Schon wieder ein aufregender Hai-Fund!
Am 28.01 ist am Strand von Barangay Marigondon auf den Philippinen ein Riesenmaul-Hai (Megachasma pelagios) angespült worden. Das 15 Fuß (= 4,57 Meter) lange Männchen war leider schon tot, sieht aber noch recht gut erhalten aus.
Der Hai hat ein so auffallend großes Maul, nach dem er auch benannt worden ist. Der Kopf ist auch groß und rundlich.
Seine wichtigste Nahrung ist Krill – so viel ist aus den bisherigen Mageninhaltsanalysen bekannt. Offenbar kann er das Wasser einsaugen und aktiv filtrieren.
Riesenmaulhaie sind erst vor relativ kurzer Zeit wissenschaftlich beschrieben worden: Am 15.1.1976 war ein unbekannter, ungewöhnlich aussehender 4,5 Meter großer Hai 25 Meilen vor der Küste Hawaiis „gefangen“ worden: Das U.S. Navy _Schiff AFB-14 hatte einen Treibanker eingeholt – und der Hai war darin verheddert. Dieses Exemplar liegt heute im Bernice P. Bishop Museum in Honolulu.
Nach Auskunft des Marine Wildlife Watch of the Philippines ist der jetzige Fund das 66igste Exemplar dieser Art weltweit!
Und er ist so gut erhalten, dass er vielleicht eine Dermoplastik werden kann. Das bedeutet, dass die Haut abgezogen und gegerbt wird. Dann wird der Körper aus einem anderen Material nachgeformt und mit der Originalhaut bezogen.
„Toothless“ hat 50 Reihen Zähne – und seit 1983 einen Namen
Der Philippinen-Hai hat den Namen „Toothless“ bekommen – was nicht so ganz stimmt.
Er hat definitiv keine „Monstersize“-Zähne, sondern viele kleine Beißerchen in 50 Reihen im Ober- und Unterkiefer. Davon sind allerdings nur 3 Reihen jeweils im Gebrauch.
Das auffallend breite Maul ist mit recht kleinen Zähnen besetzt – solche Zähne waren bis dahin nur von Fossilien bekannt. Der Paläontologe Shelton Applegate hatte sie von der 23 Millionen Jahre alten Fossilfundstelle Pyramid Hill im San Joaquin Valley beschrieben: Hakenförmig, die Seitenkanten mit kleinen Noppen besetzt und mit einer A-Förmigen Wurzel.
Es dauerte noch bis 1983, bis das Tier mit dem großen Maul dann endlich wissenschaftlich beschrieben und benannt wurde: Megachasma pelagios.
Megachasma pelagios ist die einzige bekannte Art der Gattung. Nach der Benennung konnte dann auch endlich der Träger der fossilen Zähne benannt werden: Megachasma applegatei.
Auf der Pirsch nach Plankton
Über die Lebensweise der Riesenmaul-Haie ist bisher noch sehr wenig bekannt.
Sie leben epipelagisch, also im oberen Bereich der freien Wassersäule.
Das 6. Exemplar (1990 vor Kalifornien) wurde nach seiner Entdeckung von Tauchern mit zwei Tags versehen (“getaggt”), dann konnten Forscher seine Bewegungen zwei Tage lang tracken. Bei dieser Gelegenheit haben die Taucher auch wunderbare Photos geschossen. Das Tier blieb während der Nacht in einer Tiefe von 15 Metern, dann tauchte es auf 150 Meter ab, um in der Dämmerung wieder an die Oberfläche zurückzukehren.
Die Vertikalbewegung entspricht der typischen vertikalen Wanderung des Planktons im Ozean, der auch viele andere Tiere folgen.
Diese Sichtung war eine der seltenen Gelegenheiten zur Beobachtung eines lebenden Megamouths. Die meisten dieser Haie werden tot oder sterbend am Strand oder in Fischernetzen gefunden.
Alle Megamouth-Sichtungen wurden aus dem Atlantik, dem Pazifik und im östlichen Indischen Ozean gemeldet, der Schwerpunkt lag vor Kalifornien und rund um die japanischen Inseln. Der Riesenmaul-Hai scheint also ein Bewohner der wärmeren Gewässer zu sein.
Die Sichtungen erwachsener, paarungsbereiter Männchen vor der kalifornischen Küste im Oktober 1990, 1999 und 2001 sind ein Hinweis darauf, dass die Tiere sich dort im Herbst paaren.
Zum Weiterlesen:
https://www.flmnh.ufl.edu/fish/Gallery/descript/Megamouth/Megamouth.htm
Leighton R. Taylor, Leonard J. Compagno, Paul J. Struhsaker: Megamouth. A new species, genus, and family of lamnoid shark (Megachasma pelagios, family Megachasmidae) from the Hawaiian Islands. In: Proceedings of the Californian Academy of Science, Bd. 43, Nr. 8, 1983, ISSN 0068-547X, S. 87–110.
Shimada, K., Welton, B.J., and Long, D.J. 2014. A new fossil megamouth shark (Lamniformes, Megachasmidae) from the Oligocene-Miocene of the western United States. Journal of Vertebrate Paleontology 34:281-290.
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