(Quelle: Lederberg, Joshua. “Signs of Life: Criterion System of Exobiology.” Nature 207, 4492 (3 July 1965): 9-13.)
Lederberg, der Vordenker
Lederbergs formulierte in „Signs of Life“ wesentliche Grundlagen der Exobiologie und ihrer Methodik. Klar strukturiert skizziert er die Schritte des Herangehens an solch ein gewaltiges Projekt. Abstrahierte Formulierungen illustriert er mit klug gewählten Beispielen, ohne sich in Details zu verlieren. Ausgehend von den bekanten Resultaten auf der erde zu den Abläufen der Entstehung von chemischen Verbindungen die über in spezifische Makromolekülen letztendlich zu Lebensformen führten, fordert er auf, diese Forschungserkenntnisse auch auf unbekannte Systeme wie andere Planeten anzuwenden. Ein möglichst umfangreiches und aktuelles Wissen sollte dann mit einem für andere Vorgänge und Merkmale weit offenen Geist kombiniert werden, um andersartige Systeme systematisch zu erforschen. Ausgehend vom Bekannten erfolgt die Erforschung des Unbekannten. Die von ihm als wichtig betrachteten Grenzbereiche der Chemo- und Biogenese sind bis heute ein maßgebliches Forschungsgebiet der Exobiologie: die Erforschung der Extremophilen. Extremophile sind Lebensformen, die in Habitaten leben, die durch extrem niedrige oder hohe Temperaturen, Trockenheit, Strahlung, extrem hohen Salzgehalt oder Säureanteile und andere Umstände scheinbar lebensfeindlich erscheinen.
Reiseziel Mars – topaktuell
Das von Lederberg direkt ausgesprochene Reiseziel Mars ist bis heute der wichtigste nächste Schritt zur Erforschung des Weltraums! Lederberg hat die Ausrichtung nicht nur der US-Raumfahrt auf Jahrzehnte hinaus geprägt, bis heute.
So wird es z. B. auch vom Moonwalker Buzz Aldrin stark unterstützt. Für den allerdings die Ausbeutung der Mars-Ressourcen im Vordergrund steht, wie ich bei seinem Vortrag 2014 im Technischen Museum Speyer zu hören bekam.
Zeitlich sehr passend hat der neue ESA-Direktor Jan Wörner neue Mond- und Mars-Missionen in einem Interview zu seinem Amtsantritt thematisert.
Er schlägt vor, in den nächsten Jahren ein „Mond-Village“ zu bauen und zusätzlich auf der Rückseite des Mondes Forschungseinrichtungen wie Teleskope zu installieren. Eine solche internationale Mondstation, die zeitlich in der Nach-ISS-Ära anzusiedeln wäre, könne nur mit internationaler Anstrengung errichtet du betrieben werden. Neben den großen Raumfahrtagenturen wie ESA und NASA hält er auch die Beteiligung weiterer Staaten für sehr wichtig. Eine Mondstation würde einen wichtigen Schritt in Richtung einer bemannten Mars-Mission bedeuten. Die Mars-Mission sieht er allerdings in nicht so naher Zukunft, jedenfalls nicht innerhalb der nächsten 30 Jahre. Es geht hier also die um langfristige Weichenstellungen für die nächsten Schritte ins All, um das nächste Mega-Projekt im Weltraum nach der ISS. In internationaler Kooperation und mit einer modularen Vorgehensweise, die allein ein solches Mega-Projekt planbar, finanzierbar und durchführbar macht.
Mehr dazu im Interview von Henning Krause “Der Mond ist wissenschaftlich hoch interessant” (im dritten Abschnitt geht es um die Mondpläne).
Kommentar: Evolution, Raumfahrt und Aliens
Lederbergs “Signs of Life” ist topaktuell.
Aber: Wenn ich in Nicht-Nerd-Kreisen Worte wie Astrobiologie oder Exobiologie in den Mund nehme, ernte ich häufig irritierte Blicke.
Als nächstes kommen Witze über grüne Männchen.
Im Jahre 2015, ganze 50 Jahre nach der Einführung des Begriffs Exobiologie durch einen Nobelpreisträger.
In Europa scheint sich durch die sehr erfolgreiche und auch sehr erfolgreich vermarktete Rosetta-Mission glücklicherweise aber gerade eine signifikant positivere Haltung gegenüber der Raumfahrt und anschließenden Themengebieten zu etablieren. Herrn Wörners Antritts-Reden mit der Anregung zum Bau einer internationalen Mondstation haben es immerhin in die Tagesschau geschafft und in ein Bild-Zeitungs-Interview (das mir allerdings nur vom Hörensagen bekannt ist).
Gleichzeitig haben wir die Situation, dass große Teile der US-amerikanischen Bevölkerung und kleinere Teile der deutschen Bevölkerung die Sache mit der Evolution immer noch nicht begriffen haben und dieses elementare Wissen um die Entstehung des Lebens stattdessen rundweg leugnen.
Ich hoffe, dass die Evolution ihren Platz im deutschen Lehrplan behält bzw. wiedererlangt.
Und dass Europa sich auf seine Stärken besinnt und lieber eine Mond- und Marsmission planen sollte, statt sich selbst zu zerflesichen, wer wem Geld schuldet. Die Kosten für Raumfahrtprogramm sind neben den derzeitig diskutierten Staatsschulden jedenfalls Peanuts. Neben einer identitässtiftenden Idee sorgen Raumfahrtprogramme für international konkurrenzfähiges technisches Knowhow, hoch qualifizierte Arbeitsplätze und jede Menge Schub in Industrie und Forschung. Und den Beweis “Yes, Europe can!”.
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