„Ocean-Clean-up“ ist ein ambitioniertes Projekt zum „Aufräumen“ des Plastik-Mülls in den Meeren.
Es wird zurzeit heiß debattiert.
Was steckt hinter dem Projekt und der kritischen Diskussion?

Das Plastik-im-Ozean-Problem (marine debris)

Marine debris ist Müll, der nicht biologisch abgebaut werden kann (Gregory, 2009).
Seit 1940 ersetzen  synthetische Materialien zunehmend die natürlichen Materialien bei Fischernetzen, Angelleinen und den unterschiedlichsten Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Sie kosten weniger, sind leichter und länger haltbar (Laist & Liffmann, 2000). Dieser Trend hält immer noch an. So hat die Verschmutzung – nicht nur – der Ozeane mit Müll rapide zugenommen (Gregory, 2009).
Mittlerweile ist „Marine debris“ eines der wichtigsten Themen im Meeres-Umweltschutz, denn es hat gewaltige Auswirkungen auf viele Tierarten und letztendlich auch auf die Menschen. Damit wird die Meeres-Müll-Problematik auch zunehmend in der Öffentlichkeit diskutiert.

Marine debris schadet den Meesbewohnern

https://images.zeit.de/wirtschaft/2011-01/growth-chris-jordan/10042--Midway,-CF000313,-2009.jpg

Marine debris gefährdet und tötet Tiere durch

  • Entanglement: Die Tiere verfangen sich in Netzen, Plastiktüten und anderen Plastikteilen und ertrinken, verlieren Gliedmaßen oder verhungern.
    Ein einziges Geisternetz (Netz, das sich losgerissen hat) zieht eine gewaltige Schneise der Verwüstung durchs Meer, in ihm sterben Wale, Vögel, Haie und ganze Fischschwärme.
  • Verschlucken: Die Tiere halten Plastik für Nahrung und füllen ihre Mägen oder die ihrer Küken damit. Letztendlich verhungern sie an einem mit Plastik gefüllten Magen.
  • Ersticken: Plastik setzt sich in den Luftwegen Luft atmender Meerestiere wie Wale, Robben, Schildkröten oder Vögeln fest.
  • Die chemischen Auswirkungen des sich zersetzenden Plastiks wie die Schwächung des Immunsystems oder abnehmende Fruchtbarkeit sind dabei noch gar nicht erfasst.

Der Marine debris-Experte Laist schätzte schon 1997, dass mindestens 1 Million Seevögel und 100.000 Meeressäuger (Wale, Robben, Seekühe) an Marine debris sterben (Laist, 1997). Mittlerweile dürften diese Werte deutlich höher liegen.

Der Meeres-Müll schadet auch unserer Gesundheit

Die Kunststoff-Partikel verwittern unter dem Einfluß von Salzwasser und UV-Strahlung und zerfallen in immer kleinere Partikel. Schließlich sind sie so klein, dass sie vom Plankton als Nahrung oder mit der Nahrung aufgenommen werden. Mikroorganismen können die Kunststoffe nicht vollständig zersetzen. Die mikroskopisch kleinen Reste verbleiben in den Ozeanen. Die Plastik-Partikel sind in der gesamten Nahrungskette nachweisbar und werden entlang der trophischen Stufen immer weiter angereichert.
Kunststoffe geben bei ihrer Zersetzung giftige und hormonell wirksame Zusatzstoffe wie Weichmacher, Flammschutzmittel und UV-Filter ab.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Meeres-Plastiks wie Behinderungen der Schifffahrt oder der Fischerei soll hier nicht weiter erörtert werden. Aber sie ist mittlerweile ein Faktor von erheblicher finanzieller Bedeutung.

Müllkonzentrationen in den Weltmeeren

Verteilung des Plastik-Mülls im Ozean:

Der Müll ist nicht gleichmäßig verteilt, sondern sammelt sich in gewaltigen Müll-Strudeln im offenen Ozean. Mittlerweile gibt es fünf gigantische Strudel, die wie

Plastikkontinente im Meer schwimmen und bereits eigene Ökosysteme sind. Der größte von ihnen ist der Nord-Pazifik-Strudel – er ist doppelt so groß wie Deutschland.
Plastikpartikel sind in jeder Tiefe zu finden, bis hinein in die Tiefsee. Die mit Abstand höchste Konzentration schwimmt allerdings auf der Wasseroberfläche, direkt an der Wasser-Luft-Grenzefläche.

Ocean-Clean-up: Lösung für die Plastikflut (marine debris)?

Ocean-Clean-up ist die Planung eines gigantischen Bauwerks mitten auf dem Ozean.
Es wäre die größte künstliche Struktur auf den Ozeanen und soll die Flut des Plastik-Mülls verringern. Ein großer Teil des Plastikmülls treibt an der Wasseroberfläche. Ocean-Clean-up besteht aus einem Turm und gewaltigen Armen, die auf der Wasseroberfläche liegen. Mit den Armen würde der auf der Oberfläche des Ozeans treibende Müll abgeschöpft. Diese Arme sind so gebaut, dass sie auch kleine Müllpartikel großflächig mit abschöpfen.

Die Idee „Ocean-Clean-up“

Der junge Niederländer Boyan Slat stellte 2012 bei einem TEDxDelft-Talk seine Idee, diese Müllstrudel gezielt abzuschöpfen, vor.
https://fabrique3d.com/wp-content/uploads/2014/06/Fabrique-Computer-Graphics-The-Ocean-Cleanup31.jpgEine 100 Kilometer lange Anlage aus schwimmenden Barrieren.
An einem am Meeresboden verankerten „Turm“ hängen je zwei 50 Kilometer lange Arme. Die Arme sind in einem 120°-Winkel angeordnet und bilden einen Trichter, sie reichen bis unter die Wasseroberfläche. Die Strömung soll Plastikmüll in den Trichter weiter zum Zentrum der Anlage treiben, dort wird er in einer großen Plattform gesammelt und komprimiert. Schließlich holt ein Schiff den komprimierten Müll ab, um ihn an Land zu recyceln. Über das Recycling sollen die Kosten der Anlage teilweise gedeckt werden. Die Machbarkeitsstudie errechnet dabei einen Betrag von 317 Millionen Dollar.

Wie realitätsnah ist Ocean-Clean-up?

Die Idee hört sich zunächst gut an.
Aber:
Ist das Projekt in seiner jetzt geplanten Form durchführbar?
Kann es effektiv Plastikmüll aus dem Ozean entfernen?
Welche negativen Folgen könnte der Einsatz von Ocean-Clean-up auf die Meeresbewohner haben?

Auf marinedebris.info haben Ozean-Experten “Ocean-Clean-up” diskutiert:

Ihre wichtigesten Kritikpunkte:
1. Ungenügende praktische Erprobung der Methode

Slat hat vor den Azoren bereits eine kleine Versuchsanlage gestestet.
Wissenschaftler halten sie jedoch für absolut unzulänglich.
Die Meeresforscherinnen Martini und Goldstein meinen, dass dabei weder die Strömungsverhältnisse realistisch waren noch der Beifang an Tieren und Pflanzen überprüft wurde.

2. Zweifel an der Stabilität der Anlage
Stiv Wilson zweifelt an der die Stabilität der geplanten Anlage. Die Versuchsstudie und die Planung der Anlage unterschätzen Seegang, Stürme und Meeresströmungen.

3. Besiedlung und Verkrustung der Anlage durch Meerestiere
Auf einem Bauwerk im Ozean siedeln sich sehr schnell Organismen an, sie würden die Müll-Fangarme verkrusten und unbrauchbar machen.

4. Direkte Auswirkungen auf Meerestiere
Das Abschöpfen von Partikeln von der Meeresoberfläche würde auch die dort lebenden Organismen treffen. Vor allem die treibende Welt des Planktons in den Grenzschichten (Neuston und Pleuston), wie etwa die Blaue Flotte.
Ob sich andere Organismen dort verheddern könnten, ist noch nicht geklärt.
Auch die Tiere, die das Plastik selbst als Lebensraum nutzen, würden mit abgeschöpft.

Meine Einschätzung: Lob und Kritik

Boyan Slat und seine Mitstreiter haben ein ambitioniertes Projekt angeschoben und brillant vermarktet. Unter Nutzung ihres jugendlichen Elans und der modernen Medien.
Insgesamt erscheint das Projekt für diese Dimension fast naiv, es ist in vielerlei Hinsicht zu wenig durchdacht.
Darum nehmen Meereswissenschaftler es jetzt auch detailliert auseinander, um zu zeigen, dass das Marine debris-Problem wesentlich komplexer und komplizierter ist.

Ich kann beide Seiten verstehen – die ambitionierten jungen Erwachsenen, die endlich ein Problem angehen möchten, und die erfahrenen Älteren, die aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung wissen, daß alles komplizierter ist, als es auf den ersten Blick erscheint.
Aber warum nutzen hier nicht beide Seiten die Stärken des anderen?
Slat und sein Team wissen, wie man eine Idee zum Nutzen der marinen Ökosysteme in die Öffentlichkeit bringt und viele Menschen mobilisiert, es zu unterstützen und zu finanzieren. Slat hat ein globales Problem gewaltigen Ausmaßes avisiert und einen Lösungsansatz erdacht. Er hat seine Lösung verständlich vorgestellt und viele Menschen aktiviert, dieses Ziel zu unterstützen.
Die Meereswissenschaftler und andere Experten wiederum wissen, dass es nicht eine große Lösung geben kann, sondern eher mehrere kleine. Sie könnten zielgerichtet verschiedene Lösungen entwickeln, wie Müll an Flussmündungen abgeschöpft werden kann oder welches Instrumentarium in welcher Dimension auf offener See besser geeignet wäre.
Kooperation statt Aktionismus und „Kaputt-reden“ – das wäre doch mal ein lohnenswertes Ziel.
Ganz sicher bin ich mir allerdings, dass es so etwas nicht zum Nulltarif geben wird. Slat hat wirklich „schöngerechnet“. Und da würde ich mir wünschen, dass ein weit voraus denkender Mensch mit einem großen Finanzvolumen dafür ein Projekt auslobt. Ein internationales, interdisziplinäres Projekt, das junge und ältere Menschen an einen Tisch bringt und etwas Großartiges zum Wohle unserer Meere plant und umsetzt.

Und was kann jeder selbst tun?

Jeder Verbraucher kann seinen Anteil am globalen Marine debris-Problem selbst verringern.

Das Umweltbundesamt empfiehlt dazu:

  • „Verwenden Sie keine Peelings, Duschgels und Zahnpasten, die Kunststoffe (zum Beispiel Polyethylen) enthalten.
  • Werfen Sie Müll nicht achtlos weg, sondern stets in den Mülleimer. Nehmen Sie alles wieder mit, was Sie für den Strandtag oder das Picknick im Freien eingepackt haben.
  • Kaufen Sie langlebige Produkte – so schonen Sie wertvolle natürliche Ressourcen und vermeiden Müll. Nutzen Sie plastikfreie Verpackungen wie Papiertüten für Brot oder Obst und Gemüse, Mehrwegflaschen oder noch besser Glasflaschen aus der Region und eigene Textiltragetaschen für den Einkauf.
  • Trennen Sie Ihren Müll. Nur so ermöglichen Sie, dass Plastik und andere Stoffe überhaupt recycelt werden können.
  • Beteiligen Sie sich an freiwilligen Säuberungsaktionen an Küsten, Stränden und Flussufern.“
    In Hamburg lädt z. B. die Meeresschutzorganisation Deepwave e. V. zum Strandsäubern ein.
  • Werfen Sie von Schiffen aus keinen Abfall ins Meer.

Quellen:

https://www.theoceancleanup.com/problem.html

https://marinedebris.info/

Gregory, Murray R. (2009): Environmental implications of plastic debris in marine settings—entanglement, ingestion, smothering, hangers-on, hitch-hiking and alien invasions
https://rstb.royalsocietypublishing.org/content/364/1526/2013

Laist, D. W. (1997) Impacts of marine debris: entanglement of marine life in marine debris including a comprehensive list of species with entanglement and ingestion records. In Marine debris, sources, impacts, and solutions (eds J. M. Coe & D. B. Rogers), pp. 99-139. New York, NY: Springer-Verlag.

Laist, D.W. and Liffmann, M. (2000) Impacts of Debris: Research and Management Needs, Issue Papers of the International Marine Debris Conference, Aug 6-11, 2000. Honolulu, Hawaii.

https://www.unep.org/regionalseas/marinelitter/publications/docs/plastic_ocean_report.pdf

https://www.upworthy.com/the-longest-floating-structure-in-history-is-about-to-hit-the-ocean-it-might-fix-a-big-problem?c=ufb2

 

Kommentare (31)

  1. #1 Uli
    24. Juli 2015

    Das ist doch ein schönes Beispiel für wissenschaftlichen Fortschritt.
    1. Jemand macht einen Vorschlag eines Problems.
    2. Jemand anders findet gewisse Probleme bei diesem Vorschlag
    – GOTO 1.

    Und ja, es ist eine tolle Sache, daß sich ein paar junge Leute Gedanken zum Müll in den Ozeanen machen.

    Den Älteren war es ja offenbar egal…

  2. #2 meregalli
    24. Juli 2015

    Diese Filmsequenz aus der Reifeprüfung hat mich immer schon zum Schaudern gebracht:

  3. #3 Bettina Wurche
    24. Juli 2015

    @meregalli: Danke! Der Plastikmüll ist auf jeden ein kulturgeschichtliches Phänomen, das auch solche Lösungen erfordert. Und nicht von ein paar Biologen etc gelöst werden kann.

  4. #4 Bettina Wurche
    24. Juli 2015

    @Uli: Naja, egal war es ihnen nicht, sonst hätten sie es ignoriert. Aber es war eben ein destruktiver Umgang. Und das bringt uns bei der Lösung des problems kein Stück weiter.

  5. #5 BreitSide
    24. Juli 2015

    Danke, wieder ein Anstoß.

    Bisher hatte ich das Problem gar nicht so gesehen. Ich dachte, Plastik wäre hinreichend inert. Plastiktüten habe ich schon immer mehrfach oder gar nicht verwendet und/oder sachgerecht entsorgt.

    Das Mikroplastikproblem war mir nie so bewusst. Jetzt muss ich mal bei der Zahnpasta und dem Peeling meiner LAG nachschauen.

  6. #6 demolog
    24. Juli 2015

    Den kleinen Partikeln kommt man nicht mit Netzen bei. Sein System taugt nur für größere Teile und dann wohl nur in den oberen 10-20 Meter Wasser.
    Den kleinen Partikeln kommt man vielleicht mit Elektrostatik bei. Das würde die Anlagen aber noch mal um Faktoren verteuern.

    Irgendwann lange vor 2010 dacht ich mal an Filteranlagen mit langen Schläuchen für den Abfluß aus dem Strudel. Doch das würde alles aus dem Wasser filtern. Geht also nicht.

    Aber mal zur Sache:
    Was wären 500 Milliarden für ein wahrscheinlich gesunden, sauberen Ozean? Mit ein paar Millionen braucht man wirklich nicht zu fuchteln. Das kann man dann auch gleich sein lassen und sich ´ne neue Erde suchen. Die globalen sozialen und wirtschaftlichen Kosten für die Veränderungen wegen der verschmutzten Ozeane und Küstengebiete sind auch schnell über solche Sphären anzusiedeln.

  7. #7 BreitSide
    25. Juli 2015

    Die 500 Mrd sind doch schon für die Boni der Banker weg!

    Aber im Ernst, jegliche Art von Filterung sammelt auch Ungewünschtes ein, sei es als Bewuchs oder weil es die selbe Größe hat.

    “Übergrößen” kriegt man – wenn man nur die feinen Partikel rausfiltern will – durch vorgeschaltete gröbere Siebe/Netze weg, aber Bewuchs wird doch zwangsweise eingesammelt? Wie könnte man den trennen?

    Und für die Netze und Leinen bräuchte man wohl was Ähnliches wie Haken o.ä.

    Und vor allem ist wohl doch noch ziemlich viel Menschenwerk erforderlich?

  8. #8 peer
    25. Juli 2015

    Mmh, IIRC gab es sogar eine Vorstudie bezüglich Sturmsicherheit.
    Die Hauptkritikpunkte lesen sich jetzt für mich als Laien nicht so, dass man es nicht mit einer Anlage tatsächlich mal versuchen könnte, um zu sehen wie gut / schlecht das tatsächlich funktioniert. Die Ozeanologen könnten da sicherlich noch helfen, auch ggf. beim Verbessern.
    Jedenfalls bin ich nach diesem Artikel noch nicht ganz überzeugt, dass der Ansatz ein totales Hirngespinst ist (ich glaube aber auch nicht, dass diese Türme die einzige Lösung sein können).

  9. #9 Bettina Wurche
    27. Juli 2015

    Genau das sind die „Knackpunkte“ des Projekts.
    Das selektive Abschöpfen des Plastiks ist aus meiner Sicht unmöglich.
    Erstens sind die Plastikstücke und –partikel aller Größen mit Organismen vermengt.
    Gerade an der Oberfläche driften und segeln gleich eine ganze Menge Lebewesen.

    Um dort nur Plastik abzufischen, bräuchte man schon einen Plastik-Magneten.

    Zweitens ist der Kunststoff selbst schon ein Lebensraum geworden. Organismen besiedeln einzelne Plastikstücke und nutzen den Plastik-Strudel als eigenen Lebensraum.
    Durch das Abschöpfen und Recyceln dieses Materials entstünde also ein beträchtlicher Kollateralschaden.

    So stellt sich die Frage: Was ist schützenswert? Und der Schutz welcher Organismen hat den Vorrang?
    Für mich persönlich hätten die großen Organismen wie Wale, Robben, Seevögel, marine Reptilien und größere Fische den Vorrang, denn fast alle Bestände sind bedroht. Und weitere tote Tiere durch marine Debris könnten hier schon einen beträchtlichen Impact auf die Populationen haben.

    Zur technischen Umsetzung:
    Zur Maschenweite:
    Netze gibt es in allen Maschengrößen. In diesem Fall wäre es wohl am sinnvollsten, mehrere Netze hintereinander zu schalten: Das mit den größten Maschen zuerst, dann immer engere, bis hin zum feinsten Planktonnetz für kleine Partikel.

    Technisch sollte so etwas umsetzbar sein, allerdings nicht in der geplanten Größe.
    Wenn kleinere solcher Plastikfilter z. B. in den Mündungen großer Flüsse, durch die besonders viel Müll ins Meer gelangt, eingesetzt würden, könnte das Plastik frühzeitig, also vor seiner Besiedlung, wieder aus dem Verkehr gezogen werden.

    Aber wie gesagt:
    Oberste Maxime muss Müllvermeidung werden.
    Und dann fehlt es an konstruktiven, ergebnis-orientierten Diskussionen und dem politischen Willen, solch ein internationales Projekt auch durchzuziehen.
    Pech für das Meer.

  10. #10 BreitSide
    27. Juli 2015

    Richtig. Leider.

  11. #11 BreitSide
    27. Juli 2015

    Ha! Hab grad geschaut: Das Lavera-Peeling meiner LAG ist laut Aufdruck “ohne Mikroplastikkörper”!

    Auf der Elmex hab ich nix gefunden.

  12. #12 Bettina Wurche
    27. Juli 2015

    @BreitSide: grinz.
    Elmex nutzt nach eigener Aussage Polyethylen-Partikel
    https://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/meere/131119_bund_meeresschutz_mikroplastik_produktliste.pdf

    Bei unheimlich vielen anderen Körperpflegemeitteln ist Plastik enthalten:
    https://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/meere/131119_bund_meeresschutz_mikroplastik_produktliste.pdf
    Ich bin einfach fassungslos, wie viele Produkte davon betroffen sind. Alle Preisklassen sind betroffen. Die Aufdrucke auf den Verpackungen sind so klein, dass ich sie auch mit Brille nur schwer entziffern kann. Es ist schwierig und zweitaufwändig, richtig einzukaufen.
    Wahrscheinlich sollte ich darüber noch mal einen Extra-Artikel schreiben.

    Lavera ist, wie Weleda u. ä., schon anthroposophisch angehauchtes Öko-Zeug. Ich benutze davon auch so einige Produkte, und wenn mein Mann mich 150-mal mit dem anthroposophischen Schriftzug aufzieht : )

  13. #13 Theres
    27. Juli 2015

    Ich hätt da auch zwei Links … und einer, der mich erstaunte. Angeblich sind Zahnpasten jetzt frei davon.
    Hm. Die Ersatzstoffe sind es wohl auch nicht so.
    https://www.bund.net/mikroplastik-liste&rct=j&q=&esrc=s&sa=U&ved=0CBYQFjAAahUKEwis2cvy5PvGAhUBVhQKHap4Dyw&usg=AFQjCNH0zr1kLG59mZQS9h_ZYLjoA67tGQ

    https://www.zm-online.de/home/nachricht/Schluss-mit-Mikroplastik-in-Zahnpasta_245332.html

  14. #14 Theres
    27. Juli 2015

    Ach, die Aldi- Süd Zahnpasten sind auch frei von Plastik …

  15. #15 matthias
    27. Juli 2015

    Danke für den Hinweis! Beim Kauf von Zahnpasta etc. steh ich eh immer wie der Ochs vorm Berg und hab keine Ahnung was ich nehmen soll – jetzt hab ich zumindest mal ein wirklich sinnvolles Kriterium.

  16. #16 BreitSide
    27. Juli 2015

    Danke, Bettina, für den Link!

  17. #17 Bettina Wurche
    28. Juli 2015

    @Theres: Danke!

  18. #18 rolak
    28. Juli 2015

    Aldi- Süd (..) frei

    Na da habe ich ja Schwein gehabt – schönen dank für den Gewissensbalsam, Theres

  19. #19 demolog
    30. Juli 2015

    @ #9 Bettina Wurche
    27. Juli 2015

    Zitat:
    “Um dort nur Plastik abzufischen, bräuchte man schon einen Plastik-Magneten.”

    -> Sag ich ja: Elektrostatik. Ich hab aber keine Ahnung, ob das unter Wasser funktioniert.

    Auf das Biotop auf dem Plastik kann nun wirklich keine Rücksicht genommen werden. Dieses Biotop ist einfach Fehl am Platz. Bringt andere Lebewesen auch noch in Gefahr.

  20. #20 Frank
    Bayern
    4. August 2015

    Manchmal frage ich mich echt, was in den Köpfen der Menschen vor geht. Wenn ich dann lese, den alten war das Plastik Problem egal, dann sträuben sich mir die Haare.
    Vor 25 Jahren lag weit weniger Plastik und Müll auf den Straßen und in der Natur.
    Über die Naivität, Dummheit, Blauäugigkeit und Manipulation der Menschheit in vergangenen Zeiten brauchen wir hier nicht diskutieren.
    Die Industrie setzt ihren Gewinn orientierten Willen durch, so war es in der Vergangenheit und wird es auch in der Zukunft sein wenn nicht endlich ein umdenken eintritt.

    Ein kleiner Schritt für die Zukunft wäre schon mal ein Weltweites Verbot von Plastiktüten.
    Es gibt da viele alternativen.
    Aber das alleine ist es nicht, fangen wir mal weiter hinten an.
    In den 80ern gab es die große Diskussion über Müllvermeidung und Recycling.
    Was dabei in den 90ern heraus kam, war der Grüne Punkt.
    Die Industrie war hierbei wieder einmal der Sieger, das Duale System hat uns nicht nur auf einen Schlag noch mehr Verpackungsmaterial beschert sondern auch diesen Irrsinnigen gelben Sack, den es anstatt einer Tonnen vieler Orts immer noch gibt.
    Das Ding steht auf der Straße und beim kleinsten Sturm landet der “Rohstoff” nicht mehr da, wo er hin soll, sondern in freier Natur.
    Anstatt den Müll zu vermeiden wird mehr Produziert als je zuvor.
    Müll vermeiden wäre bei weitem sinnvoller.
    Denkt mal nach, ihr kauft diesen Müll, reinigt ihn unter Umständen mit wertvollen Wasser, sammelt ihn und dann schenkt ihr den wertvollen Rohstoff der Industrie,
    die ihn euch verkauft hat.
    Wer hat das was davon?

    Es bringt dabei aber auch nichts wenn der brave Deutsche schön brav seinen Müll sammelt, wenn der Rest der Welt nicht mit macht.
    Der unaufgeklärte Chinese, der Mongole, der Afrikaner, Südamerikaner oder jeglicher andere Weltenbürger bei dem diese kapitalistische industrielle Müllschwemme angekommen ist, hat zumeist nicht die Möglichkeit den Müll zu sammeln geschweige denn eine Stelle wo dieser abgegeben werden könnte.
    Er wird in der Natur entsorgt oder einfach verbrannt, die Reiche Welt entsorgt ihren Müll in Afrika, wo dann die Kinder im Müll wühlen, Elektroschrott und Kabel verbrennen um an etwas Kupfer zu gelangen damit sie sich etwas essbares leisten können.

    Für all unsere technischen Spielereien wird nicht nur ein Raubbau an der Natur betrieben, sondern es werden auch Unmengen an Sondermüll und radioaktiven Abfällen produziert, um an die dafür benötigten Rohstoffe ran zu kommen.
    Im Vergleich dazu ist das Plastik Problem nur eine Nebenerscheinung.
    Was nicht heißen soll, das das Plastik nur ein nebensächliches Problem darstellt.

    Aber zurück zum eigentlichen Thema, ich merke mal wieder das die mediale Manipulation mal wieder voll zuschlägt.
    Ihr achtet darauf keine Produkte, wie Hygieneartikel zu verwenden die kein Mikroplastik enthalten.
    Eigentlich eine noble Sache, dennoch nur eine kleine Geste, denn das eigentliche Problem ist immer noch die Vermeidung des eigentlichen Problems.
    1. Weltweite Müllvermeidung (Verwendung Umwelt verträglicher Rohstoffe)
    2. das unvermeidbare weltweit recyceln
    3. Qualitativ hochwertige Produkte produzieren
    4. Weg vom kapitalistischen Wirtschaftsdenken

    Nun denn, zurück zum Plastik in den Meeren.
    Ursache für die immensen Probleme ist nicht das Mikroplastik in eurer Zahnpasta, wobei die auch ihren Teil dazu beiträgt.
    Mit Mikroplastik ist das Plastik gemeint, das vom Plastik Müll selbst verursacht wird.
    Der Müll wird durch äußere Einflüsse immer feiner, er zersetz sich zu Mikroplastik und schwimmt dann mit dem Plankton in den Meeren und wird ganz nebenbei von sämtlichen Kleinstlebewesen und Plankton Fressern aufgenommen und landet dann letztendlich irgendwann auch wieder auf unseren Tellern.
    Hinzu kommt, dass dieses Mikroplastik wie ein Magnet auf Giftstoffe wirkt und diese Aufnimmt und somit aus diesem Plastik Sondermüll macht.
    Wir sehen wieder nur mal die Spitze des Eisberges, die Vögel deren Mägen mit Plastik gefüllt sind und bei lebendigen Leibe verhungern müssen.
    Schildkröten, Robben, Delphine, oder… die sich im Müll verheddert haben und Presse wirksam elend zu Grunde gehen.
    Das eigentliche Elend entzieht sich leider unseren Blicken.

    Ja, es würde Sinn machen, den Müll in den Meeren ein zu sammeln auch wenn dieser mittlerweile Lebensraum für bestimmte Tierarten ist und diese dabei ums Leben kommen.
    Er ist unnatürlich, tödlich und eine Bedrohung für Generationen und das gesamte Leben auf dieser Welt.
    Wir müssen diesen Müll sammeln und irgendwie aus den Meeren bringen, uns bleibt gar nichts anderes übrig.
    Mit Gewinn orientierten denken und Kapitalistischen Wirtschaftssystemen wird
    dies jedoch niemals durchführbar sein, vor allem wenn ständig Nachschub zu geführt wird.
    Es geht hier nicht mehr um das überleben einer bestimmten Spezies, sonder um das
    überleben eurer Urenkel und dem höher entwickelten Leben im allgemeinen auf diesem Planeten.

    Erst wenn wir wieder das Wasser aus dem nächsten Fluss, Bach oder See trinken können, ja erst dann haben wir wirklich Umweltschutz betrieben, etwas für zukünftige Generationen getan und den Planeten durch unser Dasein bereichert.

    Wo leben wir denn?
    Wir leben in einer Welt, in der Neureiche Bürger nicht wissen, was sie mit ihrem ganzen Geld anfangen sollen.
    Anstatt endlich etwas zu bewegen in dem sie ihr Geld ausgeben, horten sie es (auch ein riesiges Problem für die Wirtschaft, Geld muß im System beliben) oder finanzieren einfach mal so das SETI-Projekt mit 100 Millionen Dollar um nach außerirdischen Signalen zu suchen, anstatt vor ihrer eigenen Haustüre zu kehren um etwas zu bewegen.
    Was für einen unnütze Aufgabe im Vergleich zum weltweiten Artensterben.
    Wir investieren Unmengen an Summen in Waffen um mit diesen leiden und Gewallt in diese Welt zu bringen, in ein nach logischem denken nicht funktionierendes Wirtschaftssystem um dieses am laufen zu halten und zerstören mit jedem Mittel das uns zur Verfügung steht, das was uns am wichtigsten sein sollte, unseren Lebensraum.

    Wir und dieser Planet kann sich diese Menschen nicht mehr leisten es wird langsam Zeit
    unser Umwelt entfremdetes Leben zu überdenken bevor alles Spät ist.

  21. #21 Gerhard
    4. August 2015

    “Oberste Maxime muss Müllvermeidung werden”.

    Hierzu kann ich den Fotografen Chris Jordan aufführen, der “sehr schön” die Mengen (in ihrer Dimension) verdeutlicht, in denen weggeworfen oder verbraucht wird. Von Cell phones bis Plastik aller Art..

    https://www.chrisjordan.com/gallery/rtn/#plastic-bags

  22. #22 Bettina Wurche
    4. August 2015

    @ Danke, Gerhard. Ja, dazu gibt es viele gute Projekte. Aber so richtig hat bisher noch kaum jemand den richtigen Drall zur Müllvermeidung bekommen. In Deutschland geht noch so einiges, in England kann man beim Einkauf nicht mal eine Plastiktüte vermeiden. Da war ich wirklich sprachlos.

  23. #23 Bettina Wurche
    4. August 2015

    @ Frank: An Ihren Kommentar ist so einiges ´dran, aber für meinen Geschmack ein etwas verallgemeinernder Rundumschlag.
    Und zur SETI-Forschung habe ich eine kontroverse Meinung: Ich bin absolut für SETI, ETI und Raumfahrt.
    Wir sollten nicht eine Wissenschaftssparte gegen eine andere ausspielen und nicht Artenschutz gegen Menschenschutz.
    SETI und ETI erzählen uns sehr viel über die Entstehung des Lebens und die Entstehung von Kulturen und Kommunikation.
    Dazu möchte ich an dieser Stelle nicht zu weit ausholen.
    Und außerdem gibt es eine ganze Menge neureicher und altreicher Bürger, die ihr Geld in Stiftungen geben und sich auch anderweitig engagieren. Und Bürger ohne finanzielles Polster, die sich ehrenamtlich engagieren und einfach so Dinge tun und leisten.

  24. #24 BreitSide
    Beim Deich
    4. August 2015

    @Frank: Du hast viel Richtiges geschrieben. Aber Einiges ist zu korrigieren:
    – Bäche, Flüsse und Seen sind heute sauberer als Du sie wahrscheinlich je erlebt hast.
    – Das Thema “Sondermüll” wird leider für alles Mögliche missbraucht, zB für Stypopor oder Kevlar. Und das auch meist nur in der Schweiz.
    – Eigentlich ist es ja gut, wenn die Mikroplastikteile “Gifte” aufsaugen. Dann kann man sie konzentriert abfischen.
    – Die “böse Industrie” produziert auch nur das, was wir ihr abnehmen. Unsere Gier ist dafür verantwortlich.

    Die Hauptgefahr ist immer noch die globale Erwärmung. Und da versagt Deutschland gerade in dem Segment, das am meisten von uns Privatleuten dominiert wird, nämlich dem Straßenverkehr. Und das liegt nicht an den Lkw. Die übrigens auch nur für uns fahren, nicht für “die Industrie”.

    Ansonsten jede Menge Zustimmung!

  25. #26 anderer Michael
    23. Dezember 2016

    Es soll keine Schleichwerbung sein. Die italienische Firma Aquafil recycelt auch im Meer rumtreibende Fischernetze und stellt Nylonfasern(Econyl) her. Eine in Hamburg lebende Künstlerin, Marie Therese Kramer, stellt daraus Teppiche her.
    Umweltschutz kann sich auch unmitteilbar finanziell lohnen.

  26. #27 Bettina Wurche
    23. Dezember 2016

    @andererMichael: Danke für die Info! Das hört sich spannend an. Aber es ist viel zu wenig. Kunststoff-Recycling ist noch viel zu schwach entwickelt, das müsste viel mehr werden udn sich auch mehr lohnen. Einge Leute brachten mal ein Pfand für (große) Netze ins Gespräch. Das wäre ein größerer Anreiz, die Netze nicht einfach ins Meer zu entsorgen.

  27. #28 The Ocean Cleanup | Less Waste
    16. September 2017

    […] (ScienceBlogs, Süddeutsche) gibt es natürlich […]

  28. #29 Sandra
    München
    26. Juni 2018

    Dieser Artikel ist jetzt schon ein bisschen älter, wie sieht das Problem im Jahr 2018 aus?

    Es wird mehr diskutiert denn je. Neue Persönlichkeiten entwickeln sich und setzen sich gegen den Plastikmüll in der Umwelt ein. Neben The Ocean CleanUp gibt es auch Seabin oder CareElite und noch viele andere Projekte gegen den Meeresmüll. Aber auch Zero Waste ist ein Lebensstil, der sich gerade etabliert. Weniger Müll machen im Alltag. Ich finde es großartig, dass so langsam ein Bewusstsein entsteht, damit wir noch lange etwas von unserer einzigartigen Natur haben.

    Viele Grüße, Sandra

  29. #30 Bettina Wurche
    29. Juni 2018

    @sandra: Für mich sieht es derzeit nach einer großen Menge Ideen und Ansatzpunkten aus, die zum großen Teil nicht aus dem Idee-Stadium hinauskommen und irgendwie als Pilotprojekt nach der ersten anfänglichen Begeisterung verpuffen. Nötig wären konzertierte Aktivitäten, die konsequent und großflächig rigoros umgesetzt werden. Genau das vermisse ich. Ich müsste dazu aber mal etwas weiter recherchieren und mir auch die neuen EU-Aktivitäten gegen Plastikmüll mal genauer ansehen.
    Bei der Bundesregierung vermisse ich jeglichen Willen, wirklich etwas gegen den Plastikmüll zu bewegen.
    Dass sich Zerowaste als Lebensstil etabliert, kann ich nicht erkennen. Ich sehe eine Reihe von Selbstversuchen und etwas Lifestyle-Gerede, aber nicht mehr. Leben ohne Kunststoff ist de facto in Deutschland kaum möglich. Aber wie gesagt, ich müsste da mal etwas recherchieren.

  30. #31 Ulli
    Lübeck
    30. September 2019

    Ich bin schon fast 70 Jahre auf dieser Welt.

    Neulich hab ich eine Radtour gemacht. Ich hab einen Müllbeutel und eine Müllzange mitgenommen und habe immer mal wieder angehalten und den achtlos weggeworfenen Müll vom Straßenrand gesammelt und hatte am Ende der Tour einen vollen Beutel.

    Am Montag habe ich mit einem Freund u. a. die Hinterlassenschaften der Fridays-for-Future-Demo gesammelt, Flaschen, aber vor allem Zigarettenkippen.
    Freunde von mit fliegen am Wochenende mit der ganzen Familie nach Bankog.

    Die Welt ist wie sie ist.