeringelten Oktopus nachgewiesen, für die Bobtail-Sepia nicht.
    Wahrscheinlich hat noch keiner nachgeguckt.
    Bei diesem Winzling in seinem hypnotischen Blau muss man sich schon fragen, ob er irgendeine Form der Freßfeind-Vergrämung hat – Tarnung ist jedenfalls definitiv nicht seine Überlebensstrategie.

  7. #7 Bettina Wurche
    17. Oktober 2014

    PS: Hier ist noch eine interessante Anmerkung zur Bakterienfracht:
    Die Sepien sollen nach der Schlüpfen – sie sind dann so groß wie ein halbes Reiskorn – die Bakterien aktiv aufnehmen müssen, um überhaupt ein solches Leuchtorgan ausbilden zu können.
    https://www.news.wisc.edu/10405

    Und wir bekommen von den gleichen Bakterien Keuchhusten. Wie unfair. Ich hätte auch lieber ein Leuchtorgan : )
    Das “Blitzdingsbums” der Bobtail-Sepien wird von Fachleuten auch als Klingonische Tarnvorrichtung bezeichnet. Klasse.

  8. #8 Theres
    17. Oktober 2014

    Wie hinreißend, niedlich … ein Lachen in der Pause ist auch unbezahlbar.

    Ist auch faszinierend zu lernen, dass nervige Keuchhustenerreger zu was Schönem gut sind 🙂
    Sind das wirklich dieselben Bakterien? *staun*
    Ich glaube es ja, nur wüsste ich jetzt gern, wie viele Evolutionsschritte genau wir ein Leuchtorgan verpasst haben. Die Vorstellung …
    😀

  9. #9 Bettina Wurche
    17. Oktober 2014

    @ Theres: Mission accomplished – der kleine Blaue sollte Euch den Freitag versüßen : )
    Zu den Bakterien: Es ist nur die gleiche Gattung.
    Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass die größeren Unterschiede weniger bei den Bakterienarten liegen, sondern im Metabolismus der Tintenfische udn Säugetiere.
    Und die haben sich vor geraumer Zeit auseinandergelebt.
    Im Moment reichen beide Gruppen (Säugetiere als Gruppe innerhalb der Chordaten [Chordatiere] und Tintenfische als Gruppe innerhalb der Mollusken) bis ins Ordovizium bzw. sogar ins Kambrium zurück. Und es gibt sicherlich noch ältere, umstrittene Zuordnungen.
    Chordata: älter als 505 Mio Jahre
    https://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fmedia-2.web.britannica.com%2Feb-media%2F60%2F6560-004-53FED256.jpg&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.britannica.com%2FEBchecked%2Fmedia%2F25%2FEvolution-of-the-chordates&h=610&w=560&tbnid=6FksFMNBlC6SIM%3A&zoom=1&docid=3QG6Ex8UO8pCzM&ei=OglBVMfoJMeTPI62gIgN&tbm=isch&client=firefox-a&iact=rc&uact=3&dur=787&page=1&start=0&ndsp=41&ved=0CCgQrQMwAg
    Mollusca: älter als 58 Mio Jahre
    https://palaeos.com/metazoa/mollusca/aculifera/images/Vintheretal2011fig4.jpg

    Und es ist anzunehmen, dass schon früher als 580 Mio Jahre eine Menge Grundlagen für die heute noch existierenden großen Tiergruppen gelegt wurden. Das kann man aber aufgrund des mangelnden Fossilbefunds nicht exakter nachweisen. Man kann nur sagen: Wenn vor ca 580 Mio Jahren die meisten großen Gruppen schon da waren, muss ihre Entwicklung noch früher passiert sein.
    Möglicherweise hatten sie davon noch keine erhaltungsfähigen Kalkskelette und/oder die Ozeanchemie stand der Fossilerhaltung entgegen. Oder die Gesteine sind ganz einfach nicht mehr erhalten bzw. nicht auffindbar.
    Die von Frau Schuster erwähnten 2,2 Milliarden Jahre alten Gabonionta sind dann noch mal eine ganz andere Geschichte…

  10. #10 wereatheist
    17. Oktober 2014

    @Bettina Wurche, #7:

    Und wir bekommen von den gleichen Bakterien Keuchhusten.

    Nee, Cholera.

  11. #11 Bettina Wurche
    17. Oktober 2014

    @ wereatheist: Fast richtig. Da habe ich keine gute Quelle erwischt : ) Meine Quelle nannte Keuchhusten und Gonorrhoe.
    Allerdings heissen die Bakterien mittlerweile anders: Vibrio fischeri ist offenbar 2007 in Aliivibrio fischeri umgenannt worden.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Aliivibrio_fischeri
    Fakt ist: Dieses unangenehme “Viehzeug” ist wohl auf jeden Fall humanpathogen. Nur die Sepien bringt es zum Leuchten.

  12. #12 Theres
    18. Oktober 2014

    @Bettina Wurche
    … versüßt allerdings, doch deine Links … Bis eben hatte ich mich festgelesen, so ungefähr zwei Stunden. Ist wirklich faszinierend!
    Die Tintenfische, ebenso Sepien, nicht nur ihre Entstehung.

  13. […] leuchten oder bioluminiszente Tinte ausstoßen! Als Beispiel dafür sei hier noch einmal an den Kolibri-Bobtail-Squid erinnert, den Pfau unter den Sepien. Damit sind sie bisher auch noch der allerneusten […]

  14. #14 rolak
    19. Januar 2015

    Aktuell gibts einen via NERS erreichten Artikel Margaret McFall-Ngai: “Microbiology: Here’s looking at you, squid”, der ua des Tintenfischlis LeuchtorganBeschickung beschreibt.

  15. #15 Bettina Wurche
    19. Januar 2015

    Danke, rolak!

  16. […] der ganze Tintenfisch zu schillern scheint. Über diese ungewöhnliche leuchtende Symbiose hatte ich hier schon etwas mehr geschrieben (Ob künftige Astronauten dann selbst derartige Leuchtbakterien […]