The fossilized skull of the 17-million-year old beaked whale found in modern-day Kenya. Credit: Louis Jacobs, Southern Methodist University

The fossilized skull of the 17-million-year old beaked whale found in modern-day Kenya.
Credit: Louis Jacobs, Southern Methodist University

Der 17 Millionen Jahre alte Schädel eines Schnabelwals ermöglicht die neue Datierung der Hebung des Ostafrikanischen Plateaus. Und damit auch die Datierung einiger Meilensteine der Hominiden-Evolution!
Das Ostafrikanische Hochland ist heute eine Einöde voller Staub und Geröll – für Paläoanthropologen aber ist es der Garten Eden.
Auf einem recht kleinen Areal sind hier viele wichtige Arten von Urmenschen gefunden worden, u. a. mehrere Australopithecus und Homo-Arten. Darunter paläontologische Stars wie Lucy. Hominiden, deren Schädel sich vom modernen Homo sapiens beträchtlich unterscheidet, die aber schon einen aufrechten Gang hatten.

Ostafrika ist Teil eines 3 Milliarden Jahre alten Kratons und damit uralt. Gleichzeitig ist dort seit 20 Millionen Jahren ein höchst aktiver Grabenbruch – das East African Rift (EAR). Mit großem tektonischen Getöse wie Vulkanausbrüchen und Erdbeben wird sich Ostafrika nach und nach von Rest-Afrika abspalten. Meinen jedenfalls einige Geologen.
Das Ostafrikanische Plateau war einst fruchtbar und bedeckt von dichten Wäldern, es lag auf Meereshöhe und war von Flüssen durchzogen. Dann setzten tektonische Prozesse ein, das ganze Gebiet hob sich und die Flüsse versiegten. Die feuchte Meeresluft des Indischen Ozeans erreichte das Hochplateau nicht mehr, der Wald wurde zu Savanne. Dieser Landschafts- und Klimawechsel soll, so die Paläoanthropologen, die Evolution der Urmenschen maßgeblich mit beeinflusst haben – sie mussten neue Lebensstrategien entwickeln.
Die Hebung des Ostafrikanischen Plateaus fand vor 17 bis 13,5 Millionen Jahren statt, schrieb der Geologe Henry Wichura der Universität Potsdam jetzt in den Proceedings of the National Academy of Sciences.
Ein Walfossil hatte diese neue Datierung ermöglicht!

Der Turkana-Schnabelwal

Der fossile Schädel stammt vom Turkana-Schnabelwal (Turkana ziphiid).
Ein ungewöhnlicher Fund, denn Schnabelwale sind tief tauchende, hochozeanische Meeressäuger. Und dieses Fossil befand sich nun 740 Kilometer landeinwärts und 620 Meter über dem Meeresspiegel in West-Turkana, Kenia.
1964 wurde er im Hochland in Kenia entdeckt. Übrigens von James Mead, der heute einer DER Schnabelwal-Experten weltweit ist. 1975 wurde der Schädel wissenschaftlich beschrieben, dann verschwand er für mehrere Jahrzehnte in einer Museumsammlung.
2011 wurde der lange verschollene Schädel in einer Sammlung der Harvard University wiederentdeckt. Er war eingepackt und darum immer wieder übersehen worden. Interessanterweise war er ausgerechnet in dem Büro wieder aufgetaucht, in dem der mittlerweile verstorbene berühmte Paläontologe Stephen Jay Gould residierte. Das Büro wurde mittlerweile als Stauraum genutzt.

ON THE RISE This map shows the present elevation of the East African Plateau where the whale fossil was found. The region has undergone many geological changes, including massive uplift, an ancient lava flow, as well as rifting during the Jurassic and Cretaceous periods (200 million to 65.5 million years ago) and from the Miocene period (23 million years ago) to today.

ON THE RISE This map shows the present elevation of the East African Plateau where the whale fossil was found. The region has undergone many geological changes, including massive uplift, an ancient lava flow, as well as rifting during the Jurassic and Cretaceous periods (200 million to 65.5 million years ago) and from the Miocene period (23 million years ago) to today.

Ein Forscher-Team der Universität Potsdam um Henry Wichura hat nun den Schädel und die Original-Feldaufzeichnungen von James Mead analysiert.
Der Wal wurde in Sedimenten gefunden, in denen sich Ablagerungen aus Fluss- und See-Sedimenten mischten. Das deutet auf ein größeres Gewässersystem hin.
Die Forscher rekonstruierten die letzte Reise des Wals: Der Schnabelwal lebte vor 17 Millionen Jahren im Indischen Ozean. Dann schwamm er einen Fluss, den es schon längst nicht mehr gibt, hoch, strandete und starb. Der Fluss lag zum damaligen Zeitpunkt nur 24 bis 37 Meter über dem Meeresspiegel.
Das heißt, dass innerhalb der letzten 17 Millionen Jahren an dieser Stelle die Sedimente 590 Meter hoch aufgestiegen waren.
Auf der Karte (links) ist die Fundstelle des Schädels markiert.

Alte Lavaströme zeigen, dass das Plateau vor 13,5 Millionen Jahren bereits auf der heutigen Höhe lag. Und der Walschädel zeigt, dass die Gegend vor 17 Millionen Jahren noch nur wenig höher als der Meeresspiegel lag.
Das bedeutet, dass der Aufstieg dieser Landmasse zwischen 17 und 13,5 Millionen Jahren geschehen ist. Durch diese Hebung haben sich Landschaft und Klima massiv verändert: Wo vorher dichter Regenwald war, erstreckte sich jetzt die Savanne. Der Landschafts- und Klimawechsel hat die Evolution der Urmenschen maßgeblich mit beeinflusst.
Und ausgerechnet ein Hochsee-Bewohner wurde zum Augenzeugen des Aufstiegs der Hominiden!

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Kommentare (3)

  1. #1 rolak
    23. März 2015

    Einer der vielen Gründe, warum EvolutionsBestreiter und andere LetztgültigeWahrheitVerkünder mir immer unverständlich bleiben werden: Wie kann man sich nur solch Spaß und Spannung entgehen lassen, ein schier unendlich großes Puzzle durch die unermüdliche Arbeit vieler unabhängiger Menschen nicht direkt zu lösen, sondern es aus dem Nebel sich realisieren zu sehen. UniversumsPointillismus.

  2. #2 wahrheitsliebender
    23. März 2015

    Frau Wurche / Rolak, falls ihr mal das Interesse / den Wunsch verspüren solltets, Evolution und Bibel verstehen zu wollen = zu erkenne, daß beide sich in Wahrheit perfekt miteinander vereinbaren lassen / sich in Übereinstimmung befinden, dann solltets ihr mal diese Neubetrachtung / wissenschaftliche Auslegung des organialtextes der Bibel hier studieren:

    https://www.schoepfung-durch-evolution.de/index.php/47-r-evolution

    Gruß!

  3. #3 Bettina Wurche
    24. März 2015

    Sehr geehrter Herr “Wahrheitsliebender”,

    meine Ansichten zur Evolution befinden sich in harmonischer Übereinstimmung mit der Meinung evangelischer und katholischer Bischöfe, wie ich anläßlich einer Tagung zur “Evolution und Kreationismus” in Jena feststellte. Auch bei einer Führung in der Grube Messel für eine Gruppe Jesuiten habe ich erfahren, dass diese sehr gelehrten Herren überhaupt keine Probleme mit der in der Naturwissenschaft üblichen Betrachtungen zur Evolution hatten. Es war eine reizende Gruppe udn wir hatten wunderbare Gespräche über Paläontologie und Biologie.
    Eine weitere Diskussion zu diesem Thema mit Querverweisen zu wohin auch immer mit Ihnen und anderen Personen wird es auf meinem Blog nicht geben.

    Ein kleiner Tipp:
    Der Deckname “Wahrheitsliebender” deutet in gewisser Weise an, dass sie glauben, im Besitz der Wahrheit zu sein. Damit fallen Sie exakt in die Semantik spezifischer Personenkreise, die im Kontext groß angelegter Verschwörungstheorien stehen. Das ist bei Ihnen möglicherweise ein Zufall, rückt Ihre Kommentare aber schnell in ein dementsprechendes Licht.
    mit freundlichem Gruß

    B. Wurche