Von einem Ankerpunkt auf dem Erdäquator aus gleiten Gondeln an einem Seil empor zu einem Punkt im geostationären Orbit. Dieser Fahrstuhl kann Lasten und Passagiere befördern.
Technisch versiert und allgemein verständlich beschreibt der englische Physiker und SF-Autor Clarke in seinem Roman „Fountains of Paradise“ (1979) erstmals eine Technologie, die ohne Raketenkraft schwere und sperrige Objekte in die Erdumlaufbahn befördern kann. Er griff dabei auf eine Idee und die Beratung des Ingenieurs Jerome Pearson zurück.
Raketen sind geniale Konstruktionen, die Menschen und Material von der Erde aus ins Weltall tragen können. Allerdings haben sie den Nachteil, nur einmal zu fliegen und dabei gewaltige Ressourcen zu verbrauchen. Dann kam die Ära der Space Shuttles, die als Weltraumbus zwischen der Erde und dem Orbit hin- und herfliegen konnten. Die Space Shuttles waren erstmals echte Transportflieger, in ihren großen Ladebuchten trugen sie gewaltige Lasten wie das Hubble Space Teleskop und Teile der Internationalen Raumstation ISS ins All. Die Shuttles waren eine Weiterentwicklung der „Einweg“-Rakete: für den Start benötigten sie große Mengen Treibstoff, ein Teil davon wurde in sogenannten Boostern untergebracht. Nach dem Start wurden die Booster abgeworfen, das Shuttle selbst war wieder verwendbar.
So „ritten“ Menschen und Satelliten auf dem Feuerstrahl von Raketentriebwerken ins All.
Ein exorbitant teures Vergnügen!
Raketen verbrauchen extrem viel Treibstoff, haben eine sehr geringe Ladekapazität und sind nur einmal nutzbar. Raketentreibstoff enthält oft toxische Substanzen. Die Space Shuttles waren wenigstens mehrfach verwendbar und hatten eine signifikant größere Ladekapazität.
Was ist ein geostationärer Satellit?
Der geostationäre Orbit ist eine wesentliche Grundlage für die Idee des Weltraumfahrstuhls.
Schließlich braucht ein Fahrstuhl einen dauerhaft fixierten Anfangs- und Endpunkt.
1928 beschrieb der Raumfahrttheoretiker Herman Potočnik in seinem Buch „Das Problem der Befahrung des Weltraums– Der Raketenmotor“ einen „stehenden“ Satelliten in etwa 36.000 Kilometer Höhe, der ständig über einem bestimmten Punkt der Erde zu sehen ist.
Der erste geosynchrone Satellit der Raumfahrtgeschichte!
Diese Erstpublikation hat aber offenbar nur einen geringen Bekanntheitsgrad gehabt, denn sie wird selten zitiert.
1945 veröffentlichte Arthur C. Clarke seine Theorie zu einem geostationären Satelliten: Ein Satellit in einer Einsatzhöhe von 36.000 Kilometer dreht sich in 24 Stunden einmal mit um den Globus. Von der Erde aus betrachtet scheint der geostationäre Satellit dabei am Himmel still zu stehen.
Damit ist dieser Orbit der perfekte Ort für Wetter- oder Kommunikationssatelliten, die stets dasselbe Gebiet überblicken müssen. 1964 wurde dann auch der erste Satellit in dieser Himmelsbahn positioniert. Heute gibt es dort unzählige Satelliten – von der Telekommunikation bis zur medialen Versorgung.
Und vielleicht wird es irgendwann in dieser so bedeutsamen Umlaufbahn auch eine Fahrstuhlstation geben!
Über die Frage, ob das Seil in den Orbit gerollt oder aus dem Orbit hinuntergelassen werden sollte, herrscht allerdings noch keine letztendliche Einigkeit.
Der Space Lift
Der deutsche Begriff „Weltraum-Fahrstuhl“ hört sich etwas behäbig an, eher sitzend, als emporsteigend. Der Originalbegriff „Space Lift“ klingt ungleich dynamischer.
Darum soll es bei diesem Namen bleiben.
Die Idee eines solchen Astro-Aufzugs hat schon eine längere Geschichte:
Der legendäre russische Raketen-Vater Konstantin Ziolkowsky erdachte schon 1895 einen Turm und einen Lift in den Weltraum. Natürlich im geostationären Orbit.
1959 veröffentlichte der russische Wissenschaftler Yuri N. Artsutanov ebenfalls ein entsprechendes Konzept. Diese russische Publikation fand im nicht-russischen Ausland nicht viel Beachtung. 1975 schrieb der US-Amerikaner Jerome Pearson darüber das Thema in der Acta Astronautica, damit wurde das Konzept in der Fachwelt bekannt. Erst mit A. C. Clarkes Roman “Fountains of Paradise” wurde diese geniale Idee dann auch außerhalb der Fachwelt bekannt.
Das International Space Elevator Consortium (ISEC), die NASA und verschiedene andere Institutionen und Firmen arbeiten weiter an der Idee und veranstalten eine jährlichen Konferenz. Für die Eckdaten orientieren sich die Space Lift-Experten an dem Buch „The Space Elevator“ des Physikers Bradley C. Edwards.
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