Die US Navy wird ab sofort den Einsatz von Sonar und anderen Techniken, die Wale verletzen oder töten können, bei Marinemanövern im Pazifik einschränken. Am 14.09.2015 unterzeichnete Vertreter der US Navy und Vertreter von Earthjustice ein entsprechendes Abkommen. Dabei geht es vor allem um den Einsatz von aktivem Sonar und Explosivstoffen.
David Henkin, ein Jurist der Umweltschutzorganisation Earthjustice, zeigte sich gegenüber der Presse recht zufrieden.
Aktiver Sonar unterbricht die Nahrungsaufnahme und Kommunikation von Walen über große Distanzen hinweg. Bei einigen Walen und in geringerer Entfernung kann dieses Sonar den Tod der Tiere verursachen. Durch den Einsatz von Explosivstoffen sind zuletzt 2011 vor San Diego vier Delphine gestorben, die sich zu nah an der Explosionsquelle aufhielten.
Lt. Cmdr. Matt Knight, ein Sprecher der U.S. Pacific Fleet sagt, dass diese Regelung grundlegende Test- und Trainingsmöglichkeiten der Marine bewahrt. “Recognizing our environmental responsibilities, the Navy has been, and will continue to be, good environmental stewards as we prepare for and conduct missions in support of our national security”.
Konkrete Schutzgebiete für Wale und Robben vor Südkalifonien und Hawaii
In einem 24 Punkte umfassenden Urteil sind die Restriktionen für künftige Marinemanöver detailliert aufgelistet:
- Die Navy darf kein Mid-Frequency-Sonar (MFAS) einsetzen im bekannten Schnabelwal-Habitat zwischen Santa Catalina Island und San Nicolas Island (Süd-Kalifornien)
- Die Navy darf kein Sonar einsetzen in den Nahrungsgründen der Blauwale vor San Diego (Süd-Kalifornien).
- Sonar und Explosionsstoffe sind verboten vor der vor der Ostseite der Big Island (Hawaii).
- Die Anzahl der Manöver zwischen Maui und Big Island (Hawaii) muss reduziert werden.
- Alle Fälle von verletzten und toten Walen werden vom National Marine Fisheries Service kritisch untersucht.
- Die Schutzzonen müssen ggf. ausgeweitet oder verlagert werden.
Vor Südkalifornien geht es vorrangig um den Schutz von Blau- und Schnabelwalen vor Mid-Frequency-Sonar und Schiffskollisionen. Vor Hawaii geht es vor allem um den Schutz verschiedener Kleinwale (Delphine), der Hawaiinischen Mönchsrobbe und der Buckelwale.
Diese Regelungen enthalten auch klare Angaben, dass die Marine in definierten Arealen einen Mindestabstand zu Walen einhalten muss und andere Anweisungen.
Wie ist es zu dieser neuen Regelung gekommen?
2013 hatte die Fischereibehörde der US Navy die Manöver genehmigt. Daraufhin hatten Earthjustice und andere Umweltschutzgruppen dagegen geklagt.
Im März dieses Jahres hatte die U.S. District Court Judge Hon. Susan Oki Mollway ihr Urteil gefällt: Die Fischereiadministration hat mit der Genehmigung der Pläne der US Navy gegen Umweltgesetze verstoßen. Außerdem habe das Militär, so die Richterin Mollway, versäumt, ernsthaft nach Alternativen zu suchen, wie etwa die Verlagerung der Manöver in andere Areale oder in andere Zeiträume, um die Wale weniger zu gefährden.
Nach dem Urteil der Richterin musste die Marine befürchten, dass die Durchführung Manöver von einem Gericht gestoppt werden könnte, erklärt Knight (Sprecher der U.S. Pacific Fleet). So wurde das Urteil von Richterin Mollway die Basis für die Vereinbarungen mit der Marine zum Walschutz.
Weiterhin gibt stellt die US Navy über einen Zeitraum von drei Jahren drei Millionen US $ an Forschungsgeldern zur Verfügung.
Damit soll vorrangig das Vorkommen und die Ökologie der Cuvier-Schnabelwale im Pazifik (Ziphius cavirostris) in kalifornischen Gewässern erforscht werden, die bisher unter dem Sonar-Einsätzen so schwer gelitten hatten.
Persönlicher Kommentar aus juristischer und Walschutzsicht
Die Nationale Sicherheit und die Aufgaben der US Navy stehen zumindest in einigen Punkten im Interessenskonflikt zum Walschutz.
Dieses Urteil zur Limitierung des Einsatzes von Sonar und Explosivstoffen in den spezifischen Meeresgebieten ist ein erster kleiner Schritt für mehr Walschutz.
Sehr respektabel ist die Rolle der Richterin, die die US Navy ermahnt hat, dem Walschutz mehr Gewicht beizumessen. Damit hat sie sich sicherlich nicht viele Freunde gemacht.
Letztendlich hält sich die US Navy allerdings viele Optionen offen, genauso weiterzumachen, wie bisher. Schließlich geht es ja um die Übung des Verteidigungsfalls und da kann man nicht zu viel Rücksicht auf ein paar schnatternde Meeressäuger nehmen. Gleichzeitig kann die Navy kann nun alle weiteren Vorwürfe der Walschützer zurückweisen und bequem darauf hinweisen, dass sie ja alles getan haben, was nur möglich war, ohne die nationale Sicherheit zu gefährden.
Die Zukunft wird zeigen, wie wirksam die Umsetzung dieses Urteils ist.
Marinemanöver und Sonartod in europäischen Gewässern
In europäischen Gewässern um die kanarischen Inseln hatte ein Moratorium zum Verbot von MFAS- und LFAS-Sonar-Einsätzen eine Serie von Massenstrandungen von Schnabelwalen abrupt untergebrochen. Die Spanische Regierung hat hier ein Exempel für den Walschutz statuiert!
Im Mittelmeer fordern Schnabelwal-Experten wie Alexandros Frantzis einen Sonar-Stop, u. a. für einige Tiefwassergräben zwischen Griechenland und Italien. In den vergangenen Jahren waren hier nach Marinemanövern ganze Walgruppen tot gestrandet, der regionale Bestand der Cuvier-Schnabelwale ist bereits extrem bedroht.
Quellen:
Persönliche Korrespondenz mit Michael Jasny, Director, Marine Mammal Protection, NATURAL RESOURCES DEFENSE COUNCIL, 4479 W. 5th Avenue, Vancouver, bc v6r1s4
https://www.latimes.com/local/lanow/la-me-ln-navy-settlement-20150914-story.html
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