Wie man vom beschaulichen Ruthsenbach im Bioversum Kranichstein zur Mondbasis und zur Rolle der Roboter in 5000 Jahren kommt?
Ganz einfach…doch der Reihe nach.

Am 0907. hatte ich eine Veranstaltung des Umweltdiploms im Bioversum Kranichstein, ich war kurzfristig für eine Kollegin eingesprungen.
Das Programm „Wasserforscher“ ist eine Erkundung des Ruthsenbachs in Darmstadt-Kranichstein. Das Bioversum Kranichstein, ein Museum zur Biodiversität in Wald, Wiese und Wasser unserer Region bietet dieses und viele andere Indoor- und Outdor-Programme für Menschen aller Altersgruppen an. Das Bioversum ist im Zeughaus des barocken Jagdschlosses Kranichstein, sowohl die Ausstellung als auch das Jagdgehege und die Umgebung sind perfekt für die Natur-Erkundung.
Die Wasserprogramme liebe ich besonders, mit Wasser und seinen Bewohnern kenne ich mich eben aus.
Im Umweltdiplom nehmen Kinder freiwillig an nachmittäglichen Sonderveranstaltungen teil, um zu einem besonderen Thema noch etwas zu lernen. Das Umweltdiplom ist eine freie Veranstaltung, die Kinder kennen sich untereinander nicht. Darum gibt es keine „Arbeitsaufträge und Arbeitsanweisung wie in einem Schulprogramm. Wir besprechen zwar vorab die eingesetzten Werkzeuge und die Vorgehensweise und ich biete neben tierfreundlichen Fanggeräten wie Küchensieb und Pinsel oder Becherlupen auch Mess-Instrumente für physikalische Parameter an, aber letztendlich ist den Kindern freigestellt, was genau sie machen möchten. Die Kinder machen es einfach nur so, weil sie es wollen.

12 Kinder aus der 4. und 5. Klasse sind also, mit mir und bepackt mit Kisten, Büchern, Sieben, Keschern, Thermometern und Becherlupen an den Ruthsenbach gezogen. Durch das viel zu trockene Frühjahr und den viel zu trockenen Sommer ist der Wasserstand erbärmlich abgesunken. Das normalerweise munter plätschernde Bächlein mit seiner guten Wasserqualität fließt träge dahin, an anderen Stellen steht das Wasser oder das Bachbett ist sogar ganz trocken gefallen.
RuthsenbachWir laufen also weit bachaufwärts und lassen uns zwischen den letzten Resten des fließenden Bächleins, einigen versumpften Stellen und inmitten eines Mücken-Dance-and-Sound–Contests nieder.
Eine kleine Bucht, die schon immer zum sumpfig sein neigte und ein eigenes System aus übereinander gefallenen Baumstämmen, Sandbarrieren und tieferen Stellen ist, ist  bei Amphibien besonders beliebt. Hier haben wir immer Kaulquappen gefunden, später Frösche. durch die anhaltende Trockenheit wird der Wasserkörper zunehmend kleiner, der Schlamm zäher und allmählich breitete sich der Geruch nach Schwefelwasserstoff aus. Die Amphibien lieben diese Stelle immer noch – hier sind zuverlässig auch Molchlarven zu finden.
Diesen urwüchsigen Tümpel muss man sehr vorsichtig erkunden, der Untergrund trägt nicht überall, schnell sackt man bis zum Stiefelrand im Schlamm ein. Oder modrige Baumstämme geben unter den Füßen nach. Ich verlagere mein Gewicht immer sehr vorsichtig, bewege mich auf Füßen und Händen und überprüfe, ob das Holz mich trägt. Dabei peile ich vorsichtig in die Wasserflächen, ohne dass mein Schatten mir vorauseilt. Die einzige Möglichkeit, einen der scheuen Molche zu erspähen, die immer auf der Hut sind.
Ein sorgfältiges Abwägen zwischen „Ich will den Molch sehen“ und der geduldeten Anzahl der Mückenstiche.
Dieses Mal finde ich keinen Molch oder eine Larve und erklärte zwei Mädchen den Zusammenhang zwischen der Trockenheit, dem niedrigen Wasserstand und dem Geruch nach Schwefelwasserstoff. Sie werden immer aufmerksamer. Schließlich zeige ich ihnen noch die schwärzlichen Blätter am still stehenden Gewässerboden und erkläre, dass der Lebensraum für die meisten Wassertiere jetzt nicht mehr so toll sei, aber z. B. aus diesen Blättern mal Fossilien entstehen könnten. Weil sie ja durch die Abwesenheit von Sauerstoff nicht „normal“ abgebaut werden können. Und wenn man jetzt noch ein paar Millionen Jahre wartet, könnten daraus durchaus Fossilien entstehen. So wie z. B. in der Grube Messel.
Da grinst mich die kleinere der beiden an und erzählt, der Papa ihrer Freundin würde in der Grube Messel arbeiten. Er gräbt da Fossilien aus. Es stellte sich ´raus, dass der besagte Mann einer der Paläontologischen Präparatoren des Senckenberg-Museums ist. Klar kenne ich den.
Und dann kommen wir etwas weiter ins Plaudern. In ein paar Millionen Jahren seien wir wohl nicht mehr da, meinten die Mädchen. Eine erzählt mir dann von einem SF-Film, den sie gesehen hat: In 5000 Jahren hängen die Leute nur noch dick und schlaff in Sesseln und geben ihren Robotern Arbeitsanweisungen. Wir diskutieren über Roboter und wie intelligent Roboter wohl werden können. Ob sie eines Tages vielleicht sogar schlauer als ihre Erfinder werden können?
Da wird der Sumpf am Ruthsenbach zur Zeitmaschine – aus der versteinerten tieferen Vergangenheit geht es direkt in die Futurologie.

Großlibellenlarve (Anisoptera)

Larve einer Großlibelle

Weiter geht es zu nächsten kleinen Gruppe.
Einer Jungen zeigt mir stolz seine Becherlupe: Ein Käfer.
Ist das Tier ins Wasser gefallen? Soll ich ihn ans Land setzen und damit retten?
Nein, die hydrodynamische Form und die paddelnden Beine sehen nach einem Wassertier aus.
Ein Schwimmkäfer!
„Und er hat eine Luftblase am Hinterteil.“ erzählt mir der stolze Finder.
Klar, so tankt der Käfer, der ja mit seinen Tracheen Luft atmen muss, Sauerstoff. Er streckt den Hintern aus dem Wasser und stülpt sich dann eine Luftblase über den Hinterleib. Als ich ihm das erkläre, meint der Kleine „Ja klar, das habe ich genauso gesehen.“
Wie schön, dass wir hier die Zeit haben, zu beobachten und zu entdecken.
Als wir zusammen die Larve der Großlibelle bestimmen und ich den Kindern erkläre, dass sie zwar erst ein „Kind“ sei, aber dennoch eine sehr erfolgreich Jägerin, die selbst kleine Fische und Frösche erbeutet, bildet sich um mich herum ein andächtig zuhörender Kreis. Als nächstes lese ich einige Abschnitte aus dem Buch „Das Leben im Wassertropfen“ vor und den Unterschied zwischen Klein- und Großlibellen erkläre und dass ihre Kinder als Larven im Wasser leben, rücken die Kinder ganz nah an mich heran.

Dann springen sie wieder auf und verlieren sich in ihrem jeweiligen Bach-Abenteuer.
Um noch mehr Bachflohkrebse zu fangen.
Und einen Wasserskorpion zu sehen und ihn begeistert den anderen vorzuführen.
Um mit scharfem Blick  einen seltsamen schlaffen Sack in Grau zu erspähen. Was ist das? Die leere Chitinhülle einer ausgeschlüpften Kleinlibelle! Die fedrigen Kiemenanhänge am hinteren Körperende sind deutlich zu erkennen. Ich erkläre, dass die Chitinhülle beim Häuten wie ein Hemd abgestreift werden kann.
Ja, die kann man aufbewahren – einfach trocknen. Allerdings wird sie dann zerbrechlich.
„Und …werden die Insekten mit den Chitinhüllen im Museum dann in Flüssigkeit eingelegt? In Alkohol? Damit sie nicht austrocknen?“
Insekten werden oft eher getrocknet und mit einer Nadel in einem Insektenkasten festgesteckt. Manchmal werden dabei auch vorsichtig die Flügel ausgebreitet, damit man sie beim getrockneten Tier ansehen kann.
Das Häutungshemd wird von seinem stolzen Entdecker natürlich eingepackt und mitgenommen, ich habe ein Taschentuch zum Einwicken parat.

Dann passiert das Unerwartete: Einige der Jungs haben im tiefstmöglichen Bachabschnitt tatsächlich einen Fisch aufgestöbert!
Das Tier wird sehr vorsichtig aus dem Kescher in eine mit Wasser gefüllte Schale gesetzt.
Dann zücke ich das Bestimmungsbuch – bei Süßwasserfischen muss ich doch immer noch mal nachschlagen.
Gemeinsam gehen wir durch den Bestimmungsschlüssel:
Das Tier hat einen flachen Kopf und ist keinesfalls schmal und hochrückig. Ganz klar ein Bodenbewohner.
Der Körper ist sehr schlüpfrig, es sind keine Schuppen zu sehen.
Auch die Barteln am Maul weisen auf eine Schmerle hin.
Wie sehen die Rücken- und Schwanzflosse aus?
Die Schwanzflosse ist nicht abgerundet.
Es ist eine Bachschmerle.
Ein wackeres Fischlein, das sich auch bei nicht ganz optimaler Wasserqualität (2 – 3 von 5 möglichen Gütestufen) noch ganz wohl fühlt. Die Schmerle ist durch ihre Hautatmung nämlich nicht allein auf die Sauerstoffaufnahme über die Kiemen angewiesen.

Der Fisch ist ein nicht alltäglicher Fund im Bach.
Wir sind alle ganz aufgeregt, dann setzen wir ihn, nachdem jeder noch mal gucken durfte, aus seiner Wasserschale wieder vorsichtig an seinen Platz an der tiefen Stelle im Bach zurück. Dazu geht der stolze Fischentdecker nach meinen Anweisungen ganz behutsam zu Werke: Die Schale an die Wasseroberfläche setzen und dann fluten, so dass der Fisch keine Sekunde trocken fällt. Sowie die Bachschmerle das einströmende Wasser des Baches spürt, flutscht sie mit einem blitzschnellen Schwanzschlag zurück in den Heimatbach.

Viel zu schnell ist unsere Zeit am Bach schon wieder vorbei.
Beim gemeinsamen Zusammenpacken kommen wir noch einmal ins Gespräch über Raumfahrt.
Einer der Jungs erzählt begeistert von der geplanten Marsstation. Er hätte neulich im Fernsehen etwas darüber gesehen und der Mann im Fernsehen hat erzählt, dass sie jetzt bald zum Mars fliegen und er, der Reporter, auch dabei sein wird. Sie wissen bloß noch nicht, wie sie zurückkommen.
Glücklicherweise stellen einige der anderen Jungs schnell richtig, dass es noch nicht ganz so weit ist, und diese Mission so noch nicht feststeht.
Ich ergänze erst mal nachdrücklich, dass niemand zum Mars geschickt wird, schon gar nicht, bevor die Rückkehr nicht sicher sei. Und dass der nächste Zwischenschritt erst mal eine Mondstation sei. Im Moment gibt es nämlich keine passende Rakete, die Astronauten zum Mond bringen könnte. Oder gar zum Mars. Weder bei der ESA, noch bei der NASA oder anderen Raumfahrtagenturen. Da kann ich noch ein paar schöne Zitate aus denn Antrittsreden und –Interviews des neuen ESA-Direktors Herrn Wörner anbringen.
“Demnächst aber schon! Die Ariane 6 kommt doch jetzt!” wissen die Kinder. Der größte Teil von ihnen hatte nämlich schon eine Umweltdiploms-Veranstaltung bei ESOC. Darum sind sie ganz gut auf dem Laufenden. Wie viele Erwachsene hätten denn gewusst, dass die Ariane 6 geplant ist? Beim Einpacken plaudern wir noch ein bisschen weiter über Raumfahrt-Planung, Raketen, Mond- und Marsstationen. Ich erzähle noch etwas von der starken Saturn V, den Mondmissionen und was Astronauten so zu erzählen haben. Und dann marschieren wir zurück, voller Erinnerungen an eine packende Bach-Expedition die im Weltraum endete.

Das freie Arbeiten mit Kindern ist etwas ganz Besonderes.
Ohne direktes Lernziel kann man ja sooo spannende Gespräche führen!
Es ist lohnenswert, Kinder nicht nur zu unterrichten, sondern einfach mit ihnen zu sprechen und ihnen zuzuhören.Und wenn ich die Kinder nach einer Veranstaltung mehr oder weniger ´rauswerfen muss und sie eigentlich gern noch geblieben wären, haben wir wohl alle zusammen einen netten Nachmittag gehabt.

 

Kommentare (24)

  1. #1 Theres
    12. Juli 2015

    Eine wunderschöne Beschreibung … fast sah ich den Bach und die Senken … und abgesehen von den Mücken klangs traumhaft.

  2. #2 rolak
    12. Juli 2015

    fast sah ich

    Hier gab es einige deutliche Erinnerungen an sehr frühe Urlaube in Ödpielmannsberg, Oberpfalz (Anreise Bahn, Bus, Trecker), Original60er — und eine tiefe Verbeugung vor solch hervorragender BildungsArbeit.

  3. #3 Rainer
    12. Juli 2015

    Ein schöner Bericht, das erinnert mich an meine Kindheit in den 70er Jahren.
    Damals haben wir auch in allen Gewässern nach Tieren gesucht, Teichmolche, Bergmolche, Kammolche, sogar die seltenen Gelbbauchunken konnten wir damals noch finden.

    Heute finde ich nur noch selten diese alten Bekannten, nicht etwa weil ich keine Lust mehr habe, sondern weil so viele Biotope verschwunden sind.
    Umso schöner wenn man den Kindern von heute die Faszination der Natur nahebringt.

  4. #4 inge schuster
    12. Juli 2015

    Zauberhaft!

    Auch bei mir kommen da die Erinnerungen – als unser Sohn noch ein Kind war, hat er über Jahre hin auf einer Kärntner Hochalm das Leben und Treiben von Alpensalamandern und auch von jedem sonstigen Getier beobachtet. (Er wurde natürlich Naturwissenschaftler.)

  5. #5 Alderamin
    12. Juli 2015

    @Bettina

    Respekt dem Jungen, der die Bachschmerle gefangen hat. Die waren in meiner Jugendzeit extrem schwer zu erwischende Beute. Stichlinge und Molche hingegen waren einfach mit einem Netz (ein Stück Nylon von Mutters alten Strumpfhosen über einen gebogenen Ast gespannt) unter Uferbewuchse hervor zu holen.

    Meistens haben wir die Tiere wieder schwimmen lassen (oder in Vaters Gartenteich entlassen). Ein paar hatte ich gar ins heimische Aquarium zu den Tropenfischen gesetzt. Hab’ sogar darin mal Bergmolche nachgezogen (die klebten ihre Eier in die gefalteten Blätter des Krausen Laichkrauts, wie passend) und nachher in die Freiheit entlassen. (Darf man alles eigentlich nicht, die Tiere sind alle streng geschützt, aber was interessierte das einen 14-jährigen, der in Sichtweite eines kleinen, sauberen Flusses aufgewachsen war?)

    Hach, lang’ ist’s her…

  6. #6 Theres
    12. Juli 2015

    @Bettina
    Weil ich gestern wieder an einem kleinen Bach entlang gewandert bin und mit Kindern mit Netzen an einem Teich plauderte …

    Die zwei, neun und zwölf Jahre alt beide, meinten überzeugt, dass die Krebschen und Kleintiere stark nachgelassen hätten und hier in den Kommentaren klingt der Konsens ähnlich. Dass empfindliche Arten verschwinden, wenn Bäche unsauber werden, ist zu erwarten, aber wie sieht es mit den Allerweltsarten aus (nicht dass ich sie unterscheiden könnte …)?

    Gibt es dazu “Zählungen” – ich meine nämlich auch, dass “früher” fast unter jedem Kiesel etwas lebte. LIbellenlarven findet man auch in Berliner Gewässern, aber die Kleintierchen meiner Jugend …
    Erinnerungen trügen brutal, schon klar.

    @rolak
    Trecker meint Traktor, ja? Nur aus Neugier.

  7. #7 Alderamin
    12. Juli 2015

    @Theres

    Dass empfindliche Arten verschwinden, wenn Bäche unsauber werden

    Wobei bei uns die Gewässer eigentlich eher sauberer werden. Wenn ich da so an den Rhein aus meiner Jugendzeit denke, in dem man Fotos entwickeln konnte und der wie ein Chemiewerk roch – kann man heute drin planschen, nicht nur im Neoprenanzug wie dereinst Umweltminister Töpfer (sollte man aber nur im Flachen tun, wegen der Bugwellen der Schiffe, ganz gefährlich für kleine Kinder). Sollen wohl auch schon Lachse gesichtet worden sein.

  8. #8 rolak
    12. Juli 2015

    meint Traktor, ja?

    Ja, Theres – ist doch immer wieder erstaunlich, wie wenig einem Lokalismen als solche bewußt sind… Mer trecke im Rheinland, wo andere ziehen – oder Latinismen huldigen 😉

    Gibt es dazu “Zählungen” [?]

    So etwas dürfte es nahezu allerorts geben – und das jeweilige Ergebnis meinen Befürchtungen nach auch ähnlich aussehen.
    Als kleine Unterstützung für Alderamin kann ich noch beichten, in der Kindheit (btw: die auch die letzten Jahre schwimmbaren Rheines umfaßte, bevor es unmöglich wurde – und lange bevor es wieder möglich wurde) einmal Stichlinge für ein Bastelaquarium erbeutet zu haben, die dann ziemlich zügig und wohl leider auch jämmerlich eingingen. Argerlich im Nachhinein…

  9. #9 Theres
    12. Juli 2015

    @rolak
    Ich las die seltsame Schreibweise wie tracken, also Tracking und … das passte von der Zeit her nicht. Auf Trekker bin ich gar nicht gekommen 🙂

    @Alderamin
    Stimmt, Lachse wandern schon ein, stinken tuts auch nicht mehr so. Mich wundert es nur an Bächen, also jenseits der Industriebetriebe und der ewig düngenden Landwirtschaft.
    Ich müsste wohl wissen, wie das allens auf Englisch heißt, um Studien zu finden.

  10. #10 Bettina Wurche
    12. Juli 2015

    Ein herzliches an Euch alle Dankeschön für diese wunderbaren Geschichten und Fragen.
    Heute erlauben wir natürlich niemandem mehr, Tiere mitzunehmen, alle werden nach dem Angucken zurückgesetzt.
    So mancher Kindergarten oder Schule hat ein großes Aquarium, in dem die Kinder zugucken könenn, wie aus Froschlaich Kaulquappen und kleine Frösche werden. Ich denke, das ist vertretbar, die Kinder lernen dabei sehr viel und die Frösche landan ja letztendlich auch wieder ´draußen.

    @inge schuster: Alpensalamander habe ich bei uns im Bach noch nicht gesehen. Nur schnöde Flachlandmolche. und in den Wäldern gibt es natürlich fette Feuersalamander.

    @ Theres: Nylonstrumpfhosen sind hervorragende Planktonnetze : )
    Und: meinten die Kinder, die Fauna hätte im Laufe dieses Jahres nachgelassen oder bezieht sich die Beobachtung auf einen längeren Zeitraum?
    Die immer weiter gehende Nutzung von Gelände zur Bebauung oder landwirtschaftlichen Nutzung wirkt sich natürlich schon auch auf die Oberflächengewässer aus.

    Zur Gewässersauberkeit:
    Die deutschen gewässer sind signifikant sauberer als in den traurigen 70-er jahren, es schwimmen wieder Lachse in einigen Flüssen und es darf wieder gefischt werden. Z. B. Stinte aus der Elbe.
    Es gibt ja mittlerweile auch wieder offizielle Badestellen in den Uferbereichen von Rhein, Main und Elbe.

    Unser kleiner Ruthsenbach fließt naturbelassen durch den Wald, dort hat er die Güteklasse 2. Dort finden wir Kaulquappen und Fische. Nach einer Staustufe fließt er begradigt weiter durch Felder udn Wohngelände, die Wasserqualität nimmt dort adhoc ab.
    In diesem Jahr macht die Trockenheit dem Bach sehr zu schaffen. Wir haben signifikant mehr Rollegel als sonst im Wasser. Trotzdem sind immer noch viele Bachflohkrebse und Köcherfliegenlarven vorhanden und auch Strudelwürmer kommen vor.
    Eine Langzeitbeobachtung zum Ruthsenbach habe ich leider noch nicht gefunden, aber er dürfte recht stabil sein.
    Die restriktive Nutzung des Jagdforstes und des Waldes sind ja schon seit langem festgelegt.
    Und auch unser recht verschlammter Teich hat noch seine Highlights: Kürzlich begleitete mich eine Freundin, die während des Programms Muße hatte, in die Gegend zu gucken – wir haben einen Eisvogel!

  11. #11 rolak
    12. Juli 2015

    Heute erlauben wir natürlich niemandem

    Wäre damals auch angemessen gewesen, Bettina, allerdings sind wir 3-4 prägymnasiale Pänz solo unterwegs gewesen und haben die Aktion auch vorsichtshalber vor den Eltern geheim gehalten…
    Ausgleichenderweise sind sämtliche im Laufe der Jahre entstandenen ‘Stauwehre’ vor dem nach-hause-gehen wieder abgerissen worden, immerhin etwas.

  12. #12 Theres
    12. Juli 2015

    @Bettina
    Ha, super zum Eisvogel 🙂 Ich bin eisvogelsüchtig und suche sie in und um Berlin regelmäßig. Hier kommen sie häufig vor, doch die Überlebensraten sind nicht so gut und im Osten sind sie im Winter Zugvögel.

    Die Kinder meinten im Verlauf der letzten drei Jahre – wo sie dort wohnen. Das Kleingetier (sie kannten die Namen, ich nicht) habe drastisch nachgelassen. Ich nehme an, weil im Umland von Berlin, dass mehr Neubaugebiete entstanden und teils Begradigungen.

  13. #13 dgbrt
    12. Juli 2015

    @Bettina
    Toller Artikel und ich bezeuge meine Bewunderung über dieses fantastische Engagement, um Kindern zu zeigen, wie unsere kleine Welt funktioniert.
    Menschen müssen den natürlichen Umgang mit unserer Umwelt lernen, und es gibt viel zu viele Kinder, die eine solche Chance gar nicht bekommen. Aber Kinder, die so die Natur gezeigt bekommen, lernen etwas für’s Leben.

  14. #14 Alderamin
    12. Juli 2015

    @Bettina, Theres

    Wie gesagt wohnte ich in der Kindheit nicht weit (ca. 200 m) vom Fluss (der Rur, ohne “h”!), da gibt’s auch Eisvögel.

    Mein Vater angelte und züchtete im Gartenteich Läubchen als Köderfische. Da kam regelmäßig ein Eisvogel und saß nur 10 m vom Küchenfenster entfernt auf einem Ast, um sich ein Fischlein zu holen, den er mit einem pfeilschnellen Sprung ins Wasser erbeutete. Jedem anderen Vogel hätten wir das nicht verziehen, aber der war einfach zu schön, eine Augenweide, wir haben uns die Nasen am Fenster platt gedrückt, um ihn zu sehen.

  15. #15 Bettina Wurche
    13. Juli 2015

    @Theres: Ja, Neubaugebiete und Begradigungen sind ein Riesenproblem. Wirklich schade.

  16. #16 Bettina Wurche
    13. Juli 2015

    @dgbrt: Eine kleine Ergänzung zu unseren Programme: Neben der reinen Naturbeobachtung geht es bei uns ab ca d. 5. Klasse los, die Kinder an wissenschaftliche Arbeitsweisen heranzuführen. Es beginnt bei der Beschreibung und Kartierung des Baches, der Wiese, geht weiter mit der Erhebung eigener Meßdaten (Thermo/Hygrometer, Lxmeter, …) und endet bei der Präsentation der Ergebnisse. Wir möchten unsere kleinen Besucher damit trainieren, Beobachtungen zu machen, zu quantifizieren, zu dokumentieren udn zu kommunizieren. Außerdem ist es sehr wichtig, ihnen zu zeigen, wie sie selbst Daten erfassen und bewerten können. Nur so lernen sie, dass die Datenflut, mit der sie im Internet, TV, etc überschüttet werden, irgendwo herkommt.
    Das Umweltdiplom war eher “just for fun”, einige Kinder hatten allerdings hier mein Angebot angenommen, Thermo- und Hygormeter mitzunehmen. Wir haben die Meßdaten dann auch besprochen.
    Ich denke, ein solches Training ist für absolut jeden Beruf und das ganze Leben nützlich.

  17. #17 Bettina Wurche
    13. Juli 2015

    @Alderamin: Wie beneidenswert! Ich habe den Eisvogel bisher immer nur als “blauen Blitz” gesehen.

  18. #18 Theres
    13. Juli 2015

    @Alderamin
    Wie schade, dass es damals noch keine Digicams gab.

    @Bettina (und wer sie sonst sehen will)
    Falls dich meine Fotos interessieren, hier die besten vom Eisvogel, gemacht in Oberhausen, Tierpark, nur teils bearbeitet. An die echten Tierfotografen komme ich leider gar nicht ran, dafür muss ich aber auch keine Monate aufbringen, um die Tiere an mich zu gewöhnen und meine Kamera war auch weniger teuer.

    https://www.dropbox.com/sh/ekmd07a8fit5r3n/AABb86PJOxU910UQfga3aet0a?dl=0

  19. #19 Alderamin
    13. Juli 2015

    @Theres

    Wunderschöne Bilder. Wusste gar nicht, dass Oberhausen einen Tierpark hat. Muss ich dann wohl auch mal hin. Ich kenne eine Menge Zoos, aber einen (einheimischen) Eisvogel hatte keiner von denen.

    Wie schade, dass es damals noch keine Digicams gab.

    Mit Vaters alter Analogkamera (ohne Wechselojektiv, 50 mm Festbrennweite) wäre da nur ein kleiner blauer Punkt auf dem Foto gewesen. Tja, da hätte ich schon meine heutige Kamera mit 300 mm Tele (420 mm Kleinbildäquivalent) haben müssen… Ich habe überhaupt erst mit der Knipserei wegen der Astronomie angefangen, aber das war erst Jahre später mit Fujica Spiegelreflex und 135 mm Tele, das hätte auch nicht gereicht.

  20. #20 Theres
    13. Juli 2015

    @Alderamin
    Na, der Eisvogel war schon ein wilder … aber als ich im April irgendwann noch einmal dort war, sah ich ihn nicht mehr. Allerdings begann damals die Brutzeit und dann sind sie eh schwer beschäftigt und nur am Nest zu sehen, oder wenn man weiß, wo er regelmäßig sitzt und auf Beute lauert. Die Fotos stammen aus dem Winter und so kann es auch ein Jungtier im Winterquartier gewesen sein.
    Am ehesten sieht man sie wieder nach der Brutzeit.

    Der Tierpark ist niedlich, am Kaiser…garten? Irgendwas, jedenfalls hinterm Gasometer am Kanal lang (ja, ist ein Fluss, ich weiß). Ich laufe immer hin, weil sie viele alte Haushuhnrassen haben und ich die so unheimlich mag.

  21. #21 Theres
    13. Juli 2015

    Balzzeit, nicht Brutzeit …
    Und wer mal einen blauen Blitz gesehen hat, der sollte sich die Uhrzeit merken. Sie sind zwar ungefähr so pünktlich wie ich, durchstreifen ihr Gebiet aber immer eine Weile nach einem Schema und die Chancen, sie einige Tage zur gleichen Zeit dort erneut zu sehen, ist groß. Diese Routen wechseln allerdings.

  22. #22 Alderamin
    13. Juli 2015

    @Theres

    Irgendwas, jedenfalls hinterm Gasometer am Kanal lang (ja, ist ein Fluss, ich weiß)

    Beides. Rhein-Herne-Kanal und daneben die Emscher. Letztere ist, glaube ich, Deutschlands schmutzigster Fluss. Da hätte ich jetzt keinen Eisvogel erwartet, aber vielleicht ist der Kanal ja sauber…

    Wenn’s ein wilder Eisvogel ist, dann MAXIMUM RESPECT. So nahe muss man erst mal rankommen. Ohne Küchenfenster 😉

  23. #23 Theres
    13. Juli 2015

    @Alderamin

    Die Emscher ist sauberer geworden, und er fing sein Futter wohl im Graben ums Schloß und im Tierpark. Ich war nicht so nahe dran – ich habe eine heftige Zoomkamera 🙂 (FZ72).
    Warte … https://www.google.de/maps/place/Lindnerstraße+6,+46149+Oberhausen,+Germany/@51.4913145,6.8558184,21z/data=!3m1!1e3!4m2!3m1!1s0x47b8ea9aec8c4c9d:0x8e1fc11636c6ca84

    Da war es und die Adresse stimmt nicht, wohl aber der Ort.
    Er saß da in der Sonne und sparte heftigst Energie … oder sie. Das kann ich nicht unterscheiden, trotz guter Fotos nicht und zehn bis zwanzig Meter war die Distanz wohl schon. Ups, nun aber genug OT …

  24. #24 Bettina Wurche
    18. Juli 2015

    @theres: Danke für die herrlichen Bilder vom Eisvogel!
    Immer wieder unglaublich, was für schreibunte, exotische Viecher bei uns herumfliegen : )