Geoff Notkin ist Geologe und professioneller Meteoritenjäger. Er ist Direktor der Aerolite und macht die Fernsehshow „The Metorite Men“ auf dem Discovery-Channel. Gestern hatte ich die Gelegenheit, seinen Vortrag zu hören und bekam eine grandiose Meteoriten-Show (Geoff) vor ebenso grandioser Kulisse (Modell von Tschurimov-Gerasimenko) im Presseraum des ESOC.
Mehr dazu auch auf seiner Homepage: https://www.geoffnotkin.com/
Die Fernsehshow „The Metorite Men“ verbindet wissenschaftliche Fakten mit dem Abenteuer Schatzsuche. Eine gute Show mit harten Fakten, ein unterhaltsames Wissenschafts-Abenteuer.
Diese Show und seine Bücher sind ein flammendes Plädoyer dafür, Kinder nicht einfach ihren Schulstundenplan abarbeiten zu lassen, sondern ihnen „Gehirnfutter“ anzubieten, damit sie ihre Interessen entwickeln und Dinge selbst erkunden können. Er selbst habe regelmäßig die Schule geschwänzt, etwa um Züge und Bahnhöfe, seine zweite große Leidenschaft, zu erkunden. Seine erste große Leidenschaft ist dann ja auch sein Beruf im Sinne einer echten Berufung geworden.
Hier ist der Trailer zu Meteorite Man:
Seine Vortragstournee ist leider ziemlich vorbei, Darmstadt war schon die viertletzte Station. Er ist dann nur noch in Leicester zu hören.
Ein Amerikaner in Franken – natürlich im Ries-Krater
Natürlich war der Meteoritenkrater im Nördlinger Ries ein Thema.
Dieser nahezu kreisrunde Krater ist eine ungewöhnliche Struktur zwischen der Schäbischen und Fränkischen Alb. Inmitten der hügeligen Landschaft ist dieser Krater eine Ebene, der Rand wird durch eine kreisrunde Hügelkette klar markiert. Im Zentrum des Impaktkraters liegt die beschauliche Stadt Nördlingen mit wunderbar erhaltenen Fachwerkhäusern.
Lange Zeit dachten die Geologen, dieser Krater sei vulkanischen Ursprungs, allerdings konnte niemand die ungewöhnlichen Gesteine erklären. Suevit ist ein für das Ries charakteristisches Impaktgestein. „Der Suevit wurde erstmals 1792 von dem Ingenieur Carl von Caspers unter dem Namen Feuerduftstein beschrieben. Caspers verwendete das Gestein beim Ausbau der Festung Ingolstadt als Trass zur Herstellung von wasserfestem Zement. Der Geologe Adolf Sauer leitete 1919 für das zu dieser Zeit nur aus dem Ries bekannte Gestein den Namen Suevit vom lateinischen Suevia für Schwaben ab.“ Die Geologen betrachteten Suevit als vulkanisches Gestein. Erst 1960 haben die US-amerikanischen Geologen Eugene Shoemaker und Edward C. T. Chao der Krater als Meteoriten-Impakt erkannt und das Suevit als Impaktit. Suevit ist in ein vielverwendeter regionaler Baustoff, schließlich ist es überall im Riess vorhanden.
Unter anderem ist auch die Kirche in Nördlingen aus Suevit erbaut. Zu Geoffs großem Entzücken entdeckte er dies bei einem Kultur-Ausflug in Nördlingen. Dabei sollte der Tag ohne Steine, Krater etc. ablaufen. Bis er oben auf dem Kirchturm stand, die Landschaft mit dem wunderbar erkennbaren Kraterrand bewunderte und den Baustoff der Kirche identifizierte: “View from top of a church built of suevite in a town the size of the meteorite that made the crater!”
Und gleich im Anschluß schwärmte er noch von den im Impakt zerbrochenen und wieder „zusammengeschweißten“ Belemniten.
Einen Besuch im Nördlinger Ries kann ich persönlich unbedingt empfehlen. Im Museum ist eine gute Ausstellung dazu zu sehen. Übrigens: Die Astronauten von Apollo 14 und 17 haben im Riess-Krater 1970 ein geologisches Feldtraining absolviert.
Das Rieskrater-Museum liegt übrigens am Eugene-Shoemaker-Platz 1. Shoemaker war ein Meteoriten- und Impakt-Experte ersten Ranges, er hat verschiedene Krater als Impakts nachgewiesen und gemeinsam mit seiner Frau und dem Kollegen Levy den Kometen Kometen Shoemaker-Levy 9 entdeckt.
Das Riess selbst ist mittlerweile ein Geopark mit vielen Geotopen: Geopark Ries.
Eine Entdeckertour dorthin lohnt sich unbedingt!
Peridot – from outer space
Geoff ließ im Publikum zur besseren Anschaulichkeit einige Meteoriten, ein Stück Wüstenglas und einen geschliffenen Dünnschnitt herumgehen. Der Dünnschnitt war für mich am interessantesten, weil ich so eine Kombination von Metall und Peridot noch nie gesehen habe. Manche Meteoriten haben einen Nickel-Eisen-Kern, beim Anschnitt werden darin die Widmannstättenschen Figuren sichtbar. Die Widmannstättenschen Figuren sehen aus wie feinste Schmuck-Gravuren – parallel verlaufenden Linien, die sich in verschiedenen Winkeln kreuzen. Sie sind aber natürlichen Ursprungs: „Einfach ausgedrückt besteht ein Eisenmeteorit aus vielen Eisenplatten unterschiedlicher Dichte, und diese Figuren stellen nichts anderes dar als die Übergänge zwischen diesen Eisenplatten. Die Struktur dieser Linien entspricht der Geometrie eines Oktaeders (Achtflächners), weshalb diese Meteoriten auch als Oktaedrite bezeichnet werden.“
Das war mir soweit bekannt. Dass aber in dem Nickel-Eisen auch noch Peridot eingelagert sein kann, habe ich so noch nicht gesehen. Das glänzende Metall mit der fein ziselierten Oberfläche war durchbrochen von grünlichen Kristallen, den Peridoten, die im Anschliff durchsichtig wirkten. Peridot ist Olivin in Schmuckqualität, ein Silikat-Mineral. Es kommt auf der Erde u. a. im Erdmantel vor, das Tiefengestein wird dann als „Xenolith“ mit Magma an die Erdoberfläche transportiert. Und es kommt auch in Meteoriten vor.
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