Forscher des WISSARD-Projekts (Whillans Ice Stream Subglacial Access Research Drilling) haben in 740 Meter Tiefe unter dem Eis der Antarktis einen Fisch entdeckt.
Eine elektrisierende Nachricht!
Denn: Tiefbohrprojekte wie im Lake Vostok spielen eine Rolle in der Astrobiologie!
Unter dem kilometerdicken Eis der antarktischen Süßwasserseen vermuten Forscher ungewöhnliche Lebensräume, die vor mehr 400.000 Jahren den Kontakt zur Außenwelt verloren haben. Das wären extremophile Ökosysteme, wie aus einer anderen Welt.
Die Methodik des Eisdurchbohrens und der Probennahme, ohne eine Verunreinigung des Lebensraums zu verursachen, ist ein wichtiges Übungsfeld für zukünftige extraterrestrische Projekte wie die Erforschung des Jupitermondes Europa.
Da erwartet man sonst was… und guckt dann direkt in das knuffige Gesicht eines durchsichtigen, zierlichen Fischchens mit einer allerliebsten Schnute.
Der direkt in die Kamera guckt.
Nicht sehr fremdartig.
Es ist schon eine kleine Sensation, dass nun 740 Meter tief unter dem Ross-Schelfeis und über 800 Kilometer vom Meer entfernt eine kleine Fisch-Gemeinschaft lebt, wie in dem sehr guten Beitrag des „Standard“, des Scientific American oder von upi auch gut beschrieben wird.
Das WISSARD-Projekt erforscht an Eisbohrkernen klimatische Veränderungenund den Anstieg des Meeresspiegels. Das Projekt läuft schon lange, bisher waren noch nie Tiere gefunden worden.
Aber: Die ganz große Sensation ist es nicht.
Denn das Schelfeis ist das Eis, das sich auf dem Meer bildet.
Dementsprechend sind auch die Bewohner Meeresorganismen und vermutlich alte Bekannte der Fischforscher. Das salzige Wasser unter dem Schelfeis steht in Verbindung mit dem Meer und es wird sich um eine mehr oder weniger normale Nahrungskette in einem sonnenlosen, kargen und kalten Lebensraum handeln.
Es wird noch spannend, zu klären, wie der Fisch und seine geschuppten Kollegen dort hingekommen sind und wovon sie sich genau ernähren. Der Meeresgrund unter dem dicken Ross-Schelf sieht sehr leer aus. Keine leckeren Planktonwolken oder Bodenbewohner wie Muscheln oder Krebse lassen sich blicken. Von was diese kleinen Fische wohl leben? Ob sie vielleicht nahezu unsichtbare Mikrobenmatten abweiden?
Die erste Analyse ergab keine Hinweise auf Bakterienaktivität – so etwas ist sehr schnell am Geruch zu erkennen.
Der Meeresboden sah unberührt aus: Das heißt, dass es hier auch nicht die sonst so verbreiteten wühlenden Tiere im Sediment gibt. Etwa Würmer, die für viele Fische eine gute Mahlzeit sind.
Dafür ist noch ein knallroter Flohkrebs aufgetaucht.
Wer und was dort genau lebt, wird die weitere Forschung zeigen.
Dann gibt es noch die Frage, wie sind die Fische unter das Eis gekommen sind.
Sind sie als Erwachsene dorthin geschwommen?
Oder vielleicht als Eier oder Larven verdriftet worden?
Was ist in dieser Umgebung noch so zu finden?
Typisch Forschung: Jede Entdeckung zieht einen ganzen Rattenschwanz weiterer Fragen nach sich.
Hier geht es zu einer ausgezeichneten Bildstrecke rund um das WISSARD-Projekt und den kleinen Fisch:
https://www.wissard.org/multimedia/image-of-the-day/see-all
Fest steht:
Diese Entdeckung ist keinesfalls eines der in der Antarktis erwarteten extremen Ökosysteme, die für die astrobiologische Forschung so bedeutsam sind.
Die liegen nämlich in der Tiefe der antarktischen SÜSSWASSER-Seen, die durch das Eis von anderen Gewässern und vom Sonnenlicht abgeschlossen sind.
Ein Beispiel dafür sind die Mikroben-Megacities im Lake Untersee. Der Lake Untersee, der von der deutschen Schwabenland-Expedition entdeckt und benannt wurde, ist alkalisch wie ein scharfes Putzmittel. Ein wirklich extremes Ökosystem, in dem nur wenige Lebensformen existieren können.
In diesem eiskalten alkalischen See hausen nur wenige Bakterienarten. Die sind dann allerdings die weltbesten Bakterien-Baumeister: Ihre kegelförmige Kolonien sind mehr als 50 Zentimeter hoch.
Aber das ist eine andere Geschichte…
Die man hier nachlesen kann: meertext: Mikroben Megacities unter dem ewigen Eis.
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