„Mein Sohn möchte unser Sonnensystem unter seinem Hochbett haben. Wie kann man das am besten machen?“ wurde ich vor Kurzem gefragt.
Gute Frage!
Es gibt im Internet verschiedene Bauanleitungen dazu. Ich habe allerdings nichts gefunden, was einigermaßen unkompliziert und einfach umsetzbar wäre. Darum haben wir, der Astronomie-Dozent Dipl.-Phys. Oliver Debus und ich, haben uns zusammengesetzt und eine  Bauanleitung ausgetüftelt.
Unser Beitrag richtet sich an Laien, die an einem Nachmittag unser Sternsystem nachbauen wollen. Darum haben wir die Größen und Abstände der Himmelskörper stark vereinfacht!

Wie sieht unser Sonnensystem aus?

Sonne und Planeten

Sonne und Planeten

Die Sonne ist unser Heimatstern, um den 8 Planeten kreisen.
Die Reihenfolge der Planeten ist:
Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun.
Die Reihenfolge kann man sich mit diesem Merksatz ganz einfach merken: Mein_Vater_erklärt_mir_jeden_Sonntag_unseren_ Nachthimmel. Bis 2006 war auch Pluto ein Planet, es gab also 9 Planeten und Papa erklärte „unsere neun Planeten“. Seit 2006 ordnen die Astronomen Pluto nur noch als Kleinplaneten ein. Er ist zur Bedeutungslosigkeit verzwergt.
Mehr zu Astronomie und Raumfahrt gibt es z. B. auf der Seite der ESA zu lesen. Die ESA ist die Europäische Raumfahrtbehörde.

Wie kann man das nun im Kinderzimmer umsetzen?

Das Hochbett ist etwa 2 Meter lang.
Wir haben die Größen und Abstände der Himmelskörper so umgerechnet, dass sie unter das Hochbett passen. Die Zahlen sind gerundet.Die Sonne ist der Nullpunkt, von dem aus wir messen.

Abstände und Größen von Sonne und Planeten

Abstände und Größen von Sonne und Planeten

Unsere Sonne ist riesengroß und würde als Ball oder Kugel  sehr viel Platz wegnehmen.
Tipp: Statt eines sehr großen Balls könnte man ein Poster oder Bild aufhängen.

Die 8 Planeten sind unterschiedlich groß.
Am besten sind dafür Watte- oder Styroporkugeln in unterschiedlicher Größe geeignet.
Der ganz korrekte Maßstab wird schwierig zu basteln sein, darum haben wir die Größen gerundet (Wie viele Kugeln von welcher Größe gebraucht werden, steht in der Materialliste, s. u.).

Planet am Stiel

Planet am Stiel (O. Debus)

Bemalen der Kugeln:

Die Kugel werden zuerst in einer passenden Farbe grundiert.
Entweder bemalt man jeweils eine Hälfte und lässt die Farbe dann trocknen.
Oder man spießt die Kugel auf einen Schaschlikspieß, dann kann man sie gleich vollständig bemalen und zum Trocknen hinstellen. Den Spieß kann man in einen Blumentopf oder ein Stück Styropor stecken – Planet am Stiel.

Mal-Tipp:
Die Erde hat scharf umrissene Kontinente und Meere. Für scharfe Umrisse muss die Farbe zwischendurch trocknen.
Danach kann man noch ein paar Wolken auftupfen.
Gasriesen wie Jupiter und Saturn oder Wolkenplaneten wie Venus gelingen besonders gut, wenn man die Farben noch flüssig miteinander vermalt und vermischt. Dann gibt es keine scharfen Übergänge.
Für Mal-Faule gibt es auch Planeten-Bastelbögen zum Ausdrucken.

Aufbau des Sonnensystems

Wenn die Kugeln getrocknet sind, bekommt jede Kugel ein Stück Angelsehne.
Die Angelsehne kann man z. B. mit einer langen Stopfnadel durch die Kugel ziehen: Unten mit einer Holzperle verknoten, oben eine Schlaufe legen und dann an der Unterseite des Hochbetts befestigen, mit einer Reißzwecke, einem kleinen Haken oder mit Klebeband .
Dann werden die Planeten in der richtigen Reihenfolge und dem richtigen Abstand unter dem Hochbett aufgehängt.
Alternativ könnte die Planetenreihe auch an der Wand befestigt werden, etwa mit Klebestreifen.
Fertig ist das eigene Sonnensystem!

Für Astro-Experten: Ringe, Monde, Gürtel und mehr

Planeten mit Ringen

Planeten mit Ringen (O. Debus)

Wir haben unser Sonnensystem stark vereinfacht dargestellt – als Einsteigermodell.
Experten können natürlich noch einige Details ergänzen.
Die großen Gasplaneten („Gasriesen“) haben Ringe.
Mit einem Zirkel werden zwei Kreis auf Pappe eingezeichnet: einen Kreis für den Durchmesser des Rings und einer für den Durchmesser des Planeten.
Beim Ausschneiden des Rings bleiben zwei Laschen stehen: Damit wird der Ring am Planeten festgeklebt.

Und natürlich haben die Planeten noch Monde. Die Erde hat nur einen Mond. Den Erdmond kann man aus einer kleinen Kugel ergänzen – z. B. mit einem Zahnstocher am Planeten.
Jupiter hat sogar mehr als 60 Monde – davon sind allerdings nur vier etwas größer.
Im Weltall sind mittlerweile viele Satelliten unterwegs. Die kann man auch noch dazwischen hängen.
Außerdem gibt es dann noch den Asteroidengürtel und den Kuipergürtel.
Der Asteroidengürtel besteht aus unheimlich vielen kleinen Asteroiden und Zwergplaneten und liegt als Ring zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter. Der Kuipergürtel ist ebenfalls ein Ring aus ganz vielen kleinen Himmelskörpern liegt außerhalb von Neptun. Er ist so weit weg, dass er nicht mehr unter das Hochbett passen würde.
Für die Darstellung dieser Ringe und Gürtel ist uns noch keine perfekte Lösung eingefallen. Vielleicht könnte man einen Ausschnitt davon auf ein Blatt Papier malen?

Zusatz-Dekoration:

Raketen, Raumschiffe und vielleicht die Science Fiction-Figuren passen auch noch gut dazu.
Oder vielleicht lieber ein selbst gebautes Karton-Raumschiff?
Dann kann man gleich selbst losfliegen!

Materialliste:

  • 1 Sonnenposter oder ein sehr großes Blatt Papier/Pappe (mindestens 109 cm!)
  • 2 große Watte- oder Styroporkugeln (10 cm Durchmesser)
  • 2 mittelgroße Kugeln (4 cm Durchmesser)
  • 2 kleinere Kugeln (1 cm Durchmesser)
  • 2 kleine Kugeln (0,4 und 0,5 cm Durchmesser)
  • Evtl. noch eine sehr kleine Kugel (0,25 cm Durchmesser) für den Mond
  • Angelsehne
  • Reißzwecken oder Haken
  • Farbe, Pinsel, Schaschlikspieße
  • 8 Perlen (z. B. Holzperlen)
  • Farbe (flüssige, deckende Wasserfarbe – z. B. Plakafarbe oder Gouache)
  • Zollstock oder Bandmaß
  • Pappe
  • Evtl. ein Zirkel
  • Wasserglas

Bastel-Tipp:
Am besten ist es, den Arbeitsplatz mit alten Zeitungen auszulegen.
Dann bleibt der Tisch sauber.

Ein herzliches Dankeschön an Oliver Debus und Rainer Kresken!

 

Hintergrund-Infos zu unserem Sonnensystem

Sonne: Unsere Sonne ist ein Stern – sie produziert selbst Energie und strahlt dadurch Licht und Wärme ab.
Die Sonne besteht größtenteils aus Wasserstoff. Durch den hohen Druck und die hohen Temperaturen im Innern verschmelzen Wasserstoff-Atome zu Helium-Atomen – dabei entsteht extrem viel Energie.

Andere Sterne im Weltall sind ebenfalls Sonnen, also selbstleuchtende Himmelskörper.
Unsere und andere Sonnen haben so viel Masse, dass sie eine große Anziehungskraft (Gravitation) entwickeln – dadurch kreiseln andere Himmelsobjekte in ihrem Gravitationsfeld.

Planet: Planeten sind runde Himmelskörper, die auf einer Bahn um die/eine Sonne kreisen (ihre Bahnen sind allerdings nicht kreisrund, sondern elliptisch – sie eiern). Sie können aus Gestein oder Gas bestehen.

Planeten außerhalb unseres Sonnensystems heißen Exo-Planeten. Davon gibt es mittlerweile schon ganz schön viele und es werden dauernd neue entdeckt. Theoretisch kann auf manchen Planeten Leben entstehen. Bisher ist aber außerhalb der Erde weder in unserem Sonnensystem noch im restlichen Weltall Leben entdeckt worden.

Erde: Der 5. Planet des Sonnensystems Sol ist unsere Erde. Sie ist ein Gesteinsplanet.
Je nachdem, woraus Planetenoberflächen bestehen, haben sie unterschiedliche Farben: Die Erde hat auf der Oberfläche flüssige Ozeane und Kontinente mit Pflanzen – darum ist die blau-grün.
Der Mars hat eisenhaltigen Sand auf der Oberfläche, darum ist er orange.

Mond: Monde sind natürliche Himmelskörper, die einen Planeten umkreisen. Der Erde hat nur einen Mond (Erdmond), andere Planeten haben über 60 Monde (Jupiter).

Erdmond: Der Mond, der um die Erde kreist. Die Erde hat ja nur einen.
Der Mond ist der größte Himmelskörper am Nachthimmel – das scheint aber nur so, weil er so nahe an der Erde steht. Außerdem leuchtet der Mond nicht selbst, sondern wird von der Sonne angestrahlt.

Asteroidengürtel: Der Asteroidengürtel ist zwischen der Mars-Bahn und der Jupiter-Bahn. Es sind total viele, allein 4000 sind größer als 500 Meter.
Die sausen in einem Gürtel gemeinsam durchs Weltall, manchmal kollidieren auch zwei und brechen dann auseinander. Dieses Dahinsausen in der großen Gruppe erinnert an den Verkehr auf einen Autobahn oder an einen Autoscooter – dabei kommt es ja auch manchmal zu Kollisionen.

Sonnensystem: Ein Sonnensystem besteht aus seinem Zentralstern und den großen und kleinen Himmelskörpern, die darum ihre Bahnen ziehen.
Um unsere Sonne kreiseln 8 kleinere Himmelskörper – die Planeten. Um die Planeten kreiseln dann noch kleinere Himmelskörper – Monde. Ein Sonnensystem wird durch die Gravitation (Schwerkraft) zusammengehalten. Der massereiche Stern im Zentrum hält die Planeten auf ihren Bahnen, die Planeten halten mit ihrer Anziehungskraft dann wieder die Monde auf Bahnen.

Dazu kommen noch andere, meist kleine natürliche Himmelskörper wie etwa Zwergplaneten, Asteroiden, Kometen, Gas- und Staubteilchen, die durch die Gravitation der Sonne an sie gebunden sind. Sie sausen auf Kreisbahnen um den Stern.
Unser Sonnensystem ist durch den Asteroidengürtel in ein inneres und äußeres Sonnensystem unterteilt.
Inneres Sonnensystem: Die Gesteinsplaneten Merkur, Venus, Erde, Mars
Asteroidengürtel aus ganz vielen kleinen Trümmerstückchen, die alle gemeinsam als Gürtel ebenfalls kreisen
Äußeres Sonnensystem: Die Gasriesen Jupiter und Saturn, ganz außen die Eisriesen Uranus und Neptun.

Übrigens: Manche Sonnensysteme haben sogar mehrere Sonnen. Dann eiern die Planeten um den gemeinsamen Schwerpunkt der beiden Sonnen. Ein System mit zwei Sonnen heißt Doppelsternsystem oder binäres System.

Zum Weiterlesen:

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfhart (DLR): Scroll Dich durchs Sonnensystem

Das DLR bietet auch das Arbeitsheft „Unser Sonnensystem“  mit alters- und lehrplangerechten Materialien für die 3. bis 6. Klasse an – zum Download.

Astrokramkiste

 

Kommentare (5)

  1. #1 Jost Jahn
    Nebel
    23. Februar 2015

    Der alte Merksatz lautet nicht “unsere Planeten”, sondern “unsere neun Planeten”. Sonst wäre damals der Neptun ja verschwunden 🙂

  2. #2 MartinB
    23. Februar 2015

    Als ich als Kind ein Sonnensystem zum an-die-Wand-hängen gemalt/gebastelt habe, habe ich von der Sonne einfach nur ein kleines Scheibchen genommen, so machen es auch viele Poster:
    https://media.dlr.de:8080/erez4/cache/pf_bilder_Poster-Sonnensystem_tif_fe590cc228a719e2.jpg
    (hängt bei mir im Büro, direkt neben der Enterprise-D)

  3. #3 Bettina Wurche
    23. Februar 2015

    @ Jost Jahn: yep.

  4. #4 Bettina Wurche
    23. Februar 2015

    @ Martinb: Ich denke, dass es zur Umsetzung eine ungeheuer große Anzahl von Möglichkeiten gibt. Fast so viele wie UMUK, die Basis der vulkanischen Philosophie (Unendliche Möglichkeiten in unendlicher Kombination) – neben der Logik natürlich.
    Gut zu wissen, dass die Enterprise immer noch in vielen Büros hängt : )

  5. #5 Gerhard
    24. Februar 2015

    Schönes Poster bei MartinB!