Der Walfang war nicht nur für die Versorgung der Bevölkerung essentiell wichtig, sondern auch für das Schmieren der Kriegsindustrie. Aus Walen kann man kriegswichtige Schmierstoffe produzieren, diese Fette werden auch bei sehr niedrigen Temperaturen nicht fest. Die kostbarsten Industriefette wurden aus dem Kopföl von Pottwalen gewonnen, ihre spezifischen chemischen Eigenschaften sind einzigartig. Erst seit den 70-er Jahren werden diese Fette industriell produziert.
Ein weiteres Walöl-Produkt war Glyzerin. Glyzerin ist ein Ausgangsmaterial für den Nitroglyzerin (= Dynamit), Walöl war also auf jeden Fall kriegswichtig.
Die ausgezeichnete Graphik von Hannes Grobe (AWI) zeigt, dass von einem 100-Tonnen schweren Blauwal immerhin 30 Tonnen Margarine zu machen sind. Und noch viel mehr!
Walfang: Der wahre Grund der “Schwabenland-Expedition”
Der Einstieg der Deutschen in den Walfang war auch der Grund für die berühmte Antarktis-Expedition mit der „Schwabenland“ und die Absicht der Deutschen, eine Antarktis-Station bauen zu wollen.
Durch diese Expedition ist maßgebliche Grundlagenforschung geleistet worden, vor allem in der Kartographie und Geographie. Bis heute sind viele Orte in der West-Antarktis um Dronning-Maud-Land herum mit deutschen Namen benannt.
Es blieb aber bei der Absicht und der ersten Expedition, es ist NIEMALS eine deutsche Station unter nationalsozialistischer Herrschaft gebaut worden. Und es gibt auch keine Reichsflugscheiben in der Antarktis.
Wirklich nicht!
Zum Weiterlesen
Mein Science-Blog-Kollege Christian Reinboth hat auf „Frischer Wind: Neuschwabenland Hitlers Basis in der Antarktis als Beispiel für moderne Mythenbildung“ dazu umfassend geschrieben.
Die beste Publikation zum Aufräumen mit den wild wuchernden Verschwörungstheorien um eine angebliche geheime NAZI-Antarktisstation ist
Summerhayes, C., & Beeching, P. (2007). Hitler’s Antarctic base: the myth and the reality Polar Record, 43 (01) DOI: 10.1017/S003224740600578X
Der U-Boot-Kapitän von U 977 Heinz Schaeffer hat seine Reise nach Südamerika beschrieben: „U977 – 66 Tage unter Wasser“. Ihm war vorgeworfen worden, er habe Hitler in die Antarktis gebracht. Mit seinem Buch hat er sehr deutlich nachgewiesen, dass dieser Vorwurf vollständig absurd war.
R. B. Robertsons „Männer und Wale“ ist der einzige mir bekannte Bericht über das Geschäft des antarktischen Walfangs, allerdings erst in den 50-er Jahren. Robertson ist als Arzt mitgefahren und war über die primitiven Lebensbedingungen entsetzt. In diesem Buch ist auch viel über Shackleton zu erfahren, denn einige der Walfänger kannten ihn.
Zum historischen deutschen Walfang gibt es umfangreiche wissenschaftliche Publikationen u. a. von Karl-Hermann Kock, zur historischen deutschen Antarktiserforschung hat Cornelia Lüdecke viel Lesenswertes geschrieben.
Zum Weiterhören:
Mein Vortrag „Deutsche Flagge über Eis und Pinguinen“ beschäftigt sich mit dem Themenkomplex Walfang, Schwabenland und Flugscheiben und ist ein Beitrag zur Entschwörung.
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