Der Omura-Wal (Balaenoptera omurai) ist ein kleiner Bartenwal von bis zu 12 Metern Länge in den tropischen und subtropischen Breiten des Pazifiks vor.
Er wurde erst 2003 beschrieben. Und es ist kein Zufall, dass diese Beschreibung von japanischen Walforschern kam.
Der Omura-Wal sieht aus wie ein zu kleiner Finnwal.
Finnwale sind schlanke, elegante Furchenwale mit einer charakteristischen Kopffärbung: Der rechte Unterkiefer ist weiß, der linke ist schwärzlich.
Jetzt haben Walforscher eine kleine Population des Omura-Wals in den flachen Gewässern vor Madagaskar im Indik entdeckt. Sie haben die Tiere zunächst visuell identifiziert, und dies dann mit einer molekularbiologischen Untersuchung bestätigt. Gleichzeitig haben sie erstmals Omura-Wale akustisch und visuell aufgenommen. Dr. Salvatore Cerchio vom New England Aquarium und Woods Hole Oceanographic Institution und sein Team haben mit einem ganzen Bündel von Methoden erstmals ein lebendiges Bild dieser kleinen Bartenwale „gezeichnet“, deren Existenz immer noch umstritten war.
Im Video ist ein Wal zu sehen, der zunächst mit dem Bauch nach oben schwimmt. Die Furchen an Kehle und Bauch sind gut zu erkennen, der rechte Unterkiefer ist weißlich.
Dann dreht der Wal sich um die eigene Achse. Sein linker Unterkiefer ist wesentlich dunkler. Hinter dem Blasloch und auf dem Rücken, auf der Höhe der Flipper, trägt er weiße Bänder. Diese Färbung ist artspezifisch für alle Individuen von Omuras Wal.
Das Who-is-who der Balaenopteridae
In der Gattung Balaenopteridae tummeln sich heute (2015) acht Arten, die in drei Untergruppen eingeteilt werden:
• Zwergwal-Gruppe
o Nördlicher Zwergwal (Balaenoptera acutorostrata)
o Südlicher Zwergwal (Balaenoptera bonaerensis)
• Blauwal-Gruppe
o Finnwal (Balaenoptera physalus)
o Blauwal (Balaenoptera musculus)
o Omurawal (Balaenoptera omurai)
• Brydewal-Gruppe
o Brydewal (Balaenoptera brydei)
o Seiwal (Balaenoptera borealis)
o Edenwal (Balaenoptera edeni)
Leider sehen sie diese Arten ziemlich ähnlich.
Und ihr Verhalten ist meist wenig spektakulär. Breachen, Flipperballett und Fluke-zeigen wie beim Buckelwal kommt bei den Balaenopteriden nur ganz selten vor. Die meisten von ihnen kümmern sich nicht um Schiffe, sondern ignorieren sie einfach. Höchstens Zwergwale reiten mal in der Bugwelle. Wenn sie gerade dazu aufgelegt sind.
Wie ist es möglich, dass ein so großes Tier erst 2003 „entdeckt“ wurde?
Gerade für Wale ist das eine ganz typische Situation.
Zwischen einem etwa 10 Meter großen Zwergwal und einem bis zu 20 Meter großen Finnwal kann man auch auf See recht gut unterscheiden. Manche Arten lassen sich aufgrund ihrer bekannten geographischen Verbreitung gut zuordnen. Blauwale sind tatsächlich bläulich. Dann wird es allerdings etwas schwierig. Die meisten dieser Wale sehen sich sehr ähnlich – lange schlanke Tiere mit eleganter Bewegung und sichelförmiger Finne.
Einige haben weiße Abzeichen am Kiefer, auf dem Flipper oder auf dem Rücken. Andere tragen artspezifische Riefen auf dem Kopf.
Auch der Blow ist bei allen gleich, nur unterschiedlich groß.
Auf See sieht man von ihnen meist nur den Blow. Manchmal die Finne und ein Stück Rücken. Ansonsten: keine besonderen Merkmale.
Mit einer Entfernungsschätzung gelingt eine ungefähre Größenschätzung. Die Entfernungs- und Größenschätzung setzt allerdings schon ein professionelles Equipment und auch Erfahrung des Observers voraus.
Dazu kommt: Auf See ist nicht immer gute Sicht. Bei schwacher Dünung sind Wale wunderbar zu entdecken. Allerdings: Ein vom Wasser und seinen Spiegelungen überspülter Walkörper ist nicht einfach zu identifizieren. Bei etwas mehr Wind verweht der Blow, in den Windseen verlieren sich die Walrücken. Bei geringer Sichtweite durch Gischt oder Nebel wird es noch schwieriger.
Da oft nur ein kleiner Teil des Wals zu sehen ist, der nicht die wichtigen Bestimmungsmerkmale offenbart, ist eine sichere Artbestimmung sehr oft unmöglich. Die sichere Identifizierung eines mittelgroßen Balaenopteriden ist also eher etwas für Profis.
Der Verdacht, dass es noch einen weiteren Furchenwal geben könnte, bestand schon länger.
Einige Ergebnisse des japanischen „Forschungs“- Walfangs und einige Totstrandungen an indopazifischen Küsten hatte erste Hinweise auf einen noch unbekannten Wal geliefert.
So sehr die meisten Walforscher (auch Japaner!) den Walfang zu Forschungszwecken verdammen und für überholt halten: Die Identifikation neuer Arten gelingt am besten an toten Tieren
Gestrandet oder geschossen. Gern skelettiert.
Am liebsten in einer Institution mit entsprechend großer Arbeitsfläche, Meßgeräten, Gerätschaften zur Beprobung und anderem Handwerkszeug und Leuten, die viel Erfahrung mit den Walen haben. Ein Walfangmutterschiff oder ein Walforschungsinstitut mit Großwalkapazität. Zur Identifikation einer neuen Art braucht es eine Meßreihe an möglichst vielen Individuen, so dass die unveränderlichen artspezifischen Merkmale klar herauskommen.
Aber: Letale Walforschung gehört nicht in unsere Zeit.
Der japanische „Forschungs“- Walfang ist ein Relikt der Vergangenheit und verlogen dazu.
Darum hat Neuseeland vor dem Internationalen Gerichtshof dagegen geklagt. Das Gericht hat den japanischen Forschungswalfang verurteilt. Leider ist dieser Entscheid nicht wirklich binden und das Gezerre um den japanischen Walfang vor allem in der Antarktis wird weitergehen. Die IWC (Internationale Walfangkommission) hat sich erneut mit Mehrheit gegen diesen Walfang ausgesprochen, hat aber letztendlich keine Gewalt über die Walfangflotte (https://iwc.int/permits).
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